Hallo zusammen! 😊
Heute geht es wie gewohnt weiter. Und das weihnachtlich! Letzten Sonntag war nämlich der erste Advent und passend dazu gibt es in diesem Beitrag jede Menge Weihnachtsvorfreude. Also macht euch bereit für „Alltagsmomente“ in der Sonderedition „Weihnachten“:
„A“ wie „Adventskalender“
Den Anfang macht ein ganz besonderes Paket, was mich aus Deutschland erreicht hat. Ich war gerade aus Georgien zurück, als meine Lieblingseltern mich mit der Nachricht überrascht haben, dass ich mal wieder bei meinem zuständigen Postamt vorbeischauen müsse. In Armenien ist es nämlich meistens so, dass die Post nicht zu einem nach Hause, sondern an die nächstgelegene Poststation gesendet wird. Um genau zu sein, habe ich in meiner bisherigen Zeit hier ganze zwei Briefkästen gesehen und besitze selbst auch keinen. Also ging es auf zum Postamt, wo mich die Mitarbeitenden mittlerweile kennen. Ich war bereits hier gewesen, um ein anderes Paket mit Wintersachen abzuholen. Im Postamt erfolgte dann die Ernüchterung: Auch wenn es eigentlich bereits vor gut einer Woche angekommen sein sollte, konnten die Mitarbeitenden kein Paket aus Deutschland an meine Adresse finden (ich bin mir ziemlich sicher, dass es in diesem Postamt das einzige deutsche Paket war, aber naja). Enttäuscht verließ ich zunächst die Poststation, nur um dann zwei Stunden später wieder auf der Matte zu stehen. Ich bestand nochmal energischer darauf, dass das Paket angekommen sein müsste. Wundersamerweise war es dann auch wirklich da und glücklich marschierte ich mit meinem Schatz nach Hause. Ich war super gespannt, was drin war, und im Beisein meiner Eltern über Face-Time öffnete ich meine Überraschung: Darin war ganz viel Weihnachtsdeko und ein selbstgemachter Adventskalender.
Ich habe mich so super doll darüber gefreut! Damit ist das Weihnachtsgefühl in meine Wohnung eingezogen und mit ihm ein Stück von Zuhause. Es ist das erste Jahr, in dem ich Weihnachten nicht Zuhause bin und nicht mit meiner Familie und meinen Freunden feiern kann. Das wird ein sehr seltsames Gefühl sein, aber ich bin schon mit meinen Eltern zum Telefonieren und gemeinsamem Geschenke-Auspacken verabredet (ich habe nämlich auch schon ein kleines Päckchen auf seinen Weg nach Deutschland geschickt 🥰).
„P“ wie „Plätzchen-Backen“
Um für den internationalen Weihnachtsbazar (siehe „W“ wie „Weihnachtsbazar“) Plätzchen zu backen, waren wir am Samstagnachmittag von einer deutschen Familie zu sich nach Hause eingeladen worden. Die Mutter singt zusammen mit Nila und Lilly in einem Chor und dort ist auch die Idee entstanden. Also ging es mit dem Taxi los Richtung Plätzchenwerkstatt. Die Familie wohnt in einer Gated Community, dessen Tor wir allerdings ohne Probleme passieren konnten. Das Wohnviertel war eine eigene Welt, ganz im amerikanischen Stil. Mit dem „armenischen Leben“, wie ich es in Gyumri kennengelernt habe, hat das nicht mehr viel zu tun. Hier wohnen viele Familien aus den USA, bzw. aus aller Welt. In der Community gibt es einen eigenen Kindergarten sowie eine eigene Schule und die meisten Eltern haben höhere Positionen inne, kommen aus dem Ausland und verdienen gut. Die Familie, bei der wir zu Besuch waren, lebt seit Januar hier in Armenien und der Vater arbeitet beim der GIZ (Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit).
Wir wurden herzlich begrüßt und lernten sofort die beiden kleinen Töchter der Familie kennen. Kurz nach unserer Ankunft kamen ein paar Freunde von ihnen vorbei, um uns später dann tatkräftig beim Backen zu unterstützen. Es war sehr süß, mit den Kleinen die Plätzchen auszustechen und ihre Freude dabei zu teilen, auch wenn ich froh bin, dass ich nicht an einer Grundschule oder in einem Kindergarten arbeite. Auch die Dekoration und das Verpacken der Kekse in kleinen Tüten durfte zum Abschluss natürlich auch nicht fehlen. Insgesamt sind es knapp 40 Tütchen geworden und wir waren den ganzen Abend beschäftigt. Zum Abschluss haben wir noch mit etwas Sekt auf unser Geburtstagskind Lilly angestoßen und uns nett unterhalten.
Für mich war es ein super schöner Nachmittag und das Plätzchenbacken hat mich richtig in Weihnachtsstimmung gebracht. Ein Highlight war, als wir gemeinsam „In der Weihnachtsbäckerei“ gesungen haben. In Gyumri möchte ich auch unbedingt nochmal Plätzchen machen und dank meines ersten Adventskalendertürchens habe ich jetzt neben dem Keksrezept von Zuhause auch Plätzchenformen. Also ist alles startklar und ich brauche nur loszulegen!
„S“ wie „Schnee“
Es hat geschneit! Und wie: Die Tage zuvor war es bereits stürmisch gewesen und die Temperaturen ordentlich abgefallen. Der Blick in die dunklen Wolken, die über den schon schneebedeckten Gipfeln hingen, hat bereits verraten, dass es die nächsten Tage Schnee geben würde. Umso schöner war es dann, als eines Abends endlich weiße Flocken vom Himmel fielen. Und nicht mehr aufhörten. Es hat die ganze Nacht geschneit und so lang am nächsten Morgen ordentlich Schnee:
Gyumri hatte sich über Nacht in ein Winter Wonderland verwandelt und es war super schön, den Schnee unter meinen Schuhen knirschen zu hören. Dick eingemummelt ging es zur Arbeit und im Sonnenaufgang hat der Schnee nur so geglitzert. Leider sind die Temperaturen den Tag über so sehr angestiegen, dass es auf dem Nachhauseweg nur noch durch Schneematsch ging. Der dann am nächsten Morgen zu Eis gefroren war, sodass ich tags darauf wie ein Pinguin zur Schule gewatschelt bin. Aber naja, es ist nur eine Frage der Zeit, bis der nächste Schnee kommt.
Die Temperaturen sind nämlich nach wie vor eisig und ich bin sowohl für meine Mütze als auch für meine Fußbodenheizung mehr als dankbar.
„W“ wie „Weihnachtsbazar“
Bei unserem Treffen mit den deutschen Botschaftsmitarbeitenden anlässlich des Volkstrauertages hatte uns die Frau des Konsuls gefragt, ob wir kulturweit-Freiweilligen nicht Lust hätten, beim IWAY Charity-Weihnachtsbazar am Stand der deutschen Botschaft mitzuhelfen. Selbstverständlich haben wir sofort „Ja“ gesagt. Und so ging es am ersten Adventssonntag mit dem Bus zum Marriott-Hotel in Yerewan, wo wir dann auch gleich eingebunden wurde. Es gab einen „steuerfreien“ Bereich, in dem insgesamt zwölf Botschaften ihre Stände nebeneinander aufgebaut hatten. Das an den Botschaftsständen erwirtschaftete Geld wurde den Veranstalterinnen der IWAY (International Women´s Association of Yerevan) gespendet. Am deutschen Stand wurden dabei 403,000 AMD eingenommen, was nach Abzug der Ausgaben eine Spende von ungefähr 500 Euro ergab. Überall hat es geduftet und es gab eine beeindruckende Vielfalt an Essen und anderen traditionellen Produkten wie beispielsweise ukrainisch-bestickte Hemden, griechische Tücher oder japanisches Origami.
Am deutschen Stand gab es selbstverständlich heißen Glühwein und Punsch sowie alles Mögliche an Deko und klassischen Weihnachtssüßigkeiten: Schokoweihnachtsmänner, Plätzchen (dazu später mehr), Lebkuchen, Christstollen, Spekulatius und so weiter. Der zweite Teil des Bazars war der „kommerzielle Teil“, wo Geschäfte und Unternehmen einen Stand mieten und gegen eine Steuer ihre Waren anbieten konnten. Auch das war sehr faszinierend und es gab viel zu sehen.
Wir Armenien-Freiwillige haben im Schichtbetrieb gearbeitet, sodass ich in meiner freien Zeit zusammen mit Samuel umher geschlendert bin. Es gab viele Stände, die (armenischen) Schmuck angeboten haben und es gab viel von der bekannten „armenischen Handwerkskunst“ zu sehen. Auch einige Essensstände waren vertreten und zwischendurch gab es auf einer kleinen Bühne Auftritte von Musikgruppen. Für mich war aber fast die interessanteste Erfahrung, als ich Samuel bei einer seiner „Raucherpausen“ nach draußen begleitet habe:
Wir haben uns dabei nämlich unterhalten und plötzlich sprach uns eine Armenierin auf Deutsch an, ob wir aus Deutschland kämen. Sie habe drei Jahre in Österreich gelebt und wollte wissen, was wir hier in Armenien machen würden. Kurz darauf gesellte sich noch ein Mann zu uns, der ebenfalls für ein paar Monate in Österreich studiert habe. Es war wirklich witzig, wie viele Menschen auf diesem Bazar Deutsch sprechen konnten oder zumindest ein bisschen was verstanden haben. Gleich zu Beginn meiner ersten Schicht bin ich einem Armenier, der ukrainischer Honorarkonsul ??? ist, begegnet und wir haben uns auf einem wilden Mix aus Deutsch und Armenisch unterhalten. Sein Deutsch und mein Armenisch waren dabei auf einem ungefähr gleich schlechten Niveau, aber irgendwie hat es dann doch funktioniert.
Die Internationalität des Bazars hat ihn für mich so besonders gemacht und es war nett, die Botschaftsmitarbeitenden und auch die Botschafterin (zumindest kurz) wiederzusehen. Wirklich beeindruckend war auch die Vielfalt und die Unterschiede zu sehen, wie Weihnachten in anderen Ländern gefeiert wird und was in ihnen zu Weihnachten dazugehört. Eine weitere wertvolle Erfahrung, die die Weihnachtszeit mit dem ersten Advent gut eingeleitet hat.
Ich hoffe, dass ihr beim Lesen meines Blogs vielleicht auch ein paar Weihnachtsgefühle bekommen habt, und wünsche euch allen von Herzen eine schöne Adventszeit.
Bis bald! 🙂