6- 1. Wochenende und Folgen

Mein erstes Wochenende hier verlief sehr ereignisreich und mit weitreichenden Folgen!

Freitagabend ließen wir uns von unserer georgischen Freundin und ihren zwei Cousins an den Lisi-See entführen. Sie brachte auch ihren kleinen Sohn mit und wir unseren Freund aus Kutaissi. Er schloss schon bei unserer Abfahrt mit dem einen Cousin Freundschaft, der fährt nämlich ein ziemlich schnelles Auto und es genügte ein bewundernder Blick, dann begannen sie mit ihren Sprachbrocken zu fachsimpeln. Wir Mädels auf der Rückbank amüsierten uns königlich. Generell hatten wir einen sehr schönen Abend beim Spaziergang im Dunkeln um den See. Es scheint eine beliebte Abendbeschäftigung hier zu sein, denn die Parkplätze waren ziemlich voll, aber um den See herum verläuft es sich ganz angenehm.

Später nahmen sie uns noch mit zu einer Bar am Turtle-Lake. Die drei schienen die ganze Stadt zu kennen, denn auf dem Weg dahin hielten wir immer wieder an, um Leuten Hallo-zusagen, einige wurden ins Auto gepackt und mitgenommen. Am Schildkrötensee angekommen bekamen wir eine erstklassige Einführung in die georgische (Trink-)Kultur. Von uns Mädels wurde zwar nicht erwartet viel mit zu trinken, uns wurde aber der allererste Trinkspruch, den unser deutscher Freund aus Kutaissi zum besten geben musste, gewidmet!

Am nächsten Morgen wurde unser Traum von der eigenen Zimmertür und Kofferchaos in einem ordentlichen Schrank aufräumen endlich wahr! Bis spätestens 13 Uhr sollten wir aus der Übergangs-Einzimmerwohnung aus und in unser Schloss für die nächsten 6 Monate einchecken.

Die neue Wohnung ist wirklich schön und sehr großzügig. Wir haben zwei Schlafzimmer mit eigenem Bad, eine Küche, ein Wohnzimmer, insgesamt drei kleine Balkone und noch ein Bad am Ende eines geräumigen Flurs. In Kombination mit drei Mädels mussten wir erst einmal eine Runde Knobeln und ganz viele Möbel und Kissen umverteilen bis die Räume verteilt waren. Ich bin nun stolze Besitzerin des großen Wohnzimmers mit Balkon, indem ich mir sowohl ein gemütliches Eck mit Bett, Schreibtisch und Kommode für mich als auch ein Gammler-Eck mit zwei Sofas und vielen Kissen für WG-Kriegsrat oder andere Treffen gemacht habe.

Beim ersten Mittagessen waren wir schon so begeistert und fanden unser Ergebnis des exzessiven Möbelrückens so cool, dass wir gleich mal euphorisch allen anderen Georgien-Freiwilligen*innen von der Wohnung vorschwärmten und sie für den Abend zu uns einluden ( wir sind zu siebt in Tbilissi, eine in Batumi und einer eigentlich in Kutaissi). Als Einstands-Geschenke bekamen wir ein bisschen georgischen Chacha und viele Schokoladenkekse mitgebracht mit dem wir auf unsere Wohnung anstießen, von der sich alle gebührend begeistert zeigten. Später fuhren wir noch mit der Metro in die Innenstadt und fanden ein Restaurant wieder, das die Anderen von locals kannten. Wir haben verschiedene georgische Spezialitäten bestellt und alles geteilt, es war wirklich unglaublich gut!

Dann kam der Sonntag, an dem wir erst mal ausschliefen und später zum nächsten großen Supermarkt aufbrachen, der glücklicherweise auch Sonntags geöffnet hat. Während wir weg waren, besichtigten drei unsere kulturweit-Kumpanen*innen, so sehr begeistert vom gestrigen Abend, die Wohnung über uns und machten gleich mal den Mietvertrag fest. Jetzt wohnen wir hier bald fast alle im selben Haus! Am Abend brachten wir drei unserer georgischen Freundin die erste Miete, wozu sie uns einen Eiskaffee anbot. Wir konnten natürlich nicht ablehnen und so nahm das Schicksal seinen Lauf… .

 

Vielleicht war es wirklich nur das Leitungswasser, vielleicht andere ungewohnte Lebensmittel oder ein Infekt. Sicher ist, dass unsere ganze WG seit gestern zuhause herumliegt und bis in alle Ewigkeiten dem Eiskaffe abgeschworen hat!

Ich hatte zum Glück am Montag, an dem es mir noch gut ging, einen ersten sehr schönen Arbeitstag, von dem ich noch erzählen könnte. Die Schule liegt im angrenzenden Vake-Viertel und ich kann sie mit der Marschrutka Nummer 4 ganz schnell erreichen. Die Schüler schienen mir alle wohlerzogen, aber trotzdem aufgeweckt und auch interessiert an mir. Auch im Lehrerzimmer wurde ich sehr herzlich aufgenommen, ich erheiterte erst mal alle mit meinem „Mem kwia Carla“ (ich heiße Carla) und dann nannten mich alle ein „kargi gogo“ (gutes Mädchen) und steckten mir Schokolade zu, die es hier zur Feier des 1. Tages überall gab. Die eine Deutschlehrerin war sogar schon mal im schönen Aschaffenburg und erging sich in Lobeshymnen über unser wunderschönes Schloss und den guten Flammkuchen in der Schlossweinstube.

Jetzt ist es bei mir Mittwochabend um kurz nach 10 und mir fällt zum ersten Mal spontan nichts mehr ein, was ich vergessen habe. Für den Blog war es wenigstens gut, dass ich mal zwei Tage nichts erlebt habe. Oder zumindest nichts, was irgendjemand lesen wollen würde!

 

 

 

 

 

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