Update- Juli 2019

Schon lange möchte ich diesen Eintrag verfassen. Bereits im Oktober, als ich gefühlt längst zurück aus Georgien war und die Erinnerungen daran aufkamen, zwischendurch wenn ich an die Zeit zurückdenken musste und seit kurzem wieder, habe ich Lust zu Schreiben. Entweder habe ich mir keine Zeit zum Schreiben genommen, mit der Ausrede der Unikram und alles drum herum sei wichtiger, oder ich war mit meinen ersten Worten so unzufrieden, dass ich direkt aufgehört habe zu schreiben. Heute habe ich die Zeit dazu, heute habe ich die Lust dazu. Und auch wenn ich immer noch nicht mit der Einleitung zufrieden bin und alles -wie immer- viel viel besser machen könnte: es ist mir egal. Ich möchte schreiben, ich möchte meinen Gedanken und Gefühlen freien Lauf lassen, und auch wenn ich vielleicht die einzige Person bin, die das liest, nämlich jetzt, mit 25 und mit 45: es ist mir egal. Ich möchte einfach nur schreiben. Warum eigentlich? Weil die Zeit in Georgien ein wichtiger Teil meines Lebens geworden ist. Eigentlich denke ich jeden Tag daran. Mal bewusst, mal unbewusst. Die Zeit dort hat mich geprägt. Banale Aussage. Jeder wird von seinem Freiwilligendienst geprägt. Nur denke ich wirklich jeden Tag daran und ich frage mich, ob das bei anderen Menschen auch so ist. Ich bin immer noch sehr glücklich darüber, dass es Georgien geworden ist. Schon alleine weil ich 3 wundervolle Menschen, meine Mitbewohnerinnen, dort kennenlernen durfte und sehr froh über die schönen Momente bin, die wir gemeinsam hatten. Das ist eine Sache für die ich bereits in Georgien dankbar war. Andere Möglichkeiten die Georgien mir geboten hat, haben sich mir erst jetzt offenbart: durch georgische Künstler, wie beispielsweise Lado Gudiashvili oder Pirosmani habe ich einen ganz anderen Zugang zur vermeintlich „einfachen“ Kunst gefunden. Seit Oktober studiere ich Kunstgeschichte und früher oder später muss ich einen Schwerpunkt in der überwältigenden Bandbreite der Kunst setzten. Die Klassische Moderne ist mein Favorit, jedoch ist mir das nicht genug. Für mich sind Russland und Georgien ebenso wichtig und ich wünschte, wir würden hier im Westen mehr von dieser Art von Kunst mitbekommen. Aber das ist dann wohl die Eigenrecherche, die ich leisten muss.

Was gibt es noch Spannendes? Mir ist aufgefallen, dass ich in den ersten paar Wochen, in denen ich aus Georgien zurück war, noch oft georgische Musik gehört habe. Das mache ich mittlerweile fast nie. Jedoch erinnern mich viele Lieder an die Zeit dort, weil ich sie entweder dort zum ersten Mal gehört habe oder wir sie in der WG rauf- und runter spielten. Die absoluten Favoriten waren Taro (Alt-J -ein anderes Lied, tessellate, haben wir in einer Vorlesung analysiert, was mich wieder an Georgien erinnert hat) und Killer Queen (Fil Bo Riva, auf deren Konzert ich im Mai war). Wäre ich nicht in Georgien gewesen, hätte ich diese tolle Musik vielleicht nie entdeckt, beziehungsweise von anderen übernommen. Was noch? Das viele Obst und Gemüse fehlt mir. Ich denke an die grünen Feigen zurück, an die roten, aufgeplatzten Pfirsiche und das saftige Fleisch der Wassermelone. Mir fehlt die Verkäuferin, ihren Namen habe ich vergessen, es war etwas mit N (vielleicht Nino?), die das gute Obst verkauft hat. Der Einkauf war doch sehr persönlich dort und das hätte ich gerne wieder. Was mir jedoch am meisten fehlt, ist die Zeit die ich mit meinen Mitbewohnerinnen beim Kabu spielen, essen, trinken und quatschen verbracht habe.

Übrigens meine ich objektiv sagen zu können, dass meine Erinnerungen an Georgien oder meine Erzählungen darüber nicht romantisiert sind. Ich weiß, man neigt dazu vergangene Zeiten zu verschönern, aber genau deshalb versuche ich einen gewissen Abstand zu nehmen und das große Ganze zu betrachten.

Ich könnte noch weiterschreiben, aber langsam schleicht sich die Müdigkeit ein. Ein weiteres Update folgt…