Russisch und Deutsch

Heute war mein erster Tag als Lehrerin, doch das nicht in der Schule.

Kurz nach 9 Uhr machte ich mich auf den Weg zur Schule. Ich musste zwar erst um 10 Uhr da sein, aber ich wollte Rico noch einmal sehen, um mich bei ihm zu bedanken und ihm auf Wiedersehen zu sagen. Glücklicher Weise kam er auch etwas früher als er gemusst hätte und mein Plan ging auf. Nachdem ich das erledigt und mir noch ein Verlängerungskabel besorgt hatte, ging es mit Olga zusammen in den Bus. Der war schon voller Schüler. Diese waren jedoch nicht von unserer Schulen, sondern von den Filialen unserer Schule. Damit sind Schulen gemeint, an denen auch Deutsch unterrichtet wird, allerdings erst ab der 4. Klasse und ohne das Ziel, das Sprachdiplom zu erhalten. Von der Stadt gefördert richtet die Schule Nr.12 immer mal wieder Projekttage aus. Wahrscheinlich um das Interesse an der Sprache zu fördern und etwas Freude am Lernen hervor zurufen. Auch das Ferienlager „Siegfried“, bei dem ich in den Herbstferien mitfahren werde, ist hauptsächlich für die Kinder aus den Filialen gedacht.                                                                                             Dieses Mal gibt es noch einen weiteren Anlass für die Projekttage (morgen findet genau das Gleiche ein zweites Mal statt). Es haben nämlich einige der Schüler die Prüfung für A1 und A2 bestanden und diesen wurde bzw. wird, durch eine Vertretung des GoetheInstituts, ein Zertifikat mit der genauen Punktzahl überreicht.

Vor dieser Verleihung (und dem Mittagsessen) wurde `gearbeitet`. Es gab vier Gruppen, je 9-12 Leutchen, und die wechselten von Raum zu Raum. Das hieß für uns, viermal 35 Minuten lang das Gleiche erzählen. Da meine russischen Redekünste noch immer nicht so ausgeprägt sind, hab ich es mir ziemlich leicht gemacht. Das Überthema war Gebrüder Grimm und zu diesem passend habe ich auf meine Zeichentrickfilm- Kenntnisse zurückgegriffen und Gesangszenen aus „Dornröschen“, „Cinderella“ und „Rapunzel“, welche bekanntlich alle halbwegs mit den grimmschen Märchen überein stimmen, auf Deutsch und auf Russisch aus dem Internet gefiltert.

Der Ablauf meiner Stunde sah wie folgt aus: Zuerst habe ich mich auf Russisch vorgestellt (Меня зовут софи. Я немка.), dann auf Russisch verkündet, dass ich nicht sehr gut Russisch spreche, worauf hin ich ins Deutsche gewechselt habe. An sich hat das echt gut so geklappt. Die Schüler haben verstanden, was ich von ihnen wollte und ich habe sie auch verstanden, mal auf Russisch und mal auf Deutsch. Die Aufgabe für sie bestand darin, sich die Szene auf Deutsch anzugucken und zu überlegen, welches Märchen das sein könnte. Das haben wir dann (meistens) kurz besprochen, um dann die gleiche Szene noch einmal auf Russisch zu sehen. Dass die vier Gruppen unterschiedliche Sprachniveaus hatten und auch zu unterschiedlichen Altersklassen gehörten, hat dabei überhaupt nicht gestört. An sich hatte ich sogar das Gefühl, dass die Ältesten (10. Klasse) am meisten Spaß hatten. Vor allem bei Rapunzel war die Freude groß. Vielleicht weil der Film vor nicht allzu langer Zeit im Kino lief und viele ihn deshalb kannten. Da die Schüler doch ziemlich flink beim Erraten der Märchen waren, blieb am Schluss sogar noch Zeit um in die MonsterAG (конечно по немецкий язык) reinzuschauen.

Seit heute bin ich übrigens offiziell eine Ausstellungsattraktion. Zeitweise kam ich mir vor wie im Zoo, nur dass ich dieses Mal hinter der Scheibe stand. Die Schüler wollten Fotos mit mir machen und zwei Mädchen baten mich zusätzlich noch um eine Unterschrift. So eine echte Deutsche, die atmet und die man anfassen kann, ist anscheinend doch schon was Besonderes. Vor allem die kleinen Mädels haben voll aufgedreht. Da habe ich mich auf der Rückfahrt gerade so neben Olga retten können, wo ich ziemlich prompt (wie auch schon auf der Hinfahrt) eingeschlafen bin.

Zuhause angekommen, war ich einfach nur knülle und irgendwie scheint das immer der perfekte Moment zum Musizieren zu sein. Nach dem Abendbrot sind noch die beiden Schwestern, mit Familie, von Nina zu Besuch gekommen (heute ist ja Walodias Geburtstag) und es gab Konfekt und Wassermelone. Nastya hat mir Klaviernoten mitgebracht! Jetzt kann ich auch noch das richtige`Schlaflied` lernen, wo ich bis jetzt nur immer das japanische Pendant spielen konnte.                                                                          Ich habe Walodia übrigens eine Sandmännchenkarte geschenkt, auf die ich total kreativ „Alles Gute zum Geburtstag“ geschrieben habe.

Erst auf Russisch, dann auf Deutsch…

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