Schwimmen mit Walen

16. Oktober 2009
von Lukas Arenz

Nach einer langen Fahrt durch unglaubliche Weiten kam unser Bus in Puerto Madryn, der Endstation zum Halten. Wir hatten Glück, denn zwei Stunden später fuhr auch schon ein weiterer Bus direkt weiter zur Península Valdés.

Zur Info: Die Península Valdés ist ein Naturreservat im nördlichen Patagonien, das 1999 von der UNESCO auf die Welterbeliste gesetzt wurde. Besonders an der Insel ist die großartige Fauna: Südkaper (eine Glattwalart), Orcas,  Seeelefanten, Seelöwen, Magellan-Pinguine, Gürteltiere und Nandus bevölkern die Halbinsel und das Wasser um sie herum.
Warum dieser Bus 90 Minuten genau neben einer asphaltierten Straße gefahren ist kann ich nur durch eine mögliche Crossralleyzuneigung des Busfahrers erklären. Jedenfalls wurden wir ordentlich durchgeschüttelt. Letztendlich kamen wir dann aber gut in Puerto Pirámides, der einzigen Ortschaft der Halbinsel, an.

Puerto Pirámides: Der Name stammt wohl von den pyramidenähnlichen Hängen zu beiden Seiten der Bucht ab

Puerto Pirámides: Der Name stammt wohl von den pyramidenähnlichen Hängen zu beiden Seiten der Bucht ab

Downtown: Immerhin leben hier 500 Menschen

Downtown: Immerhin leben hier 500 Menschen

Wie man den Bildern entnehmen kann, ist die Landschaft der Halbinsel sehr karg, sandig und trocken. Das überraschte mich zuerst, hatte ich beim Namen Patagonien doch immer Eis und Kälte im Kopf.

Bis auf die Hinfahrt hatten wir unseren Kurzurlaub in keinster Weise geplant. Daher waren wir froh, dass es auf dem Campingplatz noch viele freie Plätze gab. In weiser Voraussicht hatte ich mir von meiner Gastfamilie ein kleines Zelt geliehen.  Ich ging immer von einem Dreimannzelt aus. Letztendlich war es ein Einmannzelt. Das stellte uns drei vor ein kleines Problem, welches wir aber erst einmal auf den Abend vertagten, ganz nach dem argentinischen Motto: „Un, Dos, Tres, no te calentés“ (ungefähr: Eins, Zwei, Drei, mach dich nicht nass). Viel wichtiger war es für den folgenden Tag erst einmal eine Whale-Watching-Bootsausfahrt zu organisieren, was uns ebenfalls umgehend gelang. Ein kleiner Regenschauer, langsam ging es auf den Abend zu, die Sonne stand schon tief. Das Meer und die Bucht wurden in ein schönes Abendlicht getaucht. Ein nettes Foto, dachte ich mir. So eilte ich schnell ans Ufer, um den Moment festzuhalten. Kaum war ich am Strand verschlug es mir allerdings den Atem. Was ich vorher nicht gesehen hatte, war der Regenbogen, der hoch über den orange angestrahlten Klippen stand. Was für ein Motiv: Meer, Abendlicht, Klippen, Regenbogen. Atemberaubend schön.

WOW

WOW

Unglaublich. Ich ging ein Stück weiter auf die Klippen, um ein möglichst gutes Foto schießen zu können und den Moment zu genießen.  Dabei musste ich um eine Bergkante herumgehen, die mir bisher den Blick Richtung Westen verwehrt hatte.

Und was ich nun sah, hatte ich noch nie zuvor in dieser Extremen gesehen. Der ganze Himmel schien zu brennen. Alle erdenklichen Rottöne färbten die Wolken, das Meer und die Klippen ein.  Ich war mehr durch Zufall mitten in ein Naturspektakel hineingestolpert.  Ganz egal wohin ich meinen Blick wendete, überall gab es Farben-, Licht – und Schattenspiele. Links der Regenbogen, in der Mitte ein oranger Meereshorizont mit der Silhouette eines Schiffes und auf der rechten Seite eine Klippe, hinter der der Himmel in Flammen stand. Mein ganzes Blickfeld ausgefüllt mit Naturwundern und ich mitten drin. Mit Worten kann man das nicht beschreiben.

Das Bild liefert nur eine Idee der Realität

Das Bild liefert nur eine Idee der Realität

Ein Bild von mir beim Betrachten des Sonnenuntergangs

Ein Bild von mir beim Betrachten des Sonnenuntergangs

Schon allein wegen dieses Sonnenuntergangs hätte sich die Reise gelohnt.  Abgefüllt mit einprägsamen Bilder gingen wir zurück auf den Campingplatz. Zu dumm, dass es anfing zu regnen. So blieb uns keine andere Wahl als uns zu dritt mitsamt Gepäck in das Zwergzelt zu zwängen. Es war rekkordverdächtig und bescherte mir aus Gründen der Unbequemlichkeite lediglich drei Stunden Schlaf.

Der nächste Tag begann dafür mit strahlendem Sonnenschein. Wir machten uns nach dem Aufstehen umgehend auf den Weg zum Schiff, das uns den Walen näher bringen sollte.

BootIch war ja davon ausgegangen, dass man sich glücklich schätzen könne, wenn man ein bis zwei Wale zu Gesicht bekäme. Nach einundhalb Stunden Schifffahrt, waren es aber tatsächlich mindestens 30 Exemplare. Giganten der Meere, die direkt an unserem Schiff vorbeischwammen, auftauchten, Wasserfontänen in die Luft stießen, mit den Flossen plantschten und abschließend abtauchten. Ein wohl einmaliges Erlebnis und seltene Möglichkeit diesen Tieren in freier Natur so nahe zu kommen.

Walparty

Walparty

Schwanzflosse

Schwanzflosse

Als wir wieder an Land waren war es richtig heiß geworden. Es hatte knapp 30 Grad. Ein unglaubliche Temperatur, schließlich hatte der Frühling erst vor zwei Wochen angefangen. Außerdem waren wir ja in Patagonien. Verrückte Welt.

Die nächsten Stunden verbrachten wir damit eine möglichst billige Ausfahrt zu den Pinguinen am Folgetag zu organisieren, ein größeres Zelt aufzutreiben und eine sinnvolle Aktivität für den Nachmittag zu finden. Dabei liefen wir viel herum, befragten jede Menge Leute und wurden engste Freunde der Damen des Touristenbüros. Liebe Leute, falls es euch irgendwann ebenfalls auf die Península Valdés verschlagen sollte, wendet euch an mich oder Sylvia. Wir wissen alles über Puerto Pirámides, kennen jeden Laden, jeden Menschen, jedes Transportmittel, jede Herberge, jedes Hotel, jede Bar, jedes Restaurant. Und das ist sogar ernst gemeint.

Ein Nachmittagsspaziergang zur Seelöwenkolonie brachte uns hoch auf die Berge mit wunderbarem Blick auf das Meer.

Ausblick

Boris und ich genießen den Ausblick

Noch ein Wal. Auch aus großer Entfernung gut zu erkennen

Noch ein Wal. Auch aus großer Entfernung gut zu erkennen

Der nächste Tag war ganz der Erkundung der Insel selbst gewidmet. Witzigerweise war es zu dritt billiger ein Auto mit Chaufeur zu mieten als im Touribus mitzufahren. Unser Fahrer, Franco, war ein netter Kerl, der anhielt wo wir wollten und uns Fotos schießen ließ.

Und so ging es los durch diese endlose Landschaft, in der es keinerlei Erhebungen gibt und sich die Straßen am Horizont verengen zu scheinen. Große Teile der Insel sind heute noch immer im Besitz von Privatpersionen. So auch das Areal um den Salzsee „Salina Grande“ ,der  mit 42 m unter dem Meeresspiegl zu den tiefsten Senken des Landes und der Welt gehört. Und so fährt man ein Weilchen durch das Nichts, bis man urplötzlich an die Steilküste zum Meer kommt. Der Strand ist hier steinig und grau-schwarz und wird von weitgehend von fetten und faulen Tieren bevölkert. Seelöwen und Seeelefanten verschlafen dort ihren Tag.

Kann bis zu 4t schwer werden

Kann bis zu 4t schwer werden

Viel interessanter und lustiger ist die Pinguinkolonie weiter im Norden. Hier watscheln die kleinen Frackträger vergnügt herum, drehen sich im Kreis und sind vor allem nicht menschenscheu. Schon noch mal etwas anderes als im Zoo.

Kerls im Frack

Kerls im Frack

Nichts

Nichts

Salzsee mit Besitzer des Geländes

Salzsee mit Besitzer des Geländes

Und so war das auf der Peníunsual Valdés. Wir kehrten zurück auf unseren Campingplatz und feierten abends das lange Wochenende gemeinsam mit unserem französischen Campingnachbarn Anthony und einigen Argentiniern. Wir sangen Boca-Fangesänge und man zeigte uns argentinsichen Rock. Die Nacht war klar und kühl. Der Himmel übersät mit tausenden Sternen, ich sah das Kreuz des Südens.

Was für eine Reise.

Posing an der Küste

Posing an der Küste

Franco und "sein" Auto

Franco und "sein" Auto

4 Kommentare
  1. 20. Oktober 2009
    sydnee permalink

    hii, your pictures are soo pretty! especially the sunset ones. that looks so awesome!

  2. 18. Oktober 2009
    Kristina permalink

    Das war ein toller Bericht. Wir haben wirklich schon viel gesehen von der Welt, aber dass Patagonien so toll ist, hätte ich nicht gedacht.
    Viel Spaß weiterhin!!!

  3. 17. Oktober 2009
    MCA permalink

    Ich bin ungefähr extrem neidisch!!! Wie cool sind eigentlich Wale?

  4. 16. Oktober 2009
    Annette permalink

    Cooool

Die Kommentare sind für diesen Artikel geschlossen.

Zur Werkzeugleiste springen