Heimat.Hafen.Rijeka

Tag 11 – Dauerregen: Fluch und Segen

Die Karawane zieht weiter

Ich hasse Regen. Zumindest wenn ich kein schützendes Dach über dem Kopf habe. Die Aussicht, meinen samstäglichen Tagestrip mit dem Erasmus Student Network (ESN) in trister Nässe zu verbringen, war für mich also alles andere als verlockend. Und dafür dann auch noch um 7 Uhr aufstehen… Nie hätte ich gedacht, dass dieser Tag so wunderschön werden würde. Doch am besten von Vorne:

Mit nur 15 Minuten Verspätung („Pünktlich sein!“) brechen wir auf. Wir, das sind fünf Studentinnen des ESN, der Busfahrer, unsere kleine, quirlige Führerin mit ihrem rot-weiß gepunkteten Schirm und eine ganze Busladung voll Erasmus-Student*innen. Unser erstes Ziel dabei: Smiljan, der Geburtsort des Erfinders Nikola Tesla. „Bestimmt nur ein einzelnes Haus in der Landschaft“, meint mein Sitznachbar aus Athen. Zwei Dumme, ein Gedanke. Doch Überraschung: Es sind drei. Also Häuser. Und eine Kirche. Trotzdem: Klein aber oho. Die Gedenkstätte ist neu und mit Liebe gemacht. Und man kann einiges ausprobieren: Elektrizität zum Anfassen – im wahrsten Sinne des Wortes spannend! Außerdem lerne ich, dass nach Tesla nicht nur die Automarke benannt ist. Nein, der gute Herr lebte gerne in Hotels, seine besten Freunde waren Tauben und er hat das erste Wasserkraftwerk der Welt gebaut. Und das nicht irgendwo, sondern an den Niagara-Fällen.

Tja, was für eine Überleitung hin zum zweiten Stopp des Trips und Highlight des Tages: Dem Nationalpark Plitvicer Seen. Berühmt ist dieser unter anderem für den höchsten Wasserfall Kroatiens. Bereits wenige Schritte hinter dem Eingang stürzt das Wasser aus fast 80 Metern in die Tiefe. Dabei ist der Wasserfall nur die Krönung einer Reihe verschiedener Seen. Vier Stunden wandern wir an ihren Ufern entlang. Erst stromaufwärts bis zum größten See, dann mit einem Boot quer hinüber, und anschließend  stromabwärts wieder zurück. Wohlgemerkt: Vier Stunden im Dauerregen. Zieht meine sehr deutsche Allwetterjacke dabei anfangs noch den ein oder anderen mitleidigen Blick auf sich, hat sie gegenüber der Armada an Regenponchos und Schirmen doch einen entscheidenden Vorteil:  Wann immer ich will kann ich flugs mein Handy zücken um die herbstliche Landschaft mit ihren klaren, türkis-blauen Seen für die Ewigkeit festzuhalten. Und das, dem Regen seid Dank, ganz ohne Warten und Gedrängel.

Zurück an unserem Ausgangspunkt, ist der große Wasserfall vor lauter Nebelschwaden kaum noch zu sehen. Und auch unser Heimweg ist wie in Watte gepackt. Noch ein letzter, kurzer Stopp für selbstgemachten Mandelschnaps und Honig, dann geht es zurück nach Rijeka. Und als ich von der Bushaltestelle schließlich nach Hause laufe, was soll ich sagen, da spüre ich den Nieselregen kaum mehr.

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