Es ist einfach so und man kann es nicht anders sagen. Wer behauptet, dass man während dem Zivildienst eine ruhige Kugel schieben würde, der liegt, zumindest in meinem Fall, falsch. Folgende Punkte sind Schuld daran, dass ich den letzten Wochen keine Zeit hatte meinen Blog etwas zu aktualiseren. Das kommt aber noch. Nun zu den Punkten:
1. Zwischenseminar in Villa General Belgrano (Ganz große Klasse, ich verweise zunächst auf das Doppelte Blogchen von Timon und Thomas)
2. Besuch von meinen guten Freunden Gerrit und Lisa (Ganz große Klasse, Bericht folgt)
3. Wilder Stress mit meiner lieben Vermieterin Cecilia. Nachdem ich über einen Monat darauf gewartet habe, dass sie mir ihre Wohnung überlässt, vermietet sie nun diese an ihre Cousine weiter (Nicht so große Klasse)
4. Hotelsuche für die liebe Familie, die am Dienstag anrückt und in meiner Wohnung übernachten hätte sollen (Nicht so große Klasse, die Hotelsuche, aber immerhin erfolgreich)
5. Wohungssuche: mein bisher liebstes Hobby in Argentinien. (Nicht so große Klasse, aber ich bin argentinisch-optimistisch)
Ziel: Am 24. 12 zufrieden ein Glas Rotwein (selbstverständlich Malbec aus Mendoza) in der Hand zu schwänken und alles verarbeitet und gelöst zu haben.
Neuheiten: Auf meinem Blog wird es jetzt zwei neue Unterkategorien geben:
1. Buenos Aires (genauso kreativ wie der Name meines Blogs): Hier wird es nur Bilder aus der Stadt geben, keine nervigen Texte.
2. Argentinisch für Anfänger: Ein kleines Wörterbuch mit Erläuterungen.
That’s it.
Letztendlich macht sich auch Weihnachten in Argentinien bemerkbar. An den verschiedensten Ecken stehen grüne Plastikbäume herum und mit Weihnachtsmännern aller Art kann man nun seine Wohnung schmücken. Dabei ist zu bemerken, dass der arme Weihnachtsmann auch hier Mantel, Stiefel, Mütze und Bart trägt. Bei 27° Außentemperatur und einer enorm hohen Luftfeuchtigkeit. Wirklich ein armer Tropf.
Und auch in der Hurlingham Schule setzt nun ein gehetztes Treiben ein. Da hier ja im Januar und Februar die Sommerferien sind, endet das Schuljahr kurz vor Weihnachten. Nun halte sich ein jeder Leser bitte einmal sowohl die Zeit vor Weihnachten, als auch die Zeit vor den Sommerferien im August ganz genau vor Augen. Jaaa, ganz genau, zweimal ein riesiger Stress.
Jetzt kombiniere man einmal die zwei Stresszeiten zu einer einzigen Megastresszeit,….autsch! Genau das ist hier los!
Nichtsdestotrotz wird hier gebastelt was das Zeug hält. Weihnachtssterne, Christbaumkugeln, Adventskalender. Neu diese Jahr: Lebkuchenhäuser. Meine Idee. Wieder muss ich drauf hinweisen, dass ohne mein hilfsbereites und anpackendes Kollegium dieses Projekt wahrscheinlich ein Flop geworden wäre. So wurde es aber ein riesen Erfolg und Spaß für alle beteiligten.
Morgen geht es los auf große Fahrt. Nach Villa General Belgrano, ein Vorort von Córdoba. Ein kleines wenig durchatmen also. Aber nur kurz. Nächsten Freitag steht schon die erste Sprachprüfung in meinem Spanischkurs an. Hier kommt also mal wieder alles zusammen.
Manu Chao, wohl einer der bekanntesten Musiker mit spanischsprachigen Texten, stoppte auf seiner Tour auch für zwei Abende in der argentinischen Hauptstadt.
Da ich mit dem Ticketkauf etwas verspätet dran war, bekam ich leider nur noch Tribünenplätze. Angesichts der Massen, die dann aber das „Estadio de la Islas Malvinas“ füllten und meiner Körpergröße, war es vielleicht aber auch besser so.
Jedenfalls konnte ich mit perfekter Sicht (eben etwas entfernt) für zwei Stunden Manu Chaos Auftritt genießen.
Ein gutes Konzert mit einem Gänsehautanfang: Auf einen Schlag war das vorher taghell erleuchtete Stadion in Dunkelheit getaucht. Und dann beginnt die Musik, ohne dass das Licht angeht. So muss das sein.
So ist das, wenn man ein „neues“ Leben beginnt. Man sucht sich Hobbies. Besser isses zumindest. Denn so integriert man sich einfacher in die Kultur und lernt nebenher noch viele Leute kennen. Als langjähriger Chorsänger und passionierter BASS war es für mich keine Frage mir in Argentinien umgehend einen schönen Chor zu suchen. Aus umgehend wurde dann nichts, denn ich musste mich natürlich erst einmal um etwas elementarere Dinge hier kümmern. Doch als es die Zeit zuließ befragte ich bzw. meine Kollegin Sabine das Internet nach Chören der UBA (Universidad de Buenos Aires). Letztendlich fanden wir eine Seite auf der der Chor der medizinischen Fakultät nach Männerstimmen suchte.
Gesagt, getan. Ab in die medizinsche Fakultät (ein scheußliches Hochhaus aus der Perón-Ära) zur Chroprobe. Freundlicherweise begleitete mich Sylvia, die auch Lust zum Singen hatte. So musste ich mich nicht allein dem buten Haufen Chormenschen (es sind weder alles Studenten, noch alles Mediziner) mit den Worten,„Soy alemán, me quedo un año en Buenos Aires y me encantaría si pudiera participar en el coro.“(Irrealer Bedingungssatz der Gegenwart, WHAT UP!), stellen.
Wir wurden herzlichst willkommen geheißen und durften gleich mitmachen. Drei Wochen blieben uns die Stimmen zu lernen, um am nächsten Auftritt mitsingen zu dürfen. Drei Wochen sind nicht viel, denn auf dem Programm stand nicht „He(a)jo, spann den Wagen an“, sondern Bachs Magnificat.
Bildungsinput (frei paraphrasiert aus „Wikipedia“, der freien Enzyklopädie): Johann Sebastian Bachs Vertonung des Magnificat aus dem Jahr 1723 hat den Gepflogenheiten des Spätbarock entsprechend die Form einer Kantate. In Bachs Gesamtschaffen steht diese einzige Magnificat-Vertonung als einizigartig da. Die einzelnen Sätze sind ungewöhnlich kurz. Von seiner Besetzung her ist das Magnificat in größerer Nähe zur h-Moll-Messe als andere Werke.
Viel zu proben also. Letztendlich hatte es hingehauen, was wohl auch den Probe im kleinen Kreis bei Julia, einer älteren Dame, zu Hause zu verdanken war. Die Kombination von Mate, Keksen und Musik ist eben eine ausgezeichnete.
Das erste von drei Konzerten fand in der San Benito Abtei statt. Das Konzert gelang sehr gut, auch wenn die Akkustik zum Singen mehr als nur ein Alptraum war. Dafür war sie wohl im Kirchenschiff ausgezeichnet.Und natürlich fehlte Rudi Scheck, aber was soll’s.
Man sagt der Stadt Buenos Aires ja nach, dass sie das Paris Südamerikas sei. Vollkommen zu Recht meiner Ansicht nach. Bloß wenn es regnet, dann nimmt die Stadt doch mehr den Charakter Venedigs an. Dann kollabiert nämlich das Abflusssytem und die Straßen verwandeln sich in Kanäle.
Folgende Situation: Ich steige aus der Subte (U-Bahn) aus und wundere mich über die große Menschentraube unterhalb der Rolltreppe.
Nanu, was bescherst du mir heute für eine Überraschung mein liebes Buenos Aires?
Gewaltige Wasserschwälle, die in unregelmäßigen Abständen die Rolltreppe herunterkommen und sie in eine wilde Kaskade verwandeln!
Komisch. Wer baut denn das Abflussrohr seiner Dachrinne direkt über den Subteausgang. Aber hier gibt es ja alles. Problem also fixieren, angehen und lösen. Aufgabe: Die fahrende Rolltreppe irgendwie hochkommen, ohne einen der eklig braunen Wasserschwälle über den Kopf zu bekommen. Irgendwie kam mir dieses Szenario bekannt vor. Super Mario? Oder wie die Frau neben mir trocken bemerkte: „¡Es cómo en un parque de atracciones!“ (Wie in einem Erlebnispark)
Dann war ich an der Reihe. Geschickt wartete ich einen Wasserschwall ab, um dann rasch die Treppe hochzusteigen. Doch wie gesagt: Unberechenbar. Natürlich bekam ich die braune Brühe erst mal über den Kopf. Lecker.
Viel Zeit mich zu ärgern hatte ich allerdings nicht. Ich fand mich am Ende der Rolltreppe nämlich mitten in einem Fluss stehend wieder. Das war gar kein Regenrohr über dem Subte-Ausgang angebracht. Das waren einfach Wellen, die in den Schacht reinschwappten. Die komplette Kreuzung stand unter Wasser. Und zwar 20- 30 cm. Meine Füße waren komplett im braunen Wasser verschwunden. Sowas hatte ich noch nie gesehen. Viele Leute versuchten sich auf irgendwelche Absätze vor dem Wasser zu retten. Aber für mich war es schon zu spät. So watete ich durch die Brühe bis zu meinem Zug, der nun vielmehr einem Schiff glich.
An manchen Stellen stand ich tatsächlich bis zum Knie im Wasser. Ein Schlauchboot wäre gut gewesen.
Buenos Aires, Venedig des Südens.
Das zwanzigjährige Jubiläum des Mauerfalls wurde ja in Deutschland ausgiebig gefeiert und gewürdigt. Ich hatte schon im September von der Dominosteinaktion in Berlin gehört und mich kurzerhand dazu entschlossen das gleiche auch an der Hurlingham Schule durchzuführen. Natürlich in einem etwas kleineren Rahmen. Veranstaltungstechnik und – vorbereitung ist hier eh eine Geschichte für sich. Höhepunkt der Vorbereitungsphase war sicherlich der Tag, an dem ich mit dem Bus in den Baumarkt fuhr, 10 Styroporplatten (Maße: 50 cm x 20 cm x 120 cm) kaufte und diese auch im Bus wieder zurücktransportierte. Ich habe sie gerade so in den Bus reinschieben können und anschließend den kompletten Gang verstopft. Aber in Argentinien kann man so eine Aktion mit gutem Gewissen mal bringen. Hätte ich ein Auto zur Verfügung gehabt hätte ich sie einfach so aufs Dach geschnallt. Und garantiert mit maximal einer dünnen Schnur festgebunden. Das mit dem Bus war also wenigstens sicher.
Nachdem die Platten dann mit mir in der Schule angekommen waren ( tatsächlich hatten sie mehr Kontrolle über mich, als ich über sie) wurden sie an die Schüler ausgeteilt. Jede Klassenstufe bekam eine Platte. . Aufgabe war es nun, den Styroporstein möglichst kreativ und schön zu bemalen. Das Motiv sollte natürlich etwas mit Frieden, Freundschaft, Wiedervereinigung, Freiheit, Liebe, … zu tun haben.
Das Ergebnisse war sehr erfreulich und es war auch interessant die Steine der Erstklässler mit denen der Schulabgänger zu vergleichen.
Am 9. November versammelte sich dann die ganze Schule in der Sporthalle. Die Steine waren in einer Reihe aufgestellt und auch die Technik mehr oder weniger einsatzbereit. Es lief dann aber alles glatt. Ich zeigte eine kurze Dokumentation über die Geschichte der Mauer und den Mauerfall, dann ein paar Bilder vom Fest der Freiheit in Berlin am Vorabend. Und dann fiel sie. Unsere eigene Mauer, bestehend aus zwölf Steinen. Klein, aber fein.
Eigentlich ist es schon längst an der Zeit einmal einen Artikel über den Verkehr in Buenos Aires zu schreiben. Ich mag die Stadt wirklich ganz gern, im Großen und Ganzen ist sie auch recht schön und hat einen ganz eigenen Charme. Doch der Verkehr macht manchmal schon fertig. Ein Bericht nach einer wahren Begebehneit.
Der Sommer kommt. Ein milder Wind kreiert mir ein Parfüm aus verschieden Gerüchen und haucht ihn mir unter meine Nasenflügel. Da ist der Geruch von Empanadas, die viel zu lange in der Auslage vor sich hin schrumpelten, dort die Duftnote von Benzin und Diesel aus antiquierten Busmotoren, da hinten, genau da, eine kleiner Hauch Hundekot. Das gelbe McDonald’s „M“ auf der anderen Straßenseite gähnt mich ungeniert mit seinem abgestanden Pommesfett Mundgeruch an. Meine Füße schmerzen. Es ist 21.15 Uhr. Ein langer Tag in der Stadt. Umsonst. Die Wohnung war ein schlechter Scherz. Ich stehe im Dunkeln an der Bushaltestelle der Avenida Córdoba. Der Pappkarton auf der anderen Straßenseite scheint sich zu bewegen. Was mache ich hier?
Ach ja, auf den Bus warten. Und zwar schon seit einer halben Stunde. Bus 140. Da kommt einer…gleich noch einer…erst kommt ewig keiner und dann gleich zwei direkt hintereinadner…fahren beide vorbei. Schon voll. Streik der U-Bahn fahrer. Resultat: Verkehrschaos.
Ich wende die kleinen Geldmünzen in meiner Hand und zähle sie nochmals ab. 1,25 Pesos. Ohne Münzen schmeißt dich der Busfahrer gleich wieder raus.
Dann kommt der Bus…und lässt einsteigen. Ab ins Menschenbad. Gedränge und Schweiß. Mist! Gedanklich abgeschweift. Ich darf den Ausstieg nicht verpassen. Oder hab ich ihn schon verpasst?! Wie kann ich das feststellen, da doch alle Straßen identisch aussehen. Glück gehabt. Sind noch ein paar Blöcke.
Aussteigen. Es sind noch fünf Blöcke bis zum Bahnhof. Lieber rennen. Bloß nicht noch den Zug verpassen.
Oh nein. Fünf Minuten zu spät. Nicht schon wieder. Ach nee. Klar doch nicht. Die große Digitaluhr im Bahnhof geht ja immer 10 Minuten vor. Könnte man eigentlich auch mal umstellen. Aber tranquilo. Immerhin bekomme ich meinen Zug.
Ein Sitzplatz ist um diese Uhrzeit utopisch. Nochmal 30 Minuten stehen. Aussteigen, nochmal 15 Minuten laufen. Endlich da.
¡ Que vivan los conductores del subte de Buenos Aires!
Wie schon angekündigt sollten die Toten Hose mich in den Rosario folgenden Tagen etwas verfolgen. Oder ich sie. Jedenfalls hatte die Deutsche Botschaft uns und Freiwillige anderer Institutionen zu einem Treffen mit den Toten Hosen in Botschaft eingeladen. Dort konnten wir dann Fotos machen und uns ein kleines bisschen mit den Musikern unterhalten.
Ein besonderes Erlebnis hatten wir noch. Nach etwa einer Stunde gingen wir in den Garten für ein Gruppenfoto. Danach besprach ich mit den anderen Kulturweitern meine Pläne für den Nachmittag. Plötzlich stand dann Campino neben uns, verabschiedete sich von uns und gab uns den Hinweis, dass sie am nächsten Tag in einer Straße ein „Secret“-Konzert spielen würden.
Selbstverständlich, dass wir uns am Folgetag dann in der besagten Straße einfanden und uns die beeindruckende Performance anschauten. So „Secret“ war das Konzert dann nämlich nicht mehr. Hatte sich natürlich rumgesprochen. So war die ganze Straße verstopft mit Fans. Irgendwann kamen die Busse dann nicht mehr durch. Die Bühne war einfach der Balkon eines Hauses mit einem Gerüst erweitert. Und dann wurde gerockt, was das Zeug hielt. Fällt mir schwer zu sagen, ob ich das Rosario oder das Buenos Aires Konzert besser fand. Haben beide viel Spaß gemacht, wobei das Flair der Straße schon etwas besonderes hatte.
Das Konzert war aus, ich ging nach Haus. Nach 10 Uhr, keine U-Bahn mehr. Das hieß ab zu meinem Lieblingsbus 140, auf den man schon mal seine 15 Minuten warten kann. So auch heute. Ewig rumgegurkt, aussteigen, fünf Blöcke laufen, Estación Federico La Crocze, Tren Urquiza, 30 Minuten, Hurlingham, nochmal 15 Minuten laufen. So ist das hier mit dem Verkehr. Ich schreibe bald mal einen Artikel drüber.
Die deutsche Abteilung der Hurlingham Schule ist enorm engagiert. Bei jedem erdenklichen Projekt wird mitgemacht, Praktikanten werden aufgenommen und Schüleraustasuche jeglicher Art an Land gezogen.
So der Schüleraustausch mit Paraguay. Der erste seiner Art hier an einer Deutschen Schule von Buenos Aires. Alle waren neugierig, wie es wohl so werden würde. Für einen Erfolg musste alles gut organisiert sein. Organisation bedeutet immer Arbeit. Viel Arbeit. Selbstverständlich half ich wo ich konnte, aber sich richtig reinhängen musste sich meine Schulleiterin Anabel. Sie hatte viel zu tun in dieser Woche mit den 20 Paraguayern…und dann kam noch ein anderer Austausch. Ein Sportschüleraustausch mit der Stadt Rosario, etwa vier Stunden Busfahrt von Buenos Aires entfernt. Da die Paraguayer ja noch da waren, war es für Anabel unmöglich als Begleiterin nach Rosario zu fahren. So war ein Platz frei, der mir angeboten wurde und den ich dankend annahm.
Vier Stunde Busfahrt. Ein Witz. Eine Expressfahrt verglichen mit der Fahrt nach Patagonien. Freitags um 14 Uhr waren wir dann im 35 Grad warmen Rosario. Die Schüler wurden von ihren Gastfamilien abgeholt und die Sportlehrerin Emilia, der Sportlehrer Gabriel und ich quartierten uns im schönen Hotel „La Paz“ ein. Unser Zimmer war klimatisiert, doch draußen brütende Hitze. So sahen wir uns gezwungen erst einmal eine Siesta einzulegen und den späten Nachmittag abzuwarten.
Rosario ist mit über einer Million Einwohnern die drittgrößte Stadt Argentiniens. Dementsprechend gibt es auch einige Sachen anzuschauen.
Berühmt und bekannt ist Rosario für das „Monumento a la bandera“ (Flaggenmonument) . Hier hisste am 27. Februar 1812 General Manuel Belgrano zum ersten Mal die argentinische Nationalflagge. Das Monument ist gewaltig: Wiege der Flagge und Bare des Generals.
Es folgte ein kleiner Spaziergang entlang am Ufer des Río Paraná. Da wir nicht wussten, wieviel Zeit wir am nächsten Tag haben sollten, beschlossen wir trotz der einbrechenden Dunkelheit das touristische Hauptprogramm rasch abzuschließen. So irrten wir ein bisschen durch die Gassen Rosarios bis wir schließlich das Ziel, das Geburtshaus von Ernesto „Ché“ Guevara gefunden hatten. Hier wurde der wohl bekannteste Revolutionär am 14. Juni 1928 geboren. Das Haus ist heute in Privatbesitz und reichlich unspektakulär. Sehen muss man’s trotzdem.
In der Stadt hingen viele Plakate der Toten Hosen herum. Zufälligerweise starteten diese ihre Argentinientournee in Rosario. Und zwar am folgenden Tag. Ich bin kein großer Fan von Punkmusik. Aber eine der bekanntesten und erfolgreichsten Bands Deutschlands live in Argentinien zu sehen reizte mich sehr. Vorher hatte ich nicht viel mit den Toten Hosen am Hut, das sollte sich in dieser Woche allerdings noch dramatisch ändern. Mehr dazu später.
Der Abend brachte einen Restaurantbesuch und meine bisher leckerste argentinsiche Pizza. Erwähnenswert ist zudem der Deutsch Crashkurs, den ich meinen zwei Kollegen gab. Die beiden können kein Deutsch und da die einzigen zwei Worte, die sie in den letzten zwei Stunden aufgeschnappt hatten, waren „Toten“ und „Hosen“. Dies führte wiederum zu dem Eindruck, dass alle deutschen Wörter mit „-en“ enden. Und so wurde munter losgelegt „Deutsch“ zu sprechen. Man nehme ein beliebiges spanisches Substantiv und verlängert es mit „-en“. Das führte zu interessanten Wörtern wie „Mierden“, „Puten“, „Palomen“,…sehr amüsant das ganze. Mein neuer Spitzname sollte letztendlich „Lukas Toten“ sein.
Am nächsten Tag war Arbeit angesagt. Wir fuhren auf einen super Sportplatz direkt neben dem Fluss. Bis zum Nachmittag wurde dort ausgiebig Fußball, Handball und Volleyball gespielt. Das ist hier auch nicht anders als in Deutschland. Von daher spare ich mir hier einen ermüdenden Bericht.
Nicht vergessen will ich aber das seltsame Tier aus dem Abfluss. Es könnte ein Basilisk gewesen sein, die bewegen sich ja bekannterweise gerne durch Rohrleitungen. Vorsichtshalber habe ich jeden Augenkontakt vermieden.
Dann war es auch schon abend. Schnell duschen und ab aufs Hosen-Konzert. Vier Stunde musste ich mir erst einmal die Füße wahrlich platt treten, bis die Herren aus Düsseldorf anfingen zu spielen. Die zwei bemerkenswert schlechten Punkvorbands zogen die Wartezeit eher in die Länge.
Dann ging es aber los! Und ich sah mich von ziemlich vielen Argentiniern umringt, die die Lieder alles wesentlich besser kannten als ich. Ich hatte gehört, dass die Fangemeinde der Hosen in Argentinen sehr groß sei, aber dass sie SO GROß sein, das hätte ich nicht für möglich gehalten. Campino holte sogar einen Fan auf die Bühne, der ein ganzes Lied mit spanischem Aktzent alleine sang. Ein gutes Konzert.
Am Sonntag gings dann wieder zurück nach Buenos Aires. Ein gutes Wochenende.
Es ist mal wieder Zeit meinen Blog zu aktualisieren. Es gab viel zu tun und einige Komplikationen mit meinem Umzug. Die WG, die ich gefunden hatte, war doch nicht so das Wahre. Die Suche geht weiter…
Letzten Samstag fand das lang erwartete Laternenfest der Kindergartenkinder und Erstklässler statt. Davor musste natürlich viel vorbereitet werden. So bastelten die Oberstufenschüler eifrig Laternen und Pedro und ich übten an die hundertmal „Laterne, Laterne“ und „Ich geh mit meiner Laterne“ mit den Kleinen ein. Es war schön, diese beiden Kindergartenklassiker einmal wieder auszupacken, zum Schluss quälte mich dann aber doch ein etwas nerviger Ohrwurm.
Für das Fest selbst versammelten sich alle Kinder mit deren Familien auf dem „Campo de deportes“. Dort gab es dann allerlei Leckereine zum Verkosten. Empanadas de carne, empanadas de jamón y queso, Torten, Kuchen, Kekse. Obwohl das kulinarische Angebot mit Sicherheit sehr Aufsehen erregend war, stand dennoch natürlich der eigentliche Festakt im Mittelpunkt des Abends. Als es dunkel wurde, versammelten sich alle Kinder in einem kleinen Gemeinschafsthaus, um dort einer Geschichte zu lauschen.
Das Laternefest ist zwar der deutschen Tradition abgeleitet, dennoch hat es nichts mit dem Sankt Martins Feiertag zu tun. Ein Argentinier wäre zudem entsetzt wenn man den argentinsichen Nationalhelden und Unabhängikeitskämpfer José San Martín etwa mit dem mantelspaltenden Sankt Martin verwechseln würde.
Im Anschluss an die Geschichte wurde eine lange Karavane gebildet und die Kerzen in den Laternen entzündet. Und dann ging es los: Durch die Dunkelheit „Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne“ singend bis zu einem großen Lagerfeuer. Hier wurde ein großer Kreis gebildet und abschließend gemeinsam „Kuckuck, ruft’s aus dem Wald“ gesungen. Die argentinsichen Kinder lernen hier eben doch noch etwas antiquiertere Kinderlieder.
Das Fest war vorbei, Kinder, Eltern und Organisatoren zufrieden. Es wurde noch etwas geplaudert, gegessen und getrunken.
Nächstes Jahr wird das Laternenfest erneut gefeiert werden. Zwar bin ich dann nicht mehr da, aber vielleicht kann ich bis dahin den „Kuckuck“ durch „Meine Biber haben Fieber“ austauschen. Moderner wär’s ja.