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Woche 22 – Erlebnisreich durch Europa

Zitat der Woche: „We`ll never know, until we know!“ (Luca, in einer philosophischen Minute)

Sonntag, 1.8.2021; Arad, Rumänien. Wir setzen an dem Punkt an, an welchem wir letzte Woche aufgehört haben. Ich hatte mich gerade mit Sophia getroffen, wir tranken einen Kaffee, um vor unseren bevorstehenden Plänen noch ein wenig Ruhe zu finden, und schauten Alexander Zverev dabei zu, wie er Olympia-Gold gewann, Glückwunsch! Kurz danach packten wir unser bereits eh zu schweres Gepäck mit Verpflegung voll, da wir nicht wussten, wann wir heute wo landen würden.

Und damit Hallo zum dieswöchigen Eintrag. Ich habe wirklich viel erlebt, deshalb lehnt euhc zurück, nehmt euch ein Getränk eurer Wahl und genießt diesen längeren Eintrag! Viel Spaß!

Unser Ziel am heutigen Tag war Budapest und wir versuchten mit einer für uns beide neuen Fortbewegungsmethode dorthin zu gelangen, wir fuhren per Anhalter. Da wir beide echt aufgeregt waren, waren wir umso froher (und vielleicht umso mehr erleichtert), dass nach kurzer Zeit eine Frau anhielt, die uns in ein ungarisches Dorf fuhr und uns von dort eine weitere Mitfahrt zum nächsten Bahnhof organisierte! Im besagten ungarischen Dorf konnten wir sogar eine auf ungarisch gehaltenen Kinder-Theater-Vorstellung (einer der Darsteller würde uns weiterfahren) mit an gucken und wir wurden praktisch mit Gebäck und Wasser vollgestopft. Ein sehr gastfreundlicher, erster Eindruck von Ungarn.

Die Fahrt zum Bahnhof klappte auch super, doch wir kamen ungefähr sieben Minuten vor der Zugabfahrt an und brauchten noch ein Ticket. Sophia und ich sind also zu einem, zum Glück auch auf Englisch agierenden Automaten gerannt und haben zwei Tickets für den richtigen Zug gelöst. Nur leider stellten wir im Zug fest, dass wir einen Rabatt für das Ticket gewählt hatten, der uns nicht zustand. Wir fuhren trotzdem erstmal einfach weiter und hofften auf das Beste. Der Schaffner mahnte uns zum Glück nur ab, auch sehr war sehr freundlich als er bemerkte, dass wir einfach keinen Plan hatten und wir nichtmal die Sprache sprachen! So kamen wir happy und bereit für unsere Rundreise erfolgreich in Budapest an.

Wir würden die nächsten drei Nächte bei einer sehr freundlichen Freiwilligen übernachten, die in ihrer zentral gelegenen, wirklich schönen Altbau-Wohnung noch Platz für uns hatte. Ich muss kurz anmerken, dass sie mit Abstand die beste kulturweit-Wohnung hat, die ich besuchen durfte. Wir schliefen halbwegs komfortabel und waren bereit für Budapest.

Unseren ersten Tag in der ungarischen Hauptstadt begannen wir mit einer Free-Walking-Tour (praktisch ein Trinkgeldbasierte, gratis Stadtführung) durch Pest. Wichtiger Exkurs: Budapest ist durch die Donau in zwei Stadteile, Buda und Pest, geteilt und erinnert sehr an ein ein wenig schöneres Prag. Ich war ja bereits auf der Durchreise kurz in der Stadt und hatte dort schon Gefallen gefunden. Dieses Gefallen hat sich auf der Tour und in den Tagen darauf echt bestätigt. Ich werde aus Zeitgründen auf Sightseeing etc. verzichten, schaut euch die besuchten Städte gerne selbst an, es lohnt sich.

Auf der Tour lernten wir ein paar weitere, coole Touristen kennen, mit denen wir den Rest des Tages verbrachten und Buda erkundeten. Bitte merkt euch den Namen Steffi, sie ist eine der anderen Touristen. Warum seht ihr später! Am Abend besuchten wir mit dieser Truppe einen sogenannten Ruin-Pub, eine Bar in einer alten Kriegsruine. In solchen Bars sind die verschiedensten Habseligkeiten gesammelt und so kann man beispielsweise in einer Badewanne sitzen. Mit der Gruppe war es echt witzig, doch Sophia und ich waren eher erschöpft und gingen bald schlafen.

Unsere Truppe nach der Tour. Steffi sitzt zwei Plätze links von mir

Dass dies die richtige Entscheidung war, merkten wir, als wir am nächsten Tag nach 30.000 Schritten nur halbwegs erschöpft nach Hause kamen. An diesem Tag arbeiteten wir die letzten Sehenswürdigkeiten ab und nahmen ein wenig das Stadtflair auf, als wir auf der großen Donau-Insel im Norden der Stadt spazieren gingen. Am Abend hatte ich zwar nach zwei Tagen durchpowern echt erstmal genug von Budapest, doch meine Reiselust war noch lange nicht gestillt.

Ein kleiner Blick auf Budapest

Und so standen wir am nächsten Vormittag an einer Tankstelle am Rand der Stadt, wieder mit dem Daumen draußen. Als wir nach drei Stunden und einem Ortswechsel immer noch keine Mitfahr-Gelegentheit hatten, beschlossen wir auf einen günstigen Zug zu unserem nächsten Ziel umzusteigen. Und so kamen wir freudig am Mittwoch-Abend in der slowakischen Hauptstadt Bratislava an. Da wir in dieser Stadt keine gratis Freiwilligen-Unterkunft hatten, begaben wir uns in ein Hostel. Die beiden besten Hostels der Stadt heißen „Wild/Urban Elephant Hostel“, auf die Idee, dass sie zusammengehörten, sind wir – warum auch immer – nicht gekommen. So entschieden wir uns gutmütig für das Wild Elephant Hostel, weil es ein wenig netter aussah. 

Schon an der Rezeption merkten wir langsam, warum es „Wild“ im Namen trug. Umgeben von einer sehr links-alternativen Einrichtung begrüßte uns ein Texaner mit einem Gratis-Shot. Wir bekamen daraufhin zwei Betten in einem Schlafsaal und uns wurde das Hostel, in welchem der links-alternative Stil weitergelebt wurde, gezeigt. Als wir am Abend die hauseigene Bar, in welcher teils sehr exzentrisch gefeiert wurde, was definitiv nicht zu unseren Energiereserven passte, wurde uns auch endlich klar, dass sich die beiden Hostels in feiernd („Wild“) und gemäßigt („Urban“) unterschieden. Wir hatten als eigentlich die falsche Wahl getroffen, doch das war uns in diesem Moment dann auch egal. Wir beendeten den Abend mit dem Knüpfen zahlreicher Kontakte (es waren echt viele Niederländer auf Interrail unterwegs) und freuten uns dann auf Bratislava.

Glücklicherweise kann man auch im Wild Elephant Hostel echt ruhig schlafen, darauf wird sehr geachtet, wofür wir sehr dankbar waren. Jetzt zum Donnerstag. Bevor wir an einer Free-Walking-Tour am Nachmittag teilnahmen, erkundeten wir einige der Sehenswürdigkeiten der Stadt, welche nicht Teil der Tour sein würden. Spannend war ein riesiges antifaschistisches Sowjet-Denkmal oder ein Gebäude, das in Form einer Pyramide gebaut war, nur verkehrtherum. Dieses Gebäude wurde sogar unter die Top-Ten der hässlichsten Gebäude Europas gewählt! Das historisch wirklich voll geladene Bratislava wurde uns aber auch auf der wirklich umfangreichen und guten Gratis-Führung näher gebracht. Ich muss wirklich sagen, dass ich diese Stadt als Geheimtipp an jeden von euch weiterempfehle!

Das Sowjet-Denkmal gegen den Faschismus

Abends entdeckten wir die Slowakei auch kulinarisch und kehrten in einem der günstigsten und bekanntesten Restaurant der Stadt ein. Gerade als wir uns ein klassisch, slowakisches Dinner (Ziegenkäse-„Gnocchi“ mit Speck und einer Kofola, der östlichen Version der Cola) bestellen wollten, hörte ich meinen Namen. Hinter uns saß Steffi, ihr erinnert euch an Budapest, die uns wiedererkannt hatte. Das war eine witzig Begegnung und wir lachen immer noch darüber.

Kofola und klassisches, slowakisches Essen, sehr lecker!

Nach diesem Kurzporträt von Bratislava stand nun unser letztes und eher spontan hinzugekommenes Reiseziel namens Wien an. Wir nahmen ein Bla-Bla-Car (praktisch eine digitale Mitfahr-Zentrale) in die nur eine Stunde entfernte Hauptstadt Österreichs. Untergekommen sind wir in Vienna bei einem Bekannten meines Vaters, der dort nun schon zwei Jahre lebte und der uns viele interessante Infos über Österreich, die Kultur und die Einstellungen und Meinungen der Mehrheit der Österreicher sagen konnte. Mir ist der Satz „Die Österreicher haben es geschafft aus Hitler einen Deutschen und aus Beethoven einen Österreicher zu machen“ hängen geblieben, da könnt ihr ja auch mal drüber nachdenken:)

Am Abend erkundeten wir noch das nahegelegene Schloss Schönbrunn, ein sehr imposantes Schloss in Wien und Sommerresidenz der Habsburger. Während wir am Schloss vorbeiliefen hörten wir laute Musik und viele Lichter – wahrscheinlich ein lokales Konzert, dachten wir. Als wir beisitzende Menschen fragten, wer denn dort spielen würde, erhielten wir einen Namen, der uns überraschte: Paul Kalkbrenner. Wir waren also einfach mal so an einem Paul Kalkbrenner Konzert vorbeigelaufen. Diese Erfahrung rundete den Freitag dann auch ab und wir fielen geschafft ins Bett. Generell muss ich sagen, dass diese ganzen Sightseeing Tage echt ermüdend waren, was ich gerade zum Ende hin echt spürte. 

Schloss Schönbrunn, vielleicht seht ihr unten in der Mitte ein kleines Licht. Das kommt von Paul Kalkbrenner

Doch noch war keine Zeit für Pause. Nach einem schönen Frühstück auf einer Wiener Vorstadt-Terrasse machten wir uns auf den Weg das sündhaft teure Wien zu erkunden. Ich muss leider wirklich sagen, dass die Preise stellenweise echt wehtaten, das kulturweit-Geld ist nicht für Österreich geschaffen. Trotzdem muss ich sagen, dass Wien eine wunderschöne Stadt ist, die man mal gesehen haben muss! Wir nahmen an der dritten Free-Walking-Tour der Woche teil und erkundeten das Naturkundemuseum der Stadt. In Wien kann man natürlich an jeder Ecke praktisch ein Teil der Habsburgischen Geschichte erkunden, was ich für meinen Teil als hochinteressant betrachte!

Wien von oben, wunderbar

Als wir dann zurück in unserer Unterkunft waren, wollten Sophia und ich die Zugtickets für unsere Rückreise am Sonntag online kaufen, doch das war leider nicht möglich. Gestresst suchten wir nach Alternativen und gerade als wir uns eine halbwegs angemessene andere Route mit Bla-Bla-Car und Zug herausgesucht hatten, rief Fynn, ein Freiwilliger aus Bukarest, bei mir an. Fynn war gerade mit seinem Auto auf dem Weg von Deutschland nach Bukarest und würde bald Wien passieren. Da er wusste, dass wir vor Ort waren, bot er uns an mitzufahren. Dieses Angebot nahmen wir natürlich mehr als dankbar an. Der Deal war vielleicht auch für Fynn ganz schön, denn auch er konnte noch eine Nacht in unserer Unterkunft verbringen.

Bevor es dann am nächsten Tag zurück gehen sollte, stand auf dem Programm etwas, was ich normalerweise *Vorsicht Sarkasmus“ liebe. Wir gingen ins Kunstmuseum. Es war aber gar nicht so uninteressant, da in dem gewählten Museum neben Bildern von Rembrandt, Picasso, Michelangelo und Monet auch die Originale von Dürers „Betende Hände“ und „Der Feldhase“ ausgestellt war. So konnte ich auch etwas betrachten, was mich halbwegs spannte und die Zeit war nicht unerträglich.

Dürer´s berühmter Feldhase

Voll mit Kultur ging es dann zum Auto und die Fahrt nach Brasov begann, erste Etappe Budapest. Ich saß (und wer mich kennt weiß, dass ich sowas vermeide) zuerst ziemlich lange auf der Rückbank, doch das Auto war komfortabel und ich durfte die Musik wählen. In Budapest angekommen trafen wir uns noch mit ein paar unserer Mitfreiwilligen, die ich im Laufe meiner Zeit hier in Rumänien kennenlernen durfte, und wir kauften Verpflegung. Der Plan war nämlich, die acht Stunden Fahrt nach Brasov in der Nacht durch zu fahren. 

Und so begann dann der letzte Abschnitt der Reise von Sophia und mir, das Ziel war die Heimat. An der Grenze lief Alles geschmeidig, das einzige Problem war, dass wir unmittelbar nach der Grenze bemerkten, dass der Tank fast leer war. Glücklicherweise kam auch bald die nächste Tankstelle und nach einer Wartezeit von läppischen zwanzig Minuten – offenbar haben viele Menschen kurz nach der Grenze einen leere Tank gehabt… Zufall? … – konnten wir dann weiterfahren. Die Fahrt durchs nächtliche Rumänien blieb ruhig und sicher und wir konnten auf den dunklen Landstraßen ab 100 KM vor Brasov (die Autobahn in Rumänien existiert nur stellenweise) einen unglaublichen Sternenhimmel beobachten!

Um 4:30 Uhr kamen wir dann nach 8:30 Stunden Fahrtzeit, guter Musik und netten Gesprächen erschöpft, aber happy, in Brasov an. Ich muss hier nochmal respektvoll Sophias Fahrleistung hervorheben. Sie ist unermüdlich fast die ganze Strecke gefahren, good Job! Fynn blieb noch ein paar Stunden zum schlafen und nach einem kurzen Ankommen fielen wir hundemüde ins Bett, bereit für eine Woche mit Pause.

Unsere Reisegruppe, ein großer Spaß

Und das bringt mich zum Ende meines bisher längsten Eintrages. Ich hoffe die Geschichten haben euch gefallen und euer Getränk vom Anfang ist nun leer. Entschuldigt, dass der Blog einen Tag später erschienen ist, doch ich wollte euch ein qualitatives Produkt liefern und das wäre am Handy im Auto schwer geworden! Wie der Plan für Alles aussieht, erfahrt ihr in der nächsten Woche, jetzt habe ich Pause.

Liebe Grüße und bleibt gesund. 

Luca

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