Jeden Tag aufs Neue, versuche ich zu später Stunde meinen Kopf noch einmal wach zu rütteln um eine gute Überschrift, einen schönen Einstieg und überhaupt einen passablen Text zustande zu bekommen. Manchmal mit mehr oder weniger Erfolg. Eben saß ich vor meinem Laptop, habe den Tag Revue passieren lassen und bin zu keiner Überschrift gekommen. Deshalb schreibe ich jetzt einfach drauf los und hoffe, dass mir wie so manches Mal noch irgendetwas einfällt.
Zur Schule kam ich heut leicht verspätet, da ich immer noch nicht ganz dem Stundensystem folgen kann. Auf dem Stundenplan steht nämlich, dass die Stunde um 10.30 Uhr anfängt, doch praktisch tut sie das schon um 10.20 Uhr (Ab nächster Woche gibt es einen überarbeiteten und von den Zeiten her verständlicheren Stundenplan). Viel verpasst habe ich jedoch nicht, denn als ich zu Olga und ihrer Gruppe aus der 6. Klasse stieß, schrieben die gerade einen Test. Da hab ich mich mit in den Raum gesetzt, die Kopfhörer wieder rausgeholt und ein wenig via Handy in der Weltgeschichte rumgelesen. Nachdem die Schüler fertig waren, waren der erste Teil der Doppelstunde und auch die Pause schon vorüber. Für die restliche Zeit drückte Olga mir ein Spiel in die Hand und meinte, ich soll doch bitte das Spiel den Schülern erklären, sie hätten versucht es zu verstehen, doch das sei nicht ganz geglückt. Und so haben Maxim (der Junge, der mal in Deutschland gelebt hat), Maxim (in diesem Kurs gibt es 4 Jungen und alle heißen sie Maxim), zwei Mädchen aus der Gruppe und ich zusammen unser bestes gegeben, um `Mensch ärger dich nicht` in Kartenform einen Sinn zu geben. Nach der ersten Runde hatten wir die Spielregeln, dann auch ALLE verstanden, denn es ist gar nicht so leicht, wenn ich als kaum Russisch Sprechende die deutsche Anleitung erläutere. Zum Glück waren die Kinder nicht dumm, interessiert und begeistert bei der Sache. Dank Maxims Zweisprachigkeit und meiner Pantomime konnten wir alle Unverständlichkeiten beseitigen und hatten viel Spaß bei dem Spiel. Nur Olga war am Ende unzufrieden, da die Regeln, wirklich sehr schnell zu hoher Frustration führen. Doch es heißt ja nicht umsonst `Mensch ärger dich nicht`.
Der 8. Klasse konnte ich in der nächsten Stunde spontan „MfG“ von den `Fantastischen Vier` via Youtube vorspielen. Viel verstanden haben sie nicht, aber ich denke, sie haben sich über die kleine Abwechslung gefreut. Darauf gekommen war ich, weil sie die Form für das Schreiben eines Briefes besprochen haben.
Am Nachmittag war ich mit Nadja und Nastya (ihrer Cousine, die auch in die gleiche Klasse geht) im Zirkus. Die Karten hatten wir von Katja geschenkt bekommen. Ich kann mich wirklich nicht mehr erinnern, wann ich das letzte Mal in einem richtigen Zirkus, mit Tierattraktionen war. Die Akrobatik war schön, vor allem die beiden Lufttrapezkünstel fand ich anrührend, denn sie waren nicht mehr die Jüngsten und als sie so durch die Lüfte geschwirrt sind, habe ich mir vorgestellt, wie sie wahrscheinlich schon Jahre- oder auch Jahrzehnte lang zusammen diese Show zeigen. Irgendwie hatte das etwas. Erwähnenswert, aber eigentlich nur aus Belustigung, die KeniaBoys! Sozusagen „echte Kenianer“, die durch die Manege gehüpft sind und mit denen man nach der Vorstellung sogar Fotos machen durfte. Gegen Bargeld versteht sich. Mit den Clowns bin ich gut zurecht gekommen, denn wenn sie gesprochen haben, dann hatten sie genau mein Sprach Niveau. Doch die dressierten Tiere taten mir Leid. Vor allem die 3 Bären! Sonst gab es noch Katzen, Hunde, verschiedene Gänsearten und natürlich Dressurreiten.
Zum Zirkus wurden wir gefahren, doch zurück ging es mit dem Bus und zu Fuß. Bei unserem Spaziergang habe ich die Mädels mit deutschen Kinderliedern vollgeträllert und war echt begeistert, dass sie nicht von mir genervt waren und ich ihnen nicht einmal peinlich war. Vielleicht wussten sie genauso wie ich, dass sowieso keiner (sie eingeschlossen) versteht, was ich da eigentlich singe.