Heimat.Hafen.Rijeka

Tag 172 – Flotte wiedervereint

Corona lässt grüßen

Sieben Uhr dreißig – so langsam färbt der Frühaufsteher auf mich ab. Aber heute ist es sogar ganz praktisch, einmal etwas mehr vom Tag zu haben, schließlich ist es mein letzter im schönen Bjelovar.

Und um den noch einmal richtig auszukosten, schwingen wir uns nach dem Frühstücken und Packen auch direkt wieder auf die Räder. Den ersten Teil der Strecke kenne ich schon. Das heißt natürlich nicht, dass es uns langweilig wird – dafür sorgt allein schon, dass meine Kette nach einer rasanten Bergabfahrt abspringt. Ein, zwei fachmännische Handgriffe von Arne und weiter geht’s. Allerdings diesmal im Tal. Wir kommen an freilaufenden Hühnern, Hunden, Katzen, Osterlämmern und einem Fohlen vorbei.

Bald erreichen wir Veliko Trojstvo – kleines Silo, kleine Stadt.In einer Dorfkneipe alias Café gönnen wir uns eine Pause, dann geht es zurück. Doch diesmal über einen anderen Weg. Der hat zwar am Anfang zwei fiese Anstiege (die ich, ich gebe es zu, mein Fahrrad hochschiebe), führt danach jedoch wunderbar auf dem Bergkamm entlang. Außerdem erreichen wir dabei einen schönen Aussichtsturm.

Zurück in Arnes Wohnung schultern wir die gepackten Taschen (drei bis vier pro Person) und zuckeln zum Bahnhof. Dort angekommen kaufen wir uns die Tickets und gehen erwartungsvoll auf die Plattform – was sich allerdings als klassischer Frühstart herausstellt, denn unser Zug fährt erst in einer Stunde. Und so chillen wir uns erst einmal auf die von Gänseblümchen übersäte Wiese vor dem Bahnhofsgelände.

Die Stunde verstreicht und nicht lange, dann sitzen wir im Zug, der sich mit dröhnendem Dieselmotor und gelegentlichem Hupen seinen Weg Richtung Hauptstadt bahnt.

In Zagreb wollen wir natürlich zuerst in unser schickes Apartment einchecken, doch wie es eben so ist, der eine verlässt sich bei der Suche nach dem richtigen Weg auf den anderen und umgekehrt. So laufen wir erst einmal an unserem Ziel vorbei, um anschließend auf zwei getrennten Wegen wieder zueinander zu finden. Oder wie Arne sagen würde: Erst schweigen wir uns eineinhalb Stunden an (wie haben Musik gehört) und dann zoffen wir uns (wenn ich nun mal Recht habe 😉 ), um uns am Ende wieder zu vertragen.

Im Apartment angekommen, stoßen schon bald Christian und Helen zu uns. Christian ist gestern aus Pula angereist, Helen seit nunmehr zwei Wochen in Zagreb. „Nicht reisen, Kontakte vermeiden“, hieß es passend dazu heute Morgen in tagesschau – doch genau das ist unser Plan: Eineinhalb Wochen Osterfahrt durch Slawonien.

Aber auch heute wollen wir bereits etwas Zeit miteinander verbringen. Alle ein wenig aufgekratzt, drehen wir eine Runde durch die Stadt, machen ein obligatorisches Gruppenfoto und trinken Kaffee. Danach zieht es Helen zurück in ihre brandneue WG und Christian geht mit, um seine Sachen zu holen (wobei er – typisch Christian – die Hälfte wieder vergisst). Währenddessen spazieren Arne und ich durch einen hübschen kleinen Park zum Botschaftsviertel und suchen uns unsere Traumvilla heraus.

Für den Abend steht dann schließlich auch noch das gemeinsame Abendessen aus. Doch das erweist sich in Anbetracht des unermesslichen Angebots schwieriger als gedacht. Die Jungs, mit hungrigen Mägen, werden ungeduldig, doch wie es so ist: Am Ende findet sich was.

Während wir essen plätschert der erste Sommerregen um uns nieder. Doch den feierwütigen Menschenmassen Zagrebs tut das keinen Abbruch. Zum einen fühlt es sich wunderbar normal an, an diesem lauen Frühlingsabend draußen zu sitzen und anderen beim Cocktail-Schlürfen zuzuschauen. Zum anderen ist es erschreckend, wie viele Zagrebacki sich in den Bars tummeln. Ganz so, als gäbe es kein Corona und als wäre Kroatien nicht gestern erst vom RKI als Risikogebiet eingestuft worden.

Nicht zuletzt aus diesem Grund verzichten wir auf unseren Absacker und holen uns auf dem Rückweg stattdessen lieber noch einen leckeren Nachtisch. Tja und dann heißt es ab ins Bettchen, denn morgen beginnt unser Abenteuer.

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