Schon über einen Monat…

Die Zeit vergeht so schnell…

Der letzte Eintrag endete, bevor wir das erste mal übers Wochenende in Accra waren, mittlerweile liegt das zweite Accra Wochenende hinter uns. Accra ist tatsächlich immer ein wenig Heimat, bzw. Berlin feeling für mich, auch wenn es eigentlich eine ich möchte behaupten “unschöne” und überfordernde (Ankunft an den TroTrostationen immer Stress pur) Großstadt ist, die den Eindruck macht Ländern des Globalen Nordens zu entsprechen und den Weißen der Stadt einen Raum zu geben. Doch vor allem dann, wenn ich tanzend vor einer lauten Box stehe oder mit Marie etwas leckeres veganes Essen gehe z. B. Falafel, fühl ich mich immer ein bisschen wie in Berlin und bin genau die “Obroni” (Weiße auf Twi), die darauf anspringt.

Hier eine Liste an Dingen die wir in Accra gesehen haben:

Butterfly Markt – ein wunderschöner Markt mit vielen Stoffen, Accessoires, Kunsthandwerk uvm.

Yogaaaaa – im “theyogastudioaccra”, was unfassbar toll war

Mother Earth Festival – Markt, Musik und Sport im verträumten Botanischen Garten in Abouri, mit vielen veganen Optionen (persönliches Highlight: veganes Proteinpulver!!!)


Art Center – wo wir uns wohl ganz unkonventionell Muschelketten gegönnt haben

Global Mamas – Fair Trade Laden, mit super süßen kleinen selbstgemachten Dingen, Klamotten etc.

Der Rückweg war auch eine Aktion für sich…

Eigentlich kann man von Accra bis Ada Kasseh durchfahren.

Ich bin aber erst von Accra nach Tema. Dort wollte ich nämlich eigentlich Marie nach ihrem Kletterausflug treffen, das hat aber doch nicht geklappt. Unerwarteter Weise fuhr der TroTro nach Tema rein, ich wollte aber nur über Tema weiter nach Ada. Zum Glück hat mir eine liebe Frau namens Hajiya geholfen zur nächsten Station zu kommen. Bless you Hajiya! Weiter ging’s eine kurze Strecke nach Dawehnya. Von da aus dann endlich nach Ada. Mittlerweile wurde es schon langsam dunkel und ich hatte kein Kleingeld mehr um Essen zu holen (Achtung, Luxusproblem). Nachdem ich endlich in Ada Kasseh war, nur nach Hause wollte und was essen, die Taxifahrer sich schon darum gestritten haben in welchem Taxi ich mitfahre, tat ich ein Schritt nach vorn und plums… landete Ich natürlich in der “Pissrinne” (so hab ich sie getauft, das ist die ca. 50 cm Tiefe Rinne am Straßenrand). Warme, braune Brühe, lecker… Natürlich haben mir die Leute drumrum sofort raus geholfen.

Am Ende des Tages haben mir 4 Menschen, die ich auf der Reise getroffen habe und die mir geholfen haben, geschrieben bzw. mich angerufen, ob ich gut zuhause angekommen sei. In Deutschland unvorstellbar.

Über Ostern waren Marie und ich in Wli, das ist in der Volta Region, in der Nähe von Ho, bzw. HoHoe.

Wli ist in den Bergen, dadurch war auch das Wetter milder und in der Nacht war es gerade zu kalt, mit 24 Grad Celsius.

Dort haben wir nicht nur einen Skorpion und ein Chamäleon gesehen, sondern haben auch Bettina mit ihrer Tochter Fabienne, aus Frankfurt kennengelernt.

Zusammen haben wir den großen Togo Loop gemeistert. Eine Wanderung die über ein Dorf in Togo und den höchsten Wasserfall Ghanas ging. Auf dem Weg herunter fing es natürlich extrem an zu schütten, was wirklich eine Herausforderung war bei den “Wegen”, die eher grössere Wurzeln der Bäume waren, an denen wir versuchten nicht herunter zu rutschen. Respekt vor allem an Bettina, die das ganze mit Höhenangst geschafft hat.


Dann haben Marie und ich noch eine zweite Wanderung gemacht auf den Afadjato, den angeblich höchsten Berg Ghanas (fälschlicherweise 885 m, eigentlich 590m). Nach 50 Minuten Ganzkörperworkout waren wir oben, wo schon andere mit Afrobeats den Aufstieg feierten. Auch das in Deutschland… unvorstellbar.

Unten wieder angekommen, wurden wir von einem Mann gefragt ob wir ein Moto bräuchten, wir haben aber von dem guten Palmwein gehört und fragten ihn, wo wir den finden können. Er nur: “na klar, 10 Minuten zu Fuß”. Und so folgten wir einem Fremden, mit einer Seelenruhe durch Palmen Plantagen und Büsche, bis wir auf einen kleinen Platz kamen, wo große bunte Container standen und weiter hinten 2 Männer, die den Palmwein gerade herstellten. Das sah so aus:

Und dann hatten wir den, durch ein Tuch gefilterten Palmwein (,denn auch Bienen lieben wohl Palmwein) in unseren Lifestraw Flaschen (ohne die Filter natürlich) und marschierten zurück.


In der Lodge, die von 2 Deutschen geführt wurde fabrizierte Marie erstmal eine Palmwein Fontäne (wie wir später erfuhren, waren wir nicht die ersten in diesem Zimmer, die das geschafft haben) Palmwein ist nämlich sehr ähnlich zu Federweißer.

Der Ostersonntag begann dann bei uns in der Kirche, das gab mir irgendwie ein sehr wohliges Gefühl, verstehen konnten wir zwar nichts, aber Leute um uns herum haben uns aufgeklärt, sobald wir uns in irgendein Geschehen einreihen sollten.

Der Tag endete dann tanzend auf der Straße mit ein paar Locals, vor riesigen Musikboxen, obwohl eigentlich kaum jemand da war, der getanzt hat.


Und über Ho, wo es sehr leckere Kekse gibt (bisschen wie Leibniz), ging es am nächsten Tag auch schon wieder Heim nach Ada.

Hier in Ada haben wir mittlerweile unsere paar Spots und Vorlieben gefunden… wo gibt es den schönsten Stoff. Wo sind Schneidereien. Wo gibt es das beste Obst. Wo gibt es abseits vom Markt Gemüse. Wie waschen wir unsere Klamotten…

Auf dem Markt entdecken wir immer mehr. In jeder noch so kleinen, vermeintlich bekannten Ecke findet sich etwas Neues. Außerdem waren wir mit anderen Freiwilligen (von weltwärts) in Kasseh Fufu in groundnutsoup (Erdnuss Suppe) essen, schon mehrmals am Marinatha beach und erst letztens haben wir die Schule von Lasse und Justin (den andern 2 deutschen Freiwilligen, bei uns um die Ecke) besucht. Die Schule liegt auf einer Insel und ist nur erreichbar mit dem Boot. Das ist auf jeden Fall ein schöner Arbeitsweg.



So langsam knüpfen wir immer mehr Bekanntschaften in Ada, aber dass uns immer noch “Bofroni” (Weisse auf Dangme) hinterher gerufen wird (und wahrscheinlich auch immer werden wird) ist etwas gewöhnungsbedürftig. Gleichzeitig ist es meistens garnicht herablassend gemeint, sondern viel mehr eine Ansprache an uns, um uns zu grüßen. Auch wenn das Reduzieren auf die Hautfarbe aus einem deutschen Kontext erstmal sehr negative Gefühle weckt, versuche ich immer wieder den globalen Kontext nicht zu vergessen. Denn wir werden hier in keinster Weise benachteiligt aufgrund unseres Weiß seins, im Gegenteil, uns wird bei jeder Kleinigkeit geholfen. Dagegen erfahren BIPoC in Deutschland Rassismus, während wir hier als privilegiert weiße, die in der Vergangenheit auf diesem Kontinent riesige Kolonialverbrechen begangen haben, größte Hilfsbereitschaft erleben.

Leider ist es bislang in Ada eher bei Bekanntschaften geblieben, vor allem mit Männern, läuft es in den meisten Fällen auf eine “willst du mich mit nach Deutschland nehmen und heiraten” Situation hinaus, auch dass verdeutlicht die Privilegien die wir haben, die leider teilweise eine zwischenmenschliche Barriere darstellen.

Aber die Hoffnung bleibt, dass wir damit mit der Zeit besser umgehen können.

Liebe Grüße aus Togo, da folgt noch ein Update 😉

À bientôt <3

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