Gesellschaft

Pink Shirt Day 2018

Die Schule beteiligte sich am sogenannten Pink Shirt Day, einer globalen Aktion gegen Gewalt und Mobbing. An einem Tag zogen einige Schüler und Lehrer mit pinken T-Shirts zum Theater der Stadt. Dort fand eine Theateraufführung zu dem Thema und anschließende Besprechung mit einer Pädagogin. Ganz verstanden habe ich es leider nicht, doch ging es glaube ich darum, wie die Schauspieler anders hätten handeln können.

Zusammen mit zwei Praktikantinnen aus Deutschland drehte dann eine erste Klasse zu dem Thema einen Film, in dem zuerst das Maskottchen Treffi schikaniert wurde, dann Schüler kamen und sich gegen die Gewalt und auch gegen das Filmen dessen einsetzten.

Osterferien und erste Touristen

Osterferien und erste Touristen

Die Osterferien beginnen Ende März, und um diese Zeit kommt die erste noch kleine Welle von Tourist*innen in die Stadt Pula. Insgesamt erwacht die Stadt aus ihrem Winterschlaf, viele Cafés, Eis-Läden, Restaurants eröffnen ihr Lokal nach der Schließung in den Herbst- und Wintermonaten wieder, der Markt findet wieder regelmäßig statt. Diesen Kontrast zu beobachten ist schon ein beeindruckendes Phänomen. Als Urlauber selbst ist mir das selbst gar nicht so bewusst gewesen, wie stark der Tourismus und seine Saisons manche Orte prägen. Ich empfinde das als eine Umstellung, da ich die zuvor leere und ruhige Stadt in diesem Zustand zu lieben gelernt hatte. Da musste ich mich auch erst dran gewöhnen, und auch selbst mich dafür öffnen, dass nicht nur Touristen kommen, sondern dass täglich Touristen in immer größeren Zahlen kommen.

Mich hat einmal ein Freund gefragt, was ich in Kroatien als „krass“ empfinde? Das ist das einzige, was mir dazu einfiel: wie der Tourismus hier — in manchen Teilen nur, wohlgemerkt — prägend ist. Wie, als ich kam, gegen Oktober-November der Großteil der Läden der Stadt komplett geschlossen hat, auf Hauptplätzen und -straßen der Großteil der Läden nun zu ist, und wie dann ab Ende März/Anfang April dieselben Läden, die geschlossen hatten, langsam einer nach dem anderen, wieder eröffnen, oder aber ein neuer Laden an derselben Stelle aufmacht. Wie jeden Tag hier immer mehr Leute herkommen, sich vergnügen, die Stadt für sich entdecken, wie täglich vor den Sehenswürdigkeiten Leute ihre Urlaubs-Fotos und -Selfies schießen, wie Leute Souvenirs, T-Shirts, Postkarten, Olivenöl, Trüffel, Schnaps, Honig kaufen und die diversen Angebote eines Urlaubs-Ortes tatsächlich nutzen.

Das Phänomen gibt es so in der meiner Heimat-Region Köln/Bonn nicht, klar gibt es Touristen am Kölner Dom und im Beethoven-Haus in Bonn, doch ist das sowohl ganzjährig und sind das meist vereinzelte Personen oder Gruppen, die ich als Anwohner dort kaum bemerkt habe.

Nicht der einzige Reisende auf Erden

Ich hielt mich immer für den großen Reisenden, und deshalb etwas „ganz Besonderes“, doch Pula hat mir ziemlich klar gezeigt, wie ich einer von Tausenden, bzw. eher Millionen von Reisenden bin. Auch war die Art, wie ich reiste, die „einzig wahre“, auf „Pauschal-Urlauber“ oder „Reise-Gruppen“ habe ich herabgeguckt. Doch so eine Sichtweise ist Unfug, beim Reisen gibt es kein Wahr oder Falsch. Manche Leute wollen dasselbe essen wie bei sich zuhause und auch im Urlaub deutsch sprechen, während es mir beim Urlaub außerhalb Deutschlands am liebsten ist, kein einziges Wort deutsch zu sprechen, ich bloß den größtmöglichsten Kontrast suche. Leute reisen aus unterschiedlichsten Gründen und haben verschiedene Erwartungen, was für den einen passt, ist für die andere eine schlechte Erfahrung.

Warum wir das Ergebnis der Fußball-WM schon vorher kannten

Ende Februar kommen zwei Studentinnen auf Lehramt von der Universität Bielefeld für ihr Praktikum an die Schule für Tourismus, Gastgewerbe und Handel in Pula. Sie kamen für das Projekt „Didaktik ohne Grenzen“ an die Schule. Das war ein schönes Erlebnis und eine gute Erfahrung. Auch vor allem schön zu sehen, wie andere Menschen die Stadt für sich entdecken und erleben, für mich als jemanden, der zu dem Zeitpunkt vergleichsweise länger dort gelebt hat.

Die Studentinnen sammelten praktische Erfahrungen im Unterricht, halfen bei den Projekten an der Schule aus, reisten in der Umgebung und waren aktiver Teil einiger Schul-Ereignisse. Zum krönenden Abschluss machten wir an drei aufeinanderfolgenden Tagen in den istrischen Städten Pazin, Poreč und Rovinj Werbung für den Deutsch-Unterricht und die Goethe-Prüfungen. Hierzu präsentierten wir vor Klassen des Deutsch-Unterrichts.

Meine Ansprechpartnerinnen und Deutsch-Lehrerinnen der Schule stellten zuerst in einem Sketch die Schule und den Deutsch-Unterricht dort dar, dann stellten die Studentinnen ihre Stadt Bielefeld vor anhand von Bildern und Erzählungen. Danach fand eine Aufteilung in Kleingruppen statt, meine Ansprechpartnerinnen gingen näher auf die Möglichkeiten des Goethe-Instituts ein, die Studentinnen tauschten sich mit Schülern aus und ich stellte das kulturweit-Programm vor. Dieses Projekt hat viel Spaß gemacht und auch Früchte getragen, denn es haben sich gleich für die Prüfungen im Mai einige Schüler angemeldet.

Zum Tag der Schule Anfang März darf ich am Volleyball-Match Schüler gegen Lehrer teilnehmen, was viel Spaß gemacht hat. An jenem Tag hatten alle Schüler*innen frei, und in der Turnhalle der Schule fand ein großes Programm mit Singen, Tanzen und Aufführungen statt, mit dem Abschluss des Volleyball-Spieles Schüler gegen Lehrer. Da die Lehrer-Mannschaft schon voll war, wurde ich dann gebeten, bei den Schülern mitzuspielen. Mit der Zeit nach anfänglichen Anlaufschwierigkeiten kam ich immer besser ins Spiel, das ich keine handvoll Male in meinem Leben gespielt habe. Im Team waren sehr gute Spieler, ich gab als gefühlt schwächstes Glied mein Bestes. Es war ein knappes Match, wir waren beide ziemlich gut, verloren dann am Ende knapp. Im folgenden Revanche-Spiel gewannen wir dann relativ klar, kamen besser in Harmonie und ich persönlich leistete mir weniger Fehler. Doch zählen tut natürlich im Endeffekt nur das erste, das wahre Spiel der Schüler gegen Lehrer. Das Spiel hat einfach Spaß gemacht, mich zu bewegen, in dieses Spiel reinzukommen, das Fieber des Wettbewerbs, jeder Punkt zählt.

Recht bald nach dem Tag der Schule, noch im März, begeben sich die Fußballer der Schule zur Schul-Hallenfußball-WM nach Israel. Die Mannschaft der Schule hatte — für alle überraschend — die Auswahlspiele zur Repräsentation des kroatischen Nationalteams und damit die Qualifikation für die WM gewonnen. Hier spielten dann die Teams aus aller Herren Länder mit, wie es auch bei der echten Fußball-WM der Fall ist. Neben Gastgeber Israel waren z.B. Italien, die Türkei, Brasilien dabei. Deutschland war nicht dabei, sollte das schon ein Omen auf die Zukunft sein? Die Schüler hatten jedenfalls nichts zu verlieren, war es ja schon eine Sensation, überhaupt dabei zu sein.

Doch die Qualifikation war ihnen nicht genug und sollte wahrhaftig nicht das Ende der Fahnenstange sein. Sie gewannen gleich ihr erstes Spiel, und von da an entstand eine Euphorie für das Team an der Schule. Ein mitgefahrener Religionslehrer machte zu jedem Spiel einen Facebook-Livestream, dessen Zuschauerzahlen ins Dreifache gingen. Hier verfolgten Schüler, Lehrer und Alumni der Schule gespannt die Spiele inklusive Live-Kommentar. Mehrfach haben wir auf Leinwand über den Beamer das Spiel übertragen, und auch andere Klassen mit in den Treffpunkt Deutschland, den größten Raum der Schule, zum Public Viewing eingeladen. Und das alles nicht umsonst, denn dem Team gelang Sieg um Sieg, sie waren hungrig auf den Titel, und machten sich mit jedem Spiel mehr und mehr zu Legenden an der Schule. Und sie erreichten tatsächlich das Finale! Sollte ihnen jetzt auch noch der allesentscheidende Sieg gelingen? Nun, sie gaben alles, doch stießen sie im Finale erstmals auf einen Gegner, der ihnen eindeutig überlegen war. Störte die Final-Niederlage an der Schule jemanden? Nun, nicht allzu sehr, im Fokus stand der unglaubliche Einzug ins Finale. Bei der Rückkehr wurde dem Team, dem Trainer und den Funktionären drumherum ein Riesen-Empfang gegeben, es gab eine große Festlichkeit mit Riesen-Kuchen und Getränken, die Schüler wurden als Sieger gefeiert.

Fußball ist in Kroatien ähnlich wie in Deutschland Volks-Sport, auch wenn die Dimensionen bei 4 Millionen Einwohnern Kroatiens gegenüber 80 Millionen in Deutschland natürlich ganz andere sind. Das moderne Nationalteam gibt es wie den Staat seit Anfang der 90er-Jahre, hat bei der WM 1998 den dritten Platz erreicht, auf dem Weg den damaligen Europameister Deutschland besiegt und ist am Gastgeber und späteren Weltmeister Frankreich im Halbfinale gescheitert. Ein Schüler erzählte mir, dass seine Eltern davon noch heute reden würden.

Drei Monate später sollte dann die Weltmeisterschaft der professionellen Fußballer folgen, an denen das kroatische Team auch teilnahm. Unserer Schule kam die Aufgabe und das Privileg zu, für PASCH-Net einen Beitrag zu Fußball in Kroatien zu schreiben, in dem ein Schüler vom Team folgendes erwartete:

Ich denke, dass Kroatien die Weltmeisterschaft gewinnen wird. Wir haben viele gute Spieler, die das schaffen können. Ich kann es kaum erwarten, bis es losgeht! (http://www.pasch-net.de/de/pas/cls/sch/jus/spo/21261655.html#bodyTyp4)

Und mit dem Beginn der Weltmeisterschaft entwickelte sich hier auch ein Fußball-Fieber, Cafés haben Fernseher aufgestellt, die sämtliche Spiele zeigten. Spätestens ab dem Viertelfinale war vom Gefühl her alles möglich, die Sensation lag hier schon in der Luft. Gerade an Spieltagen war es hier nicht unüblich, in Cafés oder auch Supermärkten das gesamte Personal in den Nationalfarben, dem rot-weißen Schachmuster, gekleidet zu sehen. Supermärkte und kleinere Läden hatten ab einer Stunde vor Spielbeginn geschlossen. Und ich erinnere mich an eine Werbeanzeige von Coca-Cola vor dem Halbfinale am Hauptplatz Pulas, die sagte „Für uns seid ihr schon Weltmeister [wörtlich: die Ersten]!“ (Za nas ste već prvaci). Zu dem Zeitpunkt an einer Hauptverkehrsstraße lebend bin ich Zeuge davon geworden, wie nach jedem Sieg Hup-Konzerte von vielen Autos stattfanden.

Das Lied Igraj moja Hrvatska (übersetzt: Spiel, mein Kroatien) der Band Zaprešić Boys habe ich vielerorts gehört und nach einer Weile wiedererkannt. Hier eben eine Hör-Probe dieses Liedes:

Als der Final-Einzug feststand, wurde kurzfristig ein Public Viewing in der Pulaer Arena, dem Wahrzeichen der Stadt und eines der Wahrzeichen Kroatiens, eingerichtet.

Im Gedächtnis blieb mir ein Dialog zwischen dem Kellner eines Cafés und eines Touristen am Tag vor dem Finale:

Tourist: Where can I see the final tomorrow?

Kellner: Everywhere.

Tourist: Do you show it, too?

Kellner: Yes.

Am Tag des Finals fühlte ich mich recht schlapp, fühlte mich nicht fit und wohl für die Massen eines stadionartigen Amphitheaters und schaute es in einem Café um die Ecke. Ich bin kein Typ, der groß Entscheidungen bereut, doch wenn ich es tun würde, dann wohl hier, denn da soll es ziemlich abgegangen sein. Beeindruckend fand ich, wie viele Leute direkt nach dem Spiel, trotz Niederlage, applaudierten, und wie mir schien die Niederlage gar nicht allzu traurig nahmen. Der Empfang der Nationalmannschaft auf dem zentralen Platz der Hauptstadt Zagreb war ein Riesen-Ereignis und die Mannschaft als Helden bezeichnet. Immer wieder mal seit dem Turnier komme ich mit dem Nationalteam in Berührung, sei es über ein aufgehangenes Plakat in einem Café, über Bier-Werbung, die sich „Zweite in der Welt, Erste in unseren Herzen“ liest (Drugi na svijetu, prvaci u našim srcima), über Cola-Flaschen mit aufgedruckten Spiel-Ergebnis drauf.

Karneval in Pula und Rijeka

In der Stadt Köln aufgewachsen, hat mich der Karneval wie jede*n von dort geprägt. Der Karneval ist dort kein Event à la „Jahrmarkt“ oder „Kirmes“, sondern ein monatelange vorbereitetes, knapp ein-wöchentliches Ereignis und Spektakel, die größte Karnevals-Veranstaltung in Deutschland und eine der größten der Welt. So fand ich es interessant, ob bzw. wie das in Kroatien gefeiert wird. Ich hatte gelesen, dass es in Pula da etwas gibt, allerdings werde es „richtig gefeiert“ nur in Rijeka [drittgrößte Stadt Kroatiens, mit 2 Autostunden Entfernung die nächstgelegene Großstadt von Pula aus].

Da die Veranstaltungen für mich glücklich an zwei verschiedenen Wochenenden stattfanden, musste ich keine schwierige Entscheidung wagen, sondern konnte einfach zu beiden gehen. Mitte Januar versuchte ich dann mein Glück bei der ersten ausgeschriebenen Veranstaltung in Pula, der Schlüsselübergabe des Bürgermeisters an die „Jecken“ (kölscher Begriff für die Leute, die Karneval feiern). Hiermit wird der Schlüssel der Stadt, und damit die Herrschaft darüber, vom Bürgermeister an die Jecken übergeben, die von da an das Geschehen in der Stadt bestimmen. Ich traf also zeitig zur genannten Uhrzeit vor dem Rathaus ein, wollte reingehen, doch vom Sicherheits-Personal gestoppt, ich hätte hier keinen Zugang ins Rathaus und zu der Schlüsselübergabe. Ich versuche also soweit möglich, das Geschehen — als einziger Zuschauer auf dem ganzen Platz — zu verfolgen. Ich bemerke, wie eine Gruppe von ca. 15 kostümierten Leuten ankommt, und sich langsam in dieses Rathaus begibt und auch eingelassen wird. Von draußen bekomme ich jedoch wenig mit, sodass ich mich bald aus der Kälte draußen nach Hause begebe.

Mehr zu sehen und erleben hatte ich am Samstag, den 3. Februar, als die Karnevals-Vereine Pulas (und Umgebung, wenn ich das richtig wahrgenommen habe), einen Zug durch die Stadt machten. Hier habe ich eine kostümierte Parade gesehen, und da es vergleichsweise wenig Zuschauer und keine Absperrungen gab, war ich auch ziemlich nah an dem Geschehen dran. Fand es schön, bei diesem Ereignis dabei sein zu dürfen, und es sogar recht angenehm, dass so viel weniger als im Rheinland los war. Karneval muss nicht groß sein, um schön zu sein.

Die größere Veranstaltung hatte ich dann dafür am folgenden Wochenende in Rijeka. Eine kulturweit-Alumni, die mittlerweile in Kroatien lebt, hat mir freundlicherweise ein Zimmer in ihrer Wohnung zur Verfügung gestellt, da sie zu dem Zeitpunkt nicht vor Ort war. Hier war der Karneval zu einer ähnlichen Zeit im Januar losgegangen, im Vorfeld jedoch viel mehr Veranstaltungen und Vorbereitungen auf die Veranstaltung, genauso finden an dem Wochenende selbst viele Feiern statt. Ich konzentrierte mich dabei auf den großen Umzug durch die Altstadt und über den Korzo, die berühmte Promenade und Fußgängerzone der Stadt. Die ganze Stadt ist prächtig und spektakulär, eine Großstadt mit eigenem Puls. Am Samstag gucke ich mir die Stadt an, besuche den Suppen-Ausschank eines Autismus-Vereins in der Stadt, und probiere selbst von der Suppe. Hier ein paar Fotos davon:

Am Sonntag schaute ich mir den Zug auf dem Korzo touristisch an für einige Stunden am Stück. Aus den verschiedensten Ecken Kroatiens und der Welt kamen dazu Vereine und Organisationen, die ihren Teil zum Zug beigetragen haben. Der Zug dauerte lange, es waren schon mindestens 50 Gruppen an mir vorbeigezogen, als ich eine Pause machte. Auch eine Gruppe aus Pula, die ich am Samstag zuvor gesehen hatte, war beim Zug dabei. In Erinnerung blieb mir, dass ich am Sonntag gegen 18 Uhr den Bus zum Zug zurück nahm, ich bin auch selbst schon völlig platt, auf meinem Weg zum Bahnhof der Zug immer noch lief. Es war ein spektakuläres Ereignis, ähnlich und doch anders als es in Köln ist. Danke, dass ich dabei sein durfte!

Fotos vom Karneval in Pula

Wie ich das Zwischenseminar erlebt habe

Für den 13.-17. November 2017 stand für mich das kulturweit-Zwischenseminar in der Ortschaft Sremski Karlovci bei Belgrad (Serbien) an. Recht früh entschied ich mich, das unter der Woche stattfindende Seminar mit zwei Wochenenden in der berühmten Stadt Belgrad zu umrahmen. Schließlich musste ich die Stadt für die Anfahrt eh passieren, und war ich da noch nie gewesen. Also Bus-Tickets gebucht, ebenfalls günstigste Hostels im Zentrum.

Die Tage vor der Abfahrt irgendwie keinen Bock, fühle mich so wohl in meinem aktuellen Wohnort Pula (Kroatien), will nicht raus von da, und die Idee einer 12-Stunden-Busfahrt, womöglich wieder mit Kopfschmerzen währenddessen missfällt mir. Aber gut, ich habe hier gerade keine große Wahl, wenn ich diesen Vertrag erfüllen möchte. Und wer weiß, was mir diese Zeit, dieser Ort bringt und möglich macht. Schließlich war ich noch nie in Serbien, ich kenne da auch einige Kumpels, die mich dorthin mal eingeladen haben, ich komme zum ersten Mal an die berühmte Donau, treffe die anderen Freiwilligen erneut, erhalte einen serbischen Stempel in meinem Pass, und wer weiß, was ich auf dem Seminar lerne.

Fahre also am 11.11. morgens früh um 7 Uhr los, zuerst einmal nach Zagreb, für einen Zwischenstopp auf halbem Weg. Gönne mir dort in einem auf TripAdvisor empfohlenen Café einen köstlichen Kuchen und Kaffee, gehe nochmal kurz durch die Stadt und in den zentral gelegenen Josip-Juraj-Strossmayer-Park. Leider war das Wetter im November nicht ganz so sonnig wie beim letzten Mal.

Alsbald fahre ich dann weiter nach Serbien und Belgrad, passiere die Grenze schon in der Dunkelheit und erhalte den serbischen Stempel in meinen Pass, tausche an der ersten Tankstelle in Serbien meine kroatischen Kuna in serbische Dinar um, erreiche eine leuchtende Szene in Belgrad, bin beeindruckt, Gedanke „hier mache ich meinen nächsten Austausch“.

Beim Ausstieg aus dem Bus wird mir gleich von mehreren Leuten ein Taxi angeboten. Ich entscheide mich aber, zu Fuß zum Hostel zu gehen, zum einen um gleich die Stadt kennenzulernen, und um etwaige potentielle Abzocker-Taxis zu vermeiden. Laufe dann eine gewaltige Straße entlang auf einen kleineren Hügel, um dann alsbald in einem zentral gelegenen Hostel anzukommen.

Am nächsten Morgen besuche ich sogleich einmal das Nikola-Tesla-Museum, das zufälligerweise gleich um die Ecke meines Hostels liegt. Der berühmte Erfinder ist sowohl in Serbien als auch Kroatien eine Legende, und viele Straßen sind nach ihm benannt. Kam noch zeitig für eine Führung, Highlight die von Tesla gebauten Maschinen und die Möglichkeit, selbst kleine Stromschläge zu erhalten.

Am Nachmittag Treffen mit einem Belgrader Freund, versuche danach die Mündung des Flusses Save in die Donau zu finden, lande in irgendeinem verlassenen Teil von Belgrad, fragt mich nicht wo, und als es dann langsam dunkel wird, wird mir das zu unheimlich und ich kehre ins Hostel zurück.

Am nächsten Tag gegen Mittag geht es dann mit dem Bus nach Sremski Karlovci. Am Busbahnhof Belgrad treffe ich auf ein Novum für mich: ich werde gebeten, für den Zugang zum Busbahnhof einen Eintritt zu bezahlen. Der Betrag war mit umgerechnet ca. 1,50 € irrelevant, doch hatte ich das noch nie erlebt. Im Bus ein wenig nervös gewesen, da es keinen Indikator gibt, wo ich mich gerade befinde, und ich die in Serbien verwendete kyrillische Schrift nicht entziffern kann. So frage ich dann in jeder größeren Stadt jemanden „Sremski Karlovci?“ Am Seminar-Ort gab es jedoch ein eindeutiges Schild, sodass ich wohlauf ankam.

Treffe bald auf die anderen Freiwilligen und die Trainerinnen, erste Gespräche finden statt. Mir gefällt der deutlich, deutlich kleinere Rahmen des Zwischenseminars besser als das Riesen-Vorbereitungsseminar, fühle mich hier die ganze Zeit über wohl. Darauf die ersten Sitzungen, Kennenlern-Spiele, wir teilen den Blick aus unserem Fenster, beantworten die Fragen „was vermisse ich in Deutschland?“, „welche Person fasziniert mich in den letzten 60 Tagen am meisten?“, „was war das Highlight?“, „was ist mein Lieblings-Ort?“, „wie habe ich das Wochenende verbracht?“

Am Abend gehen wir in ein wunderschön künstlerisch gestaltetes Restaurant an der Donau gelegen, und genießen hier ein Festmahl. Zum Ausklang des Abends spielen wir noch einige Partien Werwolf.

Gefühlt noch im Stress am zweiten Tag, noch nicht so richtig da am neuen Ort Serbien. Wir beschreiben uns in unserer Arbeitsstelle anhand eines Standbildes, das eine typische Situation darstellt, schauen uns die Zeitaufteilung unserer Aufgaben in der Arbeitsstelle an und sprechen über konkrete Herausforderungen. Sehr amüsant waren am Morgen die Aufgabe, zwei wahre und eine falsche Geschichte zu erzählen, und die Runde erraten zu lassen, welche die falsche ist. In der Mittagspause gönne ich mir noch einen Kaffee im gestrigen Restaurant, so schön fand ich es dort.

Am Tag dann eine Reflektion ‚Was habe ich bisher gelernt? Was hat mir der FSJ bisher gebracht‘, ‚Wofür schlägt mein Herz? Wo finde ich Inspiration‘, ‚Was liegt mir im Magen? Welche Schwierigkeiten fühle ich, wie kann ich diese bekämpfen?‘, ‚Wo will ich hin? Was will ich in der verbleibenden Zeit noch erreichen/ändern?‘ Am Abend dann eine Einführung in das Projekt. Spaziere noch durch den Ort, entdecke dort ein Gugelhupf-Museum.

Am dritten Tag stand dann eine Exkursion nach Belgrad inklusive Besuches zweier NGOs an. Auf dem Weg im Bus genieße ich den Blick auf die Landschaft, kommen dann am Studentski trg (serbisch für Studenten-Platz) an der Uni in Belgrad an. Machen uns dann auf zur NGO Civil Rights Defenders, wo in einer Fragerunde vier Personen über die Organisation, über Sinti und Roma, Schwierigkeiten von Flüchtlingen in Serbien, LGBT-Rechte und -Herausforderungen sprechen. Sie haben Gay Prides in Belgrad organisiert, eine Ausstellung zu dem Thema gemacht, auch von Pink Washing gesprochen, dass Politiker sich freundlich geben, doch essentiell dagegen sind.

Dann ziehen wir an den nächsten Ort weiter, die NGO Atina. Diese hilft Opfern von Menschenhandel, sich (wieder) ins Leben zu integrieren. Sie haben recht detailliert erklärt, was sie tun, wie sie vorgehen, wie all sowas abläuft. Viele dieser Opfer sind jung, ohne Bildung und müssen überhaupt in die Gesellschaft integriert werden. Sind dann in deren Bäckerei weitergezogen, welche als Social Business die NGO finanziert. Sie verkaufen Bagels, denn sie sind innovativ, aber auch nicht zu neu für die Belgrader (die laut Aussage der Führerin nicht gut für neue Essens-Trends zu haben sind). Wir probieren die Bagels, ich persönlich empfand meinen veganen Bagel mit Humus und gegrilltem Gemüse vorzüglich.

Danach Freizeit bis zur Abfahrt des Busses, schließe mich zuerst zwei Freiwilligen an, trenne mich dann nahe der Mündung von Donau und Save, um dies nun nachzuholen, finde diesmal den Ort und die spektakuläre Sicht auf diese Mündung. Kehre dann in die Stadt zurück, sehe das Goethe-Institut dort, schaue es mir kurz an. Als ich dann darausgehe, treffe ich zufällig auf eine andere Gruppe von Freiwilligen, die von den Belgrader Freiwilligen angeführt sich an die Mündung von Donau und Save begibt. So schließe ich mich dem nochmal an und erfahre interessantes Hintergrundwissen über Belgrad. Mir blieb hängen, dass die Stadt 33-mal zerstört wurde. Am Abend zurück vom Ausflug stellen wir Mitbringsel aus unseren aktuellen Orten vor und erzählen eine Hintergrundgeschichte dazu, zum Ende des Tages wieder einige Runden Werwolf.

Am nächsten Tag beschäftigen wir uns mit dem Projekt, ich sammele Ideen hierfür. Dann ein Memory-Spiel, in dem mit den Bildern Zusammenhänge zur Kultur unseres Gastlandes knüpfen. Am Nachmittag Austausch über Roma und LGBTQ+ am Arbeits-Ort, sowie über den Balkan-Krieg. Komme an dem Tag mit ganz neuen Facetten dieses Austausches in Kontakt; zuvor war mein Fokus mehr auf der Arbeit, dem Ankommen, der Eingewöhnung, Urlaub machen und mir selbst gewesen. Bin an dem Tag sehr k.o., daher spare ich mir die Weinprobe, schließe mich später schon kurz vor dem Schlafen noch dem Wichteln an. Ich erhalte hier einen köstlichen Honig vom Belgrader Markt, den ich noch im November verputzt habe.

Am Freitag und dem letzten Tag mit meinem Zimmerpartner das Frühstück gedeckt. Tauschen uns über unser Deutsch-Sein im Ausland aus. Ich lebe schon recht ‚deutsch‘, auch weil die Versuchung hier mit identischen Supermärkten (Kaufland, Lidl, Spar, dm, …) enorm groß ist, habe auch (zu dem Zeitpunkt) noch kaum Kontakt zu Leuten dort. Im Anschluss planen dann viele schon ihre Freiwilligendienste durch, mir wird das zu viel, gehe lieber Schritt für Schritt vor, oder ‚prozessorientiert‘, wie die Trainerin es schön professionell nannte. Dann erstellen wir eine Dankbarkeits-Liste über den Freiwilligendienst, auf der wir 15-20 Dinge nennen, für die wir während des Freiwilligendienstes dankbar sind, am Ende verabschieden wir uns von jedem einzelnen.

Ich bleibe noch einige Stunden bis ca. 19 Uhr in der Stadt, gehe auf den Berg der Stadt spazieren, an die Donau. Sremski Karlovci ist eine wunderschöne Stadt, es gefällt mir dort sehr gut. Schaue mir noch das Gugelhupf-Museum an, kaufe mir ein Stück Gugelhupf, das göttlich schmeckt, hätte mir einen ganzen Kuchen kaufen sollen. Als ich wieder in Belgrad ankomme ein Déjà-Vu, mir werden Taxis angeboten. Lege mich schlafen.

Am nächsten Tag noch ein schöner Ausklang in Belgrad. Zeige einer Belgrader Freundin das Bagel-Restaurant vom Mittwoch, das sie nicht kannte. Denn Belgrad ist groß, und dieser Ort am anderen Ende der Stadt war ihr unbekannt. Ziehe dann weiter in das neue Museum für zeitgenössische Kunst, schaue mir ein legendäres, mir empfohlenes Pfannkuchen-Restaurant in der Nähe an, genieße das vorzügliche Essen dort, am Abend treffe ich mich mit einigen Freiwilligen zum lockeren Billard-Spiel und einem schönen Abend im Zentrum Belgrads.

Am nächsten Morgen schon früh raus, der Rückweg nach Pula steht an. Diesmal ohne Zwischenhalt in ca. 12 Stunden Fahrt. War dann auf der Rückfahrt doch ganz froh, dass ich durch kulturweit inspiriert diese Reise gemacht habe. Ich will ehrlich sein, von mir aus wäre ich sie wohl nicht angetreten, da Großstädte wie Belgrad mir da zu viel und zu intensiv sind, und ich von Sremski Karlovci nie gehört hatte.

Danke für die diese vielen besonderen Erlebnisse und die neuen Impulse, die mir diese Zeit gegeben hat!

Zufälle

Schon immer mal wollte ich einen Blog schreiben und einige Geschichten aus meinem Leben protokollieren, sowohl für mich, mein Ego und für interessierte Verwandte und Freunde. Ein paarmal hatte ich auch vor, das jetzt also wirklich zu machen, bin auf die Registrieren-Buttons von WordPress u.Ä. gegangen, und immer wieder an einer Hürde gescheitert: der Namensfindung. Schließlich muss ich ja überall dem Blog einen Namen geben, dabei will ich doch einfach nur was schreiben. So habe ich dann im Endeffekt nie einen Blog geschrieben.

Einige Tage vor dem Vorbereitungs-Seminar kam mir dann wieder, auf Inspiration dieses kulturweit-Blogs, der Gedanke, nun doch endlich einen Blog zu schreiben. Schließlich ist das ja auch eine Möglichkeit mich auszuprobieren. Dachte mir dann „komm, irgendein Name halt“ und entschied mich für ‚Schritt für Schritt‘, da dieser Freiwilligendienst aus so vielen einzelnen Schritten besteht, am Anfang teils Monate auseinander. Ebenfalls lässt sich aus der Schritt-Metapher eine Menge machen. Übrigens:

Eine gut gebundene Krawatte ist der erste wichtige Schritt im Leben. — Oscar Wilde

Ich nahm also den ersten Schritt, erstellte den Blog, einen ersten Artikel, machte meine ersten Geh-Versuche auf dem Vorbereitungs-Seminar am Werbellinsee, nahm dann den Schritt in den blauen Ozean des Freiwilligendienstes, an die Schule für Tourismus, Gastgewerbe und Handel, nach Pula, nach Kroatien. Viele weitere Schritte habe ich seitdem genommen, einige hier im Blog beschrieben, einige möchte ich noch beschreiben.

In diesem Beitrag möchte ich von einigen zusammenhängenden, nicht geplanten, spontanen Schritt(en) erzählen. Es war an einem gewöhnlichen Arbeitstag an der Schule — frag mich nicht, an welchem. Ich war in dem Fachraum für den Deutsch-Unterricht (dem sogenannten Treffpunkt Deutschland), mit ich weiß nicht mehr was beschäftigt. In dem Raum gibt es eine Auswahl an deutschsprachigen Büchern, die zur Ausleihe zur Verfügung stehen. Die sind auf allen Sprachniveaus, zum Teil Bilderbücher, zum Teil auch Goethe, berühmter deutscher Autor und Namensgeber des Goethe-Instituts, dessen Partner die Schule ist.

Gibt es bei dir auch eine Auswahl an spannenden, interessanten Büchern?

An jenem Tag ging ich (bewusst oder unbewusst) an dem Bücher-Regal vorbei und guckte auf die Buch-Titel. Und siehe, just da sprang mir ein Titel zu meinen Augen: Schritt für Schritt. Das ist doch mehr als ein Zufall!

Natürlich nahm ich dieses Buch genauer unter die Lupe. Schon jemand vor mir hatte die Idee, ein Werk Schritt für Schritt zu nennen. Und zwar ein ungarischer Autor namens Imre Kertész, manchen bekannt als Literatur-Nobelpreisträger 2002. Es handelte sich dabei um ein Drehbuch zu seinem Roman eines Schicksalslosen, welches die Stadt Wien im Rahmen der Reihe Eine Stadt. Ein Buch. herausgab.

Ich entschied mich dann, mir dieses Buch also einmal durchzulesen, im Interesse was andere mit diesem Titel verbinden. Nun ja, das Buch hat deutlich andere Assoziationen mit diesem Titel, als ich sie habe — er beschreibt den Weg eines jüdischen Ungarns durch die Konzentrationslager Auschwitz und Buchenwald. Ich empfand es als ein sehr wertvolles Buch, das ich jedem/r empfehle. Natürlich kein schöner Inhalt, das ist hoffentlich klar. Will die Handlung jetzt nicht spoilern, daher gebe ich einmal eine Rezension vom Buchrücken wieder, was eine*n hier erwartet:

Imre Kertész, der Auschwitz und Buchenwald überlebte und im Überleben die ‚unüberwindliche Schande der Selbsterhaltung‘ fand, hat eindringlich die Zäsur markiert, die Auschwitz für die Menschheitsgeschichte bedeutet. ‚Die moderne Mythologie beginnt mit einem gigantischen Negativum: Gott hat die Welt erschaffen, der Mensch hat Auschwitz erschaffen.‘ — Karl-Markus Gauß in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

Das ist ein zufälliges (oder etwa nicht?) Geschehnis, Erlebnis, das ich während der Zeit im Freiwilligendienst hatte. Es hätte wohl auch in Deutschland geschehen können, ist es aber nicht. Das ist einer von zahllosen Eindrücken, die ich mitnehme, noch viele weitere werden folgen.

Welche derartig unerwarteten, zufälligen Erlebnisse hast du während deines Freiwilligendienstes gehabt?

Internationaler Tag der Krawatte in Pula

Viele haben schon von der Krawatte gehört, oder gar selbst eine getragen. Doch die wenigsten wissen, dass die Krawatte ursprünglich aus Kroatien stammt. Die Ähnlichkeit des Wortes Krawatte mit dem kroatischen Wort Hrvati (kroat. für Kroaten) ist kein Zufall. Vor meiner Recherche war mir dies auch nicht bekannt.

So ist die Krawatte hier ein berühmtes Souvenir für Touristen, und das spektakuläre Motiv einer überdimensionalen Krawatte um das römische Amphitheater in Pula (Bild und Info hier) regelmäßiges Postkarten-Motiv. Dieses Bild ist keine Foto-Montage!

Ebenfalls findet in Kroatien jedes Jahr am 18. Oktober der Internationale Tag der Krawatte statt. Ich wurde gebeten, an dem Tag eine Krawatte zu tragen, zum Glück hatte ich eine nach Pula mitgenommen, sodass ich dies auch tun konnte.

Gleich darauf fand ein besonderer Anlass statt, die Schule begab sich in einen nahegelegenen Park. Hier befindet sich eine Statue eines berühmten historischen kroatischen Politikers (Matko Laginja), Presse und Fernsehen waren dabei, und schließlich kam jemand von der Krawatten-Akademie sowie der Bürgermeister der Stadt Pula. In einem feierlichen Akt legte letzterer der Statue eine Krawatte um. Unsere Bibliothekarin und der Herr von der Krawatten-Akademie hielten noch eine Rede, die ich leider nicht verstand. Zum Abschluss kam noch das Fernsehen in die Schule und hat einige Interviews mit Schülern geführt, die ich aus dem Deutsch-Unterricht kannte.

Ein Artikel aus der Lokalzeitung zeigt hierzu einige schöne Bilder (neben einem informativen Text auf kroatisch). Ich empfand es als ein sehr schönes und interessantes Erlebnis, danke, dass ich dabei sein durfte!

Zu welchen Anlässen trägst du gerne Krawatte? Was gefällt dir besonders daran, eine Krawatte zu tragen?

Quint Buchholz zu Besuch im Treffpunkt Deutschland

Am 14. September 2017, meinem zweiten Arbeitstag, kam der Autor und Illustrator Quint Buchholz in Begleitung seiner Ehefrau zu Besuch nach Pula (Kroatien) und dabei speziell in den Treffpunkt Deutschland, den Fachraum des Deutsch-Unterrichts der Schule für Tourismus, Gastgewerbe und Handel.

In einer Gruppe von sechs Schülern und mir holten wir die beiden von ihrem Besuch des berühmten römischen Amphit-Theaters in Pula ab, einer noch erhaltenen ehemaligen Gladiatoren-Arena und dem Wahrzeichen der Stadt.

Von dort aus zogen wir auf eine kleine Stadtführung zum Forums-Platz mit Augustus-Tempel. Dabei fand ein erster Austausch statt zwischen Quint Buchholz, seiner Frau, den Schülern und mir statt. Weiter ging es dann in den sogenannten Treffpunkt Deutschland – einen vom Goethe-Institut finanzierten Fachraum für den Deutsch-Unterricht an der Schule.

Dort gingen wir zum Interview über. Von den ca. 20 anwesenden Schülern stellten abwechselnd welche Fragen an Herrn Buchholz. Hier eine Auswahl der gestellten Fragen:

  • Wie gefällt Ihnen Istrien [die Region, in der Pula liegt]?
  • Sie sind gerade in Pazin [kroatische Stadt 50 km nördlich von Pula] zu Gast im Haus der Dichter. Was machen Sie dort konkret?
  • Reisen Sie gerne?
  • Haben Sie eine eigene Familie?
  • Wo bekommen Sie die Inspiration für Ihre Werke [her]?
  • Wie viele Bücher haben Sie schon illustriert? Welches war Ihr erfolgreichstes?
  • Was muss ein guter Bilderbuch-Illustrator können? Was ist das Schwierigste?
  • Haben Sie ein Lieblingsbuch?
  • Wie haben Sie sich als Schüler gefühlt?
  • Was würden Sie uns auf den Weg geben, was ist das Wichtigste im Leben?

Herr Buchholz hat die Fragen sehr detailliert und ausführlich beantwortet, und sie gelegentlich mit einer persönlichen Geschichte illustriert.

Was ist bei mir hängen geblieben von diesem Treffen?

Quint Buchholz malt sehr langsam, nimmt sich Zeit für seine Werke. Das Zeichnen eines Bildes kann dann schon mal etwas länger dauern. Zu seiner Studienzeit war er dadurch Außenseiter, weil damals grobes, schnelles Malen in der Kunst-Szene angesagt war. Erst mit der Zeit haben andere, u.a. auch Professoren, in ihm sein Talent im Malen erkannt.

Seine Philosophie ist es, Bilder zu malen, die über das Geschriebene hinaus gehen, und zugleich zum Text passen. Er findet es langweilig, wenn Bilder dasselbe sagen wie der Text. Sein vorrangiges Ziel ist es, Bilder zu malen oder Bücher zu schreiben, die Kindern gefallen. Zugleich muss er jedoch auch dafür sorgen, dass die Illustrationen Erwachsene ansprechen. Denn nur Erwachsene kaufen letztendlich Kinder-Bücher.

Quint Buchholz kommt aus einer familiären Umgebung, in der Malen als Kind an der Tagesordnung war. So kam er mit seinem späterem Metier schon früh in Kontakt und ebenfalls wurde er von älteren Brüdern in seinem Talent fürs Malen bekräftigt, selbst in einem Moment, als er (ausgerechnet) im Kunstunterricht seine schlechteste Note erhielt.

Mittlerweile hat er eine eigene Familie mit Frau, Kindern und Enkelkindern und lebt in einem kleinen Haus nahe von München. Er verreist schon gerne, bleibt aber auch gerne mal zu Hause.

Ich empfand es als enorm inspirierend, Quint Buchholz zu treffen und seiner Denkweise und Vorgehensweise  zuzuhören. Er ist ebenfalls ein sehr guter Erzähler und mir sehr sympathisch. Ich bedanke mich für dieses Treffen und wünsche seiner Familie und ihm alles Gute und weiterhin viel Inspiration für seine Werke.

Zum Abschluss verweise ich auf seine Website sowie seinen Wikipedia-Eintrag.

Vorbereitungs-Seminar am Werbellinsee

Das Vorbereitungs-Seminar zu Beginn des Freiwilligendienstes war ein besonderes, beeindruckendes Ereignis. Da ich im Bereich Selbst-Entwicklung aktiv bin, war ich zuvor auf Konferenzen/Trainings von einer Woche, jedoch noch nie auf einer von 10 Tagen. Ebenfalls realisierte ich bei der Ankunft, wie viele Menschen hier auf einem Fleck sind, um die 400 hatte ich auch noch nie erlebt, und empfand ich als arg viel zu Beginn. Das war doch ein kleiner Schock als jemand, der sich in kleineren Gruppen wohler fühlt. Doch auch merkte ich, wie ich mich nach einigen Tagen daran gewöhnt hatte, und es nach den 10 Tagen gar kein Ding mehr war.

Ich merkte mir im Tagebuch einige Worte aus der Einleitung (‚wir stellen den Rahmen, Sie malen das Bild‘), am ersten Tag bin ich noch beim Einfinden, irgendwie ist es symbolisch, dass ich abends was joggen ging am See, den Weg lange nicht mehr zurückfand, bis es dunkel wurde und an einem Steg andere Freiwillige freundlicherweise mir den Weg zurück in die Herberge zeigten. Ich fühlte mich an meine Schulzeit und so Klassenfahrten erinnert, in die Jugend zurückversetzt, da ich anders als viele mein Abitur seit Jahren hinter mir habe, mich nur noch grob an meine Zeit in der Oberstufe erinnere, und da gar nicht mehr mitreden kann. In dem Zusammenhang finde ich es sehr schön, dass es einmal niemanden juckt, dass ich Informatik studiert habe. Wenn ich das sonst erzählte, war die Reaktion meist ein langgezogenes ‚Woooooooow‘, ‚das ist bestimmt voll kompliziert‘, ‚ich wünschte, ich könnte das auch‘. Hier haben Leute es bloß zur Kenntnis genommen, ‚cool‘, ‚alles klar‘. In der Gruppe haben mir die Prozesse recht viel Spaß gemacht.

Interessant ist, wie wir darauf zu sprechen kommen, dass wir in der Zeit als „Deutsche“ angesehen werden, was sich bei mir stark bewahrheiten sollte. Ich sehe mich selbst gar nicht als Deutschen, halte von einigem „Deutschen“ gar nicht viel, doch in der Sommer-Urlaubs-Region, wo ich bin, ist die Kategorisierung nach Nationalität absoluter Standard. Und sie ist doch akkurater als mir teilweise lieb ist, da ich doch in vielerlei Hinsicht sehr „deutsch“ bin. Mich in den Workshops mit für mich interessanten Themen beschäftigt, die auch einen persönlichen Bezug zu mir haben. Fand sie schon ganz schön, klar, teils große Themen werden und können nur angerissen werden, doch es ist ok so. Im Laufe des Dienstes habe ich mich mit einigem beschäftigt, was mir wichtig war.

In Berlin schließe ich mich dem FairVerbund an, wo wir zu einem Bio-Laden geführt werden, der seit 1989 in einem Frauen-Kollektiv geleitet wird, und wo uns eine der dortigen Mitarbeiterinnen davon erzählte und Fragen beantwortete. Der Laden wurde in den 70ern gegründet und war damals noch politischer als heute. Dann weiter in die Regenbogenfabrik, ein Kulturzentrum in Berlin-Kreuzberg, in einem 1981 besetzten Haus. Damals war Kreuzberg noch sehr arm, und ein Kulturzentrum gab es nicht. Heute ist es Hilfe zur Selbsthilfe, Fahrradwerkstatt, Hostel, Café, Kantine und Kita.

Bei den Sorgen vor dem Dienst fallen mir Geldsorgen ein, dass es vielleicht da knapp werden könnte. Bei allem anderen zuversichtlich, dass ich mit etwaigen Herausforderungen umgehen kann. Zum Glück sollte es mit dem Geld zu keinem Punkt eng werden, ich habe allerdings auch nach Möglichkeit gespart, vergleichsweise wenig Luxus gehabt und bin nur gelegentlich (weit) verreist. Und ich glaube, ich hatte auch keine Angst vor Herausforderungen, weil ich mir kaum vorstellen konnte, was da auf mich zukam. Den Workshop „Die Welt ist voller Lösungen“ fand ich toll, weil zu diesen vielen Problemen der Welt konkrete Lösungen gezeigt worden im Film Tomorrow, ich habe mir glatt gedacht, bei so einem Projekt kann ich mitarbeiten.

Das fair berichten habe ich angenommen, und hoffentlich hier im Blog und im Kontakt zu Familie und Verwandten korrekt angewandt. Im Gespräch kommt mir die Inspiration, den Dienst entspannt anzugehen, und für mich persönlich nicht zu viele Ziele neben der Arbeit zu haben, zu entspannen, da ich gefühlt schon zu viel beschäftigt war zu der Zeit. Das habe ich auch in der Tat so angegangen. Als introvertierter/schüchterner Mensch habe ich das „Haus der Stille“ sehr geschätzt.

Es war mein erstes Mal am Werbellinsee, der toll ist, und wo ich alleine wohl nicht hingekommen wäre. Bin auch ein paarmal schwimmen gegangen, Highlight war, als ich eines Morgens einen jungen Herrn und drei Damen traf, die ebenfalls auf dem Weg in den See waren, denen ich mich anschloss, und die mich inspirierten, weiter raus zu schwimmen, als ich alleine wohl geschwommen wäre. Einer erzählte, er habe vor, den See zu durchschwimmen, sowas habe er wohl schon häufiger gemacht, auf diesem Seminar sind beeindruckende Leute unterwegs! Ich habe es mich mit meinem „nur“ Seepferdchen jedenfalls nicht getraut.

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