Erlebnisse und eine Idee vom Alltag

Seit meinem letzten Eintrag ist viel passiert und auch dieser erzählt nur von letzter Woche. Irgendwann schaffe ich es vielleicht etwas aktueller zu erzählen, mal schauen 😉 Das ist grob passiert: Ich war zweimal in Warschau, hatte Besuch aus Warschau, habe neue Leute kennengelernt und wurde mit den Schülern alleine gelassen.

Das erste Wochenende in Warschau habe ich genutzt, um mit Johanna Simone wiederzusehen und die Stadt etwas zu erkunden. Das Wetter war zwar nicht besonders schön, aber das konnte unsere Stimmung kaum trüben.

Das zweite Mal war ich von mittwochs bis sonntags da. (Das Wetter war wieder nicht so toll – werde ich Warschau einmal bei gutem Wetter erleben? :D) Von Mittwoch bis Freitag war ein Seminar um Lehrern die Bewertung und Übungen für das DSD I näherzubringen, damit sie ihre Schüler gut darauf vorbereiten können. Bei der Gelegenheit habe ich nochmal die meisten Polen-Freiwilligen gesehen und interessante Gespräche geführt. Auch wenn das Seminar nicht für uns Freiwillige ausgelegt war, konnte ich ein paar Inspirationen daraus mitnehmen und habe eine genauere Vorstellung von dem Diplom. Ein paar Tipps zu kulturellen Unterschieden gab es vom Fachberater der ZfA noch dazu.

Die Zeit abends konnten wir nutzen, um uns mit den Lehrern zu unterhalten – von unseren Eindrücken von Polen, dem polnischen Schulsystem und der Sichtweise auf Immigranten war vieles dabei. Hierbei ist mir nochmal aufgefallen, wie wichtig es ist, erst aus der Perspektive von Anderen zu sehen und nicht nach dem Motto „In Deutschland läuft das viel besser, solltet ihr auch mal so machen“ an bestimmte Themen ranzugehen. Das heißt nicht, dass ich alle Meinungen so teilen würde, aber zumindest besser nachvollziehen.

Das Wochenende ging mit Shoppen in Second-Hand- und Vintage-Läden, einem kurzen Bachata-Kurs in einer Bar, einem Besuch auf dem „Nocny Market“ (ein Ort, wo abends am Wochenende an Ständen hauptsächlich verschiedenes Essen verkauft wird, es aber auch einen Barbier und ein Tattoo-Studio gibt und man Bilder kaufen kann) , leckerem Essen und weiteren Spaziergängen durch die Stadt schnell vorbei.

Als Simone Johanna und mich hier besucht hat, war es auch eher trüb. Das nutzten wir zum Erkunden verschiedener Cafés und Restaurants. Es gibt aber immer noch viele, die ich im Vorbeigehen gesehen habe und noch besuchen möchte – vielleicht finde ich sie ja wieder 🙂 Neben Spaziergängen und dem Aktualisieren unserer kunterbunten Playlist gelang es uns auch, eine Kürbis-Curry-Zucchini-Pilz-Suppe zu kochen und die richtigen Busse zum Bahnhof zu nehmen um Simone wieder zu verabschieden. Der Schlaf danach war genauso schön wie das Wochenende.

„Das Wasser läuft wieder ab!“ Ich hätte nie gedacht, dass ich mich darüber so freuen könnte. Ein paar Tage konnten wir im einen Bad auf Toilette gehen (die andere funktionierte seit meiner Ankunft nicht), dort lief das Wasser in der Dusche und im Waschbecken aber kaum ab. Das funktionierte im anderen Bad besser. Dann kam der Klempner und siehe da, alle sind erleichtert.

Auch den Kopierer in der Schule habe ich erfolgreich besiegt, obwohl es zwischendurch knapp aussah. Nachdem mir gezeigt wurde, wie es funktioniert und ich den Durchblick hatte (dachte ich zumindest), wollte eine andere Lehrerin Papier haben. Kleiner Tipp: die Schublade mit dem Papier aufzumachen, während der Kopierer noch läuft, ist eine schlechte Idee. Unsere Kommunikationsversuche verliefen eher kläglich– die gemeinsamen Sprache waren Zeichen und Polnisch, keins davon ist mein Spezialgebiet – und ich konnte die Einstellungen nicht erklären. Dann holte ich meine Ansprechpartnerin zum Übersetzen und es lief.

Zu anderen Zeitpunkten wurde ich mit der Klasse alleingelassen, während sie die Übung weitermachen sollte. Anfangs fiel es mir schwer, mich begreiflich zu machen und die letzte Reihe zum Arbeiten zu bringen, doch irgendwie lief es. Und oh Wunder, was für eine Verwandlung manche Schüler*innen durchmachen, sobald die Lehrerin erscheint. Das kommt mir noch recht bekannt vor 😀

Nach und nach kenne ich die Klassen besser und kann einzelne Übungen machen und auch über die Lehrer bekomme ich mit, dass sie die Auflockerungen und Gespräche mögen. Eine ganze Stunde zu halten ist aber noch etwas schwer, weil auf beiden Seiten teilweise die Worte fehlen.

Im Liceum war ich letzte Woche das erste Mal in der 2. Klasse, also bei den 17-Jährigen. Hier sollte ich einfach nur reden und dann eine Sprechübung zum Thema Wohngemeinschaft als Vorbereitung auf das DSD II machen. Das hat mir echt Spaß gemacht, ich konnte ganz normal reden und auch alleine mit dem Kurs lief es gut.

Allmählich kommt auch Schwung in mein wöchentliches Freizeitleben:

  • Durch Zufall haben Johanna und ich Mona im Aufzug getroffen, eine Deutsche, die eine Wohnung weiter wohnt und hier einen Freiwilligendienst macht. Ein paar Sachen haben wir auch schon zusammen unternommen.
  • Die Termine für den Sprachkurs stehen fest, nächste Woche geht es endlich los 🙂
  • Montags darf ich das Schwimmbad der Schule benutzen, abends darf das Personal 45 Minuten kostenlos schwimmen gehen. Das tat mir richtig gut, auch wenn das Wasser wärmer war, als ich es gewohnt bin.
  • Dienstags, ungefähr alle zwei Wochen, findet der Stammtisch statt. Dort treffen sich Deutsche, polnische Germanistikstudenten und ein paar Deutschlehrer der Uni. Das erste Mal letzte Woche war gut, es waren mehr Leute da als ich erwartet habe und vor allem viele Studenten.

Trotzdem schleicht sich leise und heimlich zwischendurch das Heimweh vorbei. Wenn der Himmel mehrere Tage grau ist, ich auf Heimweh angesprochen werde, ich mich in manchen Situationen alleine fühle, in einer Unterrichtsstunde nicht wirklich viel helfen kann, unterschiedliche Putzvorstellungen in der WG aufeinandertreffen, ich müde bin, Kopfschmerzen habe oder scheinbar ohne Grund. In diesen Momenten wäre ich gerne gemütlich zu Hause statt hier.

Aber dann gibt es Zeitpunkte, wo meine Füße den Weg fast alleine laufen, ich unerwartet super herzlich und lieb wegen meiner Erkältung verpflegt werde, den Schülern wirklich weiterhelfen kann, deutsche Bücher geliehen bekomme, ein Einkaufsgespräch mit neuen Vokabeln meistere, mich gut unterhalte, mir jemand einfach nur ein Lächeln schenkt und mich auf andere Gedanken bringt.

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