Schlaglichter des letzten Monats

Viele Feste an einem Tag

Am Morgen des 14. Oktobers stand ich früh auf. Uljana hatte sich dazu bereit erklärt, mit mir heute einen orthodoxen Gottesdienst zu besuchen. Auch ein konkreter Anlass dafür bestand, denn der 14. Oktober markiert im Jahreslauf aller orthodoxen Kirchen Moskauer Patriarchats (das in Saporoshje dominiert) das sogenannte „Schutzfest der allheiligen Gottesgebärerin“.

Religion und Glaube spielten in Saporoshje lange keine Rolle. Da die Stadt größtenteils erst während der Sowjetunion entstand, deren Staatsdoktrin atheistisch war, wurden keine Kirchen gebaut. Die Tempel dieser Zeit waren Fabriken. Anders verhielt es sich in alten Städten (bspw. Lemberg oder Kiew), die von vielen Kirchen und Kathedralen aus der Zarenzeit geprägt waren. Trotz größter Anstrengnungen gelang es dem sowjetischen Regime an diesen Orten niemals, die Gemeinden vollständig auszulöschen.

Mit dem Ende der Sowjetunion erhielt die orthodoxe Religion wieder Einzug in die gesamte slawische Gesellschaftsordnung. Millionen von Menschen ließen sich taufen, die Orthodoxie avancierte zum weltanschaulichen Anker der postkommunistischen Welt, auch in Saporoshje. Die größte Kirche der Stadt, die Heilige-Schutz-Kathedrale, wurde erst vor wenigen Jahren fertiggestellt. Nun stand ich vor dem Bauwerk.

Es herrschte reges Gedränge. Durch Lautsprecher drangen die priesterlichen Gesänge nach draußen auf die Straße. Im Kirchengebäude selbst war es noch voller. Vor allem Frauen (die innerhalb orthodoxer Kirchengebäude Kopftücher tragen müssen) hatten sich um die Ikonostase versammelt und lauschten dem Singsang der bärtigen Priester. Bis auf die Ausdrücke „Herr, errette uns“ oder „Herr, erlöse uns“ verstand ich leider nur wenig. Abwechslungsreicher wurde es, als einer der Priester mit einer großen Kelle Weihwasser über die Köpfe der Gläubigen verteilte. Ein besonders anteilnehmendes Mütterchen bat sogar noch einmal um Nachschlag, den sie direkt bekam: mitten ins Gesicht. Dankbar bekreuzigte und vorbeugte sie sich vor dem Geistlichen. Dieser forderte die Umstehenden als nächstes auf, den Kirchenchor zu unterstützen. Der Gesang als Form des Gebets nimmt einen sehr wichtigen Platz in der orthodoxen Liturgie ein. Auf den Einsatz von Musikinstrumenten wird gänzlich verzichtet, weil diese nicht beten können. Ohne die Worte zu kennen, stimmte ich mit in die Gesänge ein. Es bereitete Freude. Heiter verließen wir die Kathedrale nach ca. 15 Minuten. Am ganzen Gottesdienst teilzuhaben, der etwa drei Stunden gedauert hätte, wäre mir doch zu viel geworden. Nach einem kurzen Abstecher in eine kleine Kapelle neben der großen Kirche (die Stimmung des hier stattfindenden Gottesdienstes war etwas feierlicher und dichter) fuhren wir dann weiter auf die Insel Chortyzja. Denn auch die Feierlichkeiten anlässlich des Tages des Verteidigers der Ukraine wollte ich mir nicht entgehen lassen.

Auf Chortyzja herrschte Volksfeststimmung. Einige Männer torkelten bereits betrunken durch die Gegend. Besonders in Erinnerung ist mir ein junger Mann geblieben, der laut grölend mit der ukrainischen Nationalflagge durch die Gegend rannte. Die übrigen Gäste verfolgten angetan ukrainische Volksmusik und -tänze. Als mir durch Darsteller in Kosakenkleidung schließlich klargemacht wurde, dass dies heute auch der Tag der ukrainischen Kosaken sei, dachte ich mir nur noch: „Na dann, fröhliches Feiern!“

Seminar in ODESSA

Ende Oktober fand in der wunderschönen Hafenstadt Odessa ein kurzes Seminar zur Vorbereitung auf die anstehenden DSD II – Prüfungen statt. Neben anderen kulturweit-Freiwilligen traf ich auf weitere Deutschlehrerinnen aus der ganzen Ukraine (einschließlich Krim). Wir waren eine ganz nette Truppe, gingen gut essen, besuchten die Oper und beschäftigten uns natürlich auch mit sachbezogenen Themen, die das Deutsche Sprachdiplom betrafen. Eine Überraschung stellte ein kurzes Gespräch mit dem deutschen Botschafter in der Ukraine, Ernst Reichel, dar, der unserem Seminarort, einer Schule mit vertieftem Deutschunterricht, gerade einen Besuch abstattete. Erst seit diesem Jahr ist Reichel in der Ukraine tätig. Er arbeite sich zwar derzeit noch ein, bekannte der Diplomat, allerdings sei ihm schon das beeindruckende Außmaß aufgefallen, in dem sich die Ukraine seit dem Ende der Sowjetunion entwickelt habe. Letzteres erlebte er übrigens als Generalkonsul in St. Petersburg. Dennoch sei natürlich in der Ukraine noch viel zu tun – insbesondere angesichts der derzeitigen im Osten des Landes.

Neben solchen Momenten des Ernstes gestaltete sich der Odessaaufenthalt als Genuss. In dieser Stadt begann während einer Jugendbegegnung im Oktober 2013 meine Liebe für Osteuropa. Odessa ist eine architektonische Perle, zumindest im Zentrum, und bietet ein ganz ausgezeichnetes Nachtleben mit tollem Essen, großartiger Musik und offenen Menschen, die für ihre „odessitische“, d. h. lebensbejahende, gelassene und optmistische Mentalität berühmt sind.

Meine Arbeit am Gymnasium 46

Mittlerweile habe ich mich ins Schulleben integriert und meine festen Aufgaben gefunden. Neben der Begleitung der DSD-Kandidaten und regelmäßiger landeskundlicher Beiträge zu Deutschland in verschiedenen Klassen gehört nun auch das zu meinem Tätigkeitsbereich, was ich gerne mache und gut kann: Erlebnispädagogik. Dazu habe ich eine Projektgruppe für Schülerinnen und Schüler von der 5. bis zur 8. Klasse ins Leben gerufen. Einmal in der Woche treffen wir uns, singen Lieder in verschiedenen Sprachen, gewinnen Vertrauen zueinander durch kooperative Spiele und werden hoffentlich noch zu einer kleinen Gemeinschaft. Mit Liedern und Reimen bin ich auch regelmäßig in der zweiten Klasse tätig, was besonders viel Freude bereitet, weil die Kinder in diesem Alter noch so empfänglich für spielerische Unterrichtselemente sind.

Kurzum: Ich bin mittlerweile richtig angekommen, erlebe viel und sinniere oft. Falls mir dabei geistreiche Erkenntnisse in den Sinn kommen sollten, werde ich diese am Ende meines Frewilligendienstes Euch und Ihnen mitteilen. Alles Gute – Richard

Die Deutschen Wochen in der Ukraine

Seit Herbst 2013 veranstalten deutsche Kulturinstitutionen in der Ukraine im Jahrestakt die Deutschen Wochen. Unter der Schirmherrschaft der Deutschen Botschaft in Kiew sollen sie für die Ukraine ein „sichtbares Zeichen des deutschen Engagements und der Unterstützung“ sein in den „schwierigen Zeiten, die das Land durchlebt“. Im Rahmen verschiedener Veranstaltungen werden Vertreter aus Kultur (DSD-Schulen, Goethe-Institut, DAAD), Wirtschaft, Politik (bspw. Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) und Zivilgesellschaft zusammengeführt, um das Band ukrainisch-deutscher Beziehungen zu festigen und weiterzuspinnen.

Auch Saporishia war einer der Schauplätze der Deutschen Wochen, so dass es mir möglich war, einen kleinen Einblick in diese Veranstaltungsreihe zu erhalten.

Den Auftakt bildete Ende September ein Konzert des in der deutschen und internationalen Kammermusikszene ziemlich bekannten Trios „Oberon“ (Violine, Violincello, Klavier). Im frisch sanierten Saal der Philharmonie Saporishia wurden die virtuosen Darbietungen zu einem klanglichen Genuss. Zur Aufführung kamen Werke von Beethoven, Haydn, Bray und Barthdoldy. Auf das Konzert folgte noch ein kleiner Empfang samt Buffet (deutlich leckerer als das, was ich selbst zubereiten kann). Im Gespräch zeigten sich die Musiker des Trios allesamt etwas geschockt vom ärmlichen Eindruck, den Saporishia mit Ausnahme seiner wenigen glänzenden Gebäude (Philharmonie, Oper, Rathaus) macht. Tatsächlich sehen viele Fassaden der endlosen sowjetischen Blockbauten so aus, als könnten sie in jedem Moment zusammenfallen. Nichtsdestotrotz verbergen sich nicht selten schöne und gemütliche Wohnungen hinter der kümmerlich-grauen Außenhülle.
Letztlich war der Abend von einer recht heiteren Stimmung geprägt, in der etliche Vorzüge der ukrainisch-deutschen Beziehungen bzw. einer Westbindung des Landes gepriesen wurden. Ich selbst konnte mich allerdings nicht des Gefühls entledigen, das im Bewustsein der Widersprüchlichkeit entstand, mich in einem mit Gold verzierten, wunderschönen Raum zu vergnügen und gleichzeitig zu wissen, dass sich der Großteil der Einwohner Saporishias mit etwa 100 Euro von Monat zu Monat hangelt. Wie müssten sich erst die Oligarchen in diesem Land fühlen, wenn sie diese exorbitante materielle Ungleichheit ernsthaft nachempfinden würden?

Die zweite Station der Deutschen Wochen in Saporishia war für mich der Besuch des Generalkonsuls Wolfgang Mössinger an „meinem“ Gymnasium 46 anlässlich des Tags der Deutschen Einheit. In den vorangegangenen Wochen hatte ich intensiv mit den Elftklässlern den Mauerfall, die deutsche Wiedervereinigung, das Ende der Sowjetunion und die Unabhängigkeit der Ukraine bewegt, um sie auf ein fruchtbares Gespräch mit dem Generalkonsul und seiner Ehefrau vorzubereiten. Dementsprechend gespannt und aufgeregt betrat ich am 3. Oktober das Schulgebäude. Nach obligatorischer Begrüßung und Vorstellung war dann endlich der Moment gekommen, um die Früchte meiner Arbeit zu ernten. Doch was dann kam, verblüffte mich selbst. Im Zentrum der Aufmerksamkeit gaben die jeweiligen Schülerinnen und Schüler der 11. Klasse nach Reih und Glied einen auswendig gelernten Text wieder. Darauffolgende Fragen konnten nur von den zwei besten Kandidatinnen beantwortet werden; was fehlte, war ein echter Austausch. Ich führe diese etwas unangenehme Situation auf drei Faktoren zurück: die Angst vor sprachlichen Fehlern beim spontanen, freien Sprechen, die Tradition des Auswendiglernens und die Aufregung angesichts des hohen Besuchs.

Der Besuch des Generalkonsuls und seiner Ehefrau

Das stupide Auswendiglernen fremdsprachiger Texte ist im osteuropäischen Bildungswesen aufgrund der Fächerolympiaden fest verankert. Im Bereich der Fremdsprachen besteht die Vorbereitung auf die Olympiade für die Oberstufenschüler darin, etwa zehn Texte zu unterschiedlichen Themen auswendig zu lernen. Vor einer Jury wird dann einer dieser Texte ausgelost und vorgetragen. Das war’s. Bewertet werden grammatische Korrektheit, Flüssigkeit, Aussprache und Auftreten. Nicht berücksichtgigt werden Verständnis, eigene Gedanken und intuitives Sprechen. Infolgedessen ist das Verhältnis der Schülerinnen und Schüler zur Fremdsprache davon geprägt, jegliche Fehler möglichst zu vermeiden. Man schweigt oft lieber, als einfach so ein paar Sätze in der fremden Sprache zu formulieren. Gesprochen wird lieber das, was bereits gelernt wurde. Dafür gibt’s dann auch eine gute Note.

Viele Lehrerinnen an meiner Schule sind sich der problematischen Folgen dieser Lernart wohl bewusst, können aber nur wenig dagegen unternehmen, weil die Olympiaden im Lehrplan fest vorgesehen sind, dem die Lehrkräfte zu folgen haben, wenn sie ihre Arbeit nicht verlieren wollen.
Ein kleiner Hoffnungsschimmer für mich ist die Tatsache, dass manche Lehrerinnen in den Unterrichtsstunden die Schülerinnen und Schüler aktiv ermutigen, ohne Angst vor Fehlern und der Andersartigkeit der Sprache einfach den Versuch zu unternehmen, frei und spontan zu sprechen. Das ist doch schon einmal ein Schritt in die richtige Richtung!

Den Abschluss der Deutschen Wochen in Saporishia bildete ein festlicher Empfang im besten Hotel der Stadt. Wie gewohnt waren viele Menschen (ca. 250) aus verschiedensten Bereichen geladen. Ein ukrainischer Chor gab die Hymne der Ukraine, Deutschlands und der Europäischen Union zum Besten, der Generalkonsul und der Gouverneur der Oblastj Saporishia (vergleichbar mit einem deutschen Ministerpräsidenten) lobten die ukrainisch-deutsche Zusammenarbeit in Zeiten der Krise und das Essen war formidabel.

In Erinnerung geblieben sind mir zwei Begenungen, zum einen mit einer US-amerikanischen Mitarbeiterin der Ukraine-Mission der OSZE, die im Kriegsgebiet Aufklärungseinsätze leitet, und zum anderen mit einer Deutschlehrerin aus Donezk. Tatsächlich verkehren Busse zwischen dem Separatistengebiet und dem Rest des Landes, so dass Beate Kopitzsch die Einladung zum Empfang annehmen konnte.

Die etwa 50-jährige Lehrerin erzählte mir, dass das Donnern von Maschinengewehren aus der Ferne mittlerweile Normalität geworden sei. Was Kopitzsch in Donezk hält, ist die Verantwortung gegenüber der eigenen DSD-Schule, die mittlerweile nur noch existieren kann, weil das Auswärtige Amt sie finanziert. Die Regierung in Kiew hat sämtliche Geldflüsse in den Osten gestoppt.
Beste Erinnerungen hat die Lehrerin an die Städtepartnerschaft mit Bochum. Als ich ihr sagte, auf einer Waldorfschule Russisch erlernt zu haben, kam die herzliche Dame überraschenderweise gleich ins Schwärmen: „Oh ja, die Bochumer Waldorfschüler haben uns früher [vor dem Krieg] einige Male besucht. Was für aktive und fähige Menschen das waren!“ Etwas perplex errötete ich. Ich hatte weder erwartet, Einwohnern Donezks zu begenen, noch eine ukrainische Deutschlehrerin zu treffen, die nicht nur von Waldorfschulen gehört hat, sondern auch Waldorfschüler kennen und schätzen gelernt hat. Zufälle gibt’s! Erfüllt von dieser Begegnung machte ich mich später auf den Heimweg.

Die Deutschen Wochen in Saporishia eröffneten mir nicht nur einen faszinierenden Einblick in den festlichen Teil auswärtiger Politik, sondern ermöglichten mir auch zahlreiche Begegnungen, die mir die Ukraine noch einmal nähergebracht haben. Dafür bin ich sehr dankbar.

Chortyzja

Ende September erhielt ich von Angelina, einer der Studentinnen, die ich vorher kennengelernt hatte, eine Einladung zu einem Ausflug auf die Insel Chortyzja. So stand ich am Freitag des 30. Septembers früh auf und fuhr mit der Marschrutka zum vereinbarten Treffppunkt. Weiter ging es mit dem Auto. Als wir gerade die Brücke vom Festland auf die Insel passierten, zeigte sich die Sonne am Horizont. Mit dem heller werdenden Tag stieg auch meine Stimmung. Ich war gespannt!

Chortyzja war einst das Zentrum des ukrainischen Kosakenhetmanats gewesen, eines halbstaatliches Gebildes, das ab dem fünfzehnten Jahrhundert an der Grenze zwischen Wald- und Steppenlandschaft entstanden war, begründet von entlaufenen Leibeigenen, die genug vom unfreien Leben im russisch und polnisch beherrschten Norden hatten. Von den Tataren im Süden schauten sich die Kosaken das Reiten ab, und als ihre wilden Kavallerieverbände im achtzehnten Jahrhundert den Höhepunkt ihrer Macht erreichten, wurden sie von den Zaren in Moskau nicht weniger gefürchtet als von den Königen in Warschau.

Neben dem Fürstentum von Kiew ist das Kosakenhetmanat der einzige ernstzunehmende Vorläuferstaat, auf den sich die Ukraine heute berufen kann. Seine Rolle im offizielen nationalen Selbstverständnis ist so zentral, dass mir der Kosakenmythos immer wieder begegnet. In den Speisekarten einiger Restaurants, im Werbematerial politischer Parteien, auf Pralinenschachteln, Wodkaflaschen und Plattencovern, überall entdecke ich stilisierte Klischeekosaken: kriegerische Blicke über mächtigen Schnauzbärten und geschorene Schädel mit einem einzigen langen Haarschopf in der Stirn.

„Mein Gott, was ist das für eine reine Luft hier“, war der erste Gedanke, der mir kam, als ich den Boden der Insel betrat. Der Unterschied zum Industrie- und Autogestank der Stadt hätte größer nicht sein können. Mit seinen (geschützten) Wäldern, Wiesen, Seen und Stränden stellt Chortyzja ein beliebtes Naherholungsgebiet dar.

Wir standen vor dem hölzernen Eingangstor des Freilichtmuseums der Insel, das das Leben in der Sitsch nachbildet. Die Sitsch war der dorfähnliche Lebensmittelpunkt der Kosaken. Umgeben von einer Mauer, befanden sich in der Mitte dieses Ortes eine orthodoxe Kirche und viele kleine Hütten. Während wir warteten, stießen immer mehr Menschen zu uns. Es waren überwiegend junge Studenten aus der Nachbarstadt Dnipro, die in Strömen die Reisebusse verließen. Als der Einlass begann, waren es mehr als 300 Menschen, die durch das Tor marschierten.

Innerhalb der Sitsch erwarteten uns kostümierte Krieger, die mit Säbeln und Peitschen hantierten. Sie führten Kämpfe vor und gaben lautstarke Schlachtrufe von sich. Diese Aufführungen versprühten trotz der Gewalt und Wildheit eine gewisse Komik, war doch klar, dass es sich bei den Kosaken eigentlich um junge Ukrainer handelt, die auf diese Weise ihr Geld verdienen.

Alle Gebäude der Sitsch waren frei zugänglich. Neben vielen Werkstätten (bspw. einer Schmiede) besichtigten wir Wohnhäuser verschiedensten Interieurs: Am komfortabelsten lebte der Hetman (das Oberhaupt der Sitsch), der Knecht musste mit einer einfachen Holzpritsche vorlieb nehmen. Das Eintauchen in die kosakische Welt war wirklich faszinierend. Ständig entflammten vor meinem inneren Auge Bilder von mächtigen Reiterscharen, die immer mehr Bauern aus der Leibeigenschaft der Despoten befreien. Ja, ich empfing die volle Ladung des Kosakenmythos…

Abgerundet wurde mein Ausflug in das „Heiligtum der Ukraine“ noch durch echtes Reittheater, in dem junge Kosaken-Darsteller verschiedenste Kunststücke auf dem Pferde zum Besten gaben. Es war ein kurzweiliger, heiterer Spaß! In knappen Reden preisten die Aktuere schließlich die unglaublichen Fähigkeiten der Kosaken. Nun weiß ich, dass sie nicht nur die stärksten Kämpfer waren, sondern auch die lustigsten Trinkgesellen und die fähigsten Liebhaber. Also dann: auf den Krieg, die Liebe, das Leben und die Freiheit!

Trotz dieser Fähigkeiten und Stärke wurde das Saporoger Kosakentum unter Katharina der Großen Ende des achtzehnten Jahrhunderts zerschlagen. Stattdessen kolonisierten nun Mennoniten aus Danzig die Insel, die durch das Versprechen Katharinas, vom Kriegsdienst befreit zu werden, ins damalige Russische Reich gelockt wurden. Damit endete die Epoche der ukrainsichen Kosaken vollends.

Die heutige Ukraine ringt mit allen Mitteln um ihre nationale Identität und Einheit. Dabei geht es auch darum, die Unabhängigkeit von der russischen Kulturentwicklung zu betonen. Doch wenn ich bereits etwas verstanden habe, dann ist das die Tatsache, dass die Ukraine ein Land ist, das gerade durch seine Vielfält und Heterogenität gekennzeichnet ist. Ob die mediale und staatliche Unterstützung für das Wiederaufleben des Kosakenmythos wirklich der gesamtkulturellen Wirklichkeit im Land Rechnung trägt, ist fraglich.

Im Rausch der Erlebnisse

Zwei turbulente und ereignisreiche Wochen neigen sich dem Ende zu, und da ich jetzt endlich wieder schnelles Internet und Muße gefunden habe, will ich die Gunst der Stunde nutzen, um von meinen Erlebnissen zu erzählen; aber der Reihe nach.

Ankunft

Am Dienstag, 13.9.2016 um 7:20 Uhr erreichte mein Zug Saporoshje, knapp 11 Stunden vorher war ich am Kiewer Hauptbahnhof in den Schlafwagen eingestiegen.

Ich hatte ganz bewusst das günstigste Ticket (umgerechnet ca. 5 Euro) für den sogenannten „Platzkartnyi“-Liegewagen gewählt. Man hockt hier auf engstem Raum im wahrsten Sinne des Wortes aufeinander (s. Bild). Der Vorteil der postsowjetischen Holzklasse besteht aber immer noch in der Begegnung: Fremde können recht schnell ins Gespräch kommen, laden sich gegenseitig zu einer Tasse Kaffee oder Tee (manchmal auch Wodka) ein oder helfen sich beim Anreichen des Bettzeugs.

Diesmal war meine Fahrt jedoch verhältnismäßig schweigsam gewsen, weil die Babuschkas neben mir sofort zu Bett gegangen waren und die anderen Mitfahrerinnen und Mitfahrer in meinem Umkreis permanent auf ihre Smartphones geblickt hatten. Nichtsdestotrotz hatte ich die Gemütlichkeit der langsamen Fahrt (ca. 70. km/h) genossen und mich rasch vom schaukelnden Zug in den Schlaf wiegen lassen.

In Saporoshje kam ich natürlich auf die Minute püntklich an, weil die Reisezeiten der ukrainischen Eisenbahn so großzügig ausgelegt sind, dass Verspätungen extrem selten sind. Ich verließ den alten Sowjetzug, der übrigens in den ukrainischen Nationalfarben (Blau für den Himmel, Gelb für ein Kornfeld) lackiert war, und wurde auch beinahe sofort von einer Frau auf Deutsch angesprochen: „Bist du Richard?“ Bei der besagten Frau handelte es sich um Julia, eine der 19 Deutschlehrerinnen am hiesigen Gymnasium 46. Die Begrüßung mit ihr und ihrem Ehemann war herzlich! Da es noch einige Fragen bezüglich meiner zukünftigen Unterkunft gab, sollte ich zunächst bei den beiden unterkommen.

Gemeinsam fuhren wir nun mit dem Auto vom Bahnhof in die Stadt hinein. Hier bot sich bereits ein herrlicher Anblick, als wir am Dnjepr entlangfuhren. Der gewaltige Strom wird hier von Chortyzja geteilt, einer der größten Flussinseln Europas. Auf der Insel versammelten sich vor drei- bis vierhundert Jahren die Saporoger Kosaken, um frei von aller Adelsherrschaft zu leben. Im Volksmund wird Chortyzja oft auch als „das Herz der Ukraine“ bezeichnet. Julia teilte mir direkt mit, dass es als Gast meine Pflicht sei, die Insel zu besuchen. Dieser Pflicht werde ich natürlich noch nachkommen. Fasziniert war ich zudem von der Fahrt auf der „Domallee“ (sobornij prospekt), die bis März eigentlich noch „Lenin-Prospekt“ hieß. (Im Rahmen eines neuen Gesetzes lässt die ukrainische Regierung zur Zeit allerdings alle Namen und Symbole, die mit dem Kommunismus verbunden sind, aus der Öffentlichkeit entfernen.) Der Prospekt ist breit (sechs Spuren), lang (ca. 11 km) und schnurgerade. Zwar ist eine solche Hauptstraße in diesem Teil der Welt eine typische Erscheinung, sie hinterlässt bei mir jedoch stets aufs Neue einen nachhallenden Eindruck.

Nach der Ankunft in Julias Wohnung und einer erfrischenden Dusche fand der Tag natürlich noch kein Ende. Wir machten uns direkt zur Schule auf. Ich konnte es kaum erwarten, meinen zukünftigen Arbeitsplatz endlich kennenzulernen.

Das Gymnasium 46

Das Schulgebäude von hinten

Das Schulgebäude von hinten

Das Gymnasium 46 wurde ursprünglich als Mittelschule 1931 gegründet. Bereits zu Sowjetzeiten – 1957 – wurde hier Deutsch als erste Fremdsprache eingeführt. Nun handelt es sich bei der Schule um ein modernes ukrainisches Gymnasium, das die ca. 800 Schülerinnen und Schüler nicht nur zum Abitur in Klasse 11 führt, sondern auch zum Deutschzertifikat B2/C1, das dazu berechtigt, ein Studium in Deutschland aufzunehmen.

Kaum hatte ich das Schulgelände betreten, wurde ich als der „nemezkij maltschik“ (der deutsche Junge) erkannt. Vor allem zahlreiche Kinder begrüßten mich freudig und enthusiastisch, jedoch konnte ich auch bereits mit einigen Schülerinnen und Schülern aus der Oberstufe freundliche Worte wechseln – sowohl auf Deutsch als auch auf Russisch. Kurze Zeit später lernte ich schließlich meine Mentorin Larissa Kaplunova kennen, mit der ich mich seit April in schriftlichem Kontakt befand. Voller Freude begrüßten wir uns, dann folgte eine kurze Tour durch die Deutschklassenzimmer mit der obligatorischen Kurzvorstellung und kräftigem Händeschütteln.

Spiegelbildlich für die ganze heutige Schulsituation in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion arbeiten auch im Gymnasium 46 fast nur Frauen. Ein einziger Geschichtslehrer in dem mehr als 70 Lehrkräfte umfassenden Kollegium bildet die große Ausnahme. Ein Grund für diese Tatsache ist der, dass das Lehrergehalt in der Ukraine extrem niedrig ist. Männer, die weiterhin in der Ukraine meistens als die Haupternährer der Familie gelten, sehen deswegen schon früh davon ab, an einer Schule zu arbeiten. Die Bezahlung reicht in der Regel gerade so, um allein über die Runden zu kommen. Offiziell will die Regierung die Gehälter im kommenden Jahr erhöhen, doch meine Kolleginnen sind weitestgehend skeptisch. In ihrer Biografie sind ihnen von Politikern schon viele Versprechungen gemacht worden, die nur zu einem Bruchteil in Erfüllung gingen.

Mein erster Schultag wurde schließlich von einer ersten Unterrichtshospitation in der 9. Klasse abgerundet. Die Schülerinnen und Schüler waren mehrheitlich echt beteiligt, aktiv und mit Freude bei der Arbeit. Sie hatten viele Fragen an mich, so dass ein ziemlich schönes Gespräch entstand. Hierbei bemühte ich mich aber auch, mich nicht als ein „antwortendes Ausstellungssobjekt“ zu präsentieren, sondern als ein ernsthaft interessierter Gast. Demgemäß bekam auch ich viele Antworten zu dieser mir neuen Stadt und dem hiesigen Alltagsleben.

Zu meiner großen Freude durfte ich bereits wenige Tage später erste Vertretungsstunden in der 10. und 11. Klasse übernehmen. Es folgten zahlreiche Kennenlernspiele, jedoch hatte ich auch einen kleinen Auftrag, der darin bestand, mit den Schülerinnen und Schülern den Besuch des deutschen Generalkonsuls aus Dnipro am Tag der Deutschen Einheit vorzubereiten. Seitdem sind einige Unterrichtsstunden vergangen, in denen wir uns mehr oder weniger intensiv mit der deutsch-deutschen Teilung, dem Mauerfall, dem Zerfall der Sowjetunion und der darauffolgenden Unabhängigkeit der Ukraine auseinandergesetzt haben. Das Gute an der Thematik ist, dass sich auch immer ein Bogen zur Ukraine schlagen lässt, womit einseitige Landeskunde zu Deutschland vermieden werden kann.

Insgesamt fällt mir auf, dass in der Schule ein starkes Bewusstsein für Form und Auftreten besteht. Es gibt demzufolge zwar keine Uniform, aber eine Kleiderordnung: Grelle Farben sind verboten, stattdessen sind Schwarz und Weiß zu bevorzugen. Außerdem sind Blusen oder Hemden T-Shirts und Sweatshirts vorzuziehen. Auch der Unterricht verläuft in etwas geordneteren Bahnen (bspw. absolut kein Reinrufen), als ich es aus Deutschland kenne, was sicherlich auch daran liegt, dass die Schülerinnen und Schüler für jede einzelne Unterrichtsstunde eine Note erhalten, die in die Jahresnote einfließt.

In der Unterstufe wird als wesentliche Unterrichtsmethode vor allem auf Auswendiglernen gesetzt. Regelmäßiges „Pauken“, Abfragen und Wiederholen gehören zur Tagesordnung. Dies liegt wohlgemerkt auch am Schema der aus Deutschland stammenden Lehrbücher. Die Lehrerinnen sind wiederum total offen, was spielerische und künstlerische Sprachlernmethoden mit allen Sinnen angeht, in denen die Freude und innere Beteiligung im Vordergrund stehen und das Aneignen der Fremdsprache als „netter Nebeneffekt“ geschieht.

Eine meiner bisherigen Sternstunden war die anfängliche Einstudierung des Märchens „Der Wolf und die sieben Geißlein“ mit herzallerliebsten Kindern aus der 6. Klasse. Es war richtig herrlich, konnten wir hierbei doch alle wild herumtoben, singen und lachen. Sowohl für die Jungschauspieler als auch für mich war es ein Genuss, in diese Märchenwelt einzutauchen, in der Gut und Böse so klar zu erkennen sind. Die Aufführung ist für Dezember anberaumt, es wird sicherlich ein voller Erfolg.

Neben den so vielen guten und positiven Erfahrungen an der Schule gibt mir jedoch auch eine Erkenntnis ordentlich zu denken. Die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler kann sich in Zukunft weder ein Leben in Saporoshje noch in der Ukraine vorstellen. Ganz ehrlich wurde mir von dem Wunsch erzählt, auszuwandern – vor allem nach Deutschland. Ich kann diesen Wunsch von ganzem Herzen nachvollziehen. Die Ukraine hat mit Problemen zu kämpfen, die nur langsam zu lösen sind. Der Krieg hat im ganzen Land Spuren hinterlassen: im Osten Tod und Zerstörung, im restlichen Land Existenzangst und Perspektivlosigkeit. Dadurch, dass die nationale Wirtschaftsleistung rapide abgenommen hat, sind die Preise für den Lebensunterhalt enorm gestiegen, während gleichzeitig immer weniger Arbeitsplätze zur Verfügung stehen. Regelmäßig werde ich selbst von Einheimischen gefragt, warum ich als Deutscher in der Ukraine arbeiten will, ob ich allen Verstand verloren hätte (!) etc. Den Lebensalltag finanziell zu stemmen, ist für viele Familien hier die allerschwierigste Aufgabe. Die Lage verschärft sich jedoch noch, weil die Krise in der Ukraine nur dann nachhaltig zu überwinden ist, wenn gut ausgebildete Menschen hier im Land tätig werden. Eine Auswanderung der fähigsten Menschen verhindert logischerweise eine solche Entwicklung. Allem zum Trotz muss ich eingestehen: Mit meiner Arbeit unterstütze ich den „Brain-Drain“ insofern, als dass ich die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe auf das (Hochschul-)Leben in Deutschland mitvorbereite. Dieser Gewissenskonflikt besteht im Grunde seit dem Vorbereitungsseminar, auf dem wir u.a. für den Themenkreis Rassismus, westliche Privilegien und Postkolonialsmus sensibilisiert worden sind. Mit diesem neu geschaffenen Bewusstsein entand eben aber auch die Frage nach den Konsequenzen meines Freiwilligendienstes, die nicht notwendigerweise darin bestehen, die ungleichen sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse zwischen den Ländern auszugleichen. Nichtsdestotrotz genieße ich die Zeit hier natürlich so gut es geht – d.h. in meist vollen Zügen. Meine Hoffnung besteht zudem noch darin, dass viele der „Ausreisewilligen“ nach der akademischen Ausbildung im Ausland wieder ein Auge auf die Heimat werfen, denn die Ukraine ist einfach ein wunderschönes Land, das das Potenzial besitzt, all seinen Bewohnern gute und würdige Lebensverhältnisse zu bescheren. Ist eine solche Hoffnung naiv und weltfremd? Vielleicht. Sie ist aber trotzdem notwendig, um vor lauter Pessimismus nicht aufzuhören, zum Entstehen einer besseren Welt beitragen zu wollen.

Begegnungen in Saporoshje

Meiner lieben Mentorin Larissa Kaplunova war es vom ersten Tag an ein großes Anliegen, dass ich nicht einsam werde. So mobilisierte sie gleich zu Anfang ein paar Deutsch-Studenten von der Universität, die mir die Stadt zeigen sollten. Zwar sprachen sie alle SEHR gut Deutsch, doch nach kurzer Zeit fand irgendwie ein Großteil der Gespräche auch auf Russisch statt. Seit den mündlichen Abiprüfungen hatte ich mich leider nur noch sehr wenig mit der Sprache beschäftigt, doch zum Glück konnte ich von Stunde zu Stunde wieder tiefer ins Russische eintauchen, das ich tatsächlich lieben gelernt habe. Wir (Uljana, Angelina, Jana, Wlad und ich) schlenderten zunächst durch den öffentlichen Park Raduga („Regenbogen“), der uns an Teichen und Fontänen vorbeiführte, bis wir schließlich ans Ufer des Dnjepr gelangten. Diesem folgten wir bis zur beliebtesten Brücke der Stadt, der „Stroyashchiysya Most“ („Brücke im Bau“). Der Name ist Programm. Vor mehr als 15 Jahren begannen die Bauarbeiten, doch sie wurden vor geraumer Zeit eingestellt. Dafür kann man nun den ersten Brückenabschnitt betreten und entlangschlendern, bis dieser abrupt abbricht, dafür aber den Blick auf das Wasser in ca. 40 Metern Tiefe freigibt – ein Abenteuer genau nach meinem Geschmack!

In den darauffolgenden Tagen ging ich immer wieder spazieren („guljatj“). Das genüssliche Schlendern durch die Stadt gehört hier zur gängigen Freizeitbeschäftigung – auch unter Jugendlichen. Besondere Höhepunkte waren dabei der Gang über die 3 km lange Staumauer des Wasserkraftwerks DneproGES 2 sowie der Einkauf auf einem der vielen Straßenbasare, auf dem vor allem liebenswerte Babuschkas ihre Waren (vor allem Lebensmittel) zum Verkauf anbieten. An einem solchen Ort darf man bei bester Stimmung feilschen und probieren – was ein Spaß!

Saporoshje ist des Weiteren ein Industriezentrum der Region mit Firmen der Schwerindustrie (besonders Metallurgie). In der Stadt werden unter anderem Flugzeugmotoren, Landmaschinen und Motorfahrzeuge hergestellt. Das hat natürlich Folgen: Nach Tschernobyl befindet sich mein neuer Lebensort auf dem zweiten Platz der Städte mit der größten Umweltbelastung in der Ukraine. Steht der Wind schlecht, so sind selbst im Stadtzentrum die beißenden Gerüche der Industrie wahrzunehmen. Darüber hinaus ist das Stadtbild durch zahllose Plattenbauten immer noch sehr sowjetisch geprägt. Im Gegensatz zu Kiew, Odessa oder Lemberg hat die Stadt in den letzten Jahren kaum staatliche Förderung zum Ausbau der Infrastruktur erhalten, das ist eben sichtbar. Nichtsdestotrotz hat die Stadt ihren eigenen Charme. Sie erinnert mich ein bisschen ans Ruhrgebiet, und auch hier tragen die (jungen) Menschen das Herz einfach auf der Zunge. Daher kann ich sagen: Ich fühle mich in Saporoshje pudelwohl. Zudem bin ich sehr gespannt auf die weiteren Erkenntnisse und Erlebnisse in den nächsten Tagen. Bis dahin – Richard

Zwischenlandung

Am heutigen Tag wurde ein Moment Wirklichkeit, auf den ich mich bereits seit April vorbereitet hatte: Ich betrat ukrainischen Boden. Ich bin nicht zum ersten Mal in der Ukraine, doch es fühlt sich diesmal alles ganz anders an, denn dieses Land wird mindestens für die nächsten sechs Monate (hoffentlich) mein neues Zuhause werden.

Der Flug von Berlin nach Kiew war gepägt von verschiedensten Gedanken zum „kulturweit“-Vorbereitungsseminar. Es war eine sehr schöne Zeit, weil ich vielen tollen Menschen begegnen durfte, jedoch habe ich nun auch mehr Fragen als vorher, da ich dort vieles als aufwühlend oder sogar widersprüchlich empfand.

Nach meiner Ankunft wurde ich zunächst von guten Freunden empfangen, die hier leben. Wir verbrachten einen sehr ruhigen Tag, fuhren Tretboot auf dem Dnjepr und genossen die letzten warmen Sonnenstrahlen des Septembers. Morgen geht es dann mit dem Zug in die südöstliche Industriestadt Saporischschja. Ich freue mich unglaublich – nicht nur aufgrund meiner neuen Arbeit, sondern auch wegen der äußerst spannenden gesellschaftlichen und politischen Situation. Weitere Eindrücke und Gedanken folgen in den nächsten Tagen…

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