Archiv der Kategorie: Allgemein

Alltagsmomente – Von „L“ wie „Last Christmas“ bis „S“ wie „Shuttlefahrten“

Hallo zusammen! 🙂

Es gibt mal wieder eine Runde Alltagsmomente. Ich sammle immer fleißig und wenn es dann genug sind, fasse ich sie hier für euch zusammen. Ursprünglich hatte ich hier auch die Erlebnisse vom Volkstrauertag integriert, aber dann wäre dieser Beitrag viel zu lang geworden. Also sind es zwei Beiträge geworden und in diesem gibt es einige Momente aus der Schule. In diesem Sinne: Viel Spaß!

„L“ wie „Last Christmas“

Würde ich euch raten lassen, wann und unter welchen Umständen ich das Lied dieses Jahr das erste Mal gehört habe, würdet ihr niemals darauf kommen. Es war nämlich im Unterricht. Genauer gesagt, während eines Tests. 😂 Ich habe ja schon mal erzählt, dass hier nach jeder Lektion, sogenannte „thematische Arbeiten“ geschrieben werden und letztens stand in einer sechsten Klasse mal wieder eine an. Mit Tests in Deutschland ist das allerdings nicht zu vergleichen, da viel geschummelt und zusammengearbeitet wird. Die Lautstärke ist nur um Weniges leiser als im normalen Unterricht und auch bei der Benotung werden gerne mal beide Augen zugedrückt. Trotz teils schlechter Leistungen steht nie etwas Schlechteres als eine 6 oder 7 von 10 da, was bei uns einer 3 entspräche. Das liegt daran, dass die Lehrkräfte sonst mit den Eltern und dann auch der Schulleitung Probleme bekommen würden. Aber naja, das ist ein anderes Thema. Also zurück zu „Last Christmas“: Ich war gerade dabei, die Tests einer anderen Klasse zu korrigieren, als der Schüler direkt vor mir plötzlich anfing, „Last Christmas“ zu singen. Das kam so aus dem Nichts, dass ich loslachen musste. Es war das erste Mal, dass ich den Weihnachtsklassiker dieses Jahr gehört habe, und es war besonders in einer solchen Situation so unerwartet, dass mir das auf jeden Fall noch lange im Gedächtnis bleiben wird,

„L“ wie „Leibesübungen“

Das war mal wieder einer von diesen Momenten im Unterricht, in denen ich überfragt war. Als es um die Stadt Bochum ging, wollte einer meiner Oberstufenschüler wissen, wofür die Abkürzung „VfL“ des VfL Bochums stünde. Ich bin bis „Verein für“ gekommen, doch das „L“ habe ich nicht gewusst. Also wurde kurzerhand gegoogelt: Das „L“ steht für „Leibesübungen“. Das war definitiv nicht die erwartete Antwort und hat für einen Lacher gesorgt. Anschließend musste ich erklären, warum man nicht einfach „Sport“ sagt. Meine Schüler waren mit dem Wort insgesamt eher unzufrieden und das kann ich tatsächlich nachvollziehen. Ich konnte sie allerdings damit beruhigen, dass sie es sich nicht merken müssten, da es im allgemeinen Sprachgebrauch nicht vorkäme. Oder wann habt ihr das letzte Mal davon erzählt, wie ihr Leibesübungen gemacht habt?

„V“ wie „Vornamen“

In einer meiner fünften Klassen stand der Abschlusstest für die Lektion an (das ist nicht die thematische Arbeit, sondern nur eine Art Lektionsabschluss im Buch), den wir aber gemeinsam im Unterricht gemacht haben. Gleich die erste Aufgabe war hierbei, fünf deutsche Vornamen aufzuschreiben. Da ich am Anfang versäumt hatte, mich vernünftig vorzustellen, dachte ich, dass das eine gute Gelegenheit sei, zumindest meinen Namen nachzuholen. Also schrieb ich ihn an die Tafel und erklärte mit meinen neu erworbenen Armenischkenntnissen, dass ich so heiße. Ich hatte gar nicht damit gerechnet, aber beim Vergleichen der Antworten, nannten fast alle Schülerinnen und Schüler neben den Namen aus der Lektion stolz meinen Namen. Und wenn einer ihn nicht nannte, fügten die anderen gleich ein energisches „Und Ilka!“ hinzu. Ich habe mich wirklich über ihre Begeisterung gefreut und bin gespannt, ob sie sich meinen Namen merken können. In einer anderen fünften Klasse hatte ich mich schon bei früherer Gelegenheit vorgestellt und ein Schüler aus dieser Klasse grüßt mich nun immer mit meinem Namen. Es ist wirklich schön, mit welcher Freude mich die Schülerinnen und Schüler hier immer noch empfangen. Laut den beiden Deutschlehrerinnen bin ich während meiner Woche in Tbilissi schmerzlich vermisst worden. Und das nicht nur von den Kindern und Jugendlichen: Auch einige Lehrkräfte und Mitarbeitende haben wohl nach mir gefragt. Darunter auch der Militärlehrer, der mich jeden Morgen auf Deutsch begrüßt.

„S“ wie „Schachspieler“

„Die Schachspieler kommen!“ zählt wohl zu den seltsamsten Erklärungen, die ich jemals bekommen habe. Es war die fünfte Schulstunde und plötzlich war auf dem Flur jede Menge Lärm zu hören. Dann ging die Tür auf, eine Lehrerin streckte ihren Kopf in den Klassenraum und sagte etwas auf Armenisch. Daraufhin brach Jubel aus und die Kinder sprangen von ihren Plätzen auf. Ich sah meine Ansprechpartnerin fragend an und sie sagte nur mit einem Schulterzucken: „Die Schachspieler kommen.“ Als würde das alles erklären. Tat es nicht. Ich war immer noch genauso verwirrt wie vorher und ging einfach mit den Schülerinnen und Schülern mit. Auf dem Weg wohin auch immer überlegte ich mir, dass vielleicht irgendein bekannter Schachspieler zu Besuch sei und die Kinder ihm Fragen stellen dürften. Da Schach hier eine Art Nationalsport ist, habe ich es nicht weiter hinterfragt. Das „wo auch immer“ stellte sich als Eingangshalle heraus, wo schon diverse andere Schülerinnen und Schüler aus allen Jahrgängen sowie Lehrkräfte standen. Sie standen Spalier, sodass sich ein Gang bildete. Und dann kamen sie: Die Schachspieler. Entgegen meiner Vermutung waren es aber keine „Profis“, sondern Schüler unserer Schule, die an einem Wettkampf teilgenommen hatten und nun siegreich zurückkehrten. Also eher die „Profis der Zukunft“. Alle klatschten und jubelten, als sie die Schule betraten, und ich fand das einen wirklich schönen Moment. Es zeigt eindrücklich das Gemeinschaftsgefühl an dieser Schule und schätzt die tolle Leistung der Schachspieler wert.

„S“ wie „Shuttlefahrten“

Eigentlich hätten Shuttlefahrten an sich hier keinen eigenen Moment verdient, weil sie für mich schon zum unspektakulären Alltag gehören, aber mittlerweile zeichnet sich ein Muster ab: Jedes Mal, wenn ich die letzten Male mit dem Shuttle von Gyumri nach Yerewan oder umgekehrt gefahren bin, habe ich danach einen neuen Kontakt in meinem Handy gehabt. Es ist wirklich verrückt, aber jedes Mal lerne ich jemanden Neues kennen. Auf meiner letztes Hinfahrt nach Yerewan war es ein armenischer Student, der in Gyumri aufgewachsen ist, aber jetzt in der Hauptstadt studiert. Er hatte mich angesprochen, weil er sich gefragt hat, was jemand wie ich in Armenien macht, zumal ich nicht wie eine Touristin ausgesehen hätte. Ich frage mich bis heute, wieso nicht, da ich mit meinem für Georgien gepackten und aus allen Nähten platzenden Rucksack unterwegs war. Aber das Gespräch, was sich daraus ergab, war für mich besonders im Hinblick auf das Leben der jungen armenischen Männer sehr bereichernd. Er war wirklich nett und hat mich prompt eingeladen, mit ihm bei meinem nächsten Besuch in Yerewan richtig Armenisch essen zu gehen. Die nächste Gelegenheit zum „Kontakteknüpfen“ war dann auch wieder die Rückfahrt, von der ich im vorherigen Beitrag ja schon erzählt habe. Für mich ist es ein schönes Gefühl, hier nicht ganz allein zu sein und ich bin sehr gespannt, wen ich hier noch so kennenlerne und wie viele meiner Bekanntschaften am Ende auf Shuttlefahrten entstanden sind. 😂

Damit soll es das für heute auch wieder gewesen sein.

Bis bald! 😊

Gedenken und Brot – Der Volkstrauertag 2024

Hallo zusammen! 😊

Frisch aus Georgien zurück reiche ich jetzt doch später als geplant, den Bericht vom Tag nach unserer Rückreise nach. Es stand irgendwie so viel an, dass ich leider erst jetzt dazu gekommen bin. Aber wie versprochen, soll´s jetzt um den 17.11.24 gehen:

Das war der Sonntag und Volkstrauertag. Zu diesem Anlass hatte uns die deutsche Botschafterin Claudia Busch gefragt, ob wir eine Rede halten würden, um die Perspektive junger Menschen zu repräsentieren. Es war das erste Mal, dass Freiwillige dabei waren, und es kam so gut an, dass die rumänischen Botschaftskollegen überlegen, es für ihren Trauertag genauso zu machen.

Die Gedenkfeier fand auf einem kleinen, etwas abgelegenen Friedhof deutscher Kriegsgefangener in Armenien während des zweiten Weltkriegs statt. Wir trafen uns vor der deutschen Botschaft in Yerewan und im Auto des Honorarkonsuls Aleksan Ter-Minasyan, der extra aus Gyumri angereist war und so nett war, uns mitzunehmen, ging es dann zum Gedenkort. Es war schon ein seltsamer Anblick, wie die ganzen teuren Botschaftsautos über den schmalen Feldweg holperten, aber wir kamen alle heile an. Als Gäste waren nicht nur Mitglieder der deutschen Botschaft, sondern auch der französischen und rumänischen Botschaft anwesend. Nach der Verlesung des Totengedenken waren wir auch schon mit unserer Rede dran: Diese ging fünf Minuten und war damit der längste Teil der Gedenkfeier. Uns war es besonders wichtig, auf unsere Verantwortung, nicht nur als Deutsche, sondern auch als junge Generation hinzuweisen. Die ausführliche Version unsere Rede könnt ihr hier nachlesen:

Anschließend sprach der Honorarkonsul ein Gebet auf Altarmenisch und die Kränze wurden niedergelegt (siehe Anfangsbild). Nachdem das offizielle Programm vorbei war, gingen wir noch kurz zum rumänischen Gedenkort hinüber und auch dort wurden Kränze niedergelegt.

Es war das erste Mal, dass ich an einer Gedenkfeier zum Volkstrauertag teilgenommen habe. Vorher ist mir der Feiertag, ehrlich gesagt, gar nicht präsent gewesen. Doch ich muss sagen, dass es für mich eine äußerst wertvolle Erfahrung war. Das Gedenken gilt längst nicht mehr (nur) den verstorbenen deutschen Soldaten, sondern allen Opfern von Krieg, Gewalt und Verfolgung. Und das weltweit. In Zeiten wie diesen ist es umso wichtiger, uns nationenübergreifend zusammenzuschließen und gemeinsam zu gedenken. Denn am Ende bringen Krieg und Gewalt immer nur eines: Leid. Unseren Appell für Frieden auf so einer Veranstaltung äußern zu dürfen, war einmalig und hat mir ins Bewusstsein gerufen, dass wir uns mehr füreinander einsetzen müssen, anstatt immer nur auf unsere Unterschiede zu beharren. Besonders im Hinblick auf die Situation in Armenien war es noch bedeutender, dieser Gedenkfeier beiwohnen zu dürfen. Der Krieg ist hier präsent und der „Frieden“ vermutlich nicht für immer. Ich habe schon mit einigen Menschen gesprochen und immer war der Tonus derselbe: Der Krieg hat uns verändert. Für mich, die ich privilegiert und in Frieden aufgewachsen bin, ist es eine neue Erfahrung, dem Krieg so „nah“ zu sein. Ich bin dankbar für die Offenheit der Menschen, denn nur sie hilft mir zu verstehen und zu lernen. Es ist bereichernd, eine neue Perspektive erfahren zu dürfen, auch wenn sie eine so leiderfahrene ist. Denn die Augen vor dem zu verschließen, was in der Welt passiert ist und immer noch passiert, ist keine Lösung und sollte uns immer zum Aufschreien bewegen. Wir dürfen nicht vergessen – nicht die Geschichte und nicht die Menschen, die Unrecht und Leid erfahren haben.

Damit soll es aber genug der ersten Worte gewesen sein. Es war mir ein Anliegen, die obigen Gedanken hier noch einmal loszuwerden, aber jetzt leite ich wenig elegant zu einem weniger ersten und weniger wichtigen Thema über. Dem Thema „Körnerbrot in Armenien“:

Nach der Gedenkfeier hatte die deutsche Botschafterin uns Freiwillige nämlich zum Essen in ihre Residenz eingeladen. Im Auto des Honorarkonsuls ging es also weiter durch Yerewan vorbei am Wachtposten der Gated Community zur Residenz. Dort gab es dann super leckere Kürbissuppe und eine Eintopf sowie diverse Beilagen. Süßes armenisches Gebäck durfte als Nachtisch natürlich auch nicht fehlen. Währenddessen unterhielten wir uns gut mit den anderen Gästen, zu denen neben dem Honorarkonsul auch noch einige weitere Botschaftsangehörige gehörten. Wir waren eine kleine, aber sehr nette Runde und haben viel über die Arbeit als Diplomatin oder Diplomat erfahren. Auch unsere Fragen zur anstehenden Neuwahl konnten geklärt werden, da wir durch die neusten Entwicklungen in der deutschen Politik Briefwahl beantragen und dann in der deutschen Botschaft in Yerewan wählen müssen. Und nun zum Körnerbrot: Wir haben uns beim Essen wohl etwas zu doll über das Brot gefreut, was es zu der Suppe gab, denn als wir uns verabschieden wollten, hatte die Botschafterin eine Überraschung für uns: Sie gab uns alles an Brot mit, was noch übrig geblieben war. Das war so viel, dass für die Yerewan-Mädels noch genug da war, Samuel etwas mit nach Sardarapat nehmen konnte und auch mein Abendessen gesichert war. Wir haben uns wirklich sehr darüber gefreut, da es eine echte Herausforderung ist, hier in Armenien etwas Anderes als Weißbrot zu finden. Umso mehr haben wir das frische Körnerbrot genossen.

Mit dem Brot in der Tasche ging die Reise dann für mich auch schon weiter nach Gyumri. Ich hatte mir ein Shuttle gebucht und dort habe ich mal wieder nette Leute kennengelernt (Näheres zu dem „mal wieder“ gibt´s im nächsten Beitrag Zwinker-Smiley): Zwei Freiwillige, die derzeit auch in Gyumri leben. Sie kommt aus den USA und er aus Deutschland. Er hatte mich wegen meiner Jack-Wolfskin-Regenjacke gleich als Deutsche erkannt. Die beiden sind mit einem Programm für Menschen mit armenischen Wurzeln hier und bei weitem nicht die einzigen. Bei ihrer Organisation würden insgesamt 20 Freiwillige arbeiten und ich habe versprochen, dort demnächst mal vorbeizuschauen. Es ist witzig, wie ich am Anfang dachte, dass ich hier die einzige Freiwillige sei und jetzt durch Zufall immer mehr andere Freiwillige treffe.

Ihr seht also, warum der 17.11.24 einen eigenen Beitrag verdient hatte. Und es ist doch auch mal schön, einen etwas kürzeren Beitrag dabei zu haben. Der nächste wird aber wieder so lang wie gewohnt und steht schon in den Startlöchern. Freut euch auf eine neue Runde „Alltagsmomente“!

Bis bald 😊

Tage in Tbilissi – Ein krönender Abschuss

Hallo zusammen! 🙂

Heute kommt die kleine Reihe „Tage in Tbilissi“ zu ihrem Abschluss: Nachdem wir in den ersten freien Tagen viel erlebt haben und die Möglichkeit hatten, uns die Stadt anzugucken, vergingen auch die Seminartage wie im Flug. Wir schliefen meistens erstmal aus, da das Seminar aufgrund der Zeitverschiebung für uns erst um 12 Uhr startete und bis 19 Uhr ging. Anschließend frühstückten wir gemeinsam und dann es ging an die Laptops. Meisten saßen Lilly und Nila vor einem Gerät und auch Mia und ich teilten uns eins. Dass das Seminar nur digital stattfand, war für unsere Seminargruppe (genannt „Homezone“) super schade, da wir uns gerne in Präsens wiedergesehen hätten. Es war nämlich die gleiche Gruppe wie beim Vorbereitungsseminar und wir haben uns schon da super verstanden.

Unsere Homezone 2 mit unserem Trainer Qassem. ❤️

Unsere Homezone ist dabei eine kleine Besonderheit, da die meisten „Homezones“ Freiwillige aus ein oder zwei Ländern umfassen, während die Freiwilligen unserer Homezone in fünf Ländern eingesetzt sind: In Ägypten, Tunesien, Aserbaidschan, der Türkei und Armenien. Bei 14 Freiwilligen, von denen schon alleine fünf in Armenien leben, sind das ziemlich viele Länder. Trotzdem war es schön, die Anderen auf dem Bildschirm zu sehen und sich mit ihnen über ihre und unsere Erfahrungen austauschen zu können. Besonders wertvoll war das für mich bei der Arbeit zu den länderspezifischen Themen, also in unserem Fall zur Lage im Südkaukasus und dem Bergkarabach-Konflikt, wo wir Armenien-Freiwillige mit den drei Aserbaidschan-Freiwilligen zusammengearbeitet haben. Wir haben uns über die Darstellung des Konflikts in unseren jeweiligen Ländern unterhalten können und viel dazugelernt. Dazu später mehr.

Auch die Themen „Rassismus im Bildungssystem“ und „weiße Privilegien“ wurden im Seminar behandelt und ich habe außerdem an einem Workshop zur Unterrichtsgestaltung von Deutsch als Fremdsprache teilgenommen. Natürlich blieb auch Raum zur Reflexion unseres bisherigen Freiwilligendienstes und unsere Trainerin* Hanna hat das Seminar unterhaltsam gestaltet und unseren Wünschen angepasst. Abwechslungsreich war auch der Ausflug ins Georgische Nationalmuseum am Mittwochnachmittag. Allerdings hat mir im Museum selbst ein Abriss der georgischen Landesgeschichte gefehlt, da es eher aus vier Sonderausstellungen zur Evolution des Menschen, Flora und Fauna im Kaukasus, Schätze eines Sammlers (dessen Namen ich leider vergessen habe) und Georgiens Zeit unter der Sowjetherrschaft bestand. Trotz allem war das Seminar insgesamt gut, aber nicht mit dem Vorbereitungsseminar in Präsens zu vergleichen.

Die Seminarzeiten hatten zur Folge, dass wir immer erst abends ins Stadtzentrum von Tbilissi fahren konnten, was wir aber dafür auch jeden Abend taten. Dort trafen wir uns meistens mit den Georgien-Freiwilligen und gingen zusammen essen sowie im Anschluss in eine Bar. Besonders schön war der letzte Abend, der Freitagabend, wo wir uns nach dem Seminar bei Johannes, Ines und Hannah in der Wohnung getroffen haben. Dort haben wir Pizza gebacken (oder zumindest ein paar von uns, da wir mit zwölf Leuten ansonsten ein ziemliches Chaos veranstaltet hätten), „Werwolf“ gespielt und ganz viel gequatscht. Es war ein entspannter Abend mit Freunden, den wir alle sehr genossen haben, bevor es dann ans Verabschieden ging.

Ein paar von ihnen haben wir am nächsten Tag beim Mittagessen noch gesehen, doch dem Großteil mussten wir schon da „Tschüss“ sagen. Es hat sich komisch angefühlt, nach der Woche, in der wir uns nahezu täglich gesehen haben, plötzlich zurück in ein anderes Land zu müssen. Aber es ist nur für eine kurze Zeit, da Nila, Lilly und ich planen, über Weihnachten wieder in Tbilissi zu sein (Samuel und Mia fliegen in der Zeit nach Deutschland).

Ein besonderes Highlight war auch das eben schon angesprochene Mittagessen: Nicht nur wir Armenien-Freiwillige hatten uns nämlich auf der Weg nach Georgien gemacht, sondern auch die Aserbaidschan-Freiwilligen, die sich am Samstag, also unserem Abreisetag, in den Flieger gesetzt hatten. Sie mussten fliegen, da der Landweg zwischen Aserbaidschan und Georgien seit ein paar Jahren geschlossen ist. Aber so hatten wir immerhin die Möglichkeit, uns doch noch kurz zu sehen. Es hat sich ein bisschen surreal angefühlt, Eva, Janek und Simon in die Arme schließen zu können, nachdem wir sie die letzten vier Tage nur auf dem Bildschirm gesehen hatten.

Doch es war sehr schön und wir waren uns alle einig, dass wir uns nun noch mehr auf Silvester freuen. Da treffen wir uns nämlich mit allen aus unserer Homezone, die Zeit und Lust haben, um gemeinsam in Istanbul ins neue Jahr zu feiern. Dieser Plan ist auf dem Vorbereitungsseminar am Werbellinsee entstanden und mittlerweile sind die Flüge gebucht. Nach dem Essen, bei dem auch ein paar Georgien-Freiwillige dabei waren, hieß es dann aber auch schon wieder Abschiednehmen und auf zum Shuttle nach Armenien. Die Zeit in Tbilissi war wirklich schön und es sich gelohnt hat, rüber zu fahren.

Die Rückfahrt verlief genauso ereignislos wie die Hinfahrt und das Passieren der Grenze(n) war nichts Aufregendes mehr. Lediglich eine Sache habe ich zu berichten: Dieses Mal habe ich stärker als beim letzten Mal auf das Grenzgebiet zu Aserbaidschan geachtet und mir ist tatsächlich etwas aufgefallen. Die Grenze ist durch einen hohen Stacheldrahtzaun gekennzeichnet und dort, wo wir entlang gefahren sind, verläuft sie in einem Tal. Auf beiden Seiten der Grenze gibt es in regelmäßigen Abständen oben auf den Hügeln Grenzposten, also kleine Hütten. Im Dämmerlicht der Abendsonne konnte ich neben den Hütten auf beiden Seiten jeweils zwei Soldaten stehen sehen. Sie stehen sich dort also direkt gegenüber. Und das vermutlich täglich. Dieser Gedanke hat in mir ein mulmiges Gefühl ausgelöst. Vor allem mit dem Wissen im Hinterkopf, dass der Bergkarabach-Konflikt und damit der Krieg zwischen Aserbaidschan und Armenien keinesfalls für immer beendet ist, sondern lediglich auf Eis liegt.

Beim Seminar haben wir viel über die Hintergründe gelernt und diese reichen weit zurück, sind tief in der Geschichte beider Länder verankert und mit so viel persönlichem, aber auch Volkstrauma verbunden, dass Frieden für immer in dieser Region für mich aktuell nur schwer vorstellbar ist. Die Menschen leiden, auch wenn derzeit kein offener militärischer Konflikt herrscht. Hinzukommt, dass es bei diesem Konflikt nicht nur Armenien und Aserbaidschan geht, sondern dass weitere Länder großen Einfluss haben. Doch darauf näher einzugehen, würde hier zu weit führen, zumal ich keine Expertin in diesem Thema bin. Ich kann lediglich wiedergeben, was mir Menschen hier erzählen oder was ich mir an Wissen angelesen habe.

Prägend ist für mich neben den persönlichen Erzählungen und Schicksalen bei diesem Thema auch, dass ich vorher nur wenig darüber wusste. Der Kaukasus war leider einer von viel zu vielen „blinden Flecken“ auf meiner Weltkarte, was sich durch mein Leben hier verändert hat. Der Bergkarabach-Konflikt war in den deutschen Medien zwar präsent, aber nicht in der Tiefe, die es eigentlich (wie so oft) gebraucht hätte. Meine Erfahrungen hier regen mich zum Nachdenken an, wie viele „blinde Flecken“ ich wohl noch habe. Es müssen viele sein. Natürlich kann niemand alles wissen, besonders nicht im Hinblick auf all die zahlreichen Konflikte weltweit. Doch vielleicht würde es uns allen gut tun, einmal mehr über den eigenen Tellerrand  in andere Weltregionen zu gucken. Beispielsweise auf den Bürgerkrieg im Sudan oder den Militärputsch im Niger letztes Jahr.

Mit diesem schweren Thema möchte ich euch aber nicht entlassen, sondern das schöne Gefühl vom Anfang meines Beitrags wieder hervorrufen. Wir lesen tagtäglich so viele schlimme Nachrichten aus aller Welt, dass das manchmal zum Verzweifeln sein kann. Denkt also jetzt bitte einmal an eure Liebsten und an all die Marmeladenglasmomente mit ihnen. Für mich war der letzte Abend unserer Woche in Tbilissi ein solcher Marmeladenglasmoment. Ich habe mich super wohl und von Freunden umgeben gefühlt. Die Zeit ist nur so gerannt und es war schon drei Uhr nachts, als wir uns auf den Heimweg gemacht haben. Freunde und Familie zu haben, ist unglaublich wertvoll und ich bin für jeden einzelnen von euch dankbar. Seid euch sicher, dass ich an euch denke. Und ihr tut es auch, wenn ihr diesen Blog hier lest. 😉

Auf den nächsten Beitrag dürft ihr übrigens gespannt sein, denn da wird es darum gehen, was wir nach unserer Rückkehr in Armenien erlebt haben. Es gab nämlich einen ganz bestimmten Grund, warum wir bereits am Samstag zurückgereist sind und nicht erst am Sonntag. Also:

Bis bald! 😊

 

Tage in Tbilissi – Eine Stadt zum Verlieben

Hallo zusammen! 🙂

Wie versprochen geht es hier jetzt weiter mit meinem Bericht über unsere Zeit in Tbilissi. Dabei möchte ich heute gerne mehr über die Stadt erzählen und dazu starte ich am besten mit dem Sonntag, unserem zweiten Tag hier:

Einfach der Nase nach liefen wir zu viert ein bisschen durch Tbilissi und stöberten durch Läden. Dabei fielen uns immer wieder EU-Flaggen und russlandkritische Statements auf, die hier überall zu sehen sind. Uns hat besonders überrascht, dass sogar am Parlamentsgebäude eine EU-Flagge weht. Bei einer Free-Walking-Tour tags darauf (ihr wisst ja seit meinem Beitrag über Yerewan, was das ist 😉) erzählte uns unser Guide, dass Georgien zur EU gehören wolle und dass das auch für die Regierungspartei, den „Georgischen Traum“, gelte. Diese wird in unseren Medien immer als „russlandfreundlich“ bezeichnet und so hat es mich doch etwas überrascht, dass der Beitritt in die EU hier scheinbar ein parteiübergreifendes Ziel ist (Georgien ist seit Ende November 2023 offiziell EU-Beitrittskandidat).

Auch im Fahrstuhl unseres Hochhauses konnten wir politische Statements entdecken: Putin-kritisch. Das scheint nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass 22% der georgischen Landesfläche seit dem Ende des Kaukasuskrieges vor 16 Jahren von Russland besetzt werden. Die Regionen Südossetien und Abchasien werden von Russland als unabhängig anerkannt und dort sind viele russische Soldaten stationiert. Dagegen gibt es hier immer wieder Proteste.

Doch genug von der politischen Lage hier in Georgien (auch wenn ich euch empfehlen würde, sich da mal etwas reinzulesen), denn wir entdeckten auf unserem Spaziergang durch Tbilissi schließlich eine Seilbahn. Das Gebäude samt Seilbahn war erst wenige Wochen zuvor eröffnet worden und wir nutzen unsere Chance. Wir fuhren hoch und wurden mit einem fantastischen Ausblick über Tbilissi belohnt. Aber ich denke, ich lasse die Bilder einfach für sich sprechen:

Für den nächsten Tag hatten wir uns dann die Free-Walking-Tour gebucht und ausgeruht ging es drei Stunden durch Tbilissi. Ich fand es wirklich beeindruckend, mit welcher Vielfalt sich die Stadt präsentiert hat und wie schön sie ist. Mit 1,25 Millionen Einwohnern ist Tbilissi nur wenig größer als Yerewan, aber Armeniens Hauptstadt ist im Vergleich ein ganzes Stück konservativer und dementsprechend auch weniger divers. Ich möchte die beiden Hauptstädte eigentlich gar nicht so sehr miteinander vergleichen, aber Tbilissi war für mich sehr schnell sehr viel vertrauter als Yerewan. Armenien ist ein in weiten Teilen sehr armes Land und es war für mich sehr überraschend, dass zwischen hier und dort trotz der geringen Entfernung so große Unterschiede liegen.

Tbilissi hat mich aber auf jeden Fall überzeugt und bekommt von mir eine dicke Empfehlung. Von „Old Tbilissi“ mit seinen engen Gassen über die Rustaveli Avenue mit den vielen Geschäften, Bars, Restaurants und Cafés bis hin zu den Seilbahnen mit grandiosen Ausblicken: Tbilissi hat mit seinem Facettenreichtum für jeden was zu bieten. Falls ihr also mal in den Kaukasus kommt, ist Georgiens Hauptstadt einen Besuch wert.

Und damit soll es das für heute gewesen sein. Es fiel mir irgendwie schwer, Tbilissi mit Worten greifbar zu machen, und so möchte ich lieber die Bilder sprechen lassen.

Bis bald! 🙂

Tage in Tbilissi – Reise ins Nachbarland

Hallo zusammen! 😊

Macht euch auf einen kleine Serie aus Blogeinträgen gefasst, die die nächsten Tage kommen wird. Es steht nämlich das erste von zwei digitalen Zwischenseminaren an und dafür sind wir Armenien-Freiwillige rüber nach Tbilissi (oder auch Tiflis) gefahren. Und da will ich euch natürlich dabei mitnehmen, was wir dort so alles erlebt haben.

Angefangen hat alles am Freitag, wo es für mich Rucksack packen und auf nach Yerewan hieß, damit wir am nächsten Tag pünktlich um sieben Uhr am Shuttlepunkt sein konnten. Im Morgengrauen ging es dann also erst durch das noch schlafende Yerewan und dann am Sevansee vorbei nach Norden.

Auf unserer Fahrt waren wir dabei laut Google Maps sogar kurz im offiziellen Staatsgebiet von Aserbeidschan. Das hat man aber nicht gemerkt, da so nun mal der Verlauf der Straße war und die eigentliche Grenze, die geschlossen ist, einige Kilometer weiter nördlich liegt. Trotzdem war es ein komisches Gefühl, dem Nachbarland so nah und doch so fern zu sein. Weiter mit dem Ungewohnten ging es dann an der armenisch-georgischen Grenze: Diese war zweigeteilt. Wir mussten erst im armenischen Teil ausreisen und dann im georgischen Teil nach Georgien einreisen. Zwei neue Stempel im Reisepass und einige Wartezeit später waren wir dann drüben.

Wir kamen um 12:30 Uhr am Endpunkt unserer Shuttelreise und dem Startpunkt unserer Woche in Tbilissi an. Auf den ersten Blick war der Unterschied zu Yerewan nicht allzu groß (auf den zweiten schon, aber dazu später mehr 🤫). Nachdem wir uns mit einem Shaurma  gestärkt hatten, haben wir uns SIM-Karten besorgt. Was mir früher Sorgen bereitet hätte, fällt mir mittlerweile super leicht. Wir wissen, worauf wir achten sollten, und haben auch im SIM-Karte-Wechseln Erfahrung. Es hat sich bei mir eine neue Art der Gelassenheit eingestellt, was alles Ungewohnte betrifft. Ich denke, dass das vor allem daran liegt, dass ich hier schon durch so viele neue und teilweise auch schwierige Situationen musste. Dadurch habe ich immer wieder die (schöne und wertvolle) Erfahrung gemacht, dass es immer eine Lösung gibt. Das gibt mir ganz neues Selbstvertrauen und ich wachse daran.

Auch für die Metro wollten wir uns über die beste Option für die sieben Tage informieren, aber sind an der Sprachbarriere gescheitert. Während die wenigen Armenisch-Kenntnisse von Samuel, Mia und mir gänzlich nutzlos waren, kamen auch Nila und Lilly mit Russisch nicht sehr weit. Abgesehen von der Frau hinterm Schalter sprechen die Menschen hier in Tbilissi ansonsten aber häufiger und besser Englisch als wir es aus Armenien gewohnt sind. Naja, wir haben es dann trotzdem geschafft und uns Metro-Karten für eine Woche besorgt. Für sieben Tage mit zwanzig Fahrten pro Tag zahlen wir 20 Lira, also knapp sieben Euro, pro Person und es gilt nicht nur für die Metro (U-Bahn), sondern auch für die Busse.

Also ging es mit der Metro zu unserem Apartment und wir wurden positiv überrascht: Im 11. Stock eines relativ neuen Hochhauses fanden wir ein Appartment vor, was tatsächlich den Bildern von Airbnb entsprach und mit drei Schlafzimmern, einem großen Wohnzimmer und einer eben so großen Küche genug Platz für uns fünf bietet. Besonders für das Zwischenseminar ist es uns wichtig gewesen, genug Platz und Rückzugsmöglichkeiten zu haben, da wir von Dienstag bis Freitag von 12-19 Uhr armenisch/georgischer Zeit für das Seminar vor unseren Laptops sitzen werden. Doch erstmal ging es raus, Tbilissi erkunden.

Unser Ausblick.

Unser Wohnzimmer.

Wir. 😁

Abends haben wir uns dann nämlich mit den anderen kulturweit-Freiwilligen getroffen, die zurzeit hier in Tbilissi sind. Mit zehn Personen waren wir eine ganz schön große Gruppe und konnten richtig gut Georgisch essen. Das bedeutet, dass einmal das Menü rauf und runter bestellt wird und man sich dann das Essen mit allen zusammen teilt. Einiges von dem Essen kannten wir schon aus Armenien (wo das Essen dann natürlich „typisch armenisch“ ist), aber ein paar Dinge waren doch neu. Die Leiterin des YIC aus Gyumri hatte mir schon im Vorfeld erklärt, dass Georgier, Armenier und teilweise auch Türken sich beim Thema „Essen“ häufig darum streiten, wo es ursprünglich herstammt.

Uns war das ganz egal, denn geschmeckt hat es so oder so. Auch das Restaurant war wirklich gemütlich und die Stimmung am Tisch hätte nicht besser sein können. Es gab viel zu erzählen und Wein zu trinken. Wir haben unsere bisherigen Erfahrungen ausgetauscht und konnten feststellen, dass die Einsatzstellen und nicht das Land den größten Unterschied ausmachen. Im Wesentlichen haben wir jedoch alle ganz ähnliche Dinge erlebt und konnten viele unserer eigenen Erlebnisse in den Erfahrungen der Anderen wiedererkennen.

Zum Thema „Essen“ (natürlich mit Fokus auf „armenischem“ Essen) kommt irgendwann auch noch ein Beitrag. Nur leider vergesse ich einerseits oft, Fotos zu machen, und kann mir andererseits die Namen nur schlecht merken. Außerdem essen wir häufig auch nicht landestypisch, sondern es gibt Allerwelts-Essen wie Pizza oder Burger mit Pommes. 😂

Trotzdem werde ich mich bemühen, genug Material für so einen Beitrag zu sammeln, versprochen!

Aber jetzt erstmal zurück zu Samstagabend: Nach dem Essen war nämlich noch nicht Feierabend, sondern wir sind weiter in eine Bar gezogen. Das war sehr konträr zu dem, was wir aus Armenien gewohnt waren, da der Club sehr liberal und LGBTQ-freundlich war. Ich will nicht sagen, dass es in Armenien nicht auch solche Orte gibt, aber ich habe sie so dort noch nicht gesehen. Generell ist Georgien oder zumindest Tbilissi sehr viel diverser als Armenien. Ich gehe hier vollkommen in der Masse unter und falle nicht als „Europäerin“ auf. In Gyumri kann ich davon nur träumen und auch in Yerewan ist es im Vergleich schwieriger. Generell sind uns Armenien-Freiwilligen massive Unterschiede zwischen Tbilissi und Yerewan aufgefallen, auf die ich aber erst im nächsten Beitrag ausführlich eingehen möchte.

In der Bar haben wir dann Cocktails getrunken und getanzt. Außerdem haben wir die Mitbewohnerin von Sophie (einer Georgien-Freiwilligen, liebe Grüße 😊) kennengelernt, die gerade mit Erasmus hier ist. Sie hat uns erzählt, dass es hier super viele Erasmus-Studenten gibt und dass allein an ihrer Uni knapp dreißig sind. Ganz so viele kulturweit-Georgien-Freiwillige gibt es nicht, aber mit sieben in Tbilissi und drei weiteren im Land sind sie doppelt so viele wie wir in Armenien.

Nach der Bar ging es weiter in einen Club und schließlich ins Bett. Der lange Tag machte sich bemerkbar und so schliefen wir am nächsten Tag richtig aus.

Damit war auch der erste Tag geschafft und bevor das hier wieder ein endlos langer Beitrag wird, schließe ich mit ein paar weiteren Eindrücken. Im zweiten Teil erzählen ich euch dann von den weiteren Tagen und der Free-Walking-Tour, die wir gemacht haben.

Bis bald! 🙂

„Abenteuer Armenien“ – Alles kommt anders

Hallo zusammen! 😊

Ich hatte ja im letzten Eintrag schon anklingen lassen, dass einiges Unerwartetes passiert ist, und heute möchte ich passend zum Meilenstein der ersten zwei Monaten hier (krass!) etwas auf die größten Überraschungen zurückblicken:

Meine Mitbewohnerin.

Sie war die erste Überraschung noch vor meiner Ankunft hier. Wir haben uns kurz vor dem Vorbereitungsseminar das erste Mal live und in Farbe gesehen und kennengelernt. Natürlich ist es super aufregend, mit jemandem zusammenzuziehen, den man nicht kennt. Und dann auch noch gleich in einem fremden Land. Nervenaufreibender ist da nur, wenn sie sich nach drei Wochen aus gesundheitlichen Gründen dazu entschließt, ihren Freiwilligendienst abzubrechen. Auch wenn es natürlich super schade ist, war es für sie definitiv die richtige Entscheidung. Am 7. Oktober ging ihr Flug zurück nach Deutschland. Plötzlich stand ich alleine da. Die anderen Freiwilligen sind zwar auch noch hier, aber eben nicht in Gyumri. Doch wenn ich ehrlich bin, waren die Tage der Unsicherheit, wo nicht klar war, ob sie bleibt oder geht, noch schlimmer. Sobald die Entscheidung gefallen war, konnte ich mich nämlich wegen der Wohnung, des Sprachkurses und so weiter kümmern. Ich hatte Planungssicherheit, was sich für mich als unfassbar wertvoll herausgestellt hat. Ich habe mich mit meinem Vermieter getroffen, der mir bei der Miete entgegen gekommen ist, sodass ich in der Wohnung bleiben kann. Damit fiel ein großer Stressfaktor weg, da ich mich in der Wohngegend und der Wohnung selbst super wohl fühle und so nicht nach einer neuen Wohnung suchen, geschweige denn umziehen musste. Dennoch bedeutete diese „Überraschung“ eine weitere:

Alleine wohnen.

Ich lebe in meiner Wohnung jetzt alleine und werde wohl auch keine neue Mitbewohnerin oder Mitbewohner bekommen. Das bedeutet, dass ich mich alleine versorgen muss: Einkaufen, Wäsche waschen, putzen, kochen, abwaschen. Gerade die Essensplanung und der Wocheneinkauf gehen mir ganz schön auf den Zeiger. Da wird einem erst richtig bewusst, wie viel die Eltern Zuhause im Haushalt eigentlich machen. Vor dem Kochen hatte ich erst große Sorge, aber es ist tatsächlich nicht so schlimm wie befürchtete und bis jetzt hat es fast immer geschmeckt. Außer das eine Mal, wo ich ausversehen anstatt saurer Sahne Schlagsahne gekauft und in meinen Auflauf gehauen habe. Das ist das Lehrgeld, was man zahlen muss, wenn man in einem Land lebt, in dem man die Sprache nicht lesen kann und die Supermarkt-Mitarbeitenden meistens auch nicht sehr hilfreich sind. Dennoch grenzt es fast an ein Wunder, dass das das (bisher) einzige Mal war, wo ich etwas Falsches eingekauft habe. Genauso wie es an ein Wunder grenzt, dass die Gerichte in meinem Backofen tatsächlich klappen. Angeblich soll er 300 Grad können, aber wenn ihr mich fragt, schafft er maximal 110. Naja, Kochen läuft aktuell wirklich gut, also will ich mich nicht beschweren.

Der Übeltäter.

Wobei ich dabei doch ein Problem habe: Portionsgrößen einschätzen. Meistens will ich nämlich gleich für mehrere Tage kochen, aber mir fehlt einfach noch das Gespür dafür, wie viel ich dann kochen muss. Als ich letztes Wochenende abends aus Yerewan zurück war und eine Käse-Hack-Lauch-Pfanne gekocht habe, habe ich viel zu viel gekocht:

Das ist so viel zu viel für mich alleine gewesen (wenn ich nicht fünf Tage in Folge das Gleiche hätte essen wollen), dass ich spontan meinen russischen Nachbarn abgefangen und ihm etwas abgegeben habe. Er hat sich sehr gefreut und wir haben noch nett miteinander geplaudert. Was lernen wir daraus? 1. Wenn etwas nicht wie geplant läuft, versuchen, das Beste daraus zu machen. Im Zweifelsfall kann man jemand Anderem eine Freude machen. Und 2.: Das halbe Rezept hätte auch locker gereicht. Er hat sich ein paar Tage später übrigens mit Gebäck revanchiert, als er mir die Tupperdose zurückgebracht hat. Und er meinte, dass er vermutlich verhungert wäre, wenn ich ihn an dem Abend nichts abgegeben hätte. 😂

Hobbys.

Auch was meine Freizeitaktivitäten hier in Gyumri angeht, musste ich kreativ werden: Ich hatte mich im Vorfeld auf Instagram umgeschaut und zwei Accounts eines „Basketball-Clubs Gyumri“ entdeckt. Kaum hier angekommen musste ich allerdings feststellen, dass absolut niemand irgendetwas von einem Basketball-Club wusste. Ich habe rumgefragt, aber anscheinend gibt es den einfach nicht. Schwer enttäuscht musste ich mich nach Alternativen umgucken und das Einzige, was ich gefunden habe, war Yoga. Also heißt es jetzt für mich ein- bis zweimal die Woche: „Enjoy your pain with a smile!“ Diesen Satz sagt der Yoga-Guru so regelmäßig zu mir, dass ich mich mittlerweile echt frage, wie ich wohl gucken muss. Ich habe Yoga trotz der Erfahrungsberichte meiner Mutter vollkommen unterschätzt. Es ist sehr viel anstrengender als erwartet und ich lerne durch die Schmerzen Muskeln kennen, von deren Existenz ich bisher nicht wusste. Ich komme überraschend häufig an die Grenzen meiner Kraft und kann den „Entspannungsteil“ meistens kaum erwarten.

Auch in die Gruppe werde ich mehr und mehr integriert und neben dem Yoga-Guru übersetzen auch immer mal wieder einige der Frauen (bisher waren die Teilnehmenden immer nur Frauen) für mich, da meine Armenischkenntnisse immer noch sehr zu wünschen übrig lassen. Auch nach den Stunden unterhalten sich immer mal wieder einige mit mir und ich fühle mich in der Gruppe langsam angekommen.

Ebenso wie das Yoga ist auch der Kauf einer Gitarre nicht geplant gewesen: Ich hatte meine Geige bewusst in Deutschland zurückgelassen, doch musste hier schon nach kurzer Zeit feststellen, dass es mir unglaublich fehlt, Musik zu machen. Und so bin ich in das einzige Musikgeschäft hier in Gyumri gestiefelt und habe mir eine Akustik-Gitarre gekauft. Das Gitarre spielen lerne ich mithilfe eines Online-Kurses und  freue mich schon sehr, bei meiner Rückkehr nach Hause vielleicht das ein oder andere Lied vorspielen zu können. 😊

Die Arbeit.

Ich weiß nicht, wie ich mir meine Arbeit vorgestellt habe, aber ich habe sicherlich nicht damit gerechnet, dass ich so viele Freiheiten habe. Während ich im Unterricht selbst weniger Gestaltungsmöglichkeiten als erwartet habe, kann mir ansonsten mehr oder weniger aussuchen, was ich den Tag über machen möchte und wann ich eine Pause brauche. Das ist super praktisch, da ich so die Dinge machen kann, die gerade dringend anstehen (z.B. Tests korrigieren) oder die mir am meisten Spaß machen (z.B. im Unterricht bei meiner Lieblings-Neunten-Klasse dabei sein). Außerdem stehen immer wieder Projekte an und so habe ich vorletzte Woche mit Nila gemeinsam zum „Tag der deutschen Sprache“ einen Workshop geleitet. Auch sonst bin ich ziemlich frei in dem, wobei ich mitmache oder was ich auslasse. Dazu zählt auch das „Ukraine-Projekt“, wo ich unter keinerlei Zwang oder Druck stehe (zumindest nicht von außen). Wichtig ist vor allem das „proaktive Denken und Handeln“: Wenn ich eine Idee habe oder etwas unbedingt machen möchte, muss ich selbst die Initiative ergreifen und mich kümmern. Das klappt bisher wirklich  gut und fällt mir erstaunlich leicht.

Freunde finden.

Ich glaube, das war das, wo ich mich am meisten „verschätzt“ habe. Die anderen Armenien-Freiwilligen hatte ich per Face-Time und dann auf dem Vorbereitungsseminar schon vorab kennengelernt, aber ich habe die Entfernung nach Yerewan unterschätzt. Wie im letzten Eintrag bereits geschrieben waren es vielleicht auch meine Kapazitäten. Allein in Gyumri und „so weit weg“ von den Anderen zu sein, war am Anfang sehr herausfordernd und ist es manchmal immer noch. Aber ich habe mir selbst Zeit gegeben und auch hier Menschen kennengelernt. So habe ich eine Freundin aus Dilijan gefunden und mich auch mit dem Russen aus dem Shuttle mit dem platten Reifen nochmal getroffen und nett gequatscht. Dazu kommen ganz frisch zwei andere Freiwillige aus dem YCI: Der eine heißt Marc und ist US-Amerikaner, während der andere aus Frankreich kommt. Ich war zur Halloween-Feier im YCI und habe mich sofort prima mit den beiden verstanden. Umso schöner, dass ich plane, bald regelmäßig dort zu sein und etwas mit den Jugendlichen zu machen. Außer den beiden „ausländischen“ Freiwilligen arbeiten dort auch viele armenische Freiwillige und ich bin sehr gespannt, auch sie näher kennenzulernen. Das YCI ist wirklich ein besonderer Ort voller Leben und Freude und ich freue mich sehr darauf, in Zukunft ein Teil davon zu sein.

Heimweh und Kontakt nach Hause.

Zum Schluss wird es noch einmal sehr persönlich und hierzu kommt irgendwann auch noch ein eigener Beitrag. Aber es hier nicht zumindest zu erwähnen, wäre falsch: Es ist diese bittersüße Mischung aus Vermissen und Verbundenheit, die mein stetiger Begleiter ist. Man lernt erst richtig zu schätzen, was und vor allem wen man Zuhause eigentlich hat, wenn man hunderte Kilometer davon entfernt ist. Ich telefoniere oft mit meinen Eltern und auch mit vielen Freunden, Bekannten und Familienmitgliedern stehe ich in Kontakt. Für mich ist es unfassbar wertvoll zu wissen, dass so viele Menschen an mich denken und ihr durch Telefonate, Nachrichten oder das Lesen von diesem Blog Teil meiner Reise sein könnt. Ich genieße die Zeit hier und würde nirgendwo anders sein wollen, da die Zeit hier wirklich einmalig und ganz besonders ist. Dennoch trage ich euch jeden Tag in meinem Herzen bei mir und freue mich bei all dem Schönen, was ich hier erleben darf, gleichzeitig darauf, euch alle wiederzusehen und endlich wieder in die Arme schließen zu können. ❤️

Mit diesem schönen Gedanken soll es das für heute auch schon wieder gewesen sein und ich melde mich demnächst wieder.

Bis bald! 🙂

Letztes Wochenende – Von Wandern, Live-Musik und Beten

Hallo zusammen! 😊

Es gibt so vieles, was ich hier schon gelernt habe und noch lernen werde. Dabei habe ich für mich festgestellt, wie schwer es eigentlich ist, zu wissen, was einem gut tut und was man gerade braucht. Auf sich selbst zu hören ist manchmal ziemlich schwer, vor allem wenn die Menschen um einen herum ganz andere Bedürfnisse haben. Deswegen verbuche ich letztes Wochenende als vollen Erfolg:

Letzten Freitag bin ich mittags nach einem Besuch im „Youth Initiative Centre Gyumri“ (YCI) ins Wochenende gestartet. Kurz noch nach Hause und dann ging es zum Shuttle nach Yerewan.  Doch selbstverständlich konnten mich meine armenischen Nachbarn von der anderen Straßenseite nicht einfach so gehen lassen: Als ich die Tür hinter mir ins Schloss habe fallen lasse, haben mir die Herren von gegenüber schon herzlich zugewunken und mich gegrüßt. Nachdem ich ihre Blicke kurz nach dem Einzug eher als misstrauisch interpretiert habe, ist davon nun nichts mehr zu spüren. Ich freue mich mittlerweile sie zu sehen und bekomme immer ein Lächeln und ein „barevzez“ („Hallo, Sie!“) zurück. Mit guter Laune ging es also ganz entspannt nach Yerewan. Auf der Fahrt konnte ich ab ungefähr der Hälfte der Strecke den Ararat bewundern. Das ist der heilige Berg der Armenier, der aber sehr zu ihrem Missfallen heute zur Türkei gehört. Inzwischen kann ich richtig nachvollziehen, warum das hier so ein großes Thema ist. Der Berg hat nämlich wirklich etwas Magisches an sich und ist schon von weit weg gut zu sehen.

Ich war schon etwas früher nach Yerewan gefahren, als die Yerewan-Mädels Zeit hatten, und so konnte ich noch ein bisschen bummeln. Erst ging´s mit der Metro für 100 Dram zum Republic Square und dann zu den Kaskaden. Hier waren wir schon bei der Free-Walking-Tour gewesen, doch waren wir nicht nach oben gegangen. Die anderen Freiwilligen hatten das später schon erledigt und so war es der ideale Zeitpunkt für mich, dieses Erlebnis nachzuholen. All die Stufen nach oben zu laufen (Wikipedia sagt, dass es 572 Stufen sind), war wirklich anstrengend und ich habe mir geschworen, wieder mehr Sport zu machen (wobei es sich als relativ schwierig gestaltet, eine gute Möglichkeit in Gyumri zu finden). Doch ich wurde belohnt: Die Aussicht über Yerewan war echt beeindruckend und ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Der Sonnenuntergang hat dem Ausblick die perfekte goldene Farbe verliehen.

Zu den Kaskaden lässt sich noch sagen, dass sie als Verbindung des Siegesparks (Sieg der Sowjetunion über Nazideutschland im 2. Weltkrieg) und der Innenstadt dienen. Oben befindet sich außerdem ein Denkmal zum 40. Jahrestag der Sowjetunion. Insgesamt umfassen die Kaskaden fünf Hangterrassen und sind ohne das Denkmal 302 m hoch. Zu Sowjetzeiten errichtet wurden sie bei dessen Zerfall nie vollendet, da das Geld fehlte.

Trotzdem hat sich der Besuch wirklich gelohnt und ist definitiv empfehlenswert. Für alle die nicht gerne Treppen laufen: Im Inneren gibt es laut meinen Mitfreiwilligen auch eine Rolltreppe. 😁

Anschließend habe ich Lilly und Nila von ihrem Sprachkurs abgeholt und wir haben für Lilly eine Winterjacke geshoppt. Danach ging es zur „Ararat Taverne“, wo wir Mia, ihre Mutter und deren Lebensgefährten getroffen haben, die gerade aus Deutschland zu Besuch sind. Die „Ararat Taverne“ ist ein armenisches Restaurant mit Live-Musik, das bei Armerinnen und Armeniern besonders für Familientreffen und Geburtstagsfeiern beliebt ist. Wir hatten den Platz an der Sonne erwischt und saßen direkt bei den Musikern. Die traditionell-armenischen Instrumente in Aktion zu erleben und authentische armenische Volksmusik zu hören, waren definitiv eine Erfahrung. Das Essen war lecker und die Stimmung so ausgelassen, dass immer wieder Menschen anfingen, zu tanzen. Das Highlight war dabei, als ein Kellner sich eine Platte voller Essen schnappte und samt Platte um den Tisch tanzte.

Anschließend ging es noch in die Lieblings-Bar der Yerewan-Mädels, die „Shame-Bar“. Auch hier gab es wieder Live-Musik: Zuerst spielte ein Musiker Gitarre und anschließend setzte sich noch ein älterer Herr ans Klavier. Beim UNO-Spielen genossen wir die Musik und Cocktails und ließen den Tag entspannt ausklingen. Auf der Rückfahrt zur Wohnung ließ uns der Taxifahrer dann auch noch laut unsere Musik spielen und zu „Zeit, dass sich was dreht“ ging die Fahrt wie im Flug vorüber.

Am Samstag stand für mich Dilijan auf dem Programm. Die anderen Freiwilligen waren schon letztes Wochenende da gewesen, was für mich aber zu anstrengend geworden wäre. Ich habe eben schon angesprochen, dass ich hier schon einige Dinge lernen musste und das Haushalten mit den eigenen Kräften und Kapazitäten steht da ganz oben. Ich habe mich leider schon häufiger ausklinken müssen, weil es mir aktuell einfach nicht möglich ist, jedes Wochenende die Fahrt nach Yerewan auf mich zu nehmen. Es ist gerade einfach einer sehr anstrengende und aufregende, wenn auch schöne Zeit. Vieles ist immer noch neu und muss sich erst noch einpendeln. Da ist es umso wichtiger, auf mich selbst zu hören und das zu machen, was mir gerade gut tut. Auch wenn das bedeutet, mehr alleine zu machen und nicht bei Aktivitäten der Anderen dabei zu sein.

Außerdem kam dieses Wochenende dazu, dass Mia Besuch hatte, Samuel krank war und Lilly und Nila von der Arbeit aus zu tun hatten. Wer hier jetzt meine Mitbewohnerin Dana vermisst, dem muss ich leider mitteilen, dass sie bereits Anfang Dezember nach einem Monat hier in Armenien zurück nach Deutschland geflogen ist. Auslöser hierfür waren gesundheitliche Gründe. Das bedeutet, dass ich jetzt alleine hier in Gyumri bin und auch alleine wohne. Wie das so ist und was das für mich bedeutet, werde ich in einem späteren Eintrag noch ausführlicher beantworten.

Aber zurück zu meinem Ausflug: Ich hatte nach der Ruhe des letzten Wochenende die Energie, einen größeren Ausflug zu machen, und da Dilijan (oder auch Dilischan) im Herbst besonders schön sein soll, habe ich mich für dieses Ausflugsziel entschieden. Außerdem wohnt eine armenische Freundin von mir dort. Also ging es morgens mit dem Shuttle Richtung Norden. Vorbei am Sevansee habe ich endlich mal wieder Wald gesehen. Und der strahlte vor lauter bunter Herbstfarben nur so. In Dilijan angekommen wollte ich erstmal etwas wandern und wie es eben in Armenien so ist, war es ein Abenteuer. Die größte Herausforderung wartete gleich am Anfang: Den Startpunkt zu finden. Als ich der Meinung war, ungefähr dort zu sein, ging es an die nächste Challenge: Den Weg finden. Der „Wanderweg“ war nämlich viel mehr ein Pfad, nachdem ich auch zwischendurch immer wieder suchen musste.

Das waren übrigens die Markierungen, die leider nur in sehr unregelmäßigen Abständen aufgetaucht sind. 🙂

Alles in allem war es aber wirklich herrlich, mal wieder im Wald und ohne irgendwelche anderen Menschen zu sein. Die Stille und Natur haben meine Batterien wieder aufgeladen und entspannt (und von der vielen Steigung ein wenig außer Atmen) habe ich mich dann zurück in der Stadt in ein kleines Café gesetzt. Aufgewärmt und gestärkt ging es dann noch Dilijan erkunden und in ein Museum, bevor ich mich mit meiner Freundin getroffen habe.

Meine Freundin lud mich ein, mit ihr zu einem Treffen ihrer evangelischen Kirche zu kommen. Da ich neugierig war und Zeit hatte, kam ich mit. Dort wurde ich gleich ganz in typisch armenischer Manier mit Essen überhäuft und herzlich willkommen geheißen. Es waren tatsächlich auch zwei andere Deutsche da und eine bunte Zusammenkunft unterschiedlichster Menschen. Gemeinsam wurde gesungen und auf Russisch und Armenisch gebetet, wobei meine Freundin für mich auf Englisch übersetzte. Anschließend wurde in kleinen Gruppen für Personen gebetet, die es wollten. Hierbei bat mich einer der Deutschen zum Übersetzen hinzu. So bildeten wir eine Übersetzerkette, bei der ich seine Worte von Deutsch auf Englisch und meine Freundin für die Frau von Englisch auf Armenisch übersetzte. Insgesamt eine sehr ungewohnte, aber auch schöne Erfahrung, die mir wieder in Gedächtnis gerufen hat, wie sehr Glaube die Menschen verbinden und zusammenbringen kann.

Anschließend war es auch schon wieder Zeit für den Heimweg und so ging es erst mit dem Shuttle nach Yerewan, dann mit dem Bus zum anderen Shuttlepunkt und mit dem zweiten Shuttle nach Gyumri (es gibt leider keine Direktverbindung nach Gyumri). Dort lernte ich einen Mann aus Ghana kennen, der gerade in Gyumri Medizin studiert und anschließend Kinderarzt werden möchte. Wir unterhielten uns die Fahrt über miteinander und dem Taxifahrer, bis wir schließlich mitten in der Nacht Gyumri erreichten.

Am Sonntag hieß es schließlich ausschlafen, bis Mia und ihr Besuch in Gyumri ankamen. Als mittlerweile quasi „Einheimische“ zeigte ich ihnen die Stadt und wurde von ihnen im Gegenzug auf einen Kakao und einen Monchik im „Ponchik Monchik“ eingeladen.

Was mir danach noch passiert ist und was das mit meinen Kochkünsten zu tun hat, spare ich mir für meinen nächsten Eintrag zum „Alleine-Leben“ auf. Also seid gespannt! 😂

Bis bald! 😊

Armenischer Verkehr – Zwischen Geschick und Wahnsinn

Hallo zusammen!

Ich denke, dass jeder von euch sofort ein bestimmtes Bild im Kopf hatte, als ihr die Überschrift gelesen habt. Und Spoiler: Vermutlich lagt ihr nicht allzu weit daneben. Da ich mich hier in diesem Blog aber darum bemühe, keine Vorurteile zu reproduzieren und Armenien so differenziert wie möglich abzubilden, werde ich mit euch ein weinig weiter in die (Un-) Tiefen des armenischen Verkehrswesens einsteigen. Schnallt euch an und los geht´s…

… nur damit ihr ganz schnell feststellt, dass es grundsätzlich zwar Anschnallgurte gibt, diese aber meist hinter den Sitzen versteckt sind. Wenn ihr sie rausgefriemelt bekommt, gibt es zwei Szenarien, die passieren können:

  1. Ihr kassiert einen bösen Blick eures Taxifahrers (und gegebenenfalls auch ein paar eingeschnappte Worte) oder
  2. Euch fällt auf, dass das Gurtschloss (ja, ich musste die Bezeichnung googlen) nicht sichtbar und ebenfalls unter den Polstern vermauert ist.

Tja, in Armenien gilt die Anschnallpflicht eben nur für den Fahrer und den Beifahrer. Allerdings habe ich es bisher nur selten erlebt, dass sich der Fahrer auch wirklich anschnallt. Besonders amüsant war eine Situation, in der uns auf der Taxifahrt nach Yerewan ein Polizeiauto entgegenkam und der Fahrer hektisch, ja beinahe panisch versucht hat, sich schnell doch noch anzuschnallen (es hat nicht geklappt; war dann aber auch egal, sobald das Polizeiauto an uns vorbeigefahren war).

Wo ich schon bei besagter Taxifahrt bin: Es war die erste Taxifahrt von Dana und mir nach Yerewan. Also haben wir uns ganz bequem über eine App namens „YandexGo“ ein Taxi gerufen und sind für knapp 18 Euro pro Person zwei Stunden nach Yerewan gedüst. Die App funktioniert übrigens wirklich prima und ist super bequem und einfach zu bedienen. Daran könnte sich Deutschland ein Beispiel nehmen, wenn Taxifahren dort nicht ein halbes Vermögen kosten würde. Ein weiterer großer Vorteil der App ist auch, dass die Preise vorher bereits festgelegt sind und man sich je nach Gruppengröße auch einen Minibus rufen könnte. Meistens sind die Fahrer (ich habe noch keine Frauen gesehen) auch schon nach wenigen Minuten bei dir. Genug der Werbung und zurück zur Story:

Diese Taxifahrt hat mich nachhaltig geprägt. Ich hatte keinerlei Vorbehalte, als ich in das Auto stieg. Natürlich hatte ich den rasanten armenischen Fahrstil schon miterlebt, ihn bis dahin aber nicht als besorgniserregend empfunden. Meine Besorgnis wurde jedoch spätestens dann massiv erregt, als unser Fahrer mit 110 km/h durch eine Kurve bretterte, die als „sehr eng“ angekündigt und eigentlich auf eine Geschwindigkeit von 30 km/h beschränkt worden war. Ich hatte ernsthafte Bedenken, dass wir einfach aus der Kurve kippen. Nachdem die Kurve (streng genommen gab es mehrere und in meinen Augen zu viele dieser Kurven) überlebt worden war und ich mich ein wenig beruhigt hatte, fiel ich direkt wieder vom Glauben ab: Mitten auf der Autobahn bei 100 km/h öffnete der Fahrer ganz entspannt seine Tür, um sie dann mit voller Wucht wieder zuzuknallen. Was man halt mal eben so macht.

Auch sein Überholverhalten verdient hier eine Erwähnung: Stellt euch eine zweispurige Straße vor. Auf der einen Seite der eigene Verkehr und auf der anderen der Gegenverkehr. Jetzt stellt euch vor, dass auf der Gegenfahrbahn ein Auto überholt und auch schon ziemlich nah ist. Was würdet ihr tun? Genau! Ihr überholt auch und hupt dabei. Glücklicherweise scheint es in Armenien üblich zu sein, die Standstreifen bei Überholvorgängen mitzubenutzen, aber als da vier Fahrzeuge auf einer zweispurigen Straße nebeneinander waren, habe ich mein ganzes Leben hinterfragt. Generell kam mir der Verdacht, dass unser Fahrer vielleicht irgendeinen Streckenrekord brechen wollte, von dem wir nichts wussten.

Lediglich ein Mal musste er vom Gas runter, was er selbstverständlich erst in aller letzter Sekunde tat: Als plötzlich mitten auf der Straße Kühe standen. Dana und ich konnten unseren Augen kaum trauen, aber hier der Beweis:

Sie ließen sich nicht aus der Ruhe bringen und waren damit wesentlich entspannter als ich. Die Entspannung kam erst, als ich aus dem Taxi aussteigen konnte. Zur Verteidigung aller armenischer Taxifahrer: Es sind nicht alle so wahnsinnig. Wir hatten auch schon Taxifahrer, die sehr rücksichtsvoll gefahren sind. Außerdem verdient es auch ein wenig Bewunderung, dass verhältnismäßig so „wenig“ Unfälle passieren. Man muss schon geschickt sein, um sich derart durch den Verkehr schlängeln zu können. Insbesondere durch den Großstadtverkehr Yerewans.

Wenn ihr mich fragt, fahre ich dennoch wesentlich lieber Marschrutka. Das sind die regionalen Kleinbusse, die hier sehr regelmäßig fahren und sehr günstig sind (23 Cent pro Fahrt). Da ich zur Schule meistens etwas früher als die Schüler und Schülerinnen dran bin, bekomme ich regelmäßig einen Sitzplatz und kann die Fahrt ganz entspannt genießen. Sie haben feste Haltestellen, halten aber auch auf Wunsch überall entlang der Strecke. Was ich an ihnen auch sehr faszinierend finde, ist das Phänomen, dass älteren Menschen grundsätzlich immer einen Platz angeboten wird. Sobald jemand einsteigt, der den Platz dringender braucht, stehen die Menschen auf. Das finde ich wirklich sehr schön. Bei all dem Schwärmen über Marschrutkas sollte ich jedoch auch erwähnen, dass die Dinger bei Überfüllung die Hölle sind. Hier in Gyumri habe ich es noch nicht erlebt, aber bei den Bussen in Yerewan:

Wenn du glaubst, dass der Bus voll ist, beweisen dir die Armenier, dass noch mindestens 25 Personen hineinpassen. Der Bus ist dann so voll gequetscht, dass das Öffnen der Türen kaum noch möglich ist. Und wenn doch, dann nur weil einige Menschen hinauspurzeln. Gepäck wird hierbei übrigens so verteilt, dass es möglichst wenig Platz einnimmt. Einen regionalen Unterschied zwischen Gyumri und Yerewan gibt es übrigens beim Bezahlen der Busfahrten: In Gyumri wird dem Fahrer das Geld meistens beim Einsteigen oder kurz danach gegeben, während das in Yerewan erst nach der Fahrt geschieht. Unabhängig davon ist es aber überall üblich, das Geld Fremden zum Durchreichen in die Hand zu drücken, und niemand kontrolliert, ob du bezahlt hast. Das Ganze basiert auf Vertrauen, was wieder mal ein schöner Gedanke ist. Mein Eindruck wird immer mehr bestärkt, dass wir in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern viel zu oft davon ausgehen, dass uns andere Menschen etwas Schlechtes wollen. Dieser Gedanke scheint hier völlig fern zu sein.

So auch beim Zugfahren, wo man immer jemanden zum Plaudern finden. Auf meiner letzten Zugfahrt von Yerewan nach Gyumri (der Zug fährt dreimal am Tag) saß ich bei einem älteren Ehepaar, zwei älteren Damen und einem Mann, mit denen ich keine gemeinsame Sprache gesprochen habe. Dennoch habe ich mich bei ihnen sehr aufgehoben gefühlt und wir haben gemeinsam herzlich gelacht, als ich das Angebot einer Dame, mich mit einem Wildfremden anhand eines Bildes zu verheiraten, vehement ausgeschlagen habe. Später habe ich von ihr, vielleicht als Wiedergutmachung, ein Bonbon bekommen. Der Zug braucht drei Stunden, ist langsam unterwegs und hält an jedem Dorf, aber dafür hat man Zeit, die armenische Landschaft zu bewundern (dazu wird irgendwann sicherlich auch noch ein Beitrag kommen). Gerade wollte ich auch noch schreiben, dass die Sitze eigentlich echt bequem sind, aber meine Mitbewohnerin musste die leidvolle Erfahrung machen, einen Zug mit Holzbänken zu erwischen. Naja, immerhin kann man sich über den Preis von 1400 AMD (3,26 Euro) für drei Stunden Zugfahrt nicht beschweren.

Zu guter Letzt noch drei schnelle Fakten:

  1. Zebrastreifen werden so gut wie immer beachtet und haben manchmal sogar eigene Ampeln.
  2. Sowohl an den Ampeln für Autos als auch bei denen für Fußgänger laufen die Sekunden der jeweiligen Phase runter.
  3. Die Straßen hier sind teils im besseren Zustand als in Deutschland und teils katastrophal. Letzteres ist aber meistens nur bei Straßen, abseits des Hauptverkehrs der Fall. Da wird dann fleißig „Weich-dem-Schlagloch-aus“ und/oder „Durchschütteln-der-Extraklasse“ gespielt.

Damit ist hoffentlich das Wesentliche zum armenischen Verkehr gesagt und ich kann diesen super lagen Eintrag schließen. Nächstes Mal wird es wieder mehr Bilder und weniger Text geben, also seid auf das Thema gespannt. 😉

Bis bald!

Eine Marschrutka.

Lilly, Nila und ich (von rechts nach links) im Bus in Yerewan.

Der Zug (Gyumri-Yerewan). Quelle: https://www.railway.am/

„Das Wandern ist des Müllers Lust“ – Wenn man vorher richtig liest…

Hallo zusammen! 😊

Wer mich ein bisschen besser kennt oder meine Selbstbeschreibung hier auf diesem Blog bei „Über mich“ gelesen hat, der weiß, dass ich gerne wandern gehe. Und kaum hatte ich in meinem Armenien-Reiseführer ein Kapitel mit der Überschrift „Wanderrouten“ gesehen, stand für mich fest, dass ich diese Seite Armeniens definitiv erkunden möchte, sobald ich da bin. Umso besser, dass meine Mitfreiwilligen alle ebenso wanderbegeistert sind. Damit war unser Programm für den ersten gemeinsamen Samstag in Yerewan gesetzt. Über „Hike-Armenia“, einer Wander-App, die uns empfohlen worden war, suchten wir uns eine mittelschwere Route aus, die dreieinhalb Stunden dauern und knapp 13 km umfassen sollte. Startpunkt war der Tempel von Garni, den wir nach einer wilden Taxifahrt auf Straßen mit den größten Schlaglöchern, die ich jemals gesehen habe, gut durchgeschüttelt erreichten.

Wir ließen es uns nicht nehmen und bezahlten den Eintritt von 3,50 Euro, um ihn uns anschauen zu können. Während die Größe für einige eher enttäuschend war (der Tempel ist nicht sonderlich groß), war ich von der hellenistisch-römischen Bauweise fasziniert. Es hat mir vor Augen geführt, dass es in diesem Land nicht nur sowjetische, sondern noch so viele andere Einflüsse gab, derer ich mir bisher noch gar nicht bewusst war. Da ich euch hier aber nicht allzu sehr mit meiner Liebe für Geschichte langweilen möchte und die Bilder in diesem Beitrag für sich selber sprechen,  schaut euch den Tempel und die grandiose Aussicht vom Tempelgelände aus selbst an:

Unsere Reisegruppe.

Unsere Reisegruppe.

Der Tempel von Garni.

Die Aussicht vom Tempelgelände.

Armenien hat mit diesem Ausflug mein Herz erweicht. Die massiven Gebirgsketten und die weite Sicht waren erst der Anfang unserer Wanderung. Während ich vorher vor allem viele Steine und kahles Land gesehen hatte, präsentierte sich Armenien hier von seiner anderen Seite: Entlang des Azat-Flusses war es sehr grün und nach jeder Biegung wurden wir von neuer Vielfalt und Schönheit der Natur überrascht. Mal fühlten wir uns an Deutschland erinnert, mal an die Toskana oder Spanien. Lediglich die Stromtrassen und gelegentlichen Rohre holten uns aus dem „Natur-pur“-Gefühl raus, konnten unserer Laune allerdings keinerlei Abbruch tun. Ein Highlight unserer Tour war auf jeden Fall das Baden im Fluss. Aufgrund der eisigen Kälte des Flusses, der im Gebirge entspringt, zwar nur mit den Füßen, aber bei 30 Grad Celsius und wenig Schatten doch eine willkommene Abkühlung.

Dort, wo kein kühlendes Wasser oder Schatten war, hielten wir uns durch Singen bei Laune. Angefangen bei Wanderliedern (wo wir allerdings sehr schnell an unsere Grenzen kamen; wir kannten kaum welche) sangen wir uns durch sämtliche deutschen Hits der letzten Jahre und Jahrzehnte. Mal mehr, mal weniger textsicher.

Eine Pause im Schatten ist ein Muss!  🙂

Am Ende unserer Wanderung angekommen, stellte uns Armenien jedoch die nächste Aufgabe: Den genauen Endpunkt finden. Eigentlich war das Azat-Reservoir als solcher angeben, doch wir konnten es auch dann nicht entdecken, als wir uns knappe zehn Minuten weiter durchs Gebüsch schlugen und dabei die ein oder andere Schlange aufschreckten. Nur um dann festzustellen, dass wir schon am „Endpunkt“ vorbeigelaufen waren. Die Wandertour endete nämlich gar nicht wirklich beim Reservoir, sondern ein gutes Stück davor. Wir hatten nicht richtig gelesen und am Endpunkt neben dem Reservoir zu allem Überfluss auch noch eine Straße erwartet, von der aus wir zurück nach Yerewan gelangen könnten. Die gab es dort aber nicht. Stattdessen stand in der Tour-Beschreibung, dass wir 4 km zur letzten Gabelung zurücklaufen müssten und von dort aus nach weiteren 2 km an eine Straße gelangen könnten. Also hieß es umdrehen und das Tal nochmal von der anderen Seite bewundern.

Komplett erschöpft kam uns aber der Zufall und die „armenische Gastfreundschaft“ zur Rettung: Zwei Armenier, die wir vorher schon beim Fischen gesehen hatten, wollten zur gleichen Zeit nach Hause und fuhren mit ihrem alten Truck an uns vorbei. Prompt hielten sie an und bestanden darauf, uns ein Stück mitzunehmen. Wieder kannte ihre Hilfsbereitschaft keine Sprachbarriere. Es beeindruckt mich zutiefst und ich verneige mich vor diesem Land, wenn man bedenkt, wie viele Begegnungen dieser Art ich allein in meiner ersten Woche hier hatte. Das ist definitiv etwas, was ich mit nach Deutschland nehmen möchte: Die Unvoreingenommenheit und Offenheit, auf fremde Menschen zuzugehen, ihnen Hilfe anzubieten und mit ihnen zu teilen.

Mit diesen schönen Worten möchte ich diesen Beitrag über meine erste Wanderung in Armenien beenden und lasse die Bilder für sich sprechen.

Bis bald! 😊