Heimat.Hafen.Rijeka

Tag 144 – Kurswechsel

On the top of the city

Arne und Busfahren – das ist so eine Sache. Während ich brav (und überraschend pünktlich) an der verabredeten Haltestelle auf ihn warte, vibriert mein Handy: „Ich bin früher ausgestiegen. Ich laufe noch ein Stück. Nicht weit weg.“ Also übe ich mich noch ein wenig in Geduld – nicht gerade meine Stärke. Fünfzehn Minuten vergehen, dann steht Arne endlich vor mir: Allwetterjacke, Deuter-Rucksack mit seitlich daran baumelndem, knallrotem Erste-Hilfe-Päckchen und Spiegelreflex-Kamera – der geborene deutsche Tourist 😉

Ok, ganz unbemerkt hätten wir es sowieso nicht durch die Stadt geschafft, denn wir reden wie ein Wasserfall. Ein Thema jagd das andere. Auf der Suche nach einem guten Mittagstisch durchforsten wir die Straßen Rijekas und landen schließlich auf einer kleinen Terrasse. Natürlich kann der Besitzer Deutsch und demonstriert uns das dann auch ganz stolz, indem er uns die Speißekarte übersetzt. Ich entscheide mich für Calamari (also so richtig mit Tentakeln!), Arne für einen Salat. Eine Aufteilung, die die Kellnerin kurz perplex werden lässt. So richtig lustig wird es allerdings erst, als Arne die Rechnung bestellt: Getrennt – sowas gibt es in Kroatien normalerweise nicht.

Nachdem mein Lachanfall sich verflüchtigt hat, machen auch wir die Fliege und steuern den Trsat-Hügel an. Denn glücklicherweise hat sich die Wettervorhersage nicht ganz bewahrheitet – es ist trocken und der Himmel von blauen Stellen übersäht. Mit den 500 Stufen trainieren wir unser Mittagessen gleich wieder ab, sodass, erst einmal oben angekommen, wieder Platz für einen Kaffee ist.

Als zweiter Programmpunkt war eigentlich ein Ausflug ans andere Ende der Stadt geplant: Zur Torpedo-Abschussrampe. Mit dem Bus Nummer acht überhaupt kein Problem. Nur – wir hatten den Bus gerade verpasst. Busfahren in Rijeka – nicht nur für Arne so eine Sache!

Also Planänderung: Mit Blick auf den einfahrenden Bus 32 fällt die Entscheidung – Opatija it is. Zum stilvollen Aufs-Meer-gucken gibt es hier schließlich nicht nur einen guten Platz. Im nachtschwarzen Volosko steigen wir aus und machen uns durch die verwinkelten Gassen und vorbei am malerischen Hafen auf den Weg Richtung Opatija. Ein wenig bereue ich es – ganz undeutsch – kein Handtuch eingepackt zu haben. Zwar ist das Wasser eisig und jeder Atem ein kleines Dampfwölkchen, aber manchmal erscheinen die verrücktesten Ideen doch am besten. Ein andermal. Für heute begnügen wir uns damit, im gelblichen Schein der Laternen am still daliegenden Wasser entlangzulaufen.

In Opatija angekommen, werden wir von einer Flut an Lichterketten begrüßt: Die Säulen der Gebäude, sogar die Palmen sind fest damit umwickelt. Allzu lange bleiben wir jedoch nicht. Denn, wie der Blick auf den Fahrplan zeigt, der nächste Bus kommt bestimmt. Und – was in Kroatien ein noch stichhaltigeres Zeichen ist: Menschen an der Bushaltestelle. Viele Menschen, junge Menschen. Beinahe der gesamt Bus füllt sich schließlich mit Schüler*innen auf dem Weg in die Cafes (aka Bars).

In einem Affenzahn und mit passendem Gerumpel fahren wir also zurück – ich glaube nicht, das Arne jemals ein Bus-Fan werden wird. Aber immerhin: Nach kurzer Orientierungslosigkeit finden wir die Bushaltestelle nach Viskovo diesmal ohne Probleme. Ein Arne mit vor Lachen schmerzenden Wangenmuskeln steigt ein und ich mache mich beruhigt auf den Heimweg. Kaum zu Hause angelangt – eine Nachricht von Arne: „Mein Bus ist gerade liegen geblieben“.

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