Bolivien, La Paz und die Naval

La Paz, 29.09.2023

17 Tage La Paz, 15 Tage Sopocachi und 10 Tage in der Naval. Das ist meine bisherige Bilanz und ich kann sagen, die Zeit verging schnell und doch fühlt es sich nach mehr an.

Angekommen bin ich in La Paz am 12.09. um 02:05Uhr Ortszeit. Es ist wohl verständlich, dass ich einfach nur froh war, dass mit dem Visum, Gepäck und bestellten Taxi alles rundgelaufen ist und ich in der Wohnung von Lenny (über Freunde aus Hamburg kennengelernt) herzlich empfangen wurde. Das war wohl das Beste, was mir für die Nacht passieren konnte.

Aufgewacht in La Paz konnte ich mir erstmal zu meinem 19. Geburtstag gratulieren. Zum ersten Mal in meinem Leben ohne meinem Zwillingsbruder. Das war auch neu für mich, aber was ist hier schon nicht neu…

Bis ich am 14.09. in meine erste eigene Wohnung (mit einer kulturweit-Freiwilligen zusammen) ziehen konnte, verbrachte ich also meine Zeit bei einer super gastfreundschaftlichen Bolivianerin in der Zona Sur. So konnte ich nicht nur gleich am Anfang einen großen Haufen an Fragen loswerden, sondern musste gleich meine noch teilweise vorhandenen Spanischkenntnisse aus der Schule unter Beweis stellen. Das Gröbste habe ich verstanden. Und falls es doch mal etwas wichtigeres gab, konnte mir der Enkel und sein Freund (ebenfalls aus Hamburg in La Paz) mit der Übersetzung helfen. Es war mir ein kurzes Vergnügen mit euch, soll aber nicht das letzte Mal gewesen sein. Nos vemos.

Fast schon untypisch für Bolivien verlief auch die Wohnungsübernahme reibungslos. Das Highlight ist neben der zentralen Lage im Stadtteil Sopocachi, in jedem Fall der Blick aus dem Fenster. Bis heute freu ich mich jedes Mal wieder, wenn ich morgens oder abends rausschaue. Bei klarem Wetter ist sogar der Illimani (6439m) sichtbar, das Wahrzeichen von La Paz. Und bei Dunkelheit erleuchtet ein Meer aus Lichtern, als hätte es mit einem Sternenhimmel Plätze getauscht.

Am Montag musste ich zum ersten Mal in die Schule/ zur Arbeit. Die Naval ist sehr gut für mich mit dem Minibus zu erreichen, dauert aber je nach Tageszeit und Verkehrslage zwischen 25-50 Minuten. Ich entschuldige mich schonmal für alle Male, die ich zu spät kommen werde und schon gekommen bin. Auf den Straßen herrscht einfach bis auf einige Ampeln Gesetzlosigkeit. Mal erwischt man den Busfahrer, der sich überall durchzwängt und mal erwischt man den Busfahrer, vor welchem sich alle durchzwängen.

Dort angekommen wurde ich auch gleich allen eintrudelnden Lehrern und Schulleitern (insgesamt 4) vorgestellt, bevor auch ein Besuch beim Käptn (Militäroffizier) anstand. Die Schule wurde 2013 von der bolivianischen Marine gegründet und trägt deshalb auch den für mich noch etwas fragwürdigen Namen „Heróes del Pacifico“. Bolivien hat seit dem verlorenen Salpeterkrieg gegen Chile 1883 keinen Zugang zum Pazifik mehr. Die Zugehörigkeit zu dem Militär gibt sich allerdings nur in den dauerhaften Patrouillen vor dem Eingang und einer sehr ausgiebigen Eröffnungszeremonie jeden Morgen zu erkennen. Ich nehme das jedoch nicht als etwas Störendes oder Übertriebendes wahr und erfreue mich mehr an den Eindrücken.

Im Klassenzimmer bot sich für mich nun eine neue Perspektive, mal auf der anderen Seite der Klasse zu stehen (ein wenig Mitgefühl für alle Lehrer mit Teenagern). Viel kann ich zu meiner neuen Einsatzstelle noch nicht sagen, die ersten zwei Wochen waren mehr noch ein Kennenlernen und Abtasten. Auch für die Schüler ist es ungewohnt mich in ihrer Klasse zu finden, da ich der erste Freiwillige an der Naval bin. Hinzu kommt, dass ich mit meiner Größe, Hautfarbe und Augenfarbe optisch sehr stark heraussteche. Da wird man schon manchmal angestarrt. Aber eigentlich finden es alle nur sehr interessant und spannend und ich weiß nicht, wie viele Fotos schon mit mir gemacht wurden. In jedem Fall werde ich gut aufgenommen, sei es, dass ich mit den Schülern in der Pause Fußball spiele oder am Día del Estudiante mit einigen Lehrern zusammen eine Tanzaufführung aufgeführt habe.

Nach der Schule fahre ich entweder wieder nach Hause oder liefere mich zuvor noch der Qual der Wahl nach einem Mittagessen aus. Die bolivianische Küche und Streetfood in La Paz können einen eigenen, ganzen Blogeintrag füllen. Dazu aber mehr, wenn ich mich, hoffentlich bald, besser auskenne. Zu empfehlen sind jetzt schon Rellenos de Papa (Kugel aus zerstampften Kartoffeln mit einer Gemüse-Fleisch Füllung), Salteñas (herzhaftes Gebäck mit einer süß-würzigen Mischung aus Rind- oder Hünchenfleisch) und Cuñapes (Gebäck aus einem Käseteig). Es wird nicht gerade kalorienarm und vegetarisch gekocht, ich sollte allerdings nicht gleich in Versuchung geraten mich nur noch von den wirklich übertrieben-vielen Pollo frito Geschäften (Frittiertes Hühnchen, meistens mit Pommes und Reis) zu ernähren. Bei der Auswahl an leckerem Essen, sollte das kein großes Problem werden.

Und auch viele andere Dinge und Erlebnisse sind es wert in diesem Blog erwähnt zu werden. Zu viele, um sie hier alle auszuführen. Ich versuche für weitere Eindrücke auf die Galerie auszuweichen. Es lohnt sich dort auch mal vorbeizuschauen.

Für die kommende Zeit steht mit Sicherheit an, das Nachtleben La Paz´ kennenzulernen, der Besuch in einem Sportverein und so neue Kontakte zu knüpfen

Hasta entonces

Nico

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