Bariloche
Nachdem alle Pannen überwunden waren und sogar das Flugzeug pünktlich zurück nach Buenos Aires abhob, brachen für meine Familie die letzten Tage an. Die letzten Sehenswürdigkeiten wurden abgeklappert, dazu das obligatorische kulinarische Programm: Bife de Chorizo in einer Parilla, Eis von Freddo, Kaffee im Richmond und den letzten gemeinsamen Mate. Danach Abschied.
Doch es entstand keine Lücke. Die Verstärkung aus Deutschland war bereits eingetroffen: In Form von Tilo (aka TL Shit), einem langjährigem Freund. So musste ich nicht, wie ursprünglich von mir angedacht, allein „Into the Wild“, sondern hatte einen Reisegefährten (wirklich von Vorteil eine Person zu haben, die auf das Gepäck aufpasst, während man Mister Villeroy besucht). Zusammen sollten wir die Quest bestreiten.
22 Stunden lang ging es mit dem Bus nach Bariloche. Dort wurden wir erst mal geschockt. Kältegeschockt. Von molligen 30° C in der Hauptstadt schlitterten wir geradewegs in haarsträubende 5°C. Nicht so gut, wenn man in T-Shirt und kurzer Hose aus dem Bus steigt. Drei Kilometer quälten wir uns schlotternd vom Busbahnhof ins Stadtzentrum um anschließend vor einem geschlossenem Touristenbüro zu stehen. Das Stimmungsbarometer sprengte fast die Skala. Irgendwie fanden wir dann trotzdem noch eine andere Touristeninformation, die uns sowohl sagen konnte welchen Bus wir zum Campingplatz zu nehmen hätten, als uns auch präzise Inforamtionen zum „Paso de las nubes“ (Der Wolkenpass), unserem nächsten Ausfligsziel zu geben. Bueno. Ging ja noch mal gut.
Der Bus brachte uns zuverlässig vor die Pforte des Campingplatzes, der tatsächlich „Selva Negra“, also „Schwarzwald“ hieß. Und tatsächlich fühlte ich mich eher wie in Bad Rippoldsau, als in Argentinien. Das könnte an den hohen Fichten, sternenloser Nacht und einem einsetztendem Nieselregen gelegen haben…
Irgendwie überlebten wir die Nacht im Zelt. Wir wollten schnell weg, ab in die Berge, kälter konnte es ja nicht werden. Komplettes Equipment verstaut und ab in den Bus, der uns in Llao Llao absetzte. Von dort hätte unsere Fähre nach Puerto Blest abfahren sollen. Dort beginnt der „Paso de las nubes“. Aus irgendwelchen undurchsischtigen Gründen dürfen Passagiere aber nicht in Puerto Blest aussteigen, sondern müssen die unverschämt teure Rundfahrt zurück nach Llao Llao buchen. Aha. Auf jeden Fall mal wieder goldwerte Informationen des Touristenbüros. Aber so leicht gaben wir nicht auf! Wenn man den „Paso de las nubes“ nicht von Puerto Blest aus nehmen konnte, dann eben von der anderen Seite. Sprich von Pampa Linda aus.
Wir machten uns zurück in die Stadt, um von dort mit einem Bus nach Pampa Linda zu fahren. Leider waren die Busse schon alle weg. Großartig. Bariloche präsentierte sich von seiner Schokoladenseite (hier soll angemerkt sein, dass Bariloche tatäschlich in ganz Argentinen für seine realtiv gute Schokoladenproduktion bekannt ist). Wortspiel, haha.
Dann hatten wir aber wieder Glück. Einer der Kleinbusse, die Toursiten täglich von Pampa Linda abholen, fuhr an diesem Tag verspätet los. So konnten wir noch mit und hatten eine exklusive Fahrt. Zu zweit mit dem Fahrer in einem 15 Sitzer Bus. Der Chaufeur war dabei sehr freundlich. Er erzählte uns von seinen Reisen in der ganzen Welt und davon stolzer Besitzer eines argentinischen UUUND eines spanischen Passes zu sein. Ein guter Mann.
Pampa Linda liegt ziemlich abgelegen und ist nur durch fiese Schotterstraßen zu erreichen. Es ist eine winzige Siedlung mit fünf Häusern und zwei Campingplätzen. Startpunkt vieler Wanderungen im Parque Nacional Nahuel Haupi.
Als wir erst einmal oben waren, war das Wetter immer noch extrem schlecht und der Wolkenpass gesperrt. Dass so etwas passieren kann, hatte man uns in Bariloche natürlich nicht mitgeteilt. Dabei war der Pass sicher nicht erst seit einer Stunde gesperrt gewesen. Ein bisschen enttäsucht schlugen wir unser Lager auf und probierten eine alternative Wanderung, die sich als hervorragend herausstellte.
Die Wanderung führte direkt auf den Monte Tronador (3554m), den höchsten Berg der direkten Umgebung, zu. Bekannt ist er nicht nur durch sein drohendes Donnern, sondern auch durch den schwarzen Gletscher, der sich an einem seiner Hänge hinabschiebt.
Auch reitz das Amphitheater den Einen oder Anderen Wanderfreund.
Am nächsten Tag war der „Wolkenpass“ wieder offen. Jetzt hatten wir aber keine Lust mehr. Stattdessen kletterten wir auf den Gipfel des Hausberges von Pampa Linda, um eine schöne Sicht in das Tal zu genießen. Und nicht nur das: Einige Kondore kamen uns fast näher, als uns lieb war. Normalerwiese sieht man diese Riesenvögel nur aus der Entfernung. Vor unserem Aussichtspunkt schwebte einer in etwa 10 Meter Entfernung vorbei.
Am späten Nachmittag ging es dann zurück nach Bariloche. Ein Sonnenuntergang über dem See entschuldigte auf jeden Fall die kleinen Scherereien, die uns Bariloche beschert hatte.
Zum Schluss möchte ich noch auf die Blogs einer Kollegin und eines Kollegen verweisen. Die beiden verbringen ein Jahr in Bariloche.