Mutter-Tochter-Woche(nende) (Woche 28)

Schon ganze drei Tage ist dieser Beitrag jetzt überfällig, aber hey: lieber spät als nie.

Der Montag und Dienstag verliefen recht ereignislos. Ich verbrachte die Vormittage in der Schule und die Nachmittage trotz des schönen Wetters überwiegend mit Unterrichtsvorbereitung. In der Schule war der Schulball natürlich Gesprächsthema Nummer 1 und Schüler:innen und Lehrkräfte gleichermaßen waren insbesondere am Montag noch ziemlich müde.

Am Dienstagabend machte ich mich endlich mal wieder auf den Weg zum Rollschuhlaufen, wo mich eine Trainingseinheit zum Thema „Blocking and Hitting“ erwartete. Blaue Flecken sind da vorprogrammiert und ich war froh über meine Schutzausrüstung. Im Anschluss ging es noch in eine Bar, die glücklicherweise ganz in der Nähe meiner Wohnung liegt, sodass es nicht allzu spät wurde. Schließlich musste ich ja am nächsten Morgen früh (naja, zumindest für meine Verhältnisse) raus.

Der Mittwochvormittag verlief nicht ganz so wie geplant, was in erster Linie daran lag, dass nach der ersten Stunde der Computer nicht mehr funktionierte. Und das, nachdem ich schon die ersten 15 Minuten dieser Stunde gewartet hatte, bis die Techniker etwas am Computer repariert hatten. Also war improvisieren angesagt, was den meisten Klassen aber nicht sonderlich viel ausmachte, da sie sowieso im Anschluss an meine Stunde einen Test schrieben und fleißig unter dem Tisch lernten (Ich entwickle so langsam eine größere Abneigung gegenüber Mathetests, als ich sie je während meiner eigenen Schulzeit verspürt habe).

Den Nachmittag verbrachte ich nach einer weiteren Unterrichtsstunde und der ersten Fluraufsicht meines Lebens (was tut man nicht alles, wenn einen die Schüler:innen so lieb fragen) endlich an der frischen Luft, wo ich nach einem kleinen Spaziergang durch die Stadt das erste Eis des Jahres genoss. Ein Tipp für alle, die es im Sommer mal nach Brno verschlägt: auf den Plätzen im Zentrum stehen kleine, bunte Apen, die sehr leckeres, veganes Eis in den exotischsten Geschmacksrichtungen verkaufen.

Nicht so gut zu erkennen, aber von Drachenfrucht über Wassermelone bis hin zu Apfel-Basilikum gibt es die ausgefallensten Sorten

Ich habe mich dann doch für die langweilige Version entschieden: Waldfrucht

Im Anschluss setzte ich mich mit meinem Eis auf eine Parkbank hinter dem Petrov und arbeitete ein wenig an meinem Häkelprojekt weiter, was mir von den beiden älteren Damen auf der Nachbarbank wohlwollende Blicke, ein „hezký!“ (schön) und noch ein paar weitere freundliche tschechische Worte einbrachte, die meine Sprachkenntnisse allerdings überstiegen. Ich tippe aber mal stark darauf, dass es mit der Jugend von heute und dem knutschenden und ins Handy starrenden Pärchen ein paar Bänke weiter zu tun hatte.

Spoiler: der Jutebeutel hat womöglich bald ausgedient.

Dann wurde es auch schon Zeit, mich auf den Rückweg zu machen, denn heute Abend warteten noch zwei wichtige „Termine“ auf mich. Der erste war mein Sprachkurs, der zweite der Besuch meiner Mutter, die am Mittwochabend mit dem Zug in Brno ankam. Nach großem Hallo am Bahnhof – die Wiedersehensfreude war groß – machten wir uns auf den Weg in meine Wohnung, wo wir erstmal gemeinsam vesperten, schließlich macht reisen – das weiß ich aus eigener Erfahrung – hungrig.

Am nächsten Morgen trennten sich unsere Wege vorübergehend wieder, da ich in die Schule musste, während meine Mutter sich auf den Weg in die Stadt machte. Dort trafen wir uns auch und aßen im Museumscafé zu Mittag – dort gibt es die besten Suppen der Stadt – bevor wir noch ein wenig durch die Stadt schlenderten, einen Abstecher ins Café Mitte machten (das Essen ist bei einem Besuch in Brno bei so vielen verlockenden Möglichkeiten eben ein wichtiger Teil) und schließlich noch in den Supermarkt gingen. Es ist schon komisch, sich plötzlich besser in einem Supermarkt auszukennen, als die eigene Mutter.

Am Freitag musste ich ebenfalls nochmal in die Schule, bevor wir uns am Nachmittag auf den Weg zur Villa Tugendhat machten. Diesmal allerdings nicht, um sie von außen zu besichtigen, sondern wir hatten tatsächlich Karten für eine Tour ergattern können.

Wem die Villa nicht bekannt ist, hier eine kurze Zusammenfassung. Die Villa Tugendhat wurde vor ca. 90 Jahren von dem Architekten Ludwig Mies van der Rohe für eine jüdische Familie gebaut. Mit dem Bau der Villa reformierte der Architekt gewissermaßen den Baustil seiner Zeit, da er statt auf Prunk und Verzierungen, auf die Mottos „Less is more“ und „God is in the detail“ setzte und „erfand“ im Grunde den Bauhausstil. Zu Gute kam ihm dabei das Vermögen der Tugendhats, die in die Villa so viel investierten, dass es zur damaligen Zeit für fast 80 Einfamilienhäuser gereicht hätte. Die Familie floh 1938 vor den Nazis und bis 1992 wurde die Villa nacheinander von den Nazis, den Kommunisten (die brachten sogar ihre Pferde dort unter), als Ballettschule, Rehazentrum und schließlich Unterkunft für hochrangige Besucher Brnos und der Tschechoslowakei genutzt, bis sie schließlich 1992 durch die Unterzeichnung des Vertrags zur Teilung der Tschechoslowakei im Garten der Villa ihre wohl größte Berühmtheit erlangte. Inzwischen wurde sie restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, allerdings darf man keine Fotos von den Innenräumen machen.

Wer jetzt interessiert ist, muss sich daher auf mein Wort und Fotos auf dem Internet verlassen, wenn ich sage, dass sich die Tour wirklich gelohnt hat, wenn man an Architektur interessiert ist. Die Technik und der Stil in dem die Villa gebaut wurden, sind beeindruckend und faszinierend, insbesondere das Wohnzimmer, von wo aus man einen Blick über die Stadt bis nach Spilberk hat.

Sieht aus wie eine Villa aus der heutigen Zeit.

Kaum vorstellbar, dass hier mal Pferde untergebracht wurden.

Hier wurde der Vertrag zur Teilung der Tschechoslowakei unterzeichnet.

Von außen darf man zum Glück Bilder machen.

Den Abend verbrachten wir in einem ebenfalls sehr schön eingerichteten Restaurant, in dem ich bisher noch nie war, dass aber durchaus einen erneuten Besuch wert ist.

Am Samstag war das Wetter immer noch genauso schön, wie die Tage zuvor, sodass unserem Ausflug nach Mikulov nichts im Wege stand. Mit dem Bus ging es über Landstraßen und durch Dörfer nach Mikulov, deren Burg genauso wie der heilige Berg schon von weitem zu sehen war. Im Gegensatz zu meinem letzten Besuch war ich dieses Mal nicht erkältet und windig war es auch nicht, sodass wir die schöne Altstadt und den Blick bis nach Österreich in vollen Zügen genießen konnten und uns sogar an den „Aufstieg“ auf den heiligen Berg wagten. Von dort oben war die Aussicht sogar noch besser, sodass es eine Weile dauerte, bis wir uns wieder auf den Rückweg machten.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass ein Bild aus genau dieser Perspektive bereits auf meinem Blog existiert.

Aus dieser wahrscheinlich auch

Und der Blick auf den heiligen Berg darf natürlich auch nicht fehlen.

So sieht die Kapelle auf dem heiligen Berg dann von Nahem aus.

Und so Mikulov von oben.

Wieder in Brno angekommen, kochten wir noch ein letztes Mal zusammen, bevor es auch schon wiede hieß: Koffer packen. Den Abend wollten wir dann eigentlich mit einem Film ausklingen lassen, allerdings machte uns mein Laptop einen kleinen Strich durch die Rechnung, indem er beschloss, sich doch tatsächlich ein Virus einfangen zu müssen. Ein paar panische Youtube-Videos später, die mir abwechselnd versicherten, es wäre kein großes Ding oder eine komplette Vollkatastrophe, zogen wir schließlich den Telefonjoker und riefen meinen Vater an, der das Unmögliche möglich machte, googelte und tatsächlich eine sinnvolle Information fand und schließlich war mein Laptop wieder virenfrei und wir hatten sogar noch Zeit für die erste Folge des „Damengambits“.

Am nächsten Morgen ging es dann recht früh an den Bahnhof, wo wir gemeinsam auf den Zug warteten und uns schließlich zum wahrscheinlich letzten Mal verabschiedeten, bevor mein Freiwilligendienst endet.

Um nicht allzu sehr vom Heimweh erwischt zu werden, dass einen meiner Meinung nach immer härter trifft, wenn man gerade zu Hause war oder Besuch hatte, war ich direkt im Anschluss mit Antonie zum Frühstück verabredet. Die Pancakes, die wir uns gönnten, verarbeiteten wir bei einem anschließenden Bummel durch die Stadt, bevor sich jede wieder auf den Heimweg machte.

Hmmm lecker

Ich habe meine Sonnenbrille zur Abwechslung mal nicht vergessen!

Zu Hause angekommen, verbrachte ich den Mittag mit einem Buch im Sessel, bevor es mich doch nochmal nach draußen zog und ich kurzerhand meine Laufschuhe schnürte, die über den Winter ein wenig eingestaubt sind. Entlang des Flusses, der ganz in der Nähe meiner Wohnung ist, konnte ich dem Stadttrubel ein wenig entrinnen und mir die Sonne ins Gesicht scheinen lassen, die so sehr wärmte, dass ein T-Shirt völlig ausreichend war.

Kurze Pause, bevor ich mich die letzten 400m durch die Stadt quäle. Aber hey, ist ja nur eine Stadionrunde…

Ausgepowert und zufrieden genoss ich so die letzten Sonnenstrahlen, die durch mein Dachfenster fielen, wohlwissend, dass die Wettervorhersage leider für die nächste Woche nicht mehr ganz so berauschend aussieht. Nichtsdestotrotz stehen nächste Woche ein paar Sachen an, die eigentlich gutes Wetter erfordern, also hoffen wir mal, dass das Wetter seine Meinung noch ändert, und uns weiterhin mit sommerlichen Temperaturen uns Sonnenschein beschenkt.