22. April 2021 – internationaler Tag der Erde. 12 Uhr: Obwohl Ferien sind, ist die Schule voller Menschen. Viele von ihnen haben sich mit Pinseln bewaffnet und versammeln sich nun erwartungsvoll vor zwei grauen Betonkugeln.
Vier Stunden zuvor: In aller Frühe machen sich zwei Freiwillige auf den Weg, um mit zwei viel zu kleinen Bleistiften auf zwei dafür viel zu großen Betonkugeln herumzukritzeln. Es soll wahre Kunst entstehen… oder zumindest eine halbwegs korrekte Abbildung unserer Erde und des Recycling-Logos. Ziemlich erfolgreich schafft es Klara, die Kontinente in ihrer Form zu skizzieren. Und damit es auch wirklich sichtbar ist, fahre ich im Anschluss nochmal mit meinem Bleistift darüber.
11:45 Uhr: Nach einer kleinen Plăcintă-Erholungspause von unserer anstrengenden Kritzelei begebe ich mich in die siebte Klasse. Wir reden über das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten (leider sind davon viel zu viele betroffen) und gestalten Plakate. Klara leitet währenddessen die Schüler*innen beim Malen an.
13 Uhr: Draußen sehe ich nun statt der beiden Betondinger einen eindrucksvollen Globus und eine weiß-grüne Recycling-Kugel. Leider kann ich sie noch nicht uneingeschränkt bewundern, weil noch so viele Farbdosen und Pinsel herumstehen. Also räumen wir erstmal auf, als die Kinder schließlich weg sind. Dann korrigieren Klara und ich noch den ein oder anderen misslungenen Pinselstrich. Das Endergebnis kann sich meiner Meinung nach wirklich sehen lassen:
Jetzt freut es mich jedes Mal ein bisschen, wenn ich die Schule betrete und vor dem Eingang diese zwei Kugeln sehe. Vor allem, weil sie auf ein wirklich wichtiges Thema aufmerksam machen. Umweltschutz und Nachhaltigkeit liegen dem Großteil unserer Generation am Herzen – zumindest hoffe ich das. Der Tag der Erde ist also ein geeigneter Anlass, um genau darüber zu sprechen. Probleme feststellen, allgemeine Lösungsansätze suchen, Maßnahmen für sich selbst finden. Veränderung. Das ist an diesem Tag neben all den bunten Pinseleien wichtig.
Wie anfangs schon erwähnt: Der 22. April liegt mitten in den kurzfristig verlängerten Osterferien und natürlich sind wir alle nicht nur für einen Tag in die Schule gekommen. Die „remediale“ sind sogenannte Nachhilfestunden für die Klassen 5-8 und werden in den Fächern Rumänisch, Mathe und Deutsch auf freiwilliger Basis angeboten. Das Ziel dabei ist die Wiederholung von Unterrichtsstoff. Dass in Online-Stunden Lerninhalte teilweise nicht richtig vermittelt werden können oder manche Kinder auf der Strecke bleiben, ist problematisch. Das Thema Bildung steht dem Umweltschutz meines Erachtens in seiner Wichtigkeit nämlich in nichts nach.
Also wiederholen wir. S-Laute, Groß-/Kleinschreibung, Satzglieder, Leseverstehen, Dialoge und vieles mehr. Weil die meisten Kinder aber seit Oktober zum ersten Mal wieder in der Schule sind, werden in diesen Aprilwochen nicht nur Substantive, sondern auch Spiele großgeschrieben. Wir schreiben Briefe, wir spielen Bingo, wir bewegen uns. Für mich persönlich ist es sehr schön, die Schule wieder voller Kinder zu sehen – und das obwohl Ferien sind.
Mittlerweile ist der Mai schon fast wieder vorbei und die normale Schule hat begonnen. Und normal ist hier ganz wörtlich zu verstehen, denn zurzeit dürfen alle Schüler*innen, Lehrkräfte und Freiwillige Präsenzunterricht genießen. Auch die „remediale“ finden weiterhin statt und bieten zusätzlichen Raum für Übung. Ich genieße diesen Regelbetrieb gerade sehr und hoffe, dass es noch bis Ende des Schuljahres so bleibt.