Unsortierte Erlebnisse

Es war ziemlich still hier, ich weiß. Deshalb hab ich jetzt einfach mal ganz ungeordnet aufgeschrieben, was die letzten Wochen so los war:

Am Samstag, inzwischen ist es einige Wochen her, verbrachten wir den Tag im botanischen Garten. Wir entschieden uns, neue Gebiete zu erkundigen. Dazu muss gesagt werden, dass der Garten sich ziemlich stark von den botanischen Gärten, die ich kenne, unterscheidet. Stellt euch einen Park vor, dessen einzelne Abschnitte Namen tragen wie „East Asian Collection“ (Ostasiatische Sammlung) oder „The Caucasus rare and endangered collection“ (Sammlung seltener und bedrohter Pflanzen des Kaukasus). Und eine Fläche, die, die so riesig ist, dass sie eher nicht an einem Tag erkundet werden kann.

Jedenfalls war unser Spaziergang sehr schön, teilweise kam es mir so vor wie eine Märchenlandschaft. (Eigentlich habe ich die anderen damit zugetextet, dass es total wie im „Zauberer der Smaragdenstadt“ aussieht. Nur Löwe, Blechmann und Vogelscheuche haben noch gefehlt.) Dann sah ich auf dem Plan, dass es auch eine Hängebrücke in der Nähe unseres Weges gab. Kinder, die wir waren, stellte sich jeweils einer an ein Ende der Brücke und sprang… Wir hatten unseren Spaß ? . Bis uns hektische Rufe erreichten, dass mir etwas aus der Tasche gefallen war. Mein Handy. Ups. Eine (leicht wagemutige) Kletterpartie und ein paar schmutzige Schuhe später hatte ich es allerdings unbeschadet wieder.

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Am nächsten Tag veranstaltete eine achte Klasse eine Stadtführung, zu der auch andere Freiwillige eingeladen wurden. Dadurch lernten wir neue Ecken von Tbilisi kennen und die Schüler (und Lehrer und Eltern) versorgten uns mit Insider-Wissen. Wer weiß schon, wo das schönste Haus von Tbilisi steht? Oder dass die Familie, die dort lebt, mit allen Besuchern Kaffee trinkt? Oder wem es mal gehört hat?

Im Anschluss gingen wir essen und danach packte ich meine Koffer für das Zwischenseminar.

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Eines Abends, als wir gerade auf dem Zwischenseminar herumalberten, bekam ich eine SMS. Ob ich denn nicht Lust hätte, mal auf eine georgische Hochzeit zu gehen? Was für eine Frage!

Hatte ich natürlich. Das Fest sollte in Kutaissi stattfinden, der drittgrößten Stadt Georgiens, die sich im Westen des Landes befindet. Spontan entstand dann der Plan, dass ich dann ja gleich dort übernachten könnte und mir dann am nächsten Tag die Stadt ansehen könnte. Gesagt, getan.

Am Samstag war ich mit Konrad (dem Freiwilligen aus Kutaissi) zum Frühstück verabredet. Da wir etwas spät dran waren, beeilten wir uns sehr, was sich jedoch als komplett unnötig erwies. Die Lehrerin, die mich eingeladen hatte, kam nämlich ganz in georgischer Manier etwas später. Nach 3,5 Stunden Fahrt waren wir angekommen. Obwohl das georgische Parlament seinen Sitz in Kutaissi hat, gibt es dorthin keine Autobahn. Nur mal so am Rande. Aber in diesem Land überrascht mich auch gar nichts mehr.

In Kutaissi verfuhren wir uns erst einmal, irgendwann kamen wir aber an der Kirche an, in der die Trauung stattfinden sollte. (Das war die Bagrati-Kathedrale) Auch hier waren wir zwei Stunden zu spät, aber das Brautpaar auch, also von daher… Gerne würde ich jetzt berichten, dass die Zeremonie total speziell und außergewöhnlich war, aber es ist relativ egal, ob man ein geladener Gast ist oder einfach als Tourist zuschaut. Schön war es trotzdem. Danach ging es zu dem Restaurant, wo die Feier stattfand. Zunächst musste das Paar jedoch noch drei Stunden damit verbringen, Hochzeitsfotos zu schießen, so dass wir nichts zu tun hatten. Deshalb luden mich Verwandte des Paares, die ich noch nie vorher gesehen habe, auf einen Spaziergang ein, in einen Park, der gerade neu gestaltet worden war und den man mir deshalb unbedingt zeigen musste.

Die Feier später war super, es gab sehr sehr viel essen (ich hatte mir vorgenommen, von allem nur einen Happen zu essen, so dass ich alles kosten konnte. Hat nicht geklappt, ich war vorher satt). Die Torte war mein persönlicher Traum. Mein Stück war 15x15x15 cm groß, mehrere Schichten Schokoladenteig und -mousse, dazwischen Schokostückchen… Für alle, die nicht so große Schokoladenfans waren wie ich, gab es auch diverse Alternativen, vor allem mit Obst. Später wurde ich noch öfter zum Tanzen aufgefordert, gegen Mitternacht musste ich leider gehen.

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Am nächsten Tag besichtigte ich Kutaissi. Bzw. war das ursprünglich der Plan, letztendlich fuhren wir zu einem Kloster (Gelati), wo der berühmteste georgische König Davit der Erbauer begraben liegen soll und danach liefen wir noch durch die Altstadt und aßen etwas. Dann ging es auch schon zurück nach Tbilisi.

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Unter der Woche passiert meistens nichts spektakuläres, der Alltag hat Einzug erhalten. Ich schwanke meistens zwischen Begeisterung über das Obst, was hier viel besser ist als zu Hause, und endloser Genervtheit über die Metro und meine WG. Im Großen und Ganzen fühle ich mich aber wohl.

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Am nächsten Wochenende sollte der nächste Besuch in Kutaissi anstehen, bei dem ich aber nicht mitfuhr. Stattdessen fuhren wir nach Borjomi, einen Kurort, der für sein Wasser bekannt ist. (Das Wasser ist salzig, ich habe noch keinen Nicht-Georgier getroffen, dem es wirklich schmeckt.) Wir hatten keine Ahnung, was uns dort erwarten würde, mit Schnee hatten wir jedenfalls nicht gerechnet. Letztendlich wanderten wir knapp drei Stunden durch einen Winterwald, in dem auch Aschenbrödel herumspazieren könnte.

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Einen Tag danach hatte ich Schule, am Sonntag. Eine Stunde in einem Museum, dessen Namen ich leider schon wieder vergessen habe (ich sollte mir wirklich Notizen machen, ich weiß). Die Schüler waren so mäßig begeistert, da sie dafür keinen Freizeitausgleich oder so etwas bekommen. Daher war ich überrascht, dass die ganz Klasse pünktlich auf der Matte stand und niemand schwänzte. Nur die Direktorin kam zu spät. Am Ende hatten alle mehr oder weniger Spaß.

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Am Donnerstag (also letzte Woche) besuchte ich die Oper, hatte deshalb auch Besuch, der am Freitag in der Schule alle Klassen zwang, Weihnachtslieder zu singen (aber sauber, sonst mussten die Armen noch mal beginnen :D). Am Samstag musste ich Geschenke besorgen und einpacken, am Sonntag, dem ersten Advent besuchten wir eine Kirche und feierten am Nachmittag den Geburtstag einer anderen Freiwilligen.

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Jetzt sind wir wieder in der Gegenwart angekommen. Die letzte Woche bin ich nur zwischen Schule und Bett hin- und hergependelt, da ich erkältet war. Gestern habe ich noch einige Weihnachtsgeschenke besorgt und danach Plätzchen gebacken.

Jetzt sind es noch 12 Tage, bis ich mich wieder in ein Flugzeug setzen werde und die Heimreise antreten werde. Für zwei Wochen. Ich freue mich sehr darauf!

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3 Antworten zu Unsortierte Erlebnisse

  1. Elternschokoladenvertreter sagt:

    Meine liebe Jule, ich freue mich natürlich auch auf Dich und hoffe, dass wir hier dann eine spannende Zeit miteinander verbringen. Schokolade, Plätzchen und Marzipan warten hier auf Dich. Spätherbstwetter leider auch.
    Gruß
    Papa

  2. Mama sagt:

    Schön, dass sich ein Gefühl von Alltag bei Dir einstellt. Du scheinst wirklich angekommen zu sein. Genieße die nächsten Tage einfach noch. Auch ich freue mich, wenn Du die Weihnachtstage bei uns bist. :o)

  3. Peter sagt:

    Hallo Julia, Dein Bericht ist Dir wieder toll gelungen, ich habe ihn ein paarmal gelesen, die Anzahl Deiner Erlebnisse ist beträchtlich. Verblüfft hat mich die Tatsache, dass Ihr eine Schneewanderung gemacht habt, aber meine meteorologischen Kenntnisse über Georgien gehen gegen Null. Es war für Dich eine turbulente Zeit. Schön, dass Du über Weihnachten zu Hause sein kannst. Ich wünsche Dir auch weiter viele schöne Erlebnisse, über die Du dann sicher berichten wirst. Ein schönes Weihnachtsfest wünscht Dir Peter.

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