Die Frage nach einem Namen für meinen Blog stand vermutlich schon genau so lange im Raum wie der feste Vorsatz, einen solchen zu schreiben. Etwas mit meinem Einsatzland sollte er zu tun haben und er sollte ausdrücken, was auf dieser Website passieren wird. Von Ideen, wie ein Wort der Verkehrssprache Wolof zu verwenden (unmöglich, da unschreibbar und unaussprechlich), meinen Namen in der URL zu verarbeiten (klingt egozentrisch) oder etwas auf Französisch zu schreiben (sieht immer blöd aus ohne Leerstellen zwischen den Worten, probiert es aus!) habe ich mich verabschiedet. Geworden ist es nun (trommelwirbel…) BAOBABLOG! In dieser Synthese stecken die Wörter Baobab und Blog: Ersteres ist die Nationalpflanze des Senegal, auf Deutsch auch Affenbrotbaum, und laut Wikipedia eine Gattung großer, markanter und häufig bizarr wachsender Laubbäume. Mit dieser Beschreibung ist mir dieser Baum so dermaßen sympathisch, er steht sogar im Ranking noch über meinen Kakteen. Das zweite Wort, Blog, ist wohl selbsterklärend. Dazu bleibt nur zu sagen, dass ich die Ambitionen hege, hier keinen typischen Blog voll von Erlebnisberichten zu schreiben. Ich möchte meinen Baobablog auch als Plattform nutzen, um mich an verschiedenen journalistischen Textsorten auszuprobieren und so Steinchen für Steinchen ein Mosaik zu legen, das meinen Freiwilligendienst und das Land Senegal darstellen soll.
Das Abenteuer beginnt! Wie die Deutsche Bahn einen inneren Monolog in mir auslöst.
Ich sitze im Zug Richtung Berlin. Dort wird die nächsten zehn Tage das Vorbereitungsseminar für alle kulturweit-Freiwilligen stattfinden. In meinem riesigen Koffer habe ich – neben viel zu vielen Klamotten – einen Haufen Vorfreude auf das, was wir lernen werden und ganz besonders auf die Menschen, die ich kennenlernen werde. Die drei Mädchen, die mit mir gemeinsam in den Senegal reisen werden, habe ich schon kennen gelernt, wenn auch nur digital. Jedoch habe ich besonders mit einer von ihnen, Nora, schon so viel geschrieben und zehnminütige Sprachnachrichten ausgetauscht, dass es mir so vorkommt, als würden wir uns schon ewig kennen.
Im Zugfenster neben mir fliegt Mitteldeutschland mit zerfallenen Fabrikgebäuden und Wohngebieten mit Fertigwohnhäusern vorbei. Ich kann es kaum erwarten, in zwei Wochen im Senegal aus dem Fenster zu sehen und mitten in einer Welt zu sein, die vermutlich kaum etwas mit dieser zu tun hat. Auf welche westlichen Strukturen werde ich treffen? Wie viel ursprüngliches Afrika steckt in der Millionenmetropole Dakar? Und wie wird es werden, plötzlich alleine zu leben? Während andere aus meiner Stufe, Freunde, neben denen ich jahrelang in der Schule gesessen habe, nun in andere deutsche Städte zum Studieren ziehen werden, ziehe auch ich aus – aber nach Afrika.
Das ist nur ein Bruchteil der Fragen, die ich mir stelle. Jedoch sind es auch die Fragen, über die ich in den nächsten zehn Tagen gerne mit den anderen Freiwilligen sprechen möchte. Gestern Abend haben wir den Seminarplan erhalten (kulturweit ist so gruselig gut organisiert) und wir werden anscheinend viel Zeit haben, um uns in Kleingruppen, den so genannten „Homezones“ auszutauschen, aber auch Momente zur eigenen Reflexion haben und mit den Verantwortlichen von kulturweit sprechen können. Über solche Vorbereitungsseminare habe ich bereits die verschiedensten Geschichten gehört. Während eine Freundin auf ihrer dreitägigen „Vorbereitungswoche“ philosophische Gespräche zu Themen wie „Was ist Kultur?“ führte, hatte eine andere Freundin einen Praxis-Workshop, wie man in Afrika mit den Händen isst. Was nun am Werbellinsee geschehen wird gleicht also vermutlich einer Wundertüte.
Meine Fahrt mit dem ICE 1724 Richtung Müritz scheint mir eine lachhaft passende Metapher für meine gesamte Reise in den Senegal zu sein. Alles ist unglaublich strukturiert und organisiert (siehe Zugnummer), aber das Ziel des Ganzen ist einem gänzlich unbekannt, auch wenn man sich ihm langsam nähert. Dieses Vorbereitungsseminar ist die erste Etappe meines Abenteuers Afrika – und ich freue mich unglaublich darauf!