Heimat.Hafen.Rijeka

Tag 117 – Seebestattung

Heute mal ein etwas ernsthafteres Thema. Denn dieses Wochenende bin ich wieder bei Dosi. Und auf dem Weg nach Viskovo machten wir Halt am Friedhof. Auch kein Ort an dem man normalerweise hängen bleibt.

Wir gingen zum Grab, legten einen Kranz ab und sprachen mit einigen Bekannten Dosis. Soweit nichts Besonderes. Aber während wir so an den letzten Ruhestätten der Menschen vorbeischlenderten, fiel mir auf, wie anders kroatische Friedhöfe doch aussehen: Dort, wo sich in Deutschland ein sanfter Erdhügel an den nächsten reiht, erstreckt sich in Rijeka eine plankpolierte Steinwüste. An Stelle von Grabsteinen oder Holzkreuzen wird hier das komplette Grab in Marmor gehüllt. So kalt und abweisend wie das jetzt klingen mag – trist ist das Ganze jedoch nicht. Denn statt Efeuranken und frischen Blumen schmücken quietschbunte Plastiksträuße und eingerahmte Bilder der Verstorbenen die Totenschreine.

Ein weiteres Detail springt mir am Wegesrand in’s Auge. Es sind leere Waschmittelkanister, die hier die Gießkannen ersetzen. Praktisch – zweifellos. Und doch bringen sie mich an diesem ehrwürdigen Ort zum Grinsen.

Wir gehen weiter, vor uns die terrassenartig angelegten Gräber, durchbrochen von schmalen Baumreihen und umrandet von Mauern. Denn neben der 0815 Erdbestattung und Urnen gibt es in Kroatien noch einen Mittelweg: Steinerne Wände mit Fächern, in denen die Särge wie in einem Regal gestapelt werden. Warum man sich an seinem Lebensende ausgerechnet in so eine Schublade stecken lassen sollte, konnte mir Dosi nicht erklären. Sie würde sich nämlich am liebsten verbrennen lassen und ihre Asche im Meer verstreut sehen. Aber das geht auch in Kroatien nicht.

Doch genug der Gedanken an das Jenseits – es ist Zeit, in die Welt der Lebenden zurückzukehren. Das Wochenende ist schließlich so schon kurz genug.

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