Heimat.Hafen.Rijeka

Tag 171 – Reinfall

Die "love bridge"

Heute gab es Frühstückseier mal anders – ein Schlingel, der Böses dabei denkt. Was ich damit meine ist: Arne und ich haben fleißig Ostereier gefärbt. Und die Verluste gleich zum Frühstück verspeist.

Danach vergräbt sich Herr Lehrer wieder in seine Arbeit während es mich hinaus in die Sonne zieht. Am Bjelovarer Zentralplatz angekommen muss ich schmunzeln, denn auf die Szene, die sich mir dort bietet, bin ich nicht vorbereitet: Biker in bunten Hasenkostümen verteilen Ostereier an Kinder. Es gibt einfach nichts, was es nicht gibt.

Vom Platz aus tauche ich anschließend wieder in das Schachbrett-artige Straßennetz ein. Denn was mich in Bjelovar bisher am meisten überrascht hat, ist die omnipräsente Street Art. Und tatsächlich finde ich neben einer Schule auch die Katzen aus Rijeka wieder. Wie die wohl hierher gelangt sind?

Ein wenig die Straße hinunter entdecke ich den Friedhof der Stadt und – was mich noch mehr fasziniert – eine Industrieanlage. Leider finde ich jedoch weder die Zeit, noch das passende Loch im Zaun, um mir das Ganze näher anzuschauen.

Stattdessen stehe ich etwas später am Busbahnhof Bjelovars und bekomme erst einmal einen kleinen Schreck, als ich die Uhrzeit an der Bahnhofssäule sehe. Doch schnell bemerke ich: Alle Uhren gehen anders und keine davon richtig. Und so habe ich noch ein paar Minuten Zeit, bis mein Bus nach Virovitica abfährt.

Als er schließlich ankommt werden erst einmal die Pakete ausgeladen – denn hier in Kroatien ist es immer noch üblich, Pakete den Fernbusfahrern mitzugeben. Und warum auch nicht? Wenn es schneller und günstiger ist als via Post… Außerdem kann man gerade in abgelegeneren Gebieten auf diese Weise gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Und die geringen Fahrgastzahlen ausgleichen: Mit mir steigen nur zwei andere Personen in die „Postkutsche“ ein. Allerdings steigen sie auch bereits nach kurzer Zeit mit ihren Wocheneinkäufen irgendwo in einer Haltelücke wieder aus. Dafür erhalte ich bald darauf Gesellschaft von einer Gruppe Jugendliche, die nach Đurđevac wollen.

Auch ich wäre in Đurđevac ganz gerne ausgestiegen, aber leider geben die Verbindungen das nicht her. Doch als hätte der Busfahrer mein Dilemma gespürt, rollen wir beinahe direkt an der einzigen Attraktion des Ortes, einer trutzigen kleinen Burg, vorbei.
Die eine Gruppe Jugendlicher steigt aus, eine neue ein und der Bus fährt mit noch offenen Türen weiter.

Nicht mehr lange, dann sind wir auch schon am Ziel meiner heutigen Reise: Virovitica. Auch bei der Ankunft dort ist die Stadtrundfahrt inklusive, denn die Hauptattraktion liegt auf dem Weg. Somit sind es auch vom Busbahnhof nur wenige Schritte zum Schloss in zartrosa.

Über die „bridge of love“ betrete ich den Park und setze mich in die pralle Sonne. Diesen letzten Schritt wiederhole ich etwa alle 200 Meter, während ich das Gebäude umrunde. Auf der anderen Seite angekommen, überquere ich die „Gymnasium bridge“ auf welcher – ganz passend – einige Schüler*innen das Wochenende begrüßen. Wie die Hühner sitzen sie sich auf Bänken gegenüber – die Jungs auf der einen Seite, die Mädels auf der anderen.

Ist der Park mit dem Schlösschen sicher generell schon ein echter Hingucker, so wurde sich bei der Osterdeko noch einmal extra ins Zeug gelegt: Überall Hasen und Eier und zwar in sämtlichen erdenklichen Farben, Formen und Materialien.

Nachdem ich das Schloss aus so ziemlich jedem Winkel gewürdigt und fotografiert habe, schlender ich zur Kirche und werfe einen Blick hinein. Fazit: Goldene Altäre soweit das Auge reicht.

Wieder im blendenden Sonnenschein frage ich mich, was Virovitica sonst noch zu bieten hat. Aber als ich die sternförmig stadtauswärts führenden Straßen ein wenig entlanglaufe, kehre ich doch immer wieder recht schnell zum Schloss zurück. Am Ende hole ich mir dann einfach ein Eis. Und für mehr ist auch gar keine Zeit mehr, denn der Bus zurück nach Bjelovar steht schon bereit.

Dort angekommen werde ich erst einmal richtig von Arne auf den Arm genommen. Denn natürlich falle ich auf seinen Aprilscherz „mir sind unsere liebevoll gefärbten Ostereier runtergefallen“ herein.

Am Abend wollen wir die 25 Grad noch ein wenig genießen und setzen zu einem Spaziergang entlang der Bahnstrecke an. Ein bisschen Nervenkitzel ist sicher mit von der Partei, als wir auf den Gleisen balancieren und schließlich sogar auf die dort abgestellten Güterwaggons steigen. Sowas geht in Deutschland sicher nicht. Bald darauf haben wir Bahn und Stadt zurückgelassen und setzen uns bei einem Fischteich ins Gras. 

Doch nicht lang, dann grummeln unsere Bäuche vor Hunger. Zurück in der Stadt müssen wir allerdings feststellen, dass andere den gleichen Plan hatten, denn alle Tische auf den Terrassen sind besetzt. Kurzerhand holt Arne uns also eine Grillplatte von seinem Restaurant des Vertrauens und wir geben unser Bestes dem vielen leckeren Fleisch Herr bzw. Frau zu werden. Denn ab morgen, wenn wir Kroatien-Freiwilligen (fast) alle wieder auf einem Haufen sind, wird wohl wieder vegetarisch gekocht. In dem Sinne: One last Cevapi!

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