Schon 15 Tage…

Heyy,

Ich bin jetzt schon 15 Tage hier in Ada, es wird also Zeit für den ersten kleinen Bericht ;)…
Ich weiß garnicht, wo ich anfangen soll. Vielleicht erstmal zur Umgebung in der ich mich überhaupt bewege:

Ich wohne relativ nah an der Straße (Zum Glück habe ich Ohropax mitgenommen ;). Diese Straße führt durch das ganze Dorf bis nach Ada Foah und ist dementsprechend viel genutzt.  Nicht nur von Menschen, auch von den Ziegen, die es hier gefühlt mehr gibt, als Menschen (die Klöten der Böcke sind BESORGNISERREGEND groß!).

Fort bewegen tun wir uns hier entweder mit unseren Fahrrädern (wenn die Temperaturen es zulassen) oder Motorrad (bei den Schlaglöchern hier hab ich mich beim ersten Mal an dem Fahrer festgeklammert wie eine Irre, aber mittlerweile ist die Fahrt auf dem Moto, wenn der Wind durch die Haare weht ein purer Freiheitskick). Für 5 cedi (ca. 40 Cent) kommt man hier mit dem Moto schnell überall hin!

Das Meer ist zu Fuß vielleicht 5 min. entfernt… wir haben schon wunderschöne Sonnenuntergänge gesehen, Muscheln gesammelt und es ist so wieso verrückt, wie die Sonne und der Mond hier anders (größer) aussehen als gewohnt.

Natürlich ist beim Meer auch noch die nicht so schöne Seite, nämlich die (Plastik-)Müll Verschmutzung und die offene Defäkation. Doch dem sind sich einige bewusst und eigentlich versucht unsere Einsatzstelle, die „Forestry Comission“ dagegen anzuarbeiten.

Wir waren z.B. letzte Woche auf einem „Workshop“ (eigentlich war es ein offizielles Meeting, zu dem wir natürlich völlig underdressed kamen). Das war der Ausblick von der Meeting Location:

Dort waren Vertreter*innen von 3 Gemeinschaften hier in der Gegend anwesend, sowie die WRC (Water Ressources Comission) und wir, die Forestry Comission, bzw. Songor Ramsar site. Es wurden die Probleme, denen man ins Auge sehen muss analysiert und über Lösungsansätze diskutiert. Dabei kamen natürlich auch die öffentliche Defäkation (am Strand) und Umweltverschmutzung zur Sprache. Das Problem ist eben der Rattenschwanz, den diese Probleme mit sich tragen… wie viel bringt eine Mülltonne, wenn sie nicht geleert wird? Wie viel bringt eine Toilette, wenn es kein fließendes Wasser gibt?

Bei diesem Meeting wurde aber deutlich: man will mit den Gemeinschaften, die in der Kernzone des Reservats leben und teilweise illegale Aktionen, wie Sandgewinnung (fördert Erosion) oder Schildkröten töten, zusammenarbeiten. Schließlich können nur gemeinsam die Probleme bewältigt werden.

Ich merke wieder mal, was ein Privileg es ist, sich in Deutschland um solche existentiellen Probleme, wie Nahrung oder den Toilettengang keine Gedanken machen zu müssen.

Ich möchte an der Stelle nochmal betonen, dass alles was ich hier schreibe, natürlich meine individuellen Erfahrungen sind, gesehen durch eine weisse und weibliche Brille, die auf gar keinen Fall eine Allgemeingültigkeit darstellen oder Ghana repräsentieren sollen. Aber dennoch ist es (hoffentlich) eine Perspektive und Vorstellung mehr von Ghana, für Menschen, die noch nie in Ghana waren.

Ein weiteres riesiges Problem ist, dass die Regierung die Salzgewinnung in der Kernzone des Reservats erlaubt hat. Dadurch kann der Unesco Titel dem Reservat aberkannt werden.
Was ist die Lösung: die Kernzonen verlegen, so unser Chef. Uns stand der Mund offen. Also die Gebiete einfach verlegen, die es gilt am meisten zu schützen? Was ein verrücktes System….                Hier ist  noch mal einen Artikel zu dem Thema Salzabbau im Biosphärenreservat Songor, der sehr interessant ist!
https://www.welt-sichten.org/artikel/39929/streit-um-das-salz-der-lagune

Neu für uns bei diesem Meeting war auch, dass zum Anfang und zum Ende gebetet wurde, nicht nur das, es wurde viel dramatischer diskutiert, als ich es aus Deutschland kenne (vielleicht eben weil die Probleme existentiell sind). Die Zeit verstrich und so gab es statt um 12:30, um 16:00 Uhr „Mittagessen“. Mit diesem Zeitverständnis erlebe ich hier öfter einen culture clash, aber auch weil der Regen einem manchmal einen Strich durch die Rechnung macht und alles Leben lahm legt. Einmal wollten wir Vögel zählen gehen und 30 Sekunden nachdem wir ausgestiegen sind fing es an zu regnen. Das war’s dann mit Arbeiten für den Tag.
Meistens gibt es bei der Arbeit eine Aufgabe für den Tag, danach ist die Arbeit vorbei. Dazu gehört am Strand zu patrouillieren, dabei habe ich zum ersten Mal tote Schildkröten gesehen (genauer gesagt zwei und mit Sicherheit nicht die letzten).

Trotz all den vermeintlich so unterschiedlichen Dingen, ist bei mir ein Kulturschock ausgeblieben. Ich fühle mich hier so wohl, wie die Geckos in unserem Haus. Mittlerweile haben wir sogar eine Klimaanlage und einen (noch nicht ganz funktionierenden) Fernseher, crazyyy. Damit lässt es sich auf jeden fall leichter leben, bei den gefühlten 50 Grad hier… Auch, nachdem ich herausgefunden habe, dass der Ventilator in meinem Zimmer auf der 1 schneller dreht, als auf der 5! Vielleicht bekommen wir bald auch fließend Wasser… mal sehen, bislang holen wir das Wasser immer aus dem Brunnen vor unserem Haus. Nachdem wir jetzt wissen, dass Moskitos gerne ihre Eier in Wasser legen (ja darauf hätte man früher kommen können…) haben wir jetzt auch Container mit Deckeln. Apropos, meine anfängliche Paranoia vor Moskitos (ihr hättet mich abends vom Bad zum Bett unters Moskitonetz rennen sehen sollen…) ist jetzt langsam abgeklungen und in einem gesunden Maß vorhanden ;).

Übers Wochenende werden wir nach Accra fahren und die anderen Freiwilligen aus Accra (Laura, Christina und Charly)  wiedersehen. Grundsätzlich gibt es hier in Ada Foah alles zu kaufen. Zwei mal in der Woche ist Markt sowohl hier als auch in (Ada-) Kasseh. Dort ist eine „Mall“, wie es auf der Außenwand geschrieben steht, die aber genau so gut Mini Supermarkt heißen könnte, mit einer winzigen Wendeltreppe die noch 2 Etagen nach oben führt.
In Accra ist dagegen natürlich Shopping Paradies. Entweder Markt auf der Straße oder man geht in eine der riesigen Malls.

Unsere 2 ersten Projekte sind bereits in der Testphase: Pflanzen ziehen (Avocado, Mango…) und Kompost anlegen (in einem kaputten Eimer mit Löchern).
Außerdem haben wir endlich Dangme (Sprache der locals hier in Ada) Unterricht!

Gestern war unsere 3. Stunde. Marie und ich saßen dann da mit Stirnlampen (Danke, Nelli!), weil die Birne nicht ging. Wir mussten uns tot lachen, weil wir uns vorkamen wie die deutschesten Deutschen mit unseren dimmbaren und absenkbaren Stirnlampen.
Dangme macht so unglaublich Spaß, vor allem die Reaktion der Einheimischen zu sehen, wenn wir „Oppeno“ (Danke) oder „A tse mi ke…“ (Ich heiße…) sagen können.

Und das beste zum Schluss: das Essen! Unser liebstes Essen ist momentan Gobe, das sind Bohnen mit frittierter Kochbanane und Maniok getrocknet und geraspelt (sieht aus wie Parmesan).

Sowieso alles mit Kochbananen schmeckt Bombe. Waakye (Reis mit Bohnen, Spaghetti und Shito, also scharfer Soße, siehe Bild) und Jollof (Reis mit Jollofgewürz)  ist aber auch sehr lecker.

Unser Ananas Konsum ist exorbitant, aber wenn die süßeste und beste Ananas deines Lebens 7 cedi (54 Cent) was willst machen? Dasselbe gilt für Papayas und Avocados :).

So das war jetzt viel. Ich hoffe ihr habt jetzt eine kleine Vorstellung davon, wie es sich hier lebt!

Ganz liebe Grüße aus der Ferne <3

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