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Woche 24 – Va multumesc, Romania!

Zitat der Woche: „Kinder sind wie Pfannkuchen. Manche sind eher rund, andere eher schmal oder unförmig. Meistens sind sie aber alle süß!“ (Ein legendärer, selbsterfundener Flachwitz).

Danke.

Das bleibt mir zu sagen, wenn ich aus dem Zug-Fenster gucke und ein letztes Mal das wunderbare Stadtbild Brasov´s, die oft unberührte, bergige Landschaft und das eher einfache Leben der Menschen im Lande an mir vorbeiziehen sehe. Danke Rumänien, unter diesem Motto steht der dieswöchige Eintrag. Ich gehe dabei auf die Rahmenbedingungen, die Geschichte, die Natur und den Urlaub, das Leben und auf die Menschen ein, damit auch Personen, die dieses Land noch nie besucht haben, sehen können, warum es sich lohnt Rumänien zu besuchen.

Rahmenbedingungen:

Rumänien gehört flächenmäßig zu den eher größeren Staaten Osteuropas. Das Staatssystem ist eine parlamentarische Demokratie mit einem Premierminister als Regierungschef und einem Präsidenten als Staatsoberhaupt. Der jetzige Präsident, Klaus Johannis, ist sogar Teil der deutschen Minderheit. Besonders ist, dass jede einzelne anerkannte Minderheit im Land mindestens einen Sitz im Parlament hat. Die meistgesprochene Sprache ist Rumänisch, doch viele Menschen sprechen noch entweder Englisch, Italienisch, Ungarisch, Französisch oder Deutsch. Leider gehört Rumänien statistisch gesehen auch zu den korrupteren Staaten der Welt, auch nach dem Beitritt in die EU fließt weiterhin viel öffentliches Geld in private Taschen. Bisherige Reformen verlaufen schleppend, was auch oft daran liegt, dass primär konservative Parteien regieren. Aus meiner Sicht aber hat das Land durch schlaue, junge und zukunftsorientiertere Menschen in der nächsten Zeit die Chance, sich ein wenig neu zu erfinden und sein Potential zu nutzen. Es hat nämlich viel zu bieten.

Geschichte:

Schon früh gab es verschiedenste Siedlerstämme in Rumänien. Von den Ungarn, über die Osmanen und die Habsburger, bis hin zu den Siebenbürger Sachsen war alles dabei. Das erklärt auch die Minderheiten-Vielfalt, auf die ich später noch genauer eingehen werde. Die sichtbarsten, historischen Spuren aber kommen aus der Zeit des Kommunismus. Nach 1945 fiel das Land schnell unter die Kontrolle der Sowjetunion, geführt vom diktatorischen Präsidenten Nicolae Ceausescu. Zwar wurde dieser nach der Wende durch eine Revolution gestürzt, doch bis heute finden wir überall in Rumänien Plattenbauten und sehen, wo es im Kommunismus gemangelt hat. Korrekte Infrastruktur ist hier ein Beispiel. Nicht unoft gibt es Schlagloch gespickte oder gar nicht geteerte Straßen. Wenn man aber tiefer in die Geschichte des Landes eintaucht, dann wird man eine riesige Vielfalt entdecken. Es gibt mittelalterliche Kirchenburgen, Jahrhunderte alte Architektur und sagenumwobene Ortschaften, wie das Schloss Graf Dracula´s im tiefen Transsylvanien.

Natur&Urlaub:

Wenn wir schon von Vielfalt reden, dann passt dieses Thema wie die Faust aufs Auge. Egal ob du Wanderer, Artenforscher oder Strandurlauber oder Stadtentecker bist, in Rumänien findest du etwas. In der Mitte des Landes beginnen die Kaparten, die sich als Gebirgskette bis in die Ukraine ziehen. Hier kann man nicht nur mächtige 2000+ Meter Berge sehen, sondern auch, wenn man glücklich und angstfrei ist, Bären. Natürlich sind das nicht die einzigen Tierarten im Land. Wenn man sich zum Ende der Donau, dem Donau-Delta begibt, dann kann man in den vielen kleinen Wasser-Armen unberührte Natur mit einer unglaublichen Artenvielfalt entdecken. Das Delta ist ein muss, nur bitte geht dort nicht im Sommer hin, das Delta ist leider auch für seine Mücken bekannt… Aber dafür kann man zu dieser Zeit ja einfach entlang des Schwarzen Meeres, in das die Donau mündet, Richtung Süden fahren. Rund um die Hafen-Stadt Constanta gibt es kleine Stranddörfer, in denen man mit mehr und weniger Parties einen sonnigen Strandurlaub haben kann. Ein besonderes Dorf ist dabei Vama Veche. Es liegt direkt an der Grenze zu Bulgarien und ist für seine Hippie-Vergangenheit bekannt. Die Kommerzialisierung nach der Wende hat diesen Charakter zwar ein wenig verwischt, doch jedes Jahr kommen weiterhin viele junge, coole Menschen in die süd-östlichste Ecke Rumäniens, auch Hippies ;). Und ganz vergessen darf ich auch nicht die spannenden Städte. Neben Bukarest, der Hauptstadt, in der man gut feiern kann, gibt es weiter hinein im Land viele kleinere und schönere Städte. Beispiele sind hier Kronstadt und Hermannstadt (Brasov und Sibiu) in Transsylvanien, das sehr studentische Cluj-Napoca oder das schöne Oradea, das ich leider nie selbst sehen konnte, nahe der ungarischen Grenze. In diesen Städten findet man tolle, alte Architektur und einen deutlich angenehmeren Flair als in der größten Stadt Bukarest. Und bitte vergesst nicht die malerischen, kleinen Dörfer, die im ganzen Land zu finden sind. Hier ist das Leben einfach und bei den Basics geblieben, auch ganz nett. Wo ich schon vom Thema Leben spreche, ich sollte die Kategorie wechseln.

Brasov, eine der schönsten Städte des Landes

Idyllisches Dorfleben mitten in der Natur

Leben:

Es ist leider ein trauriger Fakt, dass 1/3 der Menschen das Land aus Gründen der Perspektivlosigkeit (auch von Korruption verschuldet) verlassen und es nationalistische bzw. diskriminierende Züge in der Gesellschaft gibt (als gäbe es diese in Deutschland nicht…). Das muss man auf jeden Fall kritisch betrachten! Trotzdem bin ich ein großer Fan des rumänischen Lebens. Ich habe das Land nicht nur auf Grund des warmen Wetters mit Süd-Italien verglichen. Viele Menschen sind neuen Bekanntschaften offener gegenüber als in anderen Teilen Europas und generell ist das Thema Familie präsenter. So hatte ich zum Beispiel das Gefühl, in rumänischen Gruppen nach kurzer Zeit wie in einer kleinen Extra-Familie behandelt zu werden. Zudem wird in Rumänien mehr im Jetzt gelebt als in der Zukunft. Man nimmt den Tag, wie er kommt, Pläne können halt mal schiefgehen und trotzdem kann man das Leben genießen. Das macht das Leben trotz materialistisch gesehen geringerer Qualität dann doch echt schön und liebens-/lebenswert! Ich würde jedem ans Herz legen, einen Teil der rumänischen Lebensansicht in den Alltag mitzutragen, um mit mehr Liebe und Optimismus und weniger Stress zu leben.

Menschen:

Ich habe jetzt schon über die Lebenseinstellung der Rumänen gesprochen und somit das Thema Menschen schon angesprochen, doch das würde ich gerne noch ein wenig mehr vertiefen. Wie gesagt, existieren in Rumänien ungewöhnlich viele Minderheiten, die meist friedlich nebeneinander Leben. Es gibt zum Beispiel viele Ungarn, einen Haufen Italiener und eine Hand voll Deutscher. Eine weitere große, von den Rumänen eher abwertend betrachtete Minderheit sind die, nach der deutschen politischen Korrektheit so genannten Sinti und Roma. Ich werde das Z-Wort nicht nutzen, um Niemandem auf den Schlips zu treten. Wer von mir mehr übre diese sehr interessante Debatte erfahren will, kann mir gerne schreiben oder einen Kommentar da lassen:). Durch die vielen Volksgruppen im Land gibt es natürlich auch viel unterschiedliche Kultur. Das fängt bei der Architektur an und endet im Kulinarischen. Ich bin zwar eher kein Fan der rumänischen Ernährung, doch die ungarische Küche schätze ich zum Beispiel sehr! Am Besten guckt ihr es euch einfach selbst an! Zum Ende dieser Kategorie würde ich dann nochmal ein Shoutout an alle Rumänen, die während meiner Zeit begegnet sind, sprechen. Danke an euch alle, egal, ob wir nur zusammen im Auto gefahren sind oder oder mehrere Tage gemeinsam verbracht haben! Ich schätze euch sehr wert!

Soviel zum Dank an Rumänien, meinen neusten Sehnsuchtsort! Kurz zum neusten Stand. Ich sitze momentan im Zug kurz vor den Toren Berlins und bereite mich auf meine Rückkehr vor. Meine Gefühle sind echt gemischt, ich frage mich wie sich das entwickelt. Das wird nächste Woche, in meinem letzten Eintrag thematisiert! 

Die Kinderspielstadt im kleinen Dorf Bekokten letzte Woche war ein voller Erfolg! Ich hatte eine tolle Zeit und konnte mich mit super Menschen connecten (nochmal ganz viel Liebe an euch, falls ihr das lest), es tut zudem immer mal gut mit Kindern zu arbeiten. Diese gute Zeit hat den Abschied zwar nicht leichter gemacht, doch trotzdem bin ich mit Sophia und Johanna am Samstag Nachmittag planmäßig in den Nachtzug nach Wien gestiegen! Die Fahrt war ziemlich anstrengend, doch es hat Alles geklappt. Wie gesagt bin ich bald zu Hause und werde mich dann ein wenig ausruhen, bevor am Donnerstag das Online-Nachbereitungsseminar von kulturweit beginnen wird.

Danke an die Menschen aus der Kinderspielstadt <3

Und das bringt uns dann auch zum Ende dieses Eintrages! Ich hoffe diese Ode an Rumänien hat euch gefallen und ihr bedenkt nun vielleicht auch mal, Rumänien zu bereisen. Genießt den Rest der Woche und ich freue mich auf euch nächste Woche!

Bis dahin, te pup, pa pa (Küsschen und Tschüss auf Rumänisch)!

Luca

PS. Musik:

Ich habe hier eine kleine List von rumänischer Musik für euch herausgesucht, hört gerne mal rein:

Dragostea din tei – O-Zone

Fresh – Puya

Perfect fara tine – Vama

Vara asta… – Vama Veche

O Secunda – Simplu

Minim doi – Alex Valea

Zalele – Claudia&Asu

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