Ein 3-tages Flug

Eigentlich dauert die Reise von Frankfurt nach La Paz ca. eineinhalb Tage.

Ich hab 3 Tage gebraucht und es ist viel schiefgegangen und trotzdem kann ich nicht schreiben, dass es eine Horrorreise war.

Hier die Kurzfassung meines Weges:

-mit dem Zug von Hannover nach Frankfurt. Ein bisschen im Zug weinen, peinlich berührte Blicke ernten und schließlich umständlich mit zwei koffern aus dm Zug aussteigen.

-von Frankfurt nach London Heathrow. Hier hat alles noch reibungslos geklappt und ich bin beseelt durch den Flughafen zum nächsten Terminal gewandert.

-von London Heathrow nach Miami. Das war der beste Flug, denn ich habe innerhalb von acht Stunden vier Filme geguckt, hatte drei Sitze für mich und habe vegetarische Pasta serviert bekommen. Dementsprechend glücklich habe ich das Flugzeug verlassen und ab da ging Einiges schief.

-mein Flug von Miami nach La Paz wurde gecancelt. Hmmm ok, ganz ruhig bleiben. Dann nehme ich einfach den Nächsten. Das ist jedoch leichter gesagt als getan, denn American Airlinesfliegt diese Strecke genau einmal am Tag und so viel Mühe sich die Dame am Schalter auch gibt, bis zum 19. sind alle Flüge ausgebucht. Aber irgendetwas bringt mir Glück, denn kurz, nachdem die Dame am Schalter mir auch noch mitgeteilt hat, dass es außerdem keine freien Hotelzimmer mehr gibt, wegen des Hurricanes Irma, cancelt irgendjemand seinen Flug am 14. und ich bekomme einen der letzten freien Plätze. Die Frau am Schalter freut sich mindestens so sehr wie ich und strahlt mich stolz an. Also nur noch 27 Stunden bis zum Einchecken. Yayy. 

-27 Stunden in Miami. Klingt spannend, ist es aber nicht denn der MIA (Miami International Airport) ist nicht gleich Miami und nach ein paar Stunden habe ich so gut wie alles am Flughafen ausprobiert, was ich schon immer mal nachts an einem Flughafen ausprobieren wollte. Über die ellenlangen leeren Laufbänder spazieren, über die Laufbänder rennen, die Laufbänder entgegengesetzt entlanggehen, auf den Laufbändern stehen bleiben, auf den Laufbändern sitzen … Tja. 

-noch 20 Stunden in Miami und mittlerweile kenne ich den ganzen Flughafen. Ich frühstücke, mittelmäßig leckere Pancakes mit Aniad aus Mexiko, deren Flug auch gecancelt wurde, unterhalte mich im Palmenpark mit einer dantischen Schneiderin über ihre lustigsten Träume, trinke Café mit Dorian aus Cochabamba, der wie ich nach La Paz fliegt, und gucke viel zu viele Folgen Narcos auf Netflix. Es ist ein bisschen wie unfreiwilliger Urlaub von meiner Reise.

-Endlich von Miami nach La Paz, nein stopp nach Santa Cruz ?!? Um fünf Uhr gibt es eine Durchsage im Flugzeug, wir seien jetzt über La Paz, könnten aber nicht landen, weil es schneit und zu nebelig ist. Deswegen flögen wir jetzt weiter nach Santa Cruz und landeten dort. Dankeschön, dass sie sich für American Airines entschieden haben. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll.

-in Santa Cruz tue ich mich mit den Almans Paul, der seine Eltern in La Paz besucht und Mark, der eine Backpackertour durch Bolivien machen möchte, zusammen und der Aufenthalt wird noch ganz lustig. Wir machen Witze darüber, was noch alles schiefgehen kann, und spielen Wizard. Tatsächlich kann jetzt wirklich nichts mehr schiefgehen, denn mein Gepäck ist nicht mitgekommen und ich kann Maria, die seit einem Tag in La Paz auf mich wartet, nicht erreichen.

-von Santa Cruz nach La Paz. ICH BIN DA. Na ja, so gut wie. Nur noch vier Stunden mit dem Bus nach Oruro und ich bin endlich angekommen. Am Flughafen empfängt mich herzlich eine aufgeregte Maria Elena und ich bin so froh endlich irgendwo gelandet zu sein, dass mir weder die dünne Luft hier oben in La Paz noch meine fehlenden Koffer mehr etwas ausmachen.

Alles in allem kann ich mich nicht beschweren. Ich hatte eine sehr unterhaltsame Reise.

 

Hilfe, wie fängt man sowas an

Hallo liebe Leutchen,

Wie der Titel schon vermuten lässt, ist das hier mein erster Blog und ich weiß nicht so ganz, wie man eigentlich einen Blog führt. Egal, ich steig einfach mal direkt ein. Ich fahre für ein Jahr nach Bolivien, nach Oruro. Das weiß ich jetzt schon eine ganze Weile. Aber erst jetzt, frisch zurück vom Vorbereitungsseminar, ist mir wirklich bewusst geworden, dass es bis dahin nur noch zwei Tage sind. Dann sind mir all die Dinge eingefallen, die ich noch erledigen wollte, die ich aber realistisch gesehen unmöglich innerhalb so kurzer Zeit schaffen kann. Und nach ein paar panischen Sekunden hab ich mich damit abgefunden, dass Staubsaugen und Ausmisten wohl ein Jahr warten müssen.

Zum Vorbereitungsseminar: Wer selber schon mit kulturweit weggefahren ist, versteht, was ich meine, wenn ich das Seminar als vielseitig auf allen Ebenen beschreibe. Für alle anderen wäre vielseitig nicht aussagekräftig genug, viel zu nüchtern. Dann nenne ich es besser ein freudiges Chaos im Kopf, das aus Diskussionen, neuen Gesichtern, großen Themen, durchmischten Gefühlen und sehr kartoffellastigem Essen besteht. Es ist so viel, dass ich nicht wirklich darüber schreiben kann, weil dann immer ein wichtiges Detail fehlt und es trotzdem abschweift und vielleicht nicht mehr interessant zu lesen ist. Auf jeden Fall fühle ich mich jetzt gut vorbereitet auf ein ebenso freudiges und chaotisches Jahr.

So, das war mein erster Eintrag. Recht kurz, aber es gibt schließlich auch noch nicht viel zu berichten.

liebe Grüße und Sonnenschein aus Bad Nenndorf

Aissata