Ausflug nach Mtskheta

Endlich ein entspannter Tag, an dem ich nur ein bisschen Papierkram erledige und danach gemütlich einkaufen gehe. Dachte ich. Haha, nein. Natürlich kam es anders. Kurz nach dem Aufwachen bekam ich eine Nachricht von jemandem, den ich am Donnerstag zuvor auf der Abschiedsparty kennen gelernt habe. (So ein Zufall aber auch ?) Ob ich denn arbeiten müsse? Er hätte einen Ausflug nach Mtskheta (nein, ich kann es auch nicht richtig aussprechen), geplant, ob ich denn nicht mitkommen wolle. So kam es, dass ich eine Stunde später mit einer Polin, einer Costa-Ricanerin, einem Iraner und einem Franzosen in einer Marshrutka saß. Eine holprige halbe Stunde später waren wir am Ziel: Mtskheta, ehemals die wichtigste Stadt in Georgien (zu Zeiten des alten Roms). Heutzutage ist die Stadt natürlich nicht mehr ganz so groß, man sie bequem zu Fuß erkunden. Das lohnt sich aber wirklich, einerseits sind die Gebäude an sich sehr hübsch, andererseits gibt es dort natürlich auch einige Sehenswürdigkeiten. Derer besichtigte ich an diesem Tag zwei, als erstes die Basilika Sveti Tskhoveli. Dort war das Fotografieren offiziell verboten, und ich habe mich daran gehalten (als einzige von all den Touristen). Die Kirche ist sehr groß und von einer großen Rasenfläche umgeben, die ihrerseits von einer hohen Mauer begrenzt wird. Diese Wehrmauer entstand aber erst im 16. Jahrhundert, die erste Kirche an der Stelle wurde schon im 4. Jahrhundert errichtet. Die Basilika in ihrer heutigen Form steht dort seit dem 11. Jahrhundert. Sie ist auf jeden Fall sehenswert, der Stil ist nicht so verschwenderisch-golden wie in einigen Kirchen in Deutschland, sondern eher schlicht, finde ich viel schöner. Dort finden auch regelmäßig Hochzeiten statt, alleine an dem Tag habe ich fünf Paare gesehen. Die kirchlichen Zeremonien sind öffentlich, so habe ich auch sehen können, wie heiraten auf Georgisch funktioniert. Nach der Basilika gab es Essen, stolz berichte ich an dieser Stelle, dass ich mein Chatschapuri komplett auf Georgisch bestellt habe. Die Verkäuferin hat sich sehr gefreut ?

Straße in Mtskheta

Später teilte sich unsere Gruppe, ich fuhr mit den Jungs zur nahegelegenen Jvari-Kirche, die wir vorher bereits auf dem Berg haben thronen sehen. Sie ist eher klein, dafür hat man von dort einen sagenhaften Ausblick. Außerdem ist die Kirche ein beeindruckendes Beispiel georgischer Baukunst (sie stammt aus dem 6. Jahrhundert), natürlich gibt es viele Legenden zur Erbauung. Auch dort beobachteten wir wieder eine Hochzeitszeremonie.

Jvari-Kirche

Das Highlight war aber wirklich die Aussicht, man kann betrachten, wie sich die Flüsse Aragvi und Mtkvari mischen.  Das Wasser der Aragvi ist blau (kommt aus den Bergen, von einem Gletscher, wenn ich dem Reiseführer der benachbarten Gruppe richtig gelauscht habe), das der Mtkvari eher grünlich-schlammig. Sehr beeindruckend. Auch die umliegende Landschaft ist sehr schön.

Von rechts die blaue Aragvi, in der Mitte die Mtkvari.

Am späten Nachmittag trafen wir die anderen wieder zu einem Eis, aber als ich bezahlen wollte, bekam ich einen Schreck: mein Portemonnaie war weg. (Ein Glück sind Pass und Kreditkarte nicht da drin, war mein erster Gedanke). Trotzdem natürlich sehr unangenehm, der ganze Verwaltungsaufwand und mein Bargeld für das Wochenende war auch weg. Also habe ich meine ganze Tasche von oben bis unten durchsucht, aber das Portemonnaie blieb verschwunden. Wir gingen gemeinsam durch, wann ich es das letzte Mal gesehen hatte. Im Taxi. Aber ob das noch im Ort ist? So klein ist das Dorf dann ja doch nicht… Aber ich hatte mehr Glück als Verstand, wir fanden den Fahrer wieder, der uns zum Auto führte. Und siehe da: schwarzes Lederportemonnaie auf schwarzen Ledersitzen. Ich war dermaßen erleichtert! So ging es zurück nach Tbilisi. Am Abend trafen wir uns wieder,da besagter Franzose Geburtstag hatte, andere Menschen aus anderen Ländern gesellten sich auch dazu, und insgesamt wurde es ein sehr lustiger Abend. (Drei Mal dürft ihr raten, wo. Ich verbringe meinen Samstagabend schon seit drei Wochen immer am gleichen Ort ?) Aber auch wenn der Tag noch so schön war, als ich schließlich irgendwann im Bett lag, hoffte ich nur auf einen ruhigen Sonntag…

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