Schienenersatzverkehr, Kuchen und ein bisschen Italien – meine ersten elf Tage

Hallo zusammen,

mittlerweile bin ich schon über zwei Wochen hier und es ist einiges passiert, aber alles der Reihe nach.

Meine Anreise gestaltete sich komplizierter als gedacht. Im Zug von Berlin nach Warschau ahnte ich nichts und stieg an der Endstation aus. Nachdem ich meine Koffer die Treppen runtergetragen hatte, hielt ich Ausschau nach einem Fahrplan – dort stand mein Zug leider nicht drauf. Nachdem ich drei Mal an der Info vorbei gelaufen bin, habe ich auch sie endlich gefunden und das Gleis gesagt bekommen. Also wieder zurück, die Koffer die Treppen hoch (Aufzüge an kleineren Bahnhöfen werden überbewertet, da ist jeder gerne sportlich).

Dann folgte das Lieblingswort eines jeden Bahnreisenden in Deutschland – SEV. Denn im Zug erklärten mir polnische Männer mithilfe eines Internet-Übersetzers, dass ich an der nächsten Station in einen Bus umsteigen muss. Sie brachten mich dorthin und trugen netterweise sogar meine Koffer bis in den Bus. Am nächsten Bahnhof hatte ich statt der geplanten Stunde eine Minute Umsteigezeit, doch vom Zug keine Spur. Mit meinen sehr beschränkten Polnisch-Kenntnissen, etwas Englisch und Deutsch erfuhr ich, dass auch hier ein Bus fährt, allerdings erst in 20 Minuten. Während der Fahrt schrieb meine Ansprechpartnerin, dass sie auf einer Fortbildung sei und ihre Kollegin mich abholt. Es hat dann alles geklappt, ruhig bleiben und fragen klappt doch meistens 🙂

Auf dem Weg vom Bahnhof zum Studentenwohnheim erfuhr ich dann, dass ich in einer WG mit zwei Freiwilligen aus Italien und einem Mädchen aus Deutschland zusammenleben würde (diese stellte sich als Johanna raus). Kurze Zeit später zog dann noch ein Student aus Zypern ein. Groß ist unsere Wohnung nicht, aber der Platz reicht aus und wir sind mitten im Studentenviertel. Da am 1. Oktober das Studium in Polen anfängt, wird es hier immer belebter (und lauter), ich bin gespannt, wie es  noch wird.

In der Schule habe ich erst in der zweiten Woche angefangen und korrigiere die Aussprache, lese Texte vor oder mache kleine Aufgaben. Die Schüler sind zwischen zehn und 15 Jahren alt und von Anfängern bis DSD I-Schülern ist alles dabei. Die Schüler fragen die Lehrer teilweise, wann ich denn wieder komme, doch wenn ich dann da bin, haben sie Angst, Fehler zu machen. Dabei habe ich noch niemanden bei lebendigem Leibe gegessen (auch keine Ameisen – an dieser Stelle viele Grüße an die Urwald-erfahrene Freiwillige 😉 ). Im Kollegium sind alle, mit denen ich mich unterhalten habe, nett und es herrscht ein großer Sprachenmischmasch: Unterhaltungen habe ich auf Deutsch, Englisch, Französisch und ein kleines bisschen auf polnisch geführt.

Auch am Liceum gefällt es mir gut. Hier sind die Schüler zwischen 16 und 18 Jahre alt und die älteren bereiten sich auf die DSD II-Prüfung vor. Bis jetzt war ich erst zweimal im Unterricht, besonders viel kann ich also noch nicht dazu sagen.

Eine angekündigte Stadtführung meiner Ansprechpartnerin in der ersten Woche stellte sich als kurze Fahrt durch die Stadt mit dem eigentlichen Ziel eines Kindergeburtstages heraus. Ihre Tochter war in einer kleinen Kletterhalle in einem Einkaufszentrum eingeladen und Johanna und ich durften kurzerhand mit um dort Pizza und Kuchen zu essen. Im Anschluss sind meine Ansprechpartnerin, ihre Tochter, Johanna und ich noch in ein Café im selben Gebäude gegangen, wo es den angeblich besten Kuchen Lublins gibt. Mein Fazit: sehr lecker, sehr mächtig.

Die Stadt habe ich später auf eigene Faust erkundet und auch immer den Weg zurück gefunden (wie groß die Umwege waren ist hierbei unwichtig). Einkaufsmöglichkeiten, die Schulen, die Post, die Innenstadt, die Bushaltestelle und der Park – von all dem weiß ich, wie ich dort hinkomme. Eine grundlegende Orientierung ist also mittlerweile vorhanden, die wichtigsten Sachen sing geklärt und das Wetter ist endlich schön – genügend Gründe, um mich hier wohlzufühlen.

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