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Sonne, Festivals, Konzerte und Zwischenseminar

Auch die letzten beiden Monate waren voll mit Programm. Deshalb wird der Eintrag etwas länger, auch wenn ich versuche, mich kurzzufassen:

Neben dem ersten Mai ist auch der 4. Mai in Lettland ein Feiertag, weil die lettische Bevölkerung die Wiedererlangung der Unabhängigkeit feiert. Es fand eine kleine Parade statt, in der Menschen in lettischen Trachten der verschiedenen Regionen gekleidet zum Freiheitsmonument gegangen sind und Blumen davor abgelegt haben. Allgemein sind viele Lettinnen und Letten an dem Tag mit Blumen in der Hand herumgelaufen und haben diese vor dem Freiheitsmonument abgelegt. Singen, Tanzen und Blumen haben in Lettland eine große Tradition. Neben dem Gesang während der Parade fanden auch mehrere Livekonzerte in Riga statt.

Das Freiheitsmonument in Riga

Von Mitte April bis Mitte Juni habe ich außerdem einen Lettischkurs gemacht. Leider war der Kurs nur online, aber ich bin überhaupt froh, dass ich endlich angefangen konnte, die lettische Sprache zu lernen. Man kommt in Riga zwar auch gut mit Englisch durch, aber es ärgert mich irgendwie schon, dass ich die lokale Sprache nicht sprechen kann. Da Lettisch nur mit Litauisch verwandt ist, ist es auch nicht unbedingt die einfachste Sprache zu lernen. Nach 2 Monaten Sprachkurs bin jedoch immer noch sehr weit davon entfernt, die Sprache zu sprechen. Ich kann ein paar Wörter und Sätze, aber abgesehen von labdien (Guten Tag) und paldies (Danke) bewege ich mich immer noch auf Englisch durch Lettland.

Am Wochenende vor dem Zwischenseminar sollte mich eigentlich eine andere kulturweit Freiwillige besuchen, aber leider ist sie kurz vorher krank geworden. Da ich dann doch unerwartet freie Zeit hatte, habe ich mich dazu entschlossen ans Meer zu fahren. Eine Stunde Zugfahrt von Riga entfernt gibt es den sogenannten Saulrieta taka bzw. Sunset Trail. Auch ohne Sonnenuntergangs ist der 3,6 km lange Wanderweg in Strandnähe definitiv einen Besuch wert. Während ein großer Teil  durch den Wald geht, führt ein kleiner Teil wiederum direkt am Strand entlang. Man kann aber aus dem Wald heraus den Strand sehen, sodass man sowohl den Wald als auch das Meer genießen kann.

Mitte Mai fand das Onlinezwischenseminar von kulturweit statt. Da wir deshalb nicht zur Arbeit gehen mussten, wollten ein paar andere Freiwillige und ich die Gelegenheit nutzen, uns zu treffen und einen neuen Ort zu erkunden. Nach der Entscheidung des Ortes und einigen Krankheitsfällen haben wir letztendlich das Zwischenseminar zu dritt im litauischen Kaunas verbracht. Es war echt schön, sich persönlich mit den anderen auszutauschen und auch außerhalb der Seminarzeiten etwas gemeinsam zu unternehmen. Kaunas ist definitiv eine sehenswerte Stadt. Gleichzeitung mit Esch-sur-Alzette in Luxemburg war Kaunas 2022 europäische Kulturhauptstadt, was man auch an der Stadtplanung sieht. Das Zentrum ist fußgängerfreundlich und hat neben einer schönen Altstadt auch Parks, Kunst, coole Bars und Restaurants sowie Erholungsflächen am Wasser zu bieten. Wie auch schon in Tallinn hat mir die Kombination zwischen Moderne und Altstadt gut gefallen. Obwohl ich vorher ziemlich unmotiviert auf eine Woche Onlineseminar gewesen bin, war ich am Ende doch positiv überrascht. Das Programm war abwechslungsreich und wir hatten auch Einheiten, die nicht vor dem Bildschirm waren. Neben dem Austausch über unsere Erfahrungen wurden auch externe Gäste eingeladen, mit denen wir über spannende Themen wie Catcalling, Kulturimperialismus, die Geschichte Polens oder dem Umgang mit LGBTQ+ diskutieren konnten.

Auch in Riga und der Umgebung wird es nie langweilig. Es gibt immer irgendwelche Festivals oder andere Events. Als ich aus Kaunas zurückgekommen bin, habe ich festgestellt, dass Riga zusammen mit Tampere die Eishockey WM veranstaltet. Eishockey ist der lettische Nationalsport. Überall hat man Menschen mit Trikots angetroffen und jubelnde Fans gesehen, wenn Lettland gewonnen hat. Letztendlich hat Lettland den 3. Platz erreicht. So weit ist die lettische Nationalmannschaft bisher noch nie gekommen. Die Freude war so groß, dass man kurzfristig am Tag des Finales spät abends den Montag darauf zum Feiertag ernannt hat. Deutschland hat übrigens den 2. Platz erreicht, aber auf einen zusätzlichen Feiertag mussten die Menschen in Deutschland wohl verzichten. An diesem neuen lettischen Feiertag wurde die lettische Nationalmannschaft mit großem Jubel am Freiheitsdenkmal in Riga empfangen. Ca. 30.000 Menschen haben sich dort versammelt, um den lettischen Erfolg zu feiern. So viele Menschen habe ich bisher noch nicht in Riga an einem Ort gesehen. Es war auf jeden Fall eine super Atmosphäre, obwohl ich außer Menschen mit Lettlandtrikots und Flaggen nicht sonderlich viel sehen konnte. Viel verstehen konnte ich außer den regelmäßigen „Latvija“-Rufen, die man auch schon während der gesamten WM regelmäßig in der Stadt hören konnte, leider auch nicht. Dafür haben meine Lettischkenntnisse dann doch nicht ausgereicht.

Zusammen mit Karla, meinem neuen Mitbewohner und einer Freundin von Karla sind wir am 27. Mai nach Jurmala gefahren, weil dort das Resort Festival of Jurmala gefeiert wurde. Wir haben Streetfood gegessen, Riesenjenga und ein anderes Spiel gespielt, eine Brücke gebaut und ein Krokodil aus Sand geformt. Am Ende fand ein Konzert statt. Während die anderen irgendwann nach Hause gefahren sind, bin ich bis zum Sonnenuntergang geblieben. Livemusik, Strand und Sonnenuntergang – ein definitiv gelungener Tag.

Einen Tag nach dem Jurmalafestival bekam ich auch schon Besuch von einer Freundin aus Deutschland. Die Woche war auch sehr ereignisreich. Wir waren im Mežaparks am Stadtrand von Riga, haben eine Ballettaufführung gesehen, waren auf einer ESN-Bootsparty, haben bei den Tänzen im Pub Ala Pagrabs mitgemacht, waren mehrere Male bei Lido essen und haben einen Handwerkermarkt im Freilichtmuseum besucht.

Kaum war der Besuch weg, ging das Programm für mich abends schon weiter. Ich habe ein Konzert von Zaz und zwei Tage später Typically Tina, ein Tina Turner Tribute, besucht. Beide Male war der Raum bestuhlt und beide Male habe ich mich zu der Gruppe hinten gesellt, die gestanden hat. Erstens war die Sicht viel besser, weil ich hinten auf einem der günstigeren Stühle saß. Zweitens kann man im Stehen viel besser Tanzen. An sich war die Stimmung nicht schlecht, aber man merkt doch, dass hinten nicht unbedingt die größten Fans stehen. Hinten bei mir wurde kaum mitgesungen. Es war sehr merkwürdig mich selbst laut singen zu hören, als nur das Publikum den Refrain von „Je veux“ singen sollte. In den vorderen Reihen wurde gesungen, aber in meinem Umfeld war ich glaube ich die einzige Person, die den Liedtext kannte. Bei Typically Tina war es ähnlich. Das Publikum war am Ende trotzdem begeistert, da sowohl Zaz als auch Typically Tina wirklich gut performt haben.

Weiterhin hat sich meine WG-Konstellation in den 2 Monaten geändert. Karla ist ausgezogen. An ihrem letzten Abend war ich noch mit ihr und einer Freundin von ihr Falafel essen und anschließend waren wir noch im Park. Als Ersatz für Karla habe ich jetzt zwei neue männliche Mitbewohner aus Ägypten und der Türkei. Immerhin spreche ich dadurch endlich mal mehr Englisch.

Am darauffolgenden Wochenende bekam ich wieder Besuch von einem Kommilitonen aus meinem Master und seiner Freundin. Am 10. Juni fand in Riga das Eiscremefestival statt, welches wir besucht haben. Die Schlangen für die Eisstände waren aber so lang, dass wir weiter zu einem Flohmarkt am Spīķeri in der Nähe des Marktes gegangen sind. Ich habe auch ein neues Getränk kennengelernt, dass wie die lettische Brotsuppe schmeckt, nur als Erfrischungsgetränk. Weiter ging es zu einem Designfestival. Darüber hinaus hat mir mein Kommilitone einen Laden gezeigt, wo man coole Karten kaufen kann. Das Paradies für Geographen und Border Studies Interessierte. Neben aktuellen Karten, Reiseführern und anderen Dingen, werden dort auch alte Sowjetkarten von verschiedenen Regionen der Welt verkauft. Nachdem ich den Verkäufer gefragt habe, ob er auch eine alte Karte von Madagaskar oder zumindest Nosy Be hat, wurde intensiv gesucht – leider ohne Erfolg.  Auch ein Abstecher in ein paar Humanas durfte nicht fehlen, da alles nur 50 Cent an dem Tag gekostet hat. Eigentlich wollte ich den beiden das Tallinas ielas kvartāls zeigen, aber dort fand ein Hip-Hop Festival statt und 17 Euro war uns der Eintritt dann doch nicht wert. So haben wir aber ein paar andere coole Bars in der Nähe kennengelernt. Danach ging es nochmal für ein Stück Kuchen zu Lido und dann haben wir noch die letzte halbe Stunde des Konzerts von der Band Carnival Youth angehört, welche das Eiscremefestival abgeschlossen hat. Anschließend hatte ich eine Woche einen Dauerohrwurm von ihrem Lied „Never have enough“. Am nächsten Tag konnte ich meinem Besuch dann doch noch das Tallinas ielas kvartāls zeigen. Später haben wir uns noch in den Biergarten Gauja gesetzt und nachmittags ging es für die beiden dann auch schon wieder mit dem Bus nach Hause.

Auf der Arbeit gab es ebenfalls wieder ein paar Events. Sowohl im Mai als auch im Juni fand jeweils wieder ein Wissenschafts- und Sprachcafé statt. Im Mai wurde zunächst ein Vortrag über Feminismus gehalten, den ich leider wegen meines Lettischkurses verpasst habe. Trotzdem konnte ich noch nachkommen und an spannenden Gesprächen zur Gleichberechtigung von Mann und Frau, der lettischen Sprache, den Umgang mit der russischen Sprache in Lettland, der Integration von ausländischen Studierenden und anderen Themen teilnehmen. Dieses Mal waren auch schon mehr Leute dabei als beim ersten Wissenschafts- und Sprachcafé. Ich Juni hatte ich dann selbst das Vergnügen, einen Vortrag über die Energiewende in Deutschland zu halten.

Weiterhin haben wir am 9. Juni mit der Arbeit das Festival Lampa in Cēsis besucht. Hier fanden Diskussionen über verschiedene Themen statt. Ich musste mich auf die englischsprachigen Diskussionen beschränken, welche jedoch auch sehr spannend waren. Es war sowieso nicht einmal möglich, diesen Diskussionen komplett zu folgen, aber zumindest konnte ich in Diskussionen über Zero Waste, Urban Gardening, die Erfahrungen mit der Bewerbung als europäische Kulturhauptstadt, die Wärmeversorgung Lettlands und nichtmilitärische Bedrohungen reinhören. Die letzte Diskussion, die wir alle drei vom DAAD verfolgt haben, wurde unter anderem von der deutschen Botschaft mitorganisiert und handelte über Diplomatie in Krisenzeiten. Der Tag hat mir definitiv nochmal neue Denkanstöße gegeben.

Das war eine Zusammenfassung der letzten zwei Monate.

Bis zum nächsten Mal 😊

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Lettland blüht auf

Die letzten Wochen waren wieder sehr ereignisreich. Während und kurz nach Ostern war das Wetter in Riga richtig frühlingshaft. Blumen werden in den Parks gepflanzt, die Blätter wachsen langsam an den Bäumen und vieles fängt an zu blühen. Mit dem Aufblühen der Pflanzen blühen auch die Menschen in Riga auf. Man sieht viel mehr Leute in der Stadt und in den Parks. So habe auch ich versucht, das Wetter auszunutzen.

Meine Mitbewohnerin Karla hat mich gefragt, ob ich zu einer Wanderung im Gauja Nationalpark von der Uni mitkommen möchte. Es war sehr schön. So sind wir mit ein paar anderen Menschen durch den Nationalpark gewandert. Von der Länge her war es perfekt und der Großteil der Strecke war zum Glück flach. Im Wald fingen ebenfalls die ersten Blumen an zu blühen. Es war auch schön, endlich nochmal etwas Englisch zu reden, da ich bisher durch meine Arbeit fast die ganze Zeit nur Deutsch spreche.

Abends war ich dann auf einer Pub Crawl, die vom ESN (European Student Network) organisiert wurde. Den ESN gibt es in vielen Universitäten in Europa. Sie organisieren verschiedene Aktivitäten für internationale Studierende. Bei der Pub Crawl waren auch Studierende aus den anderen baltischen Universitäten mit dabei. Da wir so viele Leute waren, wurden wir in mehrere Gruppen aufgeteilt. In meiner Gruppe waren unter anderem französische Erasmusstudierende aus Vilnius, Studierende aus Valmiera in Lettland, aber auch andere internationale Studierende aus Riga mit dabei. Kaum zu glauben, aber in meiner Gruppe war ich ausnahmsweise mal die einzige deutsche Person. Wenn man sonst auf auf solche Events geht oder allgemein durch Riga läuft, merkt man, dass es ziemliche viele Deutsche in Riga gibt. Neben den Erasmusstudierenden gibt es auch viele Medizinstudierende, die ihr komplettes Studium im Riga machen. Die Pub Crawl endete für meine Gruppe in der Fox Karaoke Bar, wo wir mit Mamma Mia von ABBA und Just the way you are von Bruno Mars die ohnehin schon gute Stimmung am Leben gehalten haben. Danach ging es noch zu einer Erasmusparty im Maze Club.

Am Wochenende darauf durfte ich am Wirtschaftskurs des Deutsch-Baltischen Jugendwerks zum Thema „Der Weltraum ist nicht nur für Astronauten“ teilnehmen. Hier waren Leute aus Deutschland, Lettland und sogar jemand aus Estland anwesend. Es gab mehrere spannende Vorträge und Diskussionen zur Weltraumforschung, der Weltraumpolitik und der Bedeutung der Weltraumindustrie für uns persönlich. Manchmal vergisst man, dass wir alltägliche Dinge wie die Nutzung von GPS oder Wettervorhersagen der Weltraumindustrie zu verdanken haben. Das Highlight war ein Tagesausflug nach Ventspils. Hier haben wir einmal das Wissenschaftszentrum VIZIUM besucht, wo es eine interaktive Ausstellung gab.  Man kann dort beispielsweise eine Virtual Reality Achterbahnfahrt machen, sich selbst auf einem Stuhl mithilfe eines Flaschenzugs hochziehen oder ein Geographiequizz machen. Danach ging es zum Ventspils International Radio Astronomy Centre. Während der Ort früher von der Sowjetunion zur Spionage genutzt wurde, dienen die beiden großen Antennen heute wissenschaftlichen Zwecken. Da einige Leute aus dem Kurs erst Sonntagabend in Riga abgereist sind und wir schon mittags mit dem Kurs fertig waren, haben wir noch etwas Riga besichtigt und das schöne Wetter genossen. Immerhin waren es um die 20 Grad.

Was die Arbeit angeht, waren wir vom DAAD Ende April beim Landesfinale von Jugend debattiert in Mittel- Ost- und Südosteuropa in der deutschen Botschaft eingeladen. Vier lettische Schülerinnen und Schüler haben hier auf Deutsch über das Thema debattiert, ob man ähnlich wie bei Zigaretten Schockfotos auf Fleischverpackungen drucken sollte. Die beiden Gewinner dürfen beim internationalen Finale teilnehmen, welches in einem der Teilnahmeländer stattfindet. Es war schon erstaunlich zu sehen, wie gut diese jungen Menschen Deutsch sprechen können.

 

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Die ersten Wochen in Riga

Nach ein paar Wochen schaffe ich es auch mal endlich, mehr von der ersten Zeit hier in Riga zu berichten. Die ersten Tage waren nicht besonders spannend, da ich wegen Corona in meinem Zimmer bleiben musste. Ich habe etwas gelesen, Videos geschaut und mit Menschen in Deutschland telefoniert. Mein Fenster geht in den Innenhof und so habe ich nicht sonderlich viel vom Leben in Riga mitbekommen. Hier und da läuft mal jemand durch den Hof oder ein Auto parkt dort oder fährt weg, aber sonst passiert nicht wirklich viel. Manchmal schien auch etwas die Sonne, obwohl davon nicht wirklich viel in meinem Zimmer ankommt.

Nach über einer Woche Isolation hatte ich endlich meinen ersten Arbeitstag. Ich arbeite mit zwei weiteren Kolleginnen in meiner Einsatzstelle. Bisher war die Arbeit ziemlich entspannt. Ich bin hauptsächlich für die Social-Media-Kanäle und den monatlichen Newsletter zuständig. Außerdem darf ich manchmal mit auf Veranstaltungen des DAADs gehen. So hatte ich das Glück, direkt an meinem zweiten Arbeitstag auf eine Veranstaltung für Germanistikstudierende zum Thema „Was kann man mit Deutsch in Lettland anfangen?“ mitkommen zu können. Mit von der Partie war unter anderem der deutsche Botschafter in Lettland. Auch bei meiner zweiten Veranstaltung war wieder Prominenz mit dabei. Nach einer dreijährigen Coronapause hat der DAAD wieder ein Wissenschafts- und Sprachcafé veranstaltet. Nach einem kurzen Vortrag – in diesem Fall zum Thema „Symbole der deutschen und lettischen Ethnizität“ – konnte man gemütlich mit einem Glas Wein mit den anderen Leuten auf Deutsch plaudern. Moderiert wurde die Veranstaltung von Jöran Steinhauer – ein deutscher Sänger, der 2014 für Lettland beim ESC angetreten ist.

Außerhalb der Arbeit habe ich Riga und die Umgebung erkundet. Hierbei darf der Zentralmarkt natürlich nicht fehlen. Dieser besteht aus 5 Markthallen, welche zuvor von den Deutschen als Zeppelin-Hangar erbaut wurden. Was einkaufen angeht, war ich bisher hauptsächlich bei Rimi. Diesen Supermarkt findet man hier neben Maxima  in Riga praktisch an jeder Ecke von kleinen Convenience-Stores bis hin zu größeren Supermärkten. In meiner ersten Woche nach Corona habe ich auch sämtliche Humanas in der Gegend abgeklappert. Humana ist eine Kette für Second Hand Kleidung. Jeden Monat wird die Kollektion ausgewechselt und in den Tagen davor wird die Kleidung immer günstiger bis am letzten Tag jedes Teil nur noch 50ct kostet. So habe ich mich erstmal mit ein paar Klamotten für den Winter bzw. Übergang eingedeckt, weil die ersten Wochen hier doch noch sehr kalt waren. Während ich aus Deutschland nur mitbekommen habe, wie alles schön blüht, hat es hier bis Anfang des Monats zum Teil noch geschneit.

Bastejkalna parks im März

Altstadt Riga

Altstadt Riga

Orthdoxe Geburtskathedrale

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach einer Woche in Freiheit kam mich schon eine Freundin aus Deutschland besuchen. Wir haben zusammen eine Hidden Gems Tour durch Riga gemacht, die wirklich sehr spannend war. Lustigerweise war unser Guide eine lettische-deutsche Frau, die in Deutschland aufgewachsen ist. Rigas und Lettlands Geschichte ist sehr eng mit Deutschland verknüpft, was mir früher nicht wirklich bewusst war. 1201 wurde Riga beispielsweise von Deutschen gegründet und noch heute kann man bei einigen Gebäuden der Stadt den deutschen Einfluss sehen.  Neben Deutschland, eroberten auch Schweden, Polen und Russland Lettland. Nach der Unabhängigkeit 1918 wurde Lettland im 2. Weltkrieg wieder von Deutschland und anschließend von der Sowjetunion besetzt. Erst seit dem Zusammenfall der Sowjetunion ist Lettland seit 1990 wieder ein unabhängiger Staat.

Neben der Tour waren wir in einer Rooftop Bar des Radisson Hotels. Eigentlich wollten wir ein Jazz-Konzert besuchen, welches jeden Donnerstag stattfindet. Da wir aber anscheinend in der Pause ins Hotel gegangen sind, haben wir nicht mitbekommen, dass das Konzert in der Lobby Bar und nicht, wie wir dachten, in der Rooftop Bar stattfindet. Es war trotzdem ein schöner Abend, da man eine tolle Sicht auf Riga aus der Rooftop Bar hat. Darüber hinaus haben wir uns das Ballett Don Quixote im Opernhaus – welches übrigens auch von einem deutschen Architekten entworfen wurde – angeschaut. Da wir ziemlich spät die Tickets gebucht haben, haben wir nur noch Plätze an der Seite bekommen, weshalb man einen großen Teil des Stücks nicht gut sehen konnte. Es war jedoch trotzdem eine tolle Erfahrung und für 12 Euro pro Ticket kann man wirklich nichts sagen für ein Stück des Staatsballettes. Das, was wir an Tänzen gesehen haben, war echt beeindruckend. Besonders gut hat mir die Mischung von Ballett mit spanischen Tänzen gefallen.

Aussicht auf Riga vom Radisson Hotel aus

 

Am Wochenende haben wir einen Tagesausflug nach Sigulda gemacht, was ungefähr eine Stunde von Riga mit dem Zug entfernt ist. Wir sind so ein bisschen durch den Ort geschlendert. Insgesamt war Sigulda an diesem Tag etwas verschlafen. Eigentlich wollten wir gerne noch mit der Seilbahn fahren, aber die hatte leider schon geschlossen, als wir dort angekommen sind.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Einen Tag später sind wir in den Kurort Jūrmala gefahren, der nur 30 Minuten Zugfahrt von Riga entfernt ist. Zug fahren ist im Vergleich zu Deutschland ziemlich günstig. Für eine Fahrt nach Jūrmala zahlt man nur 1,50 Euro und bis nach Sigulda weniger als 2 Euro. Wir hatten strahlend sonniges Wetter, auch wenn es nur ein paar Grad waren.  Besonders am Strand war es jedoch ziemlich windig. Hier sind wir auch ein durch den Ort gelaufen und haben das Wetter und die Meeresluft genossen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am anschließenden Osterwochenende ging es für mich etwas weiter nördlich nach Tallinn und Helsinki. Davon werde ich aber im nächsten Beitrag genauer berichten.

Ein neues Abenteuer beginnt

Im Mai 2022 habe ich mich für einen Freiwilligendienst mit kulturweit beworben. Groß war die Begeisterung, als meine Bewerbung an meine Wunschorganisation, den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), weitergeleitet wurde. Umso größer war dann die Enttäuschung, als ich nicht direkt einen Platz erhalten habe, sondern nur auf die Warteliste für das Nachrückverfahren gesetzt wurde. Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben und plötzlich kam doch noch die Einladung für ein Telefon-Interview. Nach ein paar Fragen zu meiner Motivation, zum DAAD und einem Fallbeispiel, was ich einer Person, die in Deutschland studieren möchte, raten würde, bekam ich knapp 3 Wochen später ein Platzierungsangebot für Riga in Lettland.

Die letzten Wochen waren ziemlich stressig, aber alle Dokumente sind bei kulturweit eingereicht, die Masterarbeit ist abgeben und der Auszug im Wohnheim ist problemlos abgelaufen. Ich habe nach ewigem abwägen, aussortieren, einpacken, auspacken, umsortieren und pressen meinen viel zu vollen Koffer packen können. Nach 10 Tagen Vorbereitungsseminar am Werbellinsee, zwei Nachtfahrten mit dem Bus und einem Zwischenstopp in Warschau bin ich seit Sonntag nun endlich in Riga angekommen.

Nachdem ich schon auf einen Post-Corona-Auslandsaufenthalt gehofft habe, kam die Ernüchterung bei meiner Ankunft: Ich habe Corona. Und nun sitze ich hier seit zwei Tagen in meinem WG-Zimmer und hoffe, dass das Testergebnis bald wieder negativ sein wird, um endlich Riga erkunden zu können. Trotzdem ist mein erster Eindruck sehr positiv, da mir von mehreren Seiten Hilfe angeboten wurde. Eine der Mitarbeiterinnen vom DAAD war für mich einkaufen und eine Mitbewohnerin von mir hat ihr Essen mit mir geteilt.

Ich bin schon sehr gespannt, was mich die nächsten Monate hier erwarten wird und werde demnächst mehr von meiner Zeit hier in Riga berichten.