Noch zwei Mal schlafen

Ich muss gestehen, ein Teil von mir weigert sich diesen, den letzten, Beitrag zu verfassen.

Es ist schwer in Worte zu fassen, wie es mir gerade geht. Ich freue mich auf zu Hause. Wirklich sehr. Auf die Zeit, die mir mit meinen Freunden vor dem Studium bleibt. Auf meine Familie, auf neue Wege und Möglichkeiten. Die Zeit in Georgien, dieses kleine, manchmal gezogene, lange halbe Jahr, das -wie alle immer wissen und sagen, doch schneller rumging als gedacht, ist doch ein sehr wichtiger Teil meines Lebens geworden. Das wusste ich und alle anderen natürlich auch vorher. Und trotzdem ist es ein komisches Gefühl übermorgen Nacht in den Flieger zu steigen und Tschüss zu sagen.

Tschüss sagen ist in den letzten Tagen zu einer Gewohnheit geworden. Man verabschiedet sich von den anderen Freiwilligen, den Lieblingsorten, den Menschen, die in den sechs Monaten den Alltag nachhaltig mitgeprägt haben. Statt dem Tschüss, sagt man oft Auf Wiedersehen und hofft, dass das Wiedersehen tatsächlich zu Stande kommt. Man hofft in ein paar Jahren wieder zu kommen und alles ist wie früher. Wie jetzt.

Ich frage mich in den letzten Tagen oft, was mir an Georgien fehlen wird. Ob mir auch der Gemüsehändler fehlen wird, der jeden Morgen laut rufend „Tomaten, Tomaten! Wassermelone, Matsoni“ mit seinem Auto an meinem Fenster vorbeifährt und mich damit weckt? Das frische Obst und Gemüse wird mir fehlen. Tschüss zu den 3 Pfirsichen plus Wassermelone für 3,51 Lari ( 1 Euro!). Tschüss zu dem frischen Tonebrot. Tschüss zu dem günstigen Wein, der nach dem zweiten Glas wie Saft schmeckt.

Die Freiheit wird mir fehlen. Das Lebensgefühl. Spontane Verabredungen.

Da ich jetzt nicht in sentimentalen Erinnerungen schwelgen möchte, und ich gleichzeitig merke, dass sich mein Schreibfluss genau in die Richtung bewegt, möchte ich noch schnell zum Abschluss „Danke“ sagen. Morgen ist mein letzter Tag in Tiflis. Ich werde an Menschen und Orten vorbeilaufen, zu denen mir schöne, manchmal auch peinliche, aber im Nachhinein doch sehr lustige, Momente einfallen. Für diese Menschen und Erinnerungen bin ich sehr dankbar. Ich bin dankbar für die Gefühle, die ich nun mit Georgien in Verbindung bringe. Ich bin dankbar dieses kleine Land als eine Art „zu Hause“ betrachten zu können.

Auf Wiedersehen!