Einfach nur ein Statusupdate

Ich hab’s mir überlegt. Ich bin an diesen Blog herangegangen mit großen Plänen und der ambitionierten Vision, hier den journalistischen Durchbruch zu erzielen. Nun bin ich aber zu der Einsicht gekommen, dass ihr, meine Freunde und Familie, das gar nicht unbedingt wollt, sondern einfach nur wissen wollt, wie es mir geht und was ich so treibe. Und dass ich von solchen Ambitionen eher gelähmt werde, als regelmäßig etwas zu posten. Deshalb werde ich jetzt ganz unprätentiös und unspektakulär einfach über meinen Alltag hier berichten, meine Ausflüge und wie es in nächster Zeit weiter geht. Und zwar genau in dieser Reihenfolge :).

Da sich in den ersten vier Wochen die Arbeit eher ruhig gestaltet hat (hauptsächlich verursacht durch die Abwesenheit unserer Betreuerin), hatten wir vier kulturweit-Freiwillige viel Zeit, uns einzuleben. Doch dann ging es richtig los: Nora und ich begannen einen Sprachkurs am Institut Franҫais, ich zog zur Untermiete bei einem Franzosen ein und – die größte Veränderung – meine Arbeit an der Schule begann. Dort fühle ich mich sehr wohl und werde unglaublich gut eingebunden, sodass ich mich entschieden habe, dort in ein Betreuerzimmer des Internats zu ziehen. Diese Entscheidung bringt einige Vor- und Nachteile mit sich (Meerblick vs. Kein Internet), aber was eindeutig dafürspricht, ist, dass ich dort kostenlos wohne und verpflegt werde. Der Umzug steht nun nächste Woche an; das kann ja noch lustig werden, mit meinem ganzen Geraffel die Fähre benutzen zu müssen…

Besonders während des Sprachkurses waren meine Tage sehr lang und anstrengend. Morgens um kurz vor 8 Uhr musste ich an der Bushaltestelle stehen (Dakar ist besonders morgens ein Verkehrschaos von unvorstellbarer Dimension). Der Vormittag war dann dem Sprachkurs gewidmet und dann fuhr ich zweimal die Woche nachmittags ins Goethe-Institut und zweimal die Woche nachmittags mit der Fähre auf die Insel Gorée. Selten war ich vor 20 Uhr zu Hause. Aber ich möchte mich auf keinen Fall darüber beschweren; ich bin sogar sehr froh, über gut gefüllte Tage. Mir gibt es eine Sicherheit, genau zu wissen, was man als Nächstes machen muss und wenn man nicht die Zeit hat, nachzudenken. Das ganze Leben hier ist auch soviel einfacher geworden. Das Wetter ist viel angenehmer (ich schalte ab und zu meinen Ventilator aus!) und ich habe sogar das Bussystem durchblickt. Auch mit den interessierten Blicken auf der Straße, den ca. 50 Leute, mit denen ich am Tag Smalltalk führe und sogar den gelegentlichen Heiratsanträgen, habe ich gelernt umzugehen. Obwohl es natürlich immer noch anstrengend und echt komisch ist. Auch habe ich bereits echt gelernt, wie man alleine lebt und wie viel man für eine Person kochen muss. (An dieser Stelle Shoutout an Nora, die immer noch für vier kocht :)).

Zusammengefasst: Unter Woche bleib bisher nie viel Zeit für irgendwas. Das haben wir aber angemessen an den Wochenenden und Feiertagen nachgeholt. Unsere Ausflüge und Strandbesuche hier sind schon wirklich sehr cool – da merkt man immer wieder, dass man an einem Ort arbeitet, den andere im Urlaub besuchen. Besonders die kleinen Inseln um die Halbinsel Dakar herum, haben es uns angetan. Alle drei sind komplett unterschiedlich: Gorée, die größte von ihnen, war sehr wichtig in der Kolonialzeit und großer Umschlagplatz des Sklavenhandels. Heute ist die Insel hauptsächlich geprägt vom Tourismus, jedoch steht dort auch „meine“ Schule und es gibt Kulturveranstaltungen wie das Kinofestival, das wir letztes Wochenende besucht haben. Ngor ist bedeutend kleiner und eine sehr geruhsame und einfache Fischerinsel. Dort gibt es wunderschöne Strände und tolle Fischrestaurants. Letzten Montag, senegalesischer Feiertag aufgrund der großen Pilgerfahrt nach Touba, besuchten wir die Île de Madeleine. Diese Insel ist gänzlich unbewohnt und wurde in den 80er Jahren zu einem Nationalpark umgestaltet. Die Buchten und Steilklippen waren wirklich unglaublich. Vor zwei Wochen machten wir uns sogar auf große Fahrt in das fünf Stunden entfernte Saint-Louis. Wir besuchten dort unsere Freundin und Mitfreiwillige Franzi und verbrachten ein schönes Wochenende mit Sightseeing und Familienanbindung. Für eine ausführliche Beschreibung unserer Exkursionen in der ersten Zeit kann ich euch nur wieder Noras Blog ans Herz legen (www.kulturweit.blog/panoramasenegal). Wir beide führen seit unserer Ankunft sowieso ein eheähnliches Leben, ihre Berichte stimmen exakt mit dem überein, was ich auch erlebt habe. Leider zieht Nora dieses Wochenende nach Kaolack, einer Stadt im Landesinneren des Senegals, wo sie die Arbeit an „ihrer“ Schule beginnen wird. Also steht wohl wieder eine Änderung hier in unserer beiden Lebensalltage an.

Im Moment arbeiten wir auf Hochtouren an der Organisation eines großen Projekts des Goethe-Instituts, bei dem Ende November sechs senegalesische und zwei deutsche Schulen zusammen ein zehntägiges Schulradioprojekt auf Gorée machen werden. Dafür gibt es noch einiges zu tun – versucht ihr mal, hier ein Busunternehmen zu finden oder die Regelungen der SODAV, der senegalesischen GEMA, zu durchschauen. In gut zwei Wochen findet auch direkt schon das Zwischenseminar statt. Für uns ist das aber kein allzu großes Projekt, da es hier im Senegal stattfinden wird. Desweiteren habe ich bereits angefangen, meine Weihnachtsferien hier zu planen (ich sage nur Kayaktour und Surfkurs) und schreibe sogar schon Bewerbungen für die Zeit nach dem Freiwilligendienst.

Mein Zeitgefühl ist irgendwie vollkommen verquer. Einerseits kommt es mir so vor, als sei ich schon ewig lang hier (meine erste Malariatabletten-Packung ist schon leer!), aber andererseits liegt noch so viel vor mir. Und ich freue mich sehr darauf!

(Fast) meschenleere Gasse von Gorée

Bei einem Konzert im Institut Francais

Traumstrand von Ngor

Pferdefuhrwerk und Müllberge am Strand von Yoff

Nora und ich

Blick von der Fähre auf die Insel Gorée

Beim Kinofestival unter freiem Himmel

Felsen der Île de Madeleine

Bilderbuch-Natur 🙂

Ich, Nora und Johanna

Île de Madeleine

Das alles ist ein RIESIGER Baobab!!