Website-Icon Luca im Lande Draculas

Woche 23 – Aufbruchstimmung

Zitat der Woche: „Nett hier, aber waren Sie schonmal in Baden-Württemberg?“ (ein witziger Spruch, der auf gleichnamigen Stickern steht. Offenbar kleben diese Sticker an verschiedensten Orten dieser Welt)

Alo,

Wie der Titel des Eintrages vermuten lässt, war diese Woche die Allerletzte, die wir (also Johanna, Sophia und ich) in Brasov verbringen würden. Deshalb hieß es an einigen Stellen Abschied nehmen von der Stadt, die für mich die letzten fünf bis sechs Monate ein kleines Zuhause wurde und nicht selten ein Ort der Pause und des Rückzuges war. Letzteres war Kronstadt nach den Abenteuern der letzten Woche auch in dieser Woche. Viel Interessantes ist natürlich trotzdem passiert, wer hätte das gedacht.

Als ich nach einer zu langen Nacht der Reise und nach zu wenigen Stunden Schlaf am Montag in der Wohnung der Mädels, welche ich für die letzte Woche bewohnte, erwachte, sah ich vor dem Fenster gerade die Gestalten von Johanna und ihrer Mutter in Richtung Wohnung laufen. Johannas Eltern waren diese Woche in der Stadt, um die meisten von Johannas Mitgebrachten Dingen in ihrem Wohnmobil abzutransportieren, und im Laufe des Tages durfte ich sowohl Mutter als auch Vater kennenlernen. Fun Fact zu Johannas Vater: Er hat bei den Paralympischen Winterspiele eine Bronze-Medaille im Skifahren geholt!

Am Abend des Montags sah ich nach guten sechs Wochen dann auch meinen Betreuer Carol, der im Urlaub gewesen ist, bei einem großen Abendessen in einem ungarischen Restaurant wieder. Mit dabei war neben Carol, Johannas Familie und uns drei Freiwilligen auch eine Freiwillige aus Bulgarien, die sehr gut mit Sophia befreundet ist. Karla war auf dem Nachhauseweg und machte diese Woche halt in Brasov. Am Tag darauf sollte auch noch eine weitere Bulgarien-Freundin von Karla und Sophia dazu stoßen. Alle schliefen natürlich in der Wohnung von Sophia und Johanna und so war das Haus voll.

Es war aber auch wirklich schön. Als am Dienstag die Wohnung leergeräumt war, versuchte ich mich so gut wie möglich zu regenerieren und zur Ruhe zu kommen. Ich merkte, dass die letzte Woche noch in meinen Knochen saß, und deshalb versuchte ich, viel zu schlafen, mit Jannine Zeit zu verbringen und gut zu essen. Diesen Aktivitäten folgte ich auch bis Freitag praktisch ausnahmslos. Manchmal kamen noch Kartenspiele, nette Unterhaltungen und Spaziergänge hinzu.

Und so war es auch plötzlich schon Freitag. Doch dieser Freitag sollte nochmal spannend werden. Carol wollte diesen letzten Tag, den wir in Brasov verbringen würden, Vormittags mit uns verbringen und kurzerhand saßen wir um sieben Uhr morgens in seinem Auto, um zum Haus unseres Schulleiters Radu zu fahren. Bei Radu angekommen stiegen wir in einen Minibus ein und fuhren zu unserer geplanten Aktivität. Diese würde auf einem kleinen, rumänischen Bauernhof bei einem Bekannten von Radu stattfinden. Wir fuhren Schnapsbrennen!

Ja, richtig, Schnapsbrennen. Das klingt jetzt übel spektakulär, in Wahrheit aber war unsere Hauptaktivität, einen Bottich mit Pflaumen aus dem letzten Jahr in einen Schnapsofen zu schütten. Dieser Ofen wurde dann stark erhitzt, sodass die gegorenen Pflaumen in Dampf aufgingen und dieser Dampf dann durch ein Rohr in einen Kühlbehälter geleitet wurde, wo er abkühlte und als flüssiger Alkohol in einen Bottich lief. Das Ergebnis heißt Tuica, ist einfach gebrannter Pflaumenschnaps und hat zwischen 40 und 60 % Alkoholanteil.

 

Da dieser Destillierprozess gute zwei Stunden dauerte, wanderten wir durch das kleine Dorf und erkundeten den Bauernhof, auf dem die Destille stand. Der Hof hatte neben Hunden und Katzen auch Hühner und Schweine, das war echt cool. Den süßesten Anblick bekamen wir aber, als wir um eine Ecke bogen und dort ein Stallabteil voll mit kleinen Ferkeln vorfanden. Dieses naturnahe Leben ist eigentlich echt schön und einfach. Doch der Fakt, dass die Haustoilette ein Plumpsklo ist, nimmt dann jede Chance weg, dass ich dort jemals leben würde.

Zwei Stunden später, der Schnaps war fertig, fuhren wir dann mit 15 Litern frischem Schnaps zurück zu Radu. Dieser würde die Flüssigkeit nun in einem Eichenfass reifen lassen und als kleines Abschiedsgeschenk erhielt ich von ihm eine 1-L-Flasche mit selbstgebranntem Schnaps aus dem Vorjahr, klassisch rumänisch natürlich in einer Plastikflasche. „Klassisch rumänisch“ ist dabei vielleicht gar nicht so angebracht, denn seit kurzer Zeit gibt es die politische Bewegung, so weitläufig wie möglich auf Plastikflaschen zu verzichten. Nach einem Essen ging es dann zurück nach Brasov. Dort beendeten wir die letzten Aufräum-Arbeiten in der Wohnung und hatten einen sehr sehr netten Abend in der Runde. Es war nämlich der letzte Abend in Brasov.

Denn obwohl wir noch eine Woche im Rumänien hatten, würden wir diese Woche woanders verbringen. Am Samstag stiegen wir nach der Verabschiedung von den beiden Bulgarien-Freiwilligen in den Zug nach Fagaras ein. Als treuer Leser, weißt du bestimmt, was nächste Woche ansteht. Die lang geplante Kinderspielstadt wird nächste Woche stattfinden. Dafür ging es nach Fagaras, zum Veranstaltungsort, wo wir am Wochenende noch letzte Vorbereitungen trafen.

Heute, am Sonntag, kamen dann auch die Kinder an und die Spielstadt nahm an Fahrt auf. Außerdem freuten wir uns, Zeit mit den coolen Menschen, die wir bei der Vorbereitung im

Juli schon kennenlernen durften, zu verbringen. Die Kinderspielstadt wird die komplette nächste Woche bis Samstag einnehmen, was mich zum letzten Teil dieses Eintrages bringt.

Dies war nämlich der letzte, offizielle Wochenbericht. Ich bin der Meinung, dass die nächste Woche aufgrund der Kinderspielstadt für euch eher uninteressant wird, weshalb ich mich in den nächsten, letzten beiden Einträgen dieser Blog-Serie auf andere, zum Abschluss gehörende Themen konzentrieren werde und euch immer nur kurz Rahmen-Informationen geben werde. Ihr merkt, das Ende meiner kulturweit-Reise steht an. Das ist mir hier jeden Tag sehr präsent. Irgendwie habe ich schon ein Gefühl der Wehmut, doch meine Vorfreude auf meine Heimat steigt natürlich auch. Ich freue mich auf meine Familie, auf mein Elternhaus. Und so komisch es auch klingt, ich freue mich auch ein bisschen darauf, dass Wochen sich wieder ähneln. Wer diesen Blog länger liest, weiß, dass hier in Rumänien keine Woche der Anderen gleicht. Das erschwert natürlich richtige Pausen und genau das brauche ich endlich mal:)

Und somit kommen wir zum Ende. Ich hoffe dieser Eintrag hat euch gefallen und ihr habt ihn genossen! Wir sehen uns nächste Woche, wo ich meinen Eintrag aus dem Zug nach Hause schreiben werde… seid lieb zu einander und kommentiert auch gerne diesen Eintrag.

See y‘all!

Luca

p.s. Leider konnte ich über das Handy, auf dem ich hier schreibe, keine Bilder veröffentlichen. Ich trage das nächste Woche nach. Stellt euch einfach eine Destille und ein paar Ferkel vor.

Die mobile Version verlassen
Zur Werkzeugleiste springen