Amina Umuhoza, 1978, Taxifahrerin, Mutter von drei Söhnen
Amina ist eine der vier weiblichen Taxifahrerinnen in Kigali.
Frage: Amina, wie bist du Taxifahrerin geworden?
Amina: Das ist eine lange Geschichte!
F: Das macht nichts, wir haben Zeit!
A: Ok, dann lass mich dir meine Geschichte erzählen.
Ich war fünf Jahre alt, als mein Vater gestorben ist und zehn Jahre alt, als meine Mutter starb. Danach lebte ich mit meiner Schwester und ihrer Familie. Allerdings wollte sie ab einem bestimmten Punkt nicht mehr meine Schulgebühren zahlen. Deswegen entschied sie, mich zu verheiraten, als ich dreizehn war. Ich hatte niemals die Möglichkeit, in die secondary school (weiterführende Schule nach Grundschule) zu gehen, weißt du. Ich wurde also mit dreizehn Jahren verheiratet. Der Mann, den man mir ausgesucht hatte war 35 Jahre alt. Ich war seine zweite Frau. Aber er war kein guter Mann. Er hat mich sehr oft geschlagen. Er hat sich nicht um mich gekümmert. Oft gab es kein Essen, er gab mir kein Geld, um Kleidung oder Lebensmittel zu kaufen. Er war ein trauriger Mann. Er geriet ständig in Streit mit seinen Nachbarn, mit Besuchern. Oft wurde er wütend und schlug mich. Es war die Hölle. Ich war sehr unglücklich dort. Ich liebe es, zu lachen, ich mag Menschen und ich mag es, fröhlich zu sein, aber damals war ich sehr unglücklich. Auch, weil ich nicht frei war. Ich hatte keinen Abschluss, keine Möglichkeit mein eigenes Geld zu verdienen, und unabhängig zu sein.
Ich war außerdem sehr jung und dumm. Ich wusste nicht, wie man vermeiden kann, schwanger zu werden. Meinen ersten Sohn habe ich mit siebzehn bekommen. Als ich zum zweiten Mals schwanger war, habe ich versucht, mich umzubringen. Ich wollte nicht mehr in dieser Welt sein. Ich habe ein Gift getrunken, mit dem man hier Mäuse umbringt. Aber es hat nicht funktioniert. Man hat mich ins Krankenhaus gebracht und mir geholfen. Ich musste dort für zwei Monate bleiben. Ich habe harte Zeiten durchlitten, Liebes. Jetzt bereue ich es so sehr, dass ich das Leben meines Sohnes in Gefahr gebracht habe. Er ist jetzt mein bester Freund! Selbst wenn ich bis spät nachts arbeiten muss, wartet er jeden Abend auf mich, bis ich nach Hause komme. Er sitzt im Wohnzimmer, um sicher zu gehen, dass ich gut nach Hause gekommen bin. Er kocht auch oft für mich, wenn ich viel arbeiten muss.
Also, ich wollte unabhängig werden, um dieses Haus und meinen Ehemann verlassen zu können, die mir so viel Verzweiflung gebracht hatten. Zunächst habe ich Obst und Gemüse auf der Straße verkauft, um mein eigenes Einkommen zu haben. Aber das war nicht ausreichend. Dann habe ich versucht yu schneidern, aber das hat auch nicht funktioniert. Ich habe auch einen Kochkurs gemacht, um für einen Caterer zu arbeiten, ich kann jetzt Cannelloni und Lasagne machen! Ich habe vieles ausprobiert. Letztendlich habe ich mich entschieden, den Führerschein zu machen, um unabhängig zu werden. Eine Freundin hat mir das Geld geliehen, um es machen zu können. Als ich mit dem Führerschein fertig war, habe ich mich auf Jobs als Taxifahrerin beworben, aber hatte nicht das Glück, einen Job zu bekommen.
Aber ich habe einen anderen Weg gefunden. Der „women fund“ der National Bank of Rwanda hilft Frauen, ihr eigenes Unternehmen zu starten. Meine Bank hat mir einen Kredit gegeben, da der women fund die Garantien dafür übernommen hat, was die Hälfte des Betrags beträgt. So konnte ich einen Kredit von fünf Millionen Ruanda-Francs bekommen (5000€). Eine Freundin gab mir weitere 500 000 Ruanda-francs (500€), sodass ich mir das Auto leisten konnte. (Lächelt stolz und macht eine Geste, um ihr Auto zu zeigen). Ich bin jetzt seit zehn Jahren Taxifahrerin. Ich wusste: nachdem ich meine Schulden zurückgezahlt hätte, würde ich ausziehen können. Ich habe drei Jahre gebraucht, um meine Schulden zurück zu zahlen. Dann habe ich meine Söhne genommen und bin ausgezogen. Natürlich war mein Ehemann sauer. Letztes Jahr ist er gestorben. Auch wenn er nicht gut zu mir war, habe ich Mitleid für ihn empfunden. Ich habe mich um ihn gekümmert, als er die letzten zwei Monate im Krankenhaus war. Als er starb, habe ich sein Haus geerbt. Ich habe dieses Haus mit meinen eigenen Händen gebaut. Aber jetzt will ich es verkaufen. Ich kann nicht mal mehr dort vorbei gehen. Ich war so unglücklich dort.
Ich lebe in einem anderen Haus, das ich für mich und meine Söhne angemietet habe. Ich bin glücklich und unabhängig. Meine Söhne sind jetzt 21, 19 und 16. Zwei haben die weiterführende Schule abgeschlossen, einer studiert schon, einer geht noch zur Schule. Ich bin sehr stolz auf sie. Sie sind mein Ein und Alles. Ich könnte niemals ohne sie sein. Ich liebe sie so sehr. Sie sind anständig, freundlich und gut erzogen. Sie helfen mir viel, im Haushalt können sie alle Aufgaben erledigen.
Andererseits ist es sehr schwer, genug zu verdienen für das Haus und die Schulgebühren. Das Geschäft ist schwer, es gibt einfach zu viele Taxifahrer. Als ich angefangen habe, hatte ich oft Kunden, die ich in die Nationalparks gefahren habe. Dabei habe ich genug verdient, um die Schulgebühren zahlen zu können. Aber jetzt gibt es große Tourismus-Unternehmen, die den Transport mit anbieten. Aber ich gebe niemals auf.
Ich teile meine Geschichte gerne. Zu viele Frauen in Afrika sind abhängig von ihrem Mann, haben keine Ausbildung, müssen warten, bis sie mit einem Mann verheiratet werden, der hoffentlich gut verdient. Das ist nicht gut. Wir müssen uns gegenseitig bestärken, müssen unser Wissen und unsere weibliche Kraft austauschen. Ich liebe Frauen und Mädchen! Ich wollte immer gern eine Tochter haben! Jetzt habe ich drei Söhne (lacht). Deswegen liebe ich es, mit anderen Frauen zusammen zu sein, mich mit anderen Frauen auszutauschen und Wissen und Kraft zu geben. Ich habe einer anderen Frau geholfen, Taxifahrerin zu werden. Sie hat als Busfahrerin gearbeitet und hat nur 200 Ruanda-Francs (2€) am Tag verdient. Eines Tages habe ich sie angerufen und gesagt: Ich habe eine Idee für dich, über die wir uns unterhalten müssen. Ich habe ihr erklärt, wie man einen Kredit bekommt, um ein Auto zu kaufen und die Idee hat ihr gefallen. Jetzt hat sie ihr eigenes Auto und arbeitet auch als Taxifahrerin.
Das ist mein Leben. Ich habe inzwischen erwachsene Söhne. Ich war zu lange in einer schlimmen Ehe. Aber ich habe einen Weg gefunden, um unabhängig zu werden. Ich habe es geschafft. Ich habe jetzt mein eigenes Leben. Mädels, ich bin schon vierzig Jahre alt! Kannst du dir das vorstellen?
F: Wirklich? Das sieht man dir aber nicht an! Du siehst höchstens aus wie Anfang 30!
A: Ich kümmere mich gerne um meine Haut und meinen Körper. Ich nutze nur natürliche Produkte. Ich benutze niemals Produkte, die Chemikalien enthalten. Wenn ich Zeit habe, genieße ich es, mir eine Maske oder eine creme zuzubereiten, und meinen Körper zu verwöhnen.
Das musst du mal ausprobieren! Es lässt deine Haut für eine ganze Woche scheinen.
Du brauchst ein Ei, Honig, Zitrone und Aloe Vera. Du vermischst alles und machst eine Maske daraus und trägst es auf dein Gesicht auf. Dann lässt du es eine halbe Stunde lang einziehen. Danach kannst du es abwaschen, aber ohne Seife! Es ist perfekt, bevor man ist Bett geht. Am nächsten Tag sieht deine Haut frisch aus und scheint wie die Haut von einem jungen Mädchen. Und der Effekt hält richtig lange an!
Wir Frauen müssen zusammenhalten und unser Wissen und unsere Kraft miteinander teilen!!