Meine Zeit hier in Fray Bentos neigt sich dem Ende zu. In drei Wochen werde ich bereits in Montevideo wohnen. Irgendwie ging das jetzt doch schneller als gedacht. Nach ewiger Suche haben wir endlich eine Wohnung gefunden, die einigermaßen bezahlbar ist und in einer mega Lage in dem sicheren, aber zentralen Stadtviertel Palermo nahe der Uferpromenade liegt. Sie ist ab dem 2. Mai beziehbar, deshalb verbringen wir die ersten Tage noch in einem Hostel direkt neben der NatCom. Aber das ist jetzt definitiv die beste Lösung. Von der Wohnung müssen wir auch nur noch 20 Minuten zur Arbeit laufen, was meinen von unserem ewig langen Arbeitsweg hier in Fray Bentos geschundenen Füßen auf jeden Fall gut tun wird.
Letztes Wochenende unternahm ich mit einer anderen Freiwilligen noch einen kleinen Trip an die Küste. Samstags waren wir auf dem 18. Geburtstag ihrer Gastschwester eingeladen und konnten diese kulturelle Erfahrung auch noch mitnehmen. So etwa konnten wir das obligatorische Fotoshooting mit der Torte miterleben.
Nach einer Nacht in Nueva Helvecia machten wir uns am nächsten Tag mittags auf nach Montevideo. Nach einem kurzen Schock, weil sie ihren Geldbeutel vergessen hatte und wir deswegen den Bus nach Colonia Valdense verpassten und die Tante der Gastfamilie uns deswegen schnell dorthin bringen mussten, saßen wir dann zum Glück im Bus in Richtung Hauptstadt. Von dort sind es nur noch circa zwei Stunden Fahrt. Nach kurzem Umstieg im Tres Cruces Busbahnhof, wo wir uns mit Proviant eindeckten, stiegen wir dann in den Bus von Rutas del Sol, der uns ans Meer bringen sollte. Die Fahrt zog sich ziemlich, aber die Landschaft war dann doch etwas abwechslungsreicher als im Westen des Landes und so erreichten wir bei Einbruch der Dunkelheit das Terminal, von dem aus die Shuttle in den kleinen Ort fahren. Cabo Polonio ist ein kleines Dorf, das inmitten des gleichnamigen Nationalparks liegt und deswegen nur von den Anwohner*innen mit Privatautos angefahren werden darf. Alle anderen müssen das safarifahrzeugähnliche Shuttle nehmen, mit dem es dann quer durch die Dünen und den Wald über den Strand geht. Allrad ist hier unabdingbar! In Cabo Polonio gibt es keine Straßen, sondern nur Sandwege. Wir verliebten uns direkt in das süße Örtchen. Ganz so extrem, wie es in manchen Dokus und Reiseführern dargestellt wird, ist es übrigens nicht. Cabo Polonio ist zwar nicht an das öffentliche Stromnetz angeschlossen, doch es gibt überall und zu jeder Tageszeit Strom aus Solarpaneelen und fließendes Wasser ist auch vorhanden. Wir übernachteten in einem winzigen Hostel, in das Zimmer passte genau das Bett und mehr eigentlich auch nicht. Frühstück war sogar inklusive, was aufgrund der touristischen Preise und beschränkten Einkaufsmöglichkeiten im Ort auf jeden Fall von Vorteil war. Am nächsten Tag erkundeten wir die Gegend, beobachteten die Seelöwen, die sich auf den Felsen vor dem Ort entspannen und sahen uns den Leuchtturm an, der aus unerklärlichen Gründen leider nur von donnerstags bis sonntags bestiegen werden kann. Nachmittags kletterten die Temperaturen wieder auf über 25 Grad, weshalb wir den Rest des Tages am Strand verbrachten und baden gingen. Abends picknickten wir auf den Felsen vor den Seelöwen und schauten uns den Sonnenuntergang an. Die Ruhe in dem Ort aufgrund der fehlenden Autos und die Entspanntheit der Menschen waren auf jeden Fall eine wirklich schöne Auszeit.
Den nächsten Tag nutzten wir dazu, auszuschlafen und dann eine kleine Wanderung am Strand entlang zum Cerro de la buena vista (zu deutsch „Hügel der schönen Aussicht“) zu unternehmen. Diese war tatsächlich länger als gedacht, nach etwa anderthalb Stunden erreichten wir das zweite Cap, das die Bucht begrenzt und machten dort Mittagspause, bevor wir den Hügel hochkletterten. Von dort machten wir uns dann wieder auf den Rückweg, weil wir um 18 Uhr das Shuttle zurück erwischen mussten. Ich musste schließlich, anders als meine Mitfreiwillige, die noch ein paar Tage in Punta del Diablo angehangen hat, am nächsten Tag wieder arbeiten. Hier befand ich mich schließlich 440 km von Fray Bentos entfernt, für die ich wegen der gemächlichen Busse im Land etwa elf Stunden brauchen sollte. Und so ging es zunächst erst zurück nach Montevideo, wo ich noch drei Stunden auf den nächsten Bus warten musste. Ein nächtlicher Aufenthalt in Tres Cruces ist aber gar kein Problem, weil die Menschen hier teilweise wirklich nachtaktiv sind. So haben die meisten Ticketschalter und viele Essensmöglichkeiten geöffnet und es herrscht noch reger Betrieb. Um 6:30 kam ich dann endlich wieder in Fray Bentos an und legte mich nochmal anderthalb Stunden hin, bevor es dann zur Arbeit ging. So hielt sich die Müdigkeit zum Glück in Grenzen.
An diesem Tag lernte ich auch die Eltern meines Mitfreiwilligen kennen, die aktuell zu Besuch in Uruguay sind. Ich freute mich sehr darüber und wir verbrachten die nächsten zwei Tage mit ihnen und wurden sogar bekocht <3
Seit Freitag bin ich wieder alleine, weil die drei gerade noch eine zehntägige Tour durch Uruguay machen.
Gestern wurde ich spontan von Bekannten noch mit zur „Semana de la cerveza“ (Bierwoche) nach Paysandú genommen. Dort gab es mehrere Konzerte und viele Essens- und Marktstände und wir verbrachten einen schönen Abend. Um 3:30 war ich dann wieder zuhause und schlief erstmal aus. Die nächsten zwei Tage steht nichts an, was auch mal gut ist, um mich etwas auszuruhen und ein paar Haushaltssachen zu erledigen.