Urlaub

Ein frohes neues Jahr an alle!

Endlich haben auch in Georgien die Ferien begonnen (die ersten seit dem Schulstart im September). Offiziell erst ab dem 31. Dezember, aber wie die meisten bin auch ich früher nach Deutschland geflogen, wo ich zwei tolle Wochen verbracht habe, die viel zu schnell vergangen sind.

Auf dem Rückflug hatten wir leider über zwei Stunden Verspätung, weshalb wir erst gegen 22 Uhr zurück in Tbilisi waren. Aber so kann ich theoretisch sagen, dass ich schon mal in Bukarest war, wo wir zwischenlanden mussten.

Auf dem Weg zum Markt

Am nächsten Tag wollte ich noch einige Dinge einkaufen, und wo geht das besser als auf dem Markt? In Tbilisi gibt es mehrere davon, der für uns am günstigsten gelegene (und vermutlich auch größte) liegt am Station Square (die Metrostation, an der sich die beiden Linien kreuzen). Dort kann man alles kaufen, von Lebensmitteln über Kleidung zu Haushaltswaren… Und alles zu sehr, sehr günstigen Preisen. Kein Vergleich zu den großen Supermärkten oder gar Deutschland. Der Markt ist über mehrere Hallen, Stände und auch unterirdische Keller verteilt, wir haben uns einfach treiben lassen, denn ich persönlich habe schon nach der ersten Halle die Orientierung verloren ?

Abends meinte Johanna (auch eine Freiwillige), dass wir jetzt endlich mal unseren Urlaub organisieren müssten. Zu Recht. Ursprünglich gab es die Idee, dass wir alle zusammen Ski fahren wollen, schon bestimmt seit Oktober. Da wir aber nicht wirklich etwas im Voraus organisiert haben, wurde aus dem Skiurlaub mit acht Personen dann ein „Wir mieten mal eine Ferienwohnung und schauen, was passiert“ zu dritt. Hier eine kleine Zusammenfassung davon:

Montag

Am Montag trafen Johanna und ich uns in Didube, das ist sozusagen ein Busbahnhof/Markt/Metrostation, von wo aus wir die Marshrutka nach Borjomi nehmen wollten. Nachdem wir ca. 45 Minuten in dem Minibus gewartet haben, ging die Fahrt los. Das Ding mit den Marshrutki ist nämlich, dass sie erst losfahren, wenn sie voll sind – wenn man also gerade eine verpasst hat, heißt es erst einmal warten. In Borjomi angekommen bezogen wir unsere Ferienwohnung, die Vermieter beschenkten uns mit Obst, Datteln (oder Feigen? Trockenobst jedenfalls) und Wein.

Da der dritte im Bunde noch auf sich warten ließ, wollte ich Johanna schon mal den Ort zeigen. Natürlich führte ich uns erst einmal auf den falschen Weg, irgendwann fanden wir aber den Weg zum Park. Den wollten wir uns eigentlich erst am nächsten Tag vornehmen, deshalb fuhren wir mit der Gondel auf den gegenüberliegenden Berg, da ich gelesen hatte, dass man von dort auf einem schönen Weg wieder hinunterlaufen konnte. Haben wir auch gemacht, und am Ende standen wir fast direkt vor der Quelle Borjomis. Dieses Wasser ist in Georgien sehr berühmt, angeblich ist es sehr gesund, da es einen hohen Salzgehalt aufweist. Wir tranken also direkt aus der Quelle, doch dieses Wasser hatte eher wenig mit jenem aus den Flaschen zu tun, die man im Supermarkt findet – warm, natürlich ohne Kohlensäure und eher schwefelig denn salzig. Aber eine Erfahrung wert.

Am Abend ließen wir uns von Konrad bekochen (der mit zwei Stunden Verspätung endlich ankam), probierten den Wein und spielten einige Spiele, bevor wir ins Bett gingen.

Blick von der Gondel auf Borjomi

Dienstag

Unser Plan für den Dienstag sah folgendermaßen aus: Vormittags im Park zu den Schwefelbädern wandern, dann irgendwo essen gehen und nachmittags eine kleine Runde im Nationalpark wandern gehen. Nun ja. Der Wecker hatte nicht geklingelt, also haben wir verschlafen. Trotzdem wanderten wir zu den Schwefelbädern (Badesachen hatten wir leider vergessen, sonst hätten wir es auch mal ausprobiert), auf dem Rückweg entdeckten wir einen Wanderweg, den wir gesucht haben.

Schwefelbäder

Nachdem dieser sich gabelte, entschieden wir uns für den „Adventure Trail“, der wirklich sehr abenteuerlich war – aber wir haben ihn unbeschadet überstanden.

Adventure Trail

Noch mehr Abenteuerpfad

Irgendwann fanden wir die Markierungen nicht mehr, also sahen wir uns das Dorf an, in dem wir gelandet waren, und liefen auf der Straße bis zur Gabelung der Wege zurück, um zurück nach Borjomi zu wandern.

Besagtes Dorf – Sadgeri

Abends sollte es Chili con Carne geben, da es im größten örtlichen Supermarkt aber keine wirklich große Auswahl gab, aßen wir letztendlich Gemüse mit Tomatensauce und Reis.

Ach ja, auf dem Rückweg wurden wir fast von Truthähnen verspeist (wir waren aber schneller als die)

Mittwoch

In aller Frühe standen wir auf (kam mir jedenfalls so vor), da wir große Pläne für den Tag hatten. Zunächst räumten wir die Wohnung auf (Nachdem Johanna und ich uns eine große Decke geteilt haben und ich zumindest in der ersten Nacht der Meinung war, dass definitiv nur eines meiner Beine zugedeckt war, entdeckte ich im Schrank übrigens noch 6 (!) andere Decken. Nun ja. Besser spät als nie), und gaben unsere Schlüssel an die Vermieterin. Dann ging es zum Bahnhof, denn ich konnte die anderen überreden, mit dem Zug nach Bakuriani zu fahren. Der Zug, der hier „Kukushka“ (Kuckuck) genannt wird, ist eine Schmalspurbahn.

Zugegeben, eigentlich wollte ich das nur machen, um meinen Vater neidisch zu machen (und natürlich damit Du herkommst, Papa), aber es war super!

Kukushka

In Borjomi lag wenig bis gar kein Schnee, aber das änderte sich schnell auf der Strecke. Wir fuhren durch den eingeschneiten Wald und durch schneebedeckte Dörfer, und das alles im Schneckentempo.

Strecke durch den Winterwald

Gut, auf den letzten Metern hatten wir Mühe, uns wach zu halten, da die Heizung aufgedreht wurde und der Zug ganz gemütlich vor sich hinfuhr, aber in Bakuriani angekommen freuten wir uns im wahrsten Sinne des Wortes wie die Schneekönige ?

Angekommen in Bakuriani – man beachte den im Schnee äußerst praktischen Koffer

Zunächst erkundigten wir uns, wann die Marshrutka nach Tbilisi zurückfuhr, dann suchten wir uns ein Restaurant. Johanna nahm ganz klassisch Khinkali, Konrad und ich bestanden auf Abwechslung und bestellten Pelmini. Danach liefen wir etwas planlos durch den Ort und landeten in einer Art Vergnügungspark, der zwar für Kinder war, aber egal. Dort gab es Karussells, Ponys, Schneemobile, Quads und Schlitten. Von letzteren liehen wir zwei aus. Nachdem ich einige Male gerodelt bin, wurde mir von einer sehr charmanten Person dann der Spitzname „der Windhund“ verliehen. Danke dafür nochmal ._.

Mein Leben als Windhund

Dann fuhren wir zurück in die Hauptstadt,  zum Abendessen fühlte ich mich wie eine Mörderin, aber um Burger zu essen ist die Idee gar nicht schlecht:

Latexhandschuhe um Hamburger zu essen

Donnerstag

…bestand eigentlich nur aus spät aufstehen, einkaufen, spazieren und essen.

Freitag

Schwefelbäder in Tbilisi

Dafür hatte es der Freitag wieder in sich: Johanna und ich wollten uns das Tabor-Kloster ansehen. Dieses Kloster und die Kirche kann man sehr gut von Tbilisi sehen, da beides auf einem Hügel gegenüber der Nariqala-Festung liegt. Nur das nirgendwo ein Weg zu sehen ist. So wanderten wir erst durch die Altstadt, und zwar durch einen Teil, den wir nicht kannten, entdeckten kleine Gassen und schließlich auch versteckt einen Weg zum Kloster!

Mitten in Tbilisi

Tja, nur das dieser genau vor der Rückseite des Klosters endete. Wir hatten also die Wahl: Durch das Haus durch, und in Gefahr laufen, auf Mönche zu treffen (vor denen wir beide ein bisschen Angst hatten, da sie normalerweise kein Englisch können) oder umkehren- und eine Stunde umsonst gewandert sein. Schließlich fanden wir einen Hügel, der zur Kirche hinaufführte, zwar ohne eigentlichen Weg, aber das war ja für uns kein Problem ? Die Aussicht dort oben- der Wahnsinn. Nicht zu beschreiben.

Altstadt…

… und Neustadt

Witzigerweise hatte mir mein Lieblingsbruder am Morgen noch Fotos von Gebäuden geschickt, die ich doch bitte mal besuchen und für ihn fotografieren soll. Eines davon, den Zeremonienpalast, konnte ich tatsächlich von dem Hügel aus sehen.

Hier der Zeremonienpalast; wer ihn auf dem Bild findet, dem schenke ich georgischen Tee (;

Nachdem wir dann doch noch Bekanntschaft mit den Mönchen gemacht haben, die zwar nicht sehr redselig Fremden gegenüber, aber doch sehr nett waren, durften wir uns noch die Kirche von innen anschauen. Anschließend wanderten wir durch einen lichten, schönen Wald und machten ein Picknick. Dann ging es neben einer Straße durch eine Art Steppe zurück Richtung Tbilisi.

Unten links sind Kakteen (sie blühen sogar Anfang Januar?!)

Auch dort kamen wir mal wieder vom Weg ab, gelangten aber wieder in die Stadt zurück, wo wir uns noch einen unbekannten Stadtteil ansahen. Schließlich nahmen wir die Metro zurück zu mir, improvisierten unser Mittagessen und trafen uns anschließend mit anderen Freiwilligen.

Samstag

Heute habe ich lange ausgeschlafen, endlich die Rechnungen für unsere Wohnungen bezahlt und war einkaufen. Viel mehr wird auch nicht passieren. Eigentlich wollte ich noch Fotos über mein Weihnachtsfest in Deutschland für die Kinder vorbereiten, leider ist die Speicherkarte zu Hause geblieben…

Morgen werde ich noch ein bisschen was für meine Deutsch-AG vorbereiten, und am Montag geht die Schule wieder los!

Bis bald, eure Jule

PS: Meine Vorsätze für 2018

  • Sport machen
  • Alle Stadtteile von Tbilisi besuchen
  • Mehr georgisch und ein bisschen russisch lernen
  • …und natürlich regelmäßiger zu schreiben und besseren Kontakt nach Deutschland zu halten ?

Der Zeremonienpalast. Für alle, die ihn nicht entdeckt haben.

 

 

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5 Antworten zu Urlaub

  1. Michael und Bärbel Lambrecht sagt:

    Liebe Julia. Deine Berichte lesen sich so spannend und beeindruckend. Man wwartet voller Neugier auf weiteree Folgen. Dieses Land ist voller Überraschungen sowohl landschaftlich als auch von den dort lebnden Menschen her. Wenn ich die Augen schließe, kann ich mich in deine Wanderungen und Erlebnisse reinträumen und die Erinnerungen und Erfahrungen an unsere Aufenthalte werden wieder gegenwärtig. Übrigens habe ich den Zeremonienpalst gleich entdeckt. Vom Hügel, nach dem einsamen vielleicht Wohnhaus -wegen der Balkone-, winzig im Vergleich zu den Wolkenkratzern dahinter, fällt es wegen seines eigenwilligen Baus auf. Ich dachte, es kann nur das sein. Kaum zu glauben oder? Ich wünsche mir noch mehr Bilder von der Altstadt. Hab weiter eine so schöne Zeit. Wir denken oft an dich und haben große Bewunderung. Bärbel und Michael

  2. Peter sagt:

    Hallo Julia, die Grüße richte ich kurzfristig aus, wir beiden Alten telefonieren jeden Abend. Ich freue mich schon auf den nächsten Bericht, egal ob Reise davor steht oder nicht. Bitte die Fotos nicht vergessen, man sieht so viel Interessantes aus diesem Land. Tschüss, Peter.

  3. Peter sagt:

    Hallo Julia, ganz herzlichen Glückwunsch für Deinen ausführlichen, tollen Kurzurlaubs-Reisebericht. Ich kann mir nicht vorstellen, wie man in 5 Tagen das alles, was Ihr gemacht habt, schaffen kann. Aber Ihr habt es. Die Fotos sind auch wieder ganz toll, richtig eindrucksvoll. Nach Betrachtung Deiner Windhund-Haltung ist eine Nachmeldung für Olympia überdenkenswert. Ich wünsche Dir jetzt viel Kraft für den Alltag in Tbilisi, aber Du schaffst das schon. Alles Gute, tschüss, Peter.

    • Hallo Peter,
      die Idee für Olympia finde ich super! Ich denke da auf jeden Fall mal drüber nach :o) Der Alltag wird schon, heute habe ich erfahren, dass am Freitag irgendein Feiertag ist, deshalb überlegen wir, ob wir nicht noch einmal für ein verlängertes Wochenende nach Borjomi oder Bakuriani fahren sollten. Ich halte dich auf dem Laufenden!

      Liebe Grüße an Dich und Opa

      Julia

  4. Tomtom sagt:

    Dein Lieblingsbruder hat sich sehr über den neuen Beitrag gefreut ?
    Viel Spaß und neue Erfahrungen wünsche ich dir also auch auf diesem Wege noch einmal, Lieblingsschwester 🙂

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