Angekommen?!

Weitere zwei Wochen sind nun ins Land gegangen. Weitere zwei Wochen in denen ich mich in das bolivianische Leben einleben konnte. Weitere zwei Wochen über 10.000km von Hamburg entfernt.

Die Frage, ob ich jetzt gut in Bolivien angekommen bin, kann ich kaum beantworten und werde dies innerhalb eines Jahres wohl auch nicht mit Worten können. Dafür, wie ich mich jetzt mal wieder fühle: Euphancholie.

Angekommen bin ich in meiner Schule. Nicht nur, dass mich mittlerweile jeder der 1300 Schüler beim Namen kennt. Ich kann mittlerweile (erzwungenermaßen durch den Ausfall eines Lehrers) auch aktiver den Unterricht leiten. Mal sehen, wie nächste Woche mein warm up Spiel in den Klassen ankommt. Der Kontakt zu Schülern außerhalb der Schule reduziert sich allerdings noch auf vereinzelte Gespräche und gemeinsame Mittagessen. Im Hinterkopf dabei immer der Satz des Direktors: Distancia Nicolas, distancia. Spätestens im November, wenn die 6to der Secundaria ihren Abschluss macht, wird man ab und zu aber sicherlich mal einen Kaffee trinken gehen.

Dafür knüpfen sich außerhalb der Schule so langsam die ersten Kontakte, worüber ich auch ziemlich froh bin. Eine erstaunliche Begegnung machte sich in einem Club, als ich auf eine Gruppe Bolivianer stieß, die ihren Freiwilligendienst in Hamburg absolvierten. Jemand deutschsprachiges ist hier irgendwie nie weit.

Genauso stand ein Besuch in dem Goethe-Institut La Paz an, wo erstmal die Nummern mit Alumnischülern der PASCH-Schulen ausgetauscht wurden. Ein Wiedersehen ist in Planung. Glückwunsch auch nochmal für den zweiten Platz in einem weltweiten Alumniwettbewerb mit dem „Monopoly La Paz“.

Schließlich, und das hat mir wirklich schon gefehlt, hatte ich seit gefühlt einer Ewigkeit mein erstes Volleyballtraining (wahrscheinlich auch zur Beruhigung meiner Mannschaft in Hamburg). Da ich schon etwas Vorerfahrung mitbringe, dachte ich hier recht hoch einsteigen zu können (Bolivianer sind grundsätzlich auch alle recht klein). Um es kurz zu fassen: Ich bin noch nie bei einem Training so gestorben wie letzten Freitag. Auf fast 4000m vielleicht auch nicht ganz ohne Grund. Trotzdem merkt man, dass die bolivianischen Vizemeister „Bolivar Voleibol“ schon nicht ganz schlecht spielen. Das wird ne geile Zeit in der Halle.

Voraussetzung dafür ist natürlich, dass ich fit bleibe. Leider jagt hier eine Infektion die nächste, ein müder Tag den nächsten. Hygiene in der Lebensmittelverarbeitung wird in Bolivien nicht gerade großgeschrieben. Und so lecker es auch schmecken mag, gut auf den Magen wirkt es sich nicht aus. Mein Motto ist bisher allerdings noch, dass ich mich auch daran gewöhnen werde und mich erstmal munter weiter durchprobiere.

Das sind allerdings häufig auch die Momente, in denen ich mir wünsche, mal für ein paar Stunden zuhause vorbeischauen zu können. Für Heimweh hatte ich bisher noch keine Zeit. Trotzdem fehlt mir die Heimat ab und zu und ich glaube, dass ist auch normal und gut so. Mit der Family auf der Terrasse zu essen (ich habe gehört es war noch herbstlich warm) oder den Freunden im „Frank und Frei“ das ein oder andere Bierchen zu zischen. Und an alle, die es nicht all zu weit zu einem Park haben; schätzt auch die kleinen Dinge wie ein Spaziergang in einem ruhigen, grünen und naturbelassenen Wäldchen. So etwas kann man hier vergeblich suchen.

Gefunden habe ich auf alle Fälle schon nette Menschen, den Anfang einer Routine und den Mut zu jeder Zeit mit fremden Menschen ein Gespräch auf Spanisch anzufangen. Es klappt erstaunlich gut. So sieht auch der Plan für die kommende Zeit aus.

Bis dahin haltet die Ohren steif, wie wir es in Hamburg sagen würden

Hasta entonces

Nico

2 Gedanken zu „Angekommen?!

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