Wie ich auch das zweite gesellschaftliche Großereignis des Jahres verpasste

Die letzte Woche ging eigentlich genauso entspannt weiter, wie sie mit dem Montag angefangen hatte. Kaum Unterricht, ein kurzer Spaziergang, um unsere Pässe zum Übersetzen zu bringen und ganz viel Freizeit. Mittwochabend wurde es dann besser. Ich habe eine kleine Präsentation über Schuluniformen in verschiedenen Ländern erstellt, die ich Donnerstag in drei achten Klassen vorgestellt habe. Insgesamt hatte ich dadurch am Donnerstag 4 Stunden und endlich mal einen volleren Stundenplan. Nachmittags hatten wir dann unsere erste Russischstunde, also machen wir auch in der Hinsicht endlich Fortschritte (wenn auch kleine). Auf dem Rückweg von unserer Russischlehrerin haben wir nach mehr als zwei Wochen auch mal entdeckt, dass quasi direkt neben unserem Haus (vielleicht 50m Entfernung) ein kleiner Supermarkt ist, was das Einkaufen der alltäglichen Dinge sehr erleichtert. Ich habe mich danach noch auf den Weg in die Stadt gemacht, um mir ein Vokabelheft zu kaufen und musste erschüttert feststellen, dass es sowas hier nicht gibt. Es gibt nur fächersprezifische, die mir nicht besonders viel bringen. Also muss jetzt ein normales Notizbuch herhalten und umfunktioniert werden. Freitag waren alle Stunden verkürzt, da es um halb zwei eine kleine Feier zum Tag des Lehrers gab. Im Programm enthalten waren Ehrungen für Lehrer, Gesangseinlagen und Tänze. Im Anschluss daran gab es für die Lehrer (und somit auch uns) Tee, Kekse und Obst in der Mensa. Außerdem haben die Schüler ihren Lehrern kleine Geschenke und Blumen überreicht, um sie zu feiern. Hier ein paar Eindrücke:

Die Videos können aus Sicherheitsgründen leider nicht hochgeladen werden.

Freitagnachmittag fand die erste Theaterprobe für das Theaterfestival vom Geothe-Institut für alle Pasch-Schulen statt. Unsere Schule führt eine verkürzte und vereinfachte Version von dem bekannten Kinderbuch „Der kleine Prinz“ auf. Dabei sollten wir vor allem die Aussprache der Schüler korrigieren, da sie den Text noch nicht so gut kannten und manche Stellen doch sehr schwierig sind.

Samstag fand hier in der Stadt ein Fotomarathon zum Thema „Freundschaft“ statt, an dem Amelie und ich auch teilgenommen haben. Dabei sind wir zusammen mit Vera, später kam noch Agatha dazu, durch die Stadt gelaufen und haben Bilder zu verschiedenen Unterthemen, wie Vertrauen und Streit gemacht. Eigentlich war der Fotomarathon in vier Etappen á 3 Stunden gegliedert, in denen man jeweils drei Themen bekam, allerdings hat die Bücherei, von wo aus wir gestartet sind, um sechs Uhr geschlossen, deshalb wurde die Zeit etwas verkürzt. Zwischendurch und am Ende gab es Tee und Kekse und man konnte sich wieder etwas aufwärmen. Von der Organisatorin und Mitarbeiterin der Bücherei wurden Amelie und ich auch zum sogenannten „Runden Tisch“ eingeladen, bei dem sich Leute aller Altersklassen treffen und Deutsch reden. Auch mit Vera und Agatha, die auf andere Schulen gehen und die wir deshalb erst Samstag kennengelernt haben, werden wir uns bestimmt mal wieder treffen.

Vom vielen Laufen am Samstag waren Amelie und ich ziemlich erschöpft, sodass wir uns am Sonntag einen entspannten Tag daheim gemacht haben. Allgemein hat sich auch das Wetter hier verschlechtert, es ist viel kälter, wolkiger und regnerischer geworden. Und da auch die Heizungen noch nicht angeschaltet waren, wurde es auch in den Wohnungen zum Teil etwas ungemütlich, aber mit dicken Socken ließ sich dieses Problem gut beheben.

An diesem Wochenende habe ich dann auch das zweite gesellschaftliche Großereingnis des Jahres verpasst: Die Heimkirmes. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich die letzten Jahre zwar auch immer auf Reisen war und die Kirmes daher nicht mitnehmen konnte, aber für mich als Dorfkind ist das schon ein großer Verlust, vor allem, weil es sowas wie Kirmes hier in Belarus nicht gibt ;D. Zum Glück haben mich aber ein paar Freunde am Sonntagmorgen mit Bildern und Videos vom Frühschoppen beglückt, sodass ich wenigstens einen kleinen Anteil an der Kirmes genießen konnte, danke dafür! ;P Und für alle, die sich das jetzt eventuell fragen: Ja, das erste gesellschaftliche Großereignis, das ich verpasst habe, war ebenfalls eine Kirmes, nämlich die Kirmes im Dorf meines Fußballvereins am ersten Septemberwochende, als das Vorbereitungsseminar anfing. Echt schlechtes Timing.

Montag stand dann um acht Uhr morgens die nächste Thaterprobe statt, was früh aufstehen bedeutete. Normalerweise fängt die Schule hier nämlich um neun Uhr an, daher reicht es völlig, wenn ich gegen zwanzig vor neun die Wohnung verlasse, da der Weg nur 5-10 Minuten zu Fuß dauert. Wenn ich die erste Stunde frei habe, kann ich sogar noch länger schlafen, weil ich nur zu meinen Unterrichtsstunden in der Schule sein muss. Aber zurück zum Montag. Die Schüler hatten den Text übers Wochenende geübt, deshalb hat das Lesen und die Aussprache schon viel besser geklappt und wir waren sehr schnell mit der Probe fertig. Leider hatte sich niemand bei Amelie oder mir für den Unterricht eingetragen, weshalb wir die Schule um neun schon wieder verlassen konnten und Freizeit hatten. Um zwölf haben wir uns mit einer anderen Lehrerin getroffen, die uns geholfen hat, die Übersetzung unserer Pässe bei der Bank zu bezahlen, was ohne Russischkenntnisse sehr schwierig ist. Bevor das wieder liegen geblieben wäre, haben wir uns danach direkt auf den Weg gemacht und die Übersetzungen abgeholt. Und weil der große Supermarkt ganz in der Nähe davon war, haben wir noch einen etwas größeren Einkauf erledigt, bevor es zurück in die Wohung ging.

Damit ich mich nicht ganz so nutzlos fühlte, habe ich abends noch eine Kleinigkeit für den Unterricht am Dienstag (wieder nur eine Stunde) vorbereitet. Am Dienstag war auch wieder eine Theaterprobe, also noch einmal früh aufstehen. Obwohl ich das vor einem halben Jahr regelmäßig gemach habe und der Wecker „damals“ noch früher klingelte, bin ich doch sehr schlecht aus dem Bett gekommen und war sehr froh, dass es die letze Morgenprobe diese Woche war. Zur ersten Stunde gab es dann auch die freudige Überraschung, dass die Heizung in der Schule angestellt wurde! Mir wurde gesagt, dass das bei einer Durchschnittstemperatur von acht Grad passiert, also wurde es dann auch mal Zeit. Mittwochmorgen kam dann eine weitere, eher unschöne Überraschung: Die Tochter unserer Ansprechperson und gleichzeitig auch der Lehrerin, bei der wir die meisten Stunden haben, ist krank geworden und dadurch ist die Lehrerin die ganze Woche nicht in der Schule. Mir hatte aber keiner Bescheid gesagt, deshalb saß ich vor der geschlossenen Tür und habe mich gefragt was los ist, bis ich gesehen habe, dass eine andere Lehrerin, den Schülern was gesagt hat, woraufhin diese woanders hingegangen sind. Ich habe mich, natürlich total unauffälig, einfach unter die Schüler gemischt und bin mitgegangen und sogar im richtigen Raum gelandet. Bei den Vertretungsstunden werden immer mehrere Klassen zusammengenommen und weil die Lehrerin nicht genau wusste, was sie mit den verschiedenen Klassen machen soll, durfte ich dann das, was ich mit Olga für den Unterricht geplant hatte, durchführen. Nach der Stunde habe ich dann noch geguckt, bei welcher Lehrerin die Stunde am nächsten Tag vertreten wird, damit wenigstens abklären konnte, ob und wenn ja, wo ich sein sollte. Leider hat das für morgen nicht geklappt, deshalb mache ich mich einfach früher auf den Weg und versuche, irgendwas herauszufinden. Ich kann ja verstehen, warum für die jüngeren Klassen der Unterricht bei Krankheit des Lehrers nicht ausfällt, aber warum man eine zehnte Klasse zu einer anderen zehnten steckt, bleibt mir doch ein Rätsel, weil dabei nicht wirklich viel rumkommt…Jedenfalls war ich heute auch wieder recht früh fertig in der Schule und zurück in der Wohnung kam dann die Erlösung: Die Heizung in den Wohnhäusern ist an! Das heißt, ich werde zumindest in der Wohnung diesen Winter nicht erfrieren!

Gleich habe ich dann auch meine zweite Russischstunde und werde dann mal sehen, ob ich irgenwo einen kostenlosen Livestream für das WM-Qualifikationsspiel Nordirland – Deutschland finde. So langsam leide ich nämlich unter Fußballentzug und irgendwie muss ich ja auf dem Laufenden bleiben.

2 Gedanken zu „Wie ich auch das zweite gesellschaftliche Großereignis des Jahres verpasste

Kommentare sind geschlossen.