#9: Umziehen auf Umwegen

Aloha,

(ich versuch’s heute mal mit einer ganz anderen Sprache, damit mein Blog interessant bleibt)

Erst mal ein Dankeschön an alle, die meinen Blog lesen und dann noch den Mut finden, mir ins Gesicht zu lügen und zu sagen, dass er recht gut geschrieben sei.

Nein, Spaß beiseite, ich finde es wirklich unglaublich toll solch ein Kompliment zu bekommen.

Aber darüber wollte ich heute ja gar nicht schreiben.

Denn auf dem Weg nach Hause, von der ersten rumänischen/deutschen Weihnachtsfeier auf der ich je war, kam mir der Gedanke darüber zu schreiben, dass ich jetzt nach drei Monaten endlich das Gefühl habe angekommen zu sein. Und ich kann aus vollem Herzen sagen, dass ich wirklich glücklich bin.

Das klingt wahrscheinlich ziemlich kitschig, aber wenn ich von meinem neuen Balkon aus auf die Burg von Deva schaue, dann fühle ich mich einfach nur wahnsinnig wohl.

Deva ist nichts Besonderes was die Gebäude angeht, aber für mich sind einige Menschen schon besonders geworden und das macht die Stadt so schön.

Bevor ich jetzt zu weit abschweife, ist euch bestimmt schon beim Lesen aufgefallen, dass ich geschrieben habe: „neuen Balkon“.

Ja, richtig, ich bin umgezogen, genau vor einer Woche.

Ich hatte nie ein Problem mit meiner Mitbewohnerin, sie ist ein sehr netter Mensch. Aber wir waren einfach zu unterschiedlich. Deshalb war mir auch schon nach den ersten paar Wochen in Deva klar, dass ich gerne umziehen möchte. Leider lief das alles überhaupt nicht so glatt wie geplant. Ich bin auf Wunsch von Patricia noch länger geblieben. Sogar bis die schriftlichen DSD-Prüfungen abgeschlossen waren. Doch ich hab mich nie wirklich wohlgefühlt.

Jedenfalls hab ich es schlussendlich geschafft umzuziehen.

Ich habe jedem, die Ohren damit vollgeheult und vor allem die Leute vom Vorbereitungs- und Zwischenseminar mussten drunter leiden. Es tut mir leid, dass ich ein bisschen zu blöd war, selbst eine Wohnung zu finden.

Doch mit meiner neuen Wohnung im obersten Stock bin ich sehr zufrieden.

Sie ist zwar teurer als die Wohnung davor, aber ich habe ein eigenes Doppelbett, einen Schminktisch, einen Balkon, ein Wohnzimmer (mit Fernseher) und natürlich Küche und Bad.

Vielleicht ist dieser Umzug auch der Grund, wieso ich mich endlich so aufgenommen fühle.

DSD

Jetzt noch mal ein ganz anderes Thema: Diese Woche waren die mündlichen DSD-Prüfungen und zu diesem besonderen Anlass waren nicht nur die Schüler von Alba Iulia zu Gast, sondern auch Frau Van der Leeden, die mit Frau Dumbrava im Konsulat die Prüfungen abgenommen hat. Ich hatte das große Privileg bei zu sitzen und mir einzelne Schüler anzuhören. Und ich fühlte mich oft wirklich wie eine stolze Mama, die ihre Kinder von der Seite anfeuern durfte. Ingesamt sind die Prüfungen sehr gut gelaufen. Hoffentlich sind die schriftlichen Ergebnisse auch so gut.

Und sonst noch…

Ab Donnerstag geht es für mich los nach Satu Mare, da seh ich die superliebe Anke wieder und gemeinsam fahren wir mit dem Bus am Freitag weiter nach Budapest, wo ich hoffentlich Rike und Hayam treffe. Doch ich bin mir noch nicht sicher, ob sie in der Lage dazu sind, Tickets zu buchen. Die Reise steht ja erst seit knapp drei Monaten fest, dann ist es ja nur angebracht sich eine Woche vorher drum zu kümmern wie man hinkommt…

Jaja, das sind meine Freunde!

Zumindest freue ich mich schon total drauf und wünsche Euch alle bis dahin wunderschöne und besinnlich Weihnachten und das Ihr auch diesen Moment habt, in dem Ihr in die Sterne schaut, tief einatmet und sagt: Hier fühl ich mich wohl.

Pai Po

(das war Maori für „Gute Nacht“)

Familientrip mit den Filip's nach Hunedoara

Familientrip mit den Filip’s nach Hunedoara

Deva zu Weihnachten

Deva zu Weihnachten

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#8: Ein weißes Zwischenseminar

Bună ziua!

Da bin ich wieder, erholt und motiviert.

Erst mal kurz eine Zusammenfassung, wo ich mich in den letzten Wochen rum getrieben habe.

Deva, Sibiu, Brasov.

Okay und los geht’s mit den Details:

Wir hatten vom 23.11. bis zum 27.11. unser Zwischenseminar in Sibiu, Rumänien. Für alle die nicht wissen, wo das liegt: genau in der Mitte des Landes.

Ich hab mich aber schon am 22. November auf dem Weg gemacht, da auch schon viele andere Freiwillige aus Bulgarien und Rumänien vorher kommen wollten. Und da ich in Deva eh nur eine harte Couch und eine schlechte Dusche gewöhnt war, nahm ich mir für eine Nacht ein Hotel.

Es war genau das Gleiche, indem wir auch zum Lehrertag waren, nur diesmal hatte ich ein Zimmer ganz für mich allein. Das genoss ich auch tierisch und verbrachte Stunden im Hotelzimmer, bis auch die anderen Freiwilligen langsam eintrudelten.

Man muss dazu sagen, dass ich von allen 22 Freiwilligen diejenige bin, die am Nähesten am Seminarort dran wohnt, denn ich brauche nur knapp 1 1/2 Stunden nach Hermannstadt.

Zumindest traf ich mich dann abends schon mit den ersten Freiwilligen und wir schauten uns die Lügenbrücke an, die wunderschön geschmückt war, den Rathausturm und den Weihnachtsmarkt, der auch erst vor Kurzem aufgemacht hatte.

Nach einem geselligen Abend fiel ich tot müde ins Bett und war gespannt auf die nächsten fünf Seminartage, die vor mir lagen.

Zu viert trafen wir uns am nächsten Morgen wieder auf dem Weihnachtsmarkt und fuhren dann gemeinsam mit dem Taxi zum Seminarort. Wir waren in der Evangelische Akademie Siebenbürgens untergebracht. Die Zimmer wurden verteilt und um 13:30 ging es los mit einem gemeinsamen Mittagessen. Ich war super glücklich einige bekannte Gesichter zu sehen. 

Dann ging es aber an die Arbeit: Wir lernten unsere Trainer Michi und Steffi kennen, die uns erst mal ein bisschen was über sich erzählten und danach durften wir uns einen eigenen Zeitplan für die Seminarwoche erstellen. Der Tag ging ziemlich schnell rum und wir fanden uns am nächsten Tag bei einer kurzen „Projektrunde“ wieder und einem darauf folgendem Besuch eines Vertreters der ZfA.

Wir konnten Problem ansprechen und erhielten gute Tipps und Tricks, einige Umstände zu verbessern.

Am Nachmittag teilte sich die Gruppe, denn wir hatten die Wahl zwischen einem Museumsbesuch mit der Thematik „800 Jahre deutsche Minderheiten in Rumänien“ und einer Diskussionsrunde mit dem Thema „Politische Systeme & Korruption„.

Ich entschied mich dafür, im Seminarhaus zu bleiben und mehr über politische Systeme zu erfahren.

Aber leider lernte ich nicht wirklich was Neues und wir verbrachte die meiste Zeit nur damit uns gegenseitig ins Wort zufallen und zu diskutieren.

Abends trafen wir uns dann mit der anderen Hälfte der Seminarteilnehmer in der Stadt und sahen uns das Stück „Die Goldberg Variation“ an.

Für alle die wissen wollen worum es geht, hier eine kurze Zusammenfassung:

Mr. Jay ist Gott. Und wie sein allmächtiges Pendant hat auch Mr. Jay nur eine Woche Zeit, um als Regisseur in einem Jerusalemer Theater die Bibel auf die Bühne zu bringen. Klar, dass es sich dabei nur um die dramatischsten Szenen handeln kann, gewissermaßen das »Best-of« der Heiligen Schrift. Somit wird im Rekordtempo die Welt erschaffen, Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben, Abel ermordet, Abraham mit Isaak den Berg hoch- und Moses mit den 20 Geboten (die Hälfte davon hat er vergessen!) den Berg runtergeschickt, und Jesus muss natürlich auch noch gekreuzigt werden und wieder auferstehen. Und wie immer droht alles den Bach herunterzugehen: rebellierende Schauspieler, klapprige Technik, Zwist zwischen Regisseur und Bühnenbildnerin, die Gesamtästhetik betreffend … es rumpelt gewaltig bei der Schöpfung. Wie gut, dass Mr. Jay mit dem Regieassistenten Goldberg jemanden an seiner Seite weiß, den er nach Herzenslust niederwitzeln, anbrüllen, schikanieren und zur Not auch ans Kreuz nageln kann. Und so heißt es zu guter Letzt: alles noch mal von vorn!

Das Stück war wirklich gut, und unglaublich toll geeignet um danach Stunden darüber zu philosophieren.

So viele verschiedene Analysen sind entstanden und nicht einer hatte wirklich eine Idee, was er gerade gesehen hatte.

Danach gingen wir dann alle noch etwas trinken, denn Gina hatte Geburtstag. (Sweet 19)

Unser nächster Tag begann nicht so gelassen, denn wir hatten uns für den Mittwoch ein sehr anstrengendes Thema ausgesucht „Kritisches Weißsein“. Es war wie erwartet ein Schock. Wir wollten an einigen Stellen nicht wirklich zuhören und verstanden nicht, auf was uns Steffi überhaupt aufmerksam machen wollte. Ich kann Euch also kurz mal in einem Satz zusammenfassen, was genau wir gelernt haben: Wir sind alle Rassisten, ob wir nun wollen oder nicht.

Ja, das war das Fazit des Vormittags. Am Nachmittag ging es dann weiter mit einem ähnlich mühsamen Thema: Gadje-Rassismus. Für alle, die nicht wissen, was das ist: Das ist eine Art des Rassismus, die sich spezifisch nur gegen die Minderheiten Sinti & Roma stellt. Es war eine interaktive Stunde, die sehr hilfreich dabei war, mehrere Perspektiven auf das Thema „Sinti & Roma“ zu erhalten.

Abends entschlossen wir uns dazu ins Kino zu gehen und „Mockingjay- Part 2“ zu gucken. Aber so richtige Bombenstimmung kam während des Films nicht auf. (Hehe, Bombenstimmung…versteht Ihr? Nein? Dann habt Ihr weder den Film geguckt noch das Buch gelesen).

Der Donnerstag drehte sich hauptsächlich um kulturweit und um SCHNEE.

Das war nämlich der erste Tag, an dem wir wirklich richtigen Schnee hatten und es eine heftige Schneeballschlacht gab. Jaja, da kommen die Erinnerungen hoch, wie man damals vom großen Bruder in den Schnee geschupst wurde und er einem so lange das Gesicht mit Schnee eingeseift hat, bis man heulend zur Mama gerannt ist.

…Irgendwann bekommst du es zurück, und meine Rache wird furchtbar sein. JA, ICH REDE MIT DIR SASCHA!

Jedenfalls kam an dem Tag dann eine Zuständige aus dem kulturweit-Büro zu uns und beantwortete uns Fragen, die wir immer schon beantwortet haben wollten. Wir eröffneten des Weiteren auch eine Debattierrunde zur machtkritischen Verortung von kulturweit und konnten viele verschiedene Meinung zu einzelnen Themen auffassen.

Der letzte Abend in Sibiu war ein sehr entspannter, denn wir saßen zusammen und spielten Karten.

Am Freitagmorgen hieß es dann noch: Projektideen sammeln. Wir tauschten Ideen aus und sollte auch dazu angeregt werden bald ein Projekt zu starten.

Dann gab es noch eine kurze Abschlussrunde und ein Gruppenfoto.

Soweit zum Seminar.

Natürlich war das nicht alles, denn am Freitagnachmittag ging es nach Brasov.

Und nicht irgendwie, nein, wir vier (Gina, Anke, Chris und meine Wenigkeit) wollten trampen.

Nach vielen vergeblichen Versuchen entschieden wir, uns aufzuteilen.

So suchte Gina mit Chris nach einer Mitfahrgelegenheit und ich mit Anke.

Das Problem hierbei war nur, dass ich einen riesigen Koffer bei hatte und mir sicher war, dass so ziemlich nirgends genug Platz war. Doch nachdem wir uns aufgeteilt hatten und unser Däumchen rausstreckten, sahen wir eine Frau mit einem BV-Kennzeichen und sprachen sie an der Tankstelle an, ob sie uns nicht mitnehmen wolle.

Sie sagte sofort ja und schaffte es sogar meinen riesigen Koffer in ihrem Auto unterzubringen.

So kamen Anke und ich nach nur zwei Stunden Fahrt von allen Freiwilligen als erstes in Brasov an.

Für uns ging es dann also erst mal ins Hostel Boemia. Nach einer kurzen Einweisung kamen dann auch Chris und Gina an. Der Rest trudelte so nach und nach ein. Abends gingen wir noch schön Essen und schauten uns Brasov bei Nacht an.

Der nächste Tag stand für Anke, Gina und mich voll unter dem Motto: Shopping.

Denn wir hatten im Gegensatz zu den anderen Freiwilligen vier Tage in Brasov vorgesehen, da wir das Glück hatten, dass in Rumänien am 1. Dezember Nationalfeiertag war und der 30. November, ein Montag, als Brückentag angesehen wurde.

Während die Bulgaren (also die Freiwilligen) also versuchten so viel wie möglich an einem Tag zu machen, saßen wir im Café, tranken unseren Latte Macchiato und spielten Schach. Am Abend besuchten wir einen Freiwilligen in Brasov, bei dem Chris für eine Nacht untergekommen war.

Am nächsten Morgen machten wir eine „Free Walking Tour“ und sahen die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Brasov. Am Abend trafen wir weitere Freiwillige aus Brasov und aus Targu Mures. Wir verbrachten den Abend in verschiedenen Bars.

Der Montag stand unter dem Motto: Dracula.

Kurzer Funfact: Der Name kommt von dem rumänischen Wort „Dracul“ was „Teufel“ auf Deutsch heißt.

Jedenfalls ging es nach unserem Frühstück zum Schloss Bran, das auch als Draculaschloss bezeichnet wird.

Doch viel von Dracula hat man natürlich nicht gesehen. Es war trotzdem ein sehr schöner Ausflug.

Abends trafen  wir uns dann erneut mit den Freiwilligen aus Brasov und Targu Mures und wir gingen Lasertag spielen. Und es war unglaublich geil. Dann gingen wir noch was trinken und zogen dann direkt weiter zur Wohnung von Caroline, einer Freiwilligen aus Brasov. Nachts um 4 Uhr fiel ich dann nur noch total erschöpft ins Bett.

Am nächsten Tag hieß es dann auch für uns drei: Abfahrt. Nur hatte ich den Vorteil erst später los zu müssen, als Anke und Gina. Also verbrachte ich den Morgen mit Sophia aus Targu Mures und Tobi aus Brasov und verabschiedete mich dann noch schnell von den übrig gebliebenen Freiwilligen, die noch verschlafen in Caros Wohnung waren. Um 13 Uhr nahm ich dann aber den Bus zurück und war um 17:30 wieder in Deva.

Das war es soweit von mir, bald kommt noch ein weiterer Artikel zu einem ganz bestimmten Thema, das ich aber noch nicht verraten möchte.

La Revedere!

Die Altstadt von Sibiu

Die Altstadt von Sibiu

Auf der Lügenbrücke

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Blick aus dem Hotelfenster

Blick aus dem Hotelfenster

Seminarort und der erste Schnee

Seminarort und der erste Schnee

Marktplatz Brasov

Marktplatz Brasov

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