Rijeka ist das kroatische Wort für Fluss. Und heute geht es genau diesen Fluss entlang. Denn etwa 15 Minuten stromaufwärts von der Stadt befindet sich die Papierfabrik „Hartera“ – oder was davon noch übrig ist.
Betritt man wie ich das baufällige Gebäude, knirscht Glas unter den Schuhen. Aber nicht nur deswegen sollte man gut hinschauen, wo genau man hintritt. Sondern auch wegen der vielen Löcher. Einige stammen von den Maschinen, die früher hier standen. Andere sind eher jüngeren Datums. So zum Beispiel das in der Decke. Trotz des blauen Himmels – nicht gerade vertrauenserweckend, dieser Ausblick… Doch wenigsten die Treppen sehen stabil aus. Zumindest so stabil, dass ich es wage, ein wenig durch die alte Fabrik zu wandern. Ich verliebe mich in den schwarz-weiß gefliesten Fußboden und die bunten Türrahmen. Außerdem freue ich mich wie ein Kind über zurückgelassene Stromkästen und Maschinen. Und das kann ich auch ohne Scham, denn außer mir und einem Obdachlosen ist das Gebäude menschenleer. Nur die Natur holt es sich langsam zurück. Und ein paar Sprayer haben ihre Spuren hinterlassen.
Nachdem ich die Ruine von oben bis unten durchforstet habe, zieht es mich wieder zurück an die frische Luft. Doch auf meinem Weg in Richtung des Clubs „Hartera“ muss ich die wärmenden Sonnenstrahlen erneut hinter mir lassen. Stattdessen legt sich die Kühle des Tals über mich. Ich durchschreite mehrere Torbögen, dann liegt die alte Lagerhalle vor mir. Und auch sie ist verlassen. Dort wo sonst dröhnende Techno-Beats Wände und Körper zum Beben bringen, herrscht gähnende Leere. Nur ein paar zusammengeklappte Bänke und ein einsamer Kühlschrank stehen im Raum.
Ich fröstel und mache mich auf den Rückweg: Zurück zur Papierfabrik, über eine kleine Brücke und weiter Richtung Stadt. Doch kurz bevor ich meinen Ausgangspunkt erreiche, sehe ich eine zweite verlassene Anlage. Ein kleines Loch im Zaun lädt mich zum Erkunden ein, doch mein Handy-Akku protestiert und gibt den Geist auf. Da ich außerdem heute Nachmittag noch eine Konferenzschalte habe, entscheide ich mich, diesen zweiten Schatz noch etwas ruhen zu lassen. Verlassene Gemäuer laufen schließlich nicht weg.