Es war einmal Athen und ist nicht mehr

Eigentlich beginnt jeder meiner Einträge mit einer Entschuldigung. Ich habe es nie richtig geschafft konstant und konsequent an diesem Blog zu arbeiten. Doch es hat mir immer, wenn ich es dann mal geschafft hatte mich an einen neuen Beitrag zu setzen, viel Spaß gemacht meine Gedanken und ein paar Erlebnisse hier auf das virtuelle Papier zu bringen. Doch mein FSJ ist für mich schon Vergangenheit. Seit dem 1. August bin ich wieder in Deutschland. Und jetzt? Jetzt studiere ich Journalistik und schaue, was mich im Leben sonst noch so erwartet. Aber eines kann ich sagen: Dieses Jahr war der Hammer. Tatsächlich sitze ich, während ich diese Zeilen schreibe, in einer Wohnung in Athen. Dieses Mal leider nur als Tourist und im Urlaub. Aber wieder zurück zu sein ist unglaublich nostalgisch und schön. In einer Stadt zu Besuch zu sein, in der man ein Jahr gelebt hat, ist ein großartiges und seltsames Gefühl. Die Menschen aus meiner Zeit als FSJler wiederzutreffen ist einfach krass. Ich denke, dass ich mein ganzes Leben lang mit Athen in einer ganz speziellen Weise verbunden sein werde.

An alle fleißigen Leser: Vielen Dank, dass ihr mich ein Stück weit begleitet habt. Einen schönen Tag euch noch. Egal wo auch immer ihr seid.

Das kleine α-β-γ | Laufen lernen im ersten Monat

Der erste Monat!

Ich habe sehr lange über eine passende Einleitung für die erste „Monatszusammenfassung“ nachgedacht. Wie sollte ich einen einheitlichen Anfang finden für dieses riesige Paket an Eindrücken, Erinnerungen und Gefühlen.
Deshalb umgehe ich diese Einleitung, indem ich als Einleitung nehme, dass es schwierig ist eine passende Einleitung zu finden. Genial oder?

Es ist, um es mal ganz schlicht zu sagen, zu viel passiert. Zu viel um jedes Detail aufzuschreiben.

Seit der ersten Stunde an beiden Schulen hat sich einiges verändert. Ich lese mehr Diktate, spiele Namensspiele mit den Kindern, werde zu aktuellen Themen befragt und so immer weiter in den Unterricht mit eingebunden.
Nicht nur das Verhältnis zwischen den Deutschlehrern und mir hat sich gebessert sondern die Schüler vertrauen mir immer mehr und mehr.
Dadurch wurde für mich ein unglaublich angenehmes Arbeitsumfeld geschaffen. So kommt es auch manchmal dazu, dass ich die Möglichkeit bekomme den Unterricht, mit umgangssprachlichen Tipps oder mit Kniffen bei bestimmten Formulierungen, zu unterstützen. Dadurch hatte ich das Gefühl, dass die Deutsch-AGs sehr belebt und locker waren.

Bei manchen Fragen bin ich selbstverständlich mit meinem Latein am Ende.
Obwohl ich dieses Fach bis zur 11. Klasse hatte, kann ich Fragen wie: Wie kann man Zufall besser beschreiben? Warum heißt es „der“ Junge aber „das“ Mädchen? Warum sagt man „zweite“ aber nicht „dreite“ sondern dritte Klasse?, nicht beantworten.
Ja also … ist halt irgendwie so. Mehr kann ich dazu nicht sagen.
Doch durch solche Fragen bzw. allgemein sehr wichtigen Themen hatte ich teilweise schon unglaubliche Diskussionen mit den Schülern. Mit einer Klasse habe ich zum Beispiel über die Frage, ob man denn zwei Heimatländer haben könnte, diskutiert. Nebenbei gab es einen unfassbaren kulturellen Austausch, wo jeder von jedem gelernt hat.

Natürlich stellen die Schüler nicht immer so interessante Fragen. Ich wurde in Stunden bei beiden Schulen mit den verschiedensten Schüler-Typen konfrontiert. Haben die Schüler eine Kein-Bock Stimmung, die ich nur zu gut aus meiner Schulzeit kenne, ist es zwar sehr ruhig in der Klasse aber so unglaublich langweilig, dass die Lehrer viel weniger schaffen als sie sich vorgenommen hatten. Die Lehrkräfte wirken dann auf mich auch so, als würden sie dann weniger Lust auf die Stunde oder allgemein weniger Freude am Unterricht haben. Diese Wechselwirkung selber zu sehen, als Nicht-Schüler und Nicht-Lehrer, war sehr lehrreich.
Und dann geht man in die nächste Klasse und die Grundschüler sind so aufgedreht, dass die Lehrer heiser aus dem Klassenraum kommen.

Am Anfang war es sehr schwer das Deutsch-Level der Kinder zu erkennen. Dementsprechend habe ich am zunächst viel zu kompliziert und schnell gelesen bzw. gesprochen.
Mittlerweile habe ich das Gefühl, als würde es immer besser werden.

Die Vorbereitungen beider Schulen für das große PASCH-Jubiläum laufen schon. Ich bin wirklich gespannt, wie das Endprodukt am Ende aussehen wird.

Wenn ihr dachtet, dass mein Beitrag hier endet … Falsch gedacht!
Mit der Zusammenfassung über die Schule bin ich vielleicht fertig aber es ist noch viel mehr passiert.

Da wäre zum Beispiel die große Feier zum Tag der Deutschen Einheit.
ich persönlich haben den immer nur als freien Tag von der Schule genossen aber, dass das in diesem Ausmaß überhaupt gefeiert wird war mir nicht bewusst.
Wir als kulturweit-Freiwillige wurden ganz offiziell, per E-Mail, zu dieser Feier in die Residenz des deutschen Botschafters eingeladen. Und auf einmal gehörten wir zu der „High Society“ von Athen. Alle Männer im Anzug und alle Frauen im Abendkleid und wir dazwischen.
Es gab viel leckeres Essen und Getränke. Wir konnten sogar kurz mit S.E. dem Botschafter reden.
Es fühlte sich schon ziemlich besonders an und wird eine unglaubliche Erinnerung bleiben.

Vielleicht könnte man bei unglaublicher Erinnerung gleich weiter machen.
Am 11. Oktober wurden wir, also die Freiwilligen und viele Schüler, zu einer Podiumsdiskussion in die Stavros Niarchos Stiftung eingeladen. Das ist ein riesiges und sehr künstlerisch gestaltetes Gebäude.
Als wäre das Gebäude noch nicht genug, nahmen an dieser Diskussion z.B. die Frau vom Bundespräsidenten Steinmeier, also Elke Büdenbender, und die Gattin des Präsidenten von Griechenland teil.
Mitten in der Diskussion fingen auf einmal alle an zu tuscheln. Als ich mich dann zur Tür drehte, sah ich eine große Menge an wichtig aussehenden Menschen den Raum betreten. Zwischen ihnen konnte man einen Blick auf Frank-Walter Steinmeier und Prokopis Pavlopoulos werfen. Dicht gefolgt  von Personen wie z.B. Gregor Gysi, Jens Plötner oder Linda Zervakis.
Die Diskussion wurde noch eine Weile weitergeführt und nach dem Ende dieser konnte wir sogar mit Frank-Walter Steinmeier und Gregor Gysi reden.
Da der jetzige Bundespräsident einer der Gründer von „kulturweit“ war konnte man kurz ins Gespräch kommen, da er uns „kannte“.
Am Abend des gleichen Tages hatten wir die Möglichkeit bei der Verleihung des Ehrendoktortitels an Frank-Walter Steinmeier von der Kapodistrias Universität in Athen anwesend zu sein. Auch ein einmaliges Erlebnis

Natürlich könnte ich jetzt noch was über meinen Hundebiss, oder die Verwechslung mit einem Schweden oder Australier reden, aber das ist vielleicht zu viel des Guten.

Ich denke, dass ich weiterhin noch echt viel erleben werde.
Leider hat man manchmal echt wenig Zeit für einen Eintrag oder ähnliches.
Daher kann ich auch nicht sagen, wann ihr wieder von mir hören werdet!

Dann würde ich mal sagen … Bis zum nächsten Eintrag

P.S. Wer Fragen hat … fragt ruhig

Das kleine α-β-γ | Der Anfang

Mein Start an beiden Schulen

Da waren sie endlich! Die ersten Tage an meinen Schulen.

Was kann man da schon sagen. Es war einfach großartig!

Mein erster Tag startete schon um 5:30 Uhr. Das hört sich nicht nur früh an sondern war es auch!
Wie vereinbart konnte mich meine Ansprechperson von der Geitonas-Schule am Ausgang einer Metro-Station mit dem Auto abholen.
Was darauf folgte war ein unglaublich schöner Sonnenaufgang an der Küste von Vari, Attika. Daher war dieser Morgen ein guter Start in den Tag!

Nach unserer Ankunft auf dem riesigen Schulgelände, welches eine eigene Leichtathletik-Bahn und auch ein Schwimmbad enthält, wurde ich direkt dem Gründer und Schulleiter der Geitonas vorgestellt.

Danach folgte ein Vorstellungs-Rundgang auf dem Gelände. Egal ob auf Deutsch oder auf Englisch, die Begrüßungen waren stets sehr freundlich und warmherzig.

Besonders interessant war die Vorstellung der Deutsch-Lehrer und die folgende Hospitation in den verschiedenen Klassen.
Die Kinder haben sich unglaublich gefreut, dass sie ihre Kenntnisse endlich mal in der „Wirklichkeit“ bei einem Deutschen ausprobieren konnten.
Es war erstaunlich, wie gut einige schon gesprochen haben!

In einer vierten Klasse konnten sich die Schüler, sehr zum Nachteil der Lehrerin, gar nicht mehr richtig auf den Unterricht konzentrieren, da sie so viele Fragen hatten und mir sogar etwas auf Griechisch beibringen wollten.

Ich konnte mit den Klassen einen kleinen Small-Talk führen, damit sie ihre kommunikativen Fähigkeiten verbessern konnten. Natürlich war das erstmal nichts anspruchsvolles, da es ungefähr so ausgesehen hat:

Ich heiße Colbin! Wie heißt du?
Ich heiße …!
Und immer so weiter!

In einigen Situationen des Unterrichts habe ich gemerkt, dass Besonderheiten in Themen wie z.B. Zahlen, welche man als Muttersprachler einfach nicht wahrnimmt, das Erlernen der deutschen Sprache unglaublich schwer macht.
Warum heißt es zum Beispiel „zweite“ aber nicht „dreite“?
Da kann man auch nur sagen: “ Keine Ahnung … Ist halt so!“

Zusammenfassend für den ersten Tag an der Geitonas-Schule möchte ich sagen, dass er total Spaß gemacht hat aber auch sehr interessant und vielfältig war!

Das war nun mein erster Tag, doch der zweite folgt sogleich!

Ich habe überlegt, ob ich einen extra Beitrag für meinen Tsiamoulis Tag machen soll oder nicht. Wer sich aber wirklich dafür interessiert, der muss schon bis zum Ende des Beitrags lesen.

Mein Start an dieser Schule war sehr durch eine eher spontane Präsentation von Stralsund, der Stadt aus der ich komme, geprägt.

Auf einmal stand ich da und sollte was über meine Heimat erzählen.
Und ehrlich gesagt … sooo schlecht war das gar nicht.
Durch einen verrückten Zufall hatte ich das Gründungsdatum von Stralsund und noch andere interessante Informationen im Kopf.

Oder hatte ich in diesen ca. 16 Jahren, welche ich dort verbrachte, etwa doch irgendwas gelernt?

Ähnlich, wie bei der Geitonas, wurde ich vielen Lehrern vorgestellt und auch sehr freundlich empfangen.

Vor den Präsentationen( Plural! Ich habe sie 6-mal vor verschiedenen Klassen gehalten) gab es ein kleines Briefing zwischen meiner zweiten Ansprechperson, einer Germanistikstudentin und mir.

Diese kleine Präsentation zu halten hat so viel Spaß gemacht, da die Schüler irgendwie wirklich interessiert waren, oder zumindest so aussahen.
Da sie auch nicht so lang ging, hatten die Schüler jeder Klasse, immer noch die Gelegenheit mir Fragen zu stellen. Ob Haustiere oder Hobbys … Sie hatten jedenfalls einige!

Mein absolutes Highlight war eine Diskussion mit einer 11. Klasse über die Probleme und aktuelle Situation deutscher Jugendliche.
Dieses Gespräch wurde nur durch die schon sehr fortgeschrittenen Deutsch-Kenntnisse der Schüler möglich!

Eine Besonderheit an der Tsiamoulis-Schule ist, dass die deutsche Sprache ziemlich im Mittelpunkt des Lehrplans steht und sozusagen Pflicht ist.
Auf der Geitonas ist Deutsch hingegen eine Sprache, welche man neben Französisch z.B. wählen kann.

Außerdem befinden sich Grundschule und Gymnasium nicht an einem Ort sondern sind ca. 5 Minuten voneinander entfernt.

Als Fazit kann man also sagen, dass mir dieser Tag genauso gut gefallen hat, wie an der Geitonas-Schule.
Meine Integration in den Unterricht war ziemlich unterschiedlich aber immer spannend.

Das war es erstmal von meiner Seite!

Ein kultiges auf Wiedersehen!

 

P.S. Ich bin stolz auf alle, die diesen Beitrag bis zum Schluss gelesen haben!