Erste Schritte

Seit etwas mehr als einer Woche bin ich jetzt in Belarus und mittlerweile fühle ich mich hier schon sehr heimisch, nachdem die ersten beiden Tage voller Regen mich sehr depressiv gemacht haben. Natürlich ist für mich die Sprache immer noch ein großes Hindernis, aber diese Woche werde ich meinen Sprachkurs beginnen und dann hoffe ich, dass ich mich bald einigermaßen verständigen kann.

Ansonsten war die letzte Woche sehr ruhig und entspannt. Am Montag hatte ich meinen ersten Arbeitstag, weshalb ich auch sehr „früh“ aufstehen musste, da wir uns um viertel vor acht mit Olga getroffen haben. Dann hat sie uns erstmal den Weg zur Schule gezeigt, die glücklicherweise nur etwa 5-10 Minuten zu Fuß von unserer Wohnung entfernt ist. Anschließend bekamen wir eine kleine Führung durch die Schule und haben die DeutschlehrerInnen kennengelernt. Die Direktorin hatte leider keine Zeit für uns, deshalb musste das kennenlernen auf den nächsten Tag verschoben werden. Den restlichen Vormittag saßen wir in der Bibliothek und haben angefangen, uns durch die Schulbücher für den Deutschunterricht zu arbeiten. Für den nächsten Tag haben wir Präsentationen über unsere Heimat und einfache Fragen für die älteren Schüler vorzubereiten. Am nächsten Tag war „Tag des Friedens“, weshalb im Foyer der Schule Kraniche gebastelt werden konnten. Dank Olga haben Amelie und ich beide unter Anleitung netter Schüler direkt zwei Kraniche gebastelt (laut Olga sollten es eigentlich Tauben werden) und sie im Foyer aufgehangen.Danach haben wir, wie gesagt, die Schulleiterin kennengelernt, die uns mit Tee und Pizza begrüßt hat, bevor ich meine erste Unterrichtsstunde mit Olga hatte. Generell hält sich die Anzahl der Stunden, die ich täglich im Unterricht verbringe, in Grenzen. Letzte Woche war ich jeden Tag nur ein oder zwei Stunden im Unterricht und hatte ansonsten Freizeit, habe mich weiter durch die Schullektüre gekämpft und mich ein wenig auf die Deutschstunden vorbereitet.

Unsere Schule pflegt schon seit vielen Jahren eine Partnerschaft mit einer Schule in Esslingen und führt seit genausovielen Jahren einen Austausch durch. Wir haben das Glück, dass letzten Dienstag die deutschen SchülerInnen nach Belarus gekommen sind. Die Deutschlehrerinnen, die den Austausch betreuen, haben uns auch gleich zu vielen Aktivitäten eingeladen, weshalb wir uns am Mittwochmorgen einen kurzen Film über die Schule angeschaut haben und am Donnerstagvormittag die kleine Stadtführung mitmachen konnten. Auch sehr cool war der belarussische Abend am Mittwoch, wo uns in einem Gedenkraum der Schule (der „belarussische Bauernstube“) belarussische SchülerInnen die Traditionen und Bräuche des Landes erklärt haben, Anschließend gab es noch Tee und Süßigkeiten und wir haben uns natürlich sehr gefreut, daran teilnehmen zu dürfen. Donnerstagabend ist die ganze Austauschgruppe zusammen Bowlen gegangen, was Amelie und ich natürlich auch gerne mitgemacht haben. Allerdings fand dieses Ereignis im Entspannungszentrum statt, wo Amelie und ich zuvor noch nie gewesen waren. Auch die Wegbeschreibungen waren etwas vage: „An der Straße müsst ihr nach rechts, dann seht ihr eine rote Kirche und dahinter ist es dann direkt.“ Wir sind also auf gut Glück in einen Bus gestiegen, von dem wir dachten, dass er in die richtige Richtung fährt und glücklicherweise ist er auch nicht abgebogen. Dann hieß es für uns, nach der roten Kirche Ausschau halten – gesagt getan. Kaum hatten wir die Kirche gefunden, haben wir auf der anderen Straßenseite auch schon die Gruppe stehen sehen, also haben wir auch dieses Abenteuer mit Bravour gemeistert.

Ansonsten ist eigentlich nicht wirklich viel bis zum Wochenende passiert, wir haben uns beim Migrationsamt registriert, unseren Mietvetrag unterschrieben und die Stadt weiter erkundigt. Und dann kam das Wochenende: Das Goethe-Institut (GI) hatte uns zum Kulturmittlertreffen nach Minsk eingeladen. Fast alle Freiwilligen haben zugesagt und sechs von uns hatten sich gedacht, wenn wir schonmal nach Minsk fahren, dann wollen wir uns auch was angucken, also lasst uns doch noch über Nacht dort bleiben. Zu sechst haben wir uns also ein Appartment gemietet, die Hostels waren alle recht teuer, und wollten dort dann gegen Abend einziehen. Zunächst hat auch alles gut geklappt, wir sind alle pünktlich zum Kulturmittlertreffen in Minsk angekommen und haben viele neue Leute kennengelernt, die in den verschiedensten Bereichen arbeiten. Dann sind wir noch kurz einkaufen gegangen, bevor wir uns auf den Weg zum Appartment gemacht haben. Fast angekommen, hat Henrieke eine SMS bekommen: Das Appartment ist doch nicht verfügbar, hier ist die Nummer einer Freundin, die hat eine Zwei-Zimmer-Wohnung, wi ihr schlafen könnt. Besagte Freundin hat uns dann nocheinmal weitergeleitet an einen Freund, der zum Glück auch eine Adresse für uns hatte. Nur leider konnten wir diese Adresse nicht bei Google Maps finden und wir wollten nicht umsonst ein Taxi nehmen, wenn wir doch gar nicht wissen, ob es die Adresse/Wohnung wirklich gibt. Daher haben wir uns gedacht, auf zum nächsten Hotel, vielleicht haben die ja noch Platz für uns. Zu unserem Glück war das auch so und haben wir dann für umgerechnet 20€ in einem  Drei-Sterne-Hotel genächtigt. Dann haben wir noch was gegessen, haben im Hotel ein wenig vorgeglüht und sind dann in das Minsker Nacht- und Partyleben eingetaucht. Am nächsten Morgen hieß es dann wieder früh aufstehen, da wir uns noch eine Theateraufführung von Deutschschülern mehrerer Schulen angegucken wolten. Der Weg dahin war wieder etwas abenteuerlich und wir mussten uns etwas durchfragen, aber am Ende haben wir es doch gefunden. Die Aufführung war sehr schön – eine etwas alternative Version von Romeo und Julia – und es hat sehr viel Spaß gemacht, ihnen zuzugucken. Danach haben wir uns in ein Café gesetzt und was gegessen und den restlichen Tag geplant. Konkret haben wir uns dann sehr viel Streetart angeguckt, die Oktoberstraße und das Korpus 8 sind da sehr empfehlenswert. Leider hieß es dann schon wieder Abschied nehmen und zum Bahnhof fahren. Dort mussten Amelie und ich noch kurz auf unsere Marshrutka warten und waren dann nach etwas mehr als einer Stunde Fahrt wieder daheim.

Am Sonntag haben wir dann erstmal ausgeschlafen, haben uns das erste Mal auf den Markt gewagt und ich habe weiter die Stadt erkundet. Auch der Montag heute war sehr entspannt. Die eine Stunde, die ich planmäßig gehabt hätte, ist wegen Krankheit der Lehrerin ausgefallen und so habe ich nur etwas für den Unterricht vorbereitet, bin im Park spazieren gegangen und habe endlich mal wieder gelesen.

Mal sehen, was die Woche noch so mit sich bringt. 🙂

 

4 Gedanken zu „Erste Schritte

  1. Ich erkenne sehr viele Parallelen zu meinem Alltag – Arbeitspensum, Gedenkraum, Austauschschüler,… Wenn die Toiletten bei euch auch ein Platz sind den man lieber meidet, dann sind wir sowas wie ortsverwandt 🙂
    Über das Nacht-und Partyleben in Minsk musst du mir definitiv ein bisschen mehr erzählen, das nächste Mal bin ich definitiv dabei!
    Ansonsten freut es mich dass du dich eingelebt hast! Wir hören von einander

    • Also die Lehrertoiletten sind eigentlich meistens in Ordnung, ansonsten kann ich dir da voll und ganz zustimmen 😀
      So viel vom Partyleben habe ich zwar auch noch nicht mitbekommen, aber ich führe dich da gerne ein, sag mir nur wann ;P

  2. Freut mich zu hören ?
    Die Streetart steht auf jeden Fall auf meiner Liste, wenn ich vorbei komme?
    Liebe Grüße aus der Schwalm?
    Die packerfahrene Schwester?

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