Nachtrag zum ersten Blog


Nach dem 10-tägigen Vorbereitungsseminar am Werbellinsee, auf dem wir Themen wie Rassismus, Gerechtigkeit und Privilegien besprochen haben, habe ich mir lange durch den Kopf gehen lassen, ob und in welcher Form ich von hier aus berichte. Besonders das Thema Privilegien hat mich auch im Bezug zu meinem ersten Blog beschäftigt.

Nun kann man darüber streiten, ob ich mich über solche Kleinigkeiten wie Probleme bei der Visumsbeschaffung überhaupt beschweren darf. Ich, als weiße, als Westeuropäerin, die das Privileg hat, reisen zu dürfen und zwar eigentlich ohne Einschränkung und große Schwierigkeiten. Die das Privileg hat, überhaupt an ein Visum zu kommen. Es ist schon fast eine Selbstverständlichkeit, dorthin reisen zu kann, wo man hin will und sein Visum zu erhalten. In anderen Ländern, mit einer anderen Herkunft, Nationalität, Hautfarbe, ja manchmal sogar Namen, wird das zu einem riesen Problem und ohne das Geld dazu oft unmöglich.

Aber habe ich dann noch das Recht, mich über Geringfügigkeiten aufzuregen? Sind sie, nach der Betrachtung der ganzen Welt, der deutschen Geschichte, überhaupt noch Probleme, über die ich mir Gedanken machen darf?

Ich finde ja. Ich in meiner kleinen Welt, ich für mich selbst, darf auch meine kleinen Probleme bei der Visumsbeschaffung als Problem sehen. Auch wenn es weit schwerwiegendere Dinge auf der Welt gibt, als mein schönes, heiles Leben, dem eines kleinen, einzelnen Individuums, darf ich mich auch darüber beschweren. Dadurch, dass ich mich über meine Probleme beschwere, werden sie nicht gleichzeitig mit anderen auf eine Stufe gehoben. Sie bleiben meine eigenen, für andere Menschen vielleicht unbedeutende Probleme und das ist auch gut so. Aber auch kleine Probleme können für einen selbst manchmal auch zu viel werden und kommen einem vor, als wüchsen sie einem über den Kopf. Solange man seine Probleme nicht größer als man selbst werden und sich von ihnen überrollen lässt, ist alles okay.

Puhh, das wurde irgendwie doch deeper als ich dachte, aber es war mir einfach ein Anliegen, das Thema nochmal aufzugreifen, weil ich es selbst ziemlich interessant finde.

Sooo…bis zum nächsten Blog, wo ich dann auch endlich mal zu meiner Zeit hier vor Ort komme 🙂