Hallo zu einem neuen Beitrag über eine Woche, die tatsächlich wie erhofft ein wenig ruhiger verlaufen ist, als die vorherigen Wochen. Okay, vielleicht nicht ganz soooo ruhig, aber auf jeden Fall ruhiger. Und das ist ja schonmal was.
Der Montag begann wie auch in der vergangenen Woche mit dem Projekt zur Bundespräsidentenwahl. Und ich muss sagen, die Schüler*innen haben mich mit ihrem Wissen teilweise echt umgehauen. Vor allem, wenn es darum ging, Fakten aus der vergangenen Stunde praktisch anzuwenden, zum Beispiel bei Fragestellungen wie: „Sollte der Bundespräsident vom Volk gewählt werden?“ War ich am Anfang noch ein wenig besorgt, ob dieses Thema eventuell zu komplex ist, belehrten mich die angeregten Diskussionen der Schüler*innen schnell eines besseren.
Abends ging es für mich dann mal wieder zum Sprachkurs, über den ich hier schon länger nicht mehr geschrieben habe. Ich würde behaupten, definitiv Fortschritte gemacht zu haben, auch wenn mein Wortschatz durchaus noch ausbaufähig ist. Vergangenheit und Zukunft sitzen allerdings – so einigermaßen und die verschiedenen Fälle bekomme ich schon noch auf die Reihe. Aber mal ehrlich, wer hat es sich ausgedacht, dass die Stadt Brno heißt, ich aber in Brně wohne und nach Brna gehe? Wer sich also gefragt hat, warum dieser Blog „Blog v Brně“ heißt, dem kann ich nun erklären: Es handelt sich hierbei um den Lokativ, einer der sieben Fälle im Tschechischen, der bei der Beschreibung von Orten (Achtung: Wo man sich befindet, NICHT Wohin man geht) verwendet wird und mich bisweilen in den Wahnsinn treibt.
Auf dem Rückweg vom Sprachkurs, den ich neuerdings gemeinsam mit einem türkischen Mitschüler zurücklege, beschlossen wir kurzerhand, unser Können beim besten Döner der Stadt zu testen und scheiterten tatsächlich erst an der letzten Frage „Hier essen oder zum Mitnehmen?“ Beim nächsten Mal klappt das dann auch.
Den Dienstag verbrachte ich neben dem Bundespräsidentenprojekt auch mit einer Einheit Sport. Und zwar mit meinem „Heimverein“, der momentan aufgrund der Coronalage Online-Training veranstaltet. Das hat für mich natürlich den großen Vorteil, mitmachen zu können und gemeinsam zu leiden macht doch wesentlich mehr Spaß als alleine.
Mittwochs bestand meine Arbeit neben drei regulären Unterrichtsstunden auch aus einer Stunde Onlineunterricht, die beinahe daran scheiterte, dass der Laptop, den ich eigentlich benutzen sollte, weder über eine funktionierende Kamera noch über ein Mikro verfügte. Etliche Bemühungen meiner Schüler*innen, mir die tschechischen und technischen Einstellungen zu erklären, scheiterten und so griff ich notgedrungen auf einen schon leicht verstaubten Laptop zurück, der aber immerhin funktionierte.
Das Highlight des Tages war aber auf jeden Fall der Abend/die Nacht. Wer sich noch daran erinnert, vor zwei Wochen traf ich auf meiner etwas abenteuerlichen Rückfahrt von Budweis nach Brno einen Studenten aus Brno. Eben dieser Student lud mich nun auf eine Studentenparty ein, die am Mittwochabend stattfand. Also traf ich mich am Mittwoch mit ihm und seinen Freund*innen, die glücklicherweise auch nicht alle Tschechisch sprechen (dann fühle ich mich nicht ganz so schlecht), in einer Kneipe, wo der Abend sehr viel entspannter und lustiger verlief, als ich es erwartet hatte. Nur der Ausflug zu der eigentlichen Party gestaltete sich in meinem Fall recht kurz, denn angesichts der langen Schlange vor dem Eingang und den nur stündlich fahrenden Nachtbussen, war schnell klar, dass ich nicht besonders viel Zeit dort verbringen würde. Genossen habe ich den Abend dennoch sehr, auch wenn das Aufstehen am nächsten Tag verdammt hart war.
Donnerstags raffte ich mich dann trotz der Müdigkeit auf für einen Spaziergang durch Veveří, eines der schönsten Viertel Brnos, wie ich finde. Mit einem Buch machte ich es mir auf einer sonnigen Parkbank gemütlich, schaute zwei Hunden beim Spielen zu, beobachtete die lange Schlange vor dem Café und genoss die Sonnenstrahlen im Gesicht, bis diese nach und nach weniger wurden und schließlich ganz verschwanden.
Auf dem Rückweg machte ich noch einen kurzen Abstecher in ein Wollgeschäft, um endlich meinem neu erwachten Häkelfieber nachgehen zu können. Das ganze Unterfangen stellte sich in Ermangelung an Vokabeln dann doch als etwas komplizierter heraus, aber schließlich hielt ich eine Häkelnadel und ein Wollknäuel in der Hand. Was genau ich häkeln will weiß ich noch nicht, aber da fällt mir schon noch was ein.
Am Freitag standen dann die letzten Stunden unseres Projekts an, in denen es darum gehen sollte, Fragen für unser Gespräch mit einem Mitglied der Bundesversammlung zu sammeln. Das Blöde: unser Gesprächspartner hat sich Corona eingefangen und konnte dementsprechend nicht zur Wahl gehen. Das Gespräch findet aber dennoch statt und die Schüler*innen hatten so die Möglichkeit, bei der Formulierung der Fragen den Konjunktiv aktiv anzuwenden.
Außerdem war ich mal wieder in der Abschlussklasse dabei, die in dieser Stunde Wortschatzarbeit machte. So konnte ich gleich meinen Wortschatz um ein paar mehr oder weniger hilfreiche Vokabeln erweitern und kam bei dem anschließenden Kurztest dank meines Kurzzeitgedächtnisses immerhin auf 4 von 10 Punkten.
Den Nachmittag verbrachte ich, wie kann es anders sein, mit meinem Wollknäuel, der Häkelnadel und einer Tasse Tee im Sessel – ich fühlte mich ein bisschen wie eine alte Dame – nur die 10 Katzen fehlten.
Den Samstag ließ ich gemütlich angehen, bis ich mich schließlich mit einer vietnamesischen Mitschülerin aus meinem Sprachkurs traf. Wir hatten uns zum Spazierengehen am Stadtrand Brnos verabredet, sodass ich mal wieder einen neuen Teil von Brno kennenlernte. Bei Gesprächen, die sich um die tschechische Sprache, das vietnamesische und schwäbische „Hanoi“ (Vietnamesisch: die Hauptstadt Vietnams, schwäbisch: „Ha nee“) und verschiedenste andere Dinge drehten, liefen wir schließlich bis zum Flugplatz, der sich dort in der Nähe befindet.
Halb erfroren machten wir uns schließlich auf den Weg ins Zentrum, um in einem vietnamesischen Restaurant zu essen. Es war seeeeehr lecker.
Der Sonntag lief ganz ähnlich ab, allerdings traf ich mich dieses Mal mit einer Schülerin der Abschlussklasse. Gemeinsam liefen wir zu Bílá hora, einem Aussichtspunkt, wo wir den Blick über die Stadt genossen, vergeblich die Schule suchten und den strahlenden Sonnenschein genossen, bevor wir es uns mit einem heißen Schokolade in einem Café gemütlich machten.
Der letzte Programmpunkt der Woche war allerdings die Online-Messe von kulturweit, bei der ich als aktuelle Freiwillige gemeinsam mit zwei Alumni Interessierten etwas über kulturweit allgemein und meinen Freiwilligendienst im Konkreten erzählte.
Nach diesem erfolgreichen Abschluss der Woche und einem Wochenende, das erholsamer nicht hätte sein können, bin ich gespannt, was die nächste Woche so bringt und verabschiede mich mit einem „Měj se hezky!“ – Macht es gut!
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