Ich kann es kaum glauben, aber heute bin ich das erste Mal seit gefühlten Ewigkeiten wieder ausgegangen. Jetzt keine Panik auf der Titanik: Es war „nur“ ein netter Abend im Kino. Und natürlich mit Maske und genügend Abstand. Aber selbst das fühlt sich in diesen verrückten Zeiten ganz schön komisch an.
In puncto Film haben wir uns für „Yalda – Nacht der Vergebung“ entschieden. Falls euch das jetzt nichts sagt – grämt euch nicht, wir waren im Art Kino. Und obwohl da die nächsten Wochen auch einige Disney-Filme laufen (mentale Notiz an mich selbst), heißt das natürlich: Kleine, internationale Produktionen, von denen man sonst eher nichts mitbekommt.
Wie so Einiges in Rijeka stand auch das Art Kino schon lange auf meiner Liste. Nicht umsonst befindet es sich auf meinem Weg zum Busbahnhof alias Hafen alias der Innenstadt. Immer wieder bin ich an den Plakaten vorbeigekommen. Einmal wäre ich sogar fast schon spontan hineingegangen. Aber irgendwie war der Zeitpunkt noch nicht reif. Doch heute, zusammen mit meiner Mitbewohnerin und einigen ihrer Freunde, war er endlich gekommen.
Witzig allerdings, dass – kaum hatte ich das Foyer betreten – deutsche Stimmen zu hören waren. Und auch einige englische Satzfetzen schnappte ich auf. Da fühlt man sich doch direkt heimisch. Gebraucht hätte es das jedoch nicht. Denn das kleine Kino mit seinen roten Plüschsesseln und dem warmen Licht verbreitete auch so die perfekte Wohlfühlatmosphäre.
Vjera (meine Mitbewohnerin) hatte uns die Premium-Plätze ganz vorne in der Loge reserviert. Und so konnten wir nicht anders, als den Film zu genießen. Ich las fleißig die gelben, englischen Untertitel, die anderen hefteten ihre Augen ein paar Zentimeter darüber auf die kroatischen. Und wir alle verfolgten etwas verwirrt, manchmal mit einem Schmunzeln und manchmal mit gerunzelter Stirn den Film.
Spannend war sie, die Geschichte einer jungen, als Mörderin verurteilten Frau, die in einer Talkshow begnadigt werden soll. Ob es solche Zeitehen im Iran wirklich gibt?* Und solche seltsamen Talkshows?** In jedem Fall gab uns der Film einiges an Gesprächsstoff. Und was gibt es dafür Besseres, als eine original kroatische heiße Schokolade am Hafen?
In Gedanken an unsere zu Hause gebliebenen Mitbewohnerinnen packten wir bei der Gelegenheit auch gleich ein paar der spektakulären Tortenstücke ein. Wahrlich ein würdiges Ende für das Wochenende – meint ihr nicht?
Ach ja, falls ihr jetzt Appetit auf etwas Brainfood bekommen habt, hier der Link zum Trailer:
PS: Google says…:
*Unglaublich aber ja! Siehe dazu auch den Artikel auf Zeit.de. Seltsamer Zufall, dass auch die Frau des Artikels Maryam heißt…
**Auch hier lautet die Antwort ja! Die ursprüngliche Talkshow hieß „honeymoon“. An sie ist der Film angelehnt.