Mein Urlaub in Mexiko war wunderbar, eine tolle Zeit! Auch das Zwischenseminar war schön und teilweise sinnvoll und aufschlussreich, aber auf jeden Fall war es klasse, die anderen Freiwilligen – allen voran Luca und Lisa – wieder zu sehen. Die ersten fünf Tage verbrachten wir 33 Freiwilligen zusammen mit drei Teamern in einem von Deutschen geführten Öko-Hotel in Agua Blanca, einem ganz kleinen Ort ungefähr dreieinhalb Stunden von Mexiko Stadt entfernt. Dieses Hotel lag in einem grünen Tal (nicht so schön grün wie hier in Copacabana) mit Wasserfällen und einem Fluss, Bananenstauden, Kaffeepflanzen und vielen mir vorher unbekannten Obstbäumen. Die Zimmer (ich war mit Luca auf einem Zweierzimmer) waren richtig schön altmodisch bunt eingerichtet, es gab einen Pool mit mineralhaltigem, super gesunden Quellwasser (was meinen Bikini toll rot eingefärbt hat, aber zum Glück nur von innen) und außerdem sehr viel und leckeres mexikanisches Essen. Man konnte abends immer auswählen, mittags gab es ein festes Gericht und morgens ein klasse Frühstücksbuffet mit Früchten, leckerem Müsli bzw. Granola, Körnerweißbrot, Hotcakes und kleinen Tacos mit Beilagen. Ich glaube, mein Magen hat sich in den fünf Tagen im Hotel gut geweitet, denn zwischen all diesen Mahlzeiten gab es immer ein Platte mit Früchten und Keksen und zusätzlich immer Säfte…
Es war schön, auf dem Seminar Zeit zu haben, sich mit den anderen Freiwilligen über die letzten Wochen auszutauschen und zu erfahren, was sie schon so gemacht haben und was sie planen. Zwischendurch in den großen Gesprächsrunden wurde es manchmal etwas langweilig, weil sich vieles wiederholte oder sich die Diskussion minutenlang um ein und dasselbe Thema drehte und keine neuen Argumente hinzukamen. Während der Tage dort in Agua Blanca fingen Luca und ich dann an, uns eine Reiseroute für die restlichen fünf Tage zu überlegen. Es sollte an den Pazifik gehen, denn der Reiseführer versprach vor allem einen wunderschönen Strand dort. Wir erfuhren, dass Aline, Wencke und Hanna ähnliches geplant oder spontan überlegt hatten und so machten wir uns zusammen mit noch mehr Freiwilligen am Mittwoch nach Seminarende auf den Weg Richtung Küste. Zwischendurch einen Stopp für ca. vier Stunden in Morelia, einer mittelgroßen Kolonialstadt, die toll beleuchtet und belebt war. Wir aßen zu fünft lecker in einem kleinen Restaurant mit wunderbarer Livemusik und setzen uns danach wieder in den Bus, der uns in vier Stunden an die Küste brachte, wo wir Schwein hatten und direkt den Anschlussbus um vier Uhr nachts zu dem kleinen tollen Strändchen namens „Playa Maruata“ nehmen konnten. So wurde unser Nachtschlaf zwar kurz unterbrochen, aber direkt weitergeführt und ein bisschen gerädert kamen wir dann um 8 Uhr morgens an der Landstraße in Maruata an: Wirklich ein verschlafenes Dörfchen. Wir gingen schwitzend mit unseren Reiserucksäcken bepackt an den Strand und wurden direkt mit einer fantastischen Aussicht belohnt: Eine große Sandstrandbucht mit Felsen an den Rändern und kleinen Strandrestaurants mit Schatten spendenden Palmenblätterdächern. Während die anderen erstmal frühstücken wollten, sprang ich sofort ins Wasser und genoss das Meer! Echt toll! Entspannt und ungestresst wie die Bewohner des Dorfes und gleichzeitig Restaurantbetreiber sind, kam ich immer noch so rechtzeitig aus dem Wasser, dass ich kaum 2 Minuten länger als die anderen vier auf mein Frühstück warten musste. Schinken-Rührei mit mehr oder weniger unbegrenzt vielen Tortillas. (An den nächsten Tagen nahm ich die mexikanische Variante: „huevos a la mexicana“ – Rührei mit Tomaten, Zwiebeln und Chili). Das war aber auch so ziemlich das Einzige, was man zum Frühstück bestellen konnte. Rührei oder Quesadillas (mit Käse gefüllte Tortillas). Der ganze Spaß für gut zwei Euro.
Den Ankunftsmorgen und -mittag verbrachten wir am Strand und im Meer. Ich hatte irgendwie in Agua Blanca Sonnenallergie bekommen, so dass ich den Schatten vorzog, was bei der Mittagssonne aber auch nicht verkehrt war. Luca und ich fanden am Nachmittag dann eine Unterkunft mit super Ausblick, die nur halb so viel kostete, wie das Hostal, was wir ins Auge gefasst hatten, umgerechnet 3 € pro Nacht und Nase, oben auf einem Hügel, von dem aus man einen wunderbaren Blick über die Bucht hatte. Also zogen wir mit Sack und Pack in das Viererzimmer mit zwei mittelgroßen Doppelbetten ein. Später am Abend gab es dann Abendessen am Strand, Omelette mit Garnelen, Reis und etwas Salat. Dazu immer Tortillas, die echt lecker waren. Das war auch so ziemlich das Essen an den folgenden zwei Abenden, die zumindest Luca und ich noch in Maruata waren. Wencke, Aline und Hanna fuhren schon am Freitagabend zurück mit dem Bus nach Mexiko Stadt.
Über unseren Aufenthalt in Maruata gibt es zwei Kuriositäten zu berichten: Erstens erfuhren wir am ersten Abend, dass wir bei einem mehr oder weniger wichtigen Drogenboss einquartiert waren, der es vermutlich aus diesem Grund nicht nötig hatte, die Unterkunft für teuer Geld zu vermieten. Und zweitens haben Wencke, Aline und ich am Donnerstag ohne Frage die längste Fahrt auf uns genommen, um einen Geldautomaten zu finden. Stefan, ein dreißigjähriger Deutscher, und Ezequiel, ein ebenso alter Mexikaner, boten uns nämlich an, mit ihnen im Auto eine halbe Stunde in den nächsten Ort zu fahren, weil auch sie Geld abheben mussten. Aus dieser halben Stunde wurde dann eine ganze, bis wir in „La Placita“ ankamen, wo uns dann leider eröffnet wurde, dass der einzige Geldautomat im Örtchen bedauerlicherweise erst wieder am Freitag gefüllt würde und am Donnerstag leider leer sei…Aber der nächste Geldautomat sei nur eine halbe Stunde entfernt…Wir überlegten kurz, was wir tun sollten, fuhren dann die halbe Stunde (die sich wirklich nur als halbe Stunde entpuppte) weiter und konnten endlich das lang ersehnte Geld abheben. Den Sonnenuntergang und einen tollen Strandnachmittag verpassten wir damit leider, aber die Sonne ging in unserer Bucht eh nicht über dem Meer unter…
Nachdem die anderen drei Mädels zurückgefahren waren, haben Luca und ich uns zwei Hängematten am Strand gemietet und die folgende Nacht darin geschlafen, was echt eine tolle Erfahrung war. An dem gleichen Abend haben wir zusammen mit Stefan, Ezequiel und einer tschechischen Freundin von ihnen nach Eier legenden Schildkröten gesucht – und gefunden. Wir beobachteten eine Schildkröte in der Dunkelheit mucksmäuschenstill beim Loch buddeln, Eier legen und Loch zu schaufeln. Leider war es wirklich sehr dunkel, weil wir die Schildkröte nicht mit unserem Taschenlampenlicht belästigen wollten, und ich wäre fast eingeschlafen…Schildkröten sind eben auch wirklich laaaaaangsame Tiere. Den Samstag verbrachten Luca und ich dann wieder am Strand: nicht überaus schwierig, wenn man in der Hängematte am Strand aufwacht, sich in der einfachen Dusche am Strand duscht, am Strand Rührei frühstückt und am Strand ins Wasser springt.
Um kurz nach sechs ging es dann auch für uns zurück nach Mexiko Stadt, wir fuhren wieder über Nacht (insgesamt 12 Stunden), mussten nur einmal umsteigen und konnten mehr oder weniger am Stück zumindest acht Stunden schlafen, allerdings in einem ziemlich gut klimatisierten Bus, in dem wir doch ein bisschen viel froren. Und zu unserem Entsetzen war es der Hauptstadt genauso kalt, jedoch ohne Klimaanlage. So packten wir uns dick ein und fuhren mit der Metro in die Innenstadt zu einem Hostal, wo wir unsere Rucksäcke lagern konnten während wir an einer Touri-Tour zu den Pyramiden von Teotihuacan in der Nähe von Mexiko Stadt teilnahmen. Auf dem Weg dorthin besichtigten wir noch eine andere Ausgrabungsstätte (Tlatelolco) mitten in Mexiko Stadt und die „Basilica de la virgen de Guadalupe“, die so ziemlich die wichtigste Kirche in Mexiko ist. Außerdem fuhren wir in ein kleines Tourismushäuschen, wo uns die verschiedenen Materialien der Agave und die verschiedenen Steinarten gezeigt wurden. Das mit der Agave war wirklich interessant, denn zuerst zog den Frau, die uns alles erklärte, die äußere und innere Haut eines Blattes ab und zeigte uns das Papier. Anschließend erklärte sie uns, dass man, wenn die Agave reif ist, den inneren Stängel herausschneidet und ein Loch ausschabt, in dem dann über mehrere Monate hinweg pro Tag zwei bis vier Liter Aguamiel produziert werden, was dann fermentiert wird und somit leicht alkoholisch ist. Schließlich schnitt sie vom inneren Stängel die Spitze ab und zog an ihr lange reißfeste Fäden aus der Pflanze. Echt erstaunlich, was man aus einer einzigen Pflanze alles gewinnen kann. Letzten Endes fuhren wir nach einem reichhaltigen Mittagessen endlich zu den großen Pyramiden Teotihuacans. Unser Touristenführer erklärte uns, dass viele der Informationen auf den Besuchertafeln falsch seien und diese innerhalb der nächsten fünf Jahre erneuert werden sollten. Er erklärte uns dann also die vermutlich richtigen Informationen. Wir bestiegen die Pyramiden des Mondes und der Sonne, die allerdings auch nur fälschlicherweise ihre Namen tragen, denn eigentlich seien sie dem Gott des Wassers und seiner Schwester, der Göttin des ich-weiß-nicht-mehr-was gewidmet. Es war schön zusammen mit Luca bei diesen Pyramiden zu sein.
Luca fuhr dann abends mit dem Bus zurück nach Puebla und ich streunte bei den Handarbeitsständen herum, um kleine Geschenke für meine Gastschwestern zu finden. Dort sprach mich ein Mexikaner an und wir führten ein interessantes Gespräch über Schönheitsideale in Mexiko und der ganzen Welt, über Schein und Sein, ein bisschen über den Nationalsozialismus und über einiges mehr. Es war wirklich interessant seine Sichtweise zu erfahren. Allerdings war es echt lausig kalt, so dass ich, nachdem ich glücklicherweise auch ein paar schöne Ohrringe für meine Schwestern gefunden hatte, froh war, in mein Hostal zurückzukehren. Nach einer erholsamen Nacht im 12er-Zimmer (zum Glück bin ich was gesunden Schlaf angeht ja ziemlich unempfindlich) machte ich mich am Abreisemorgen noch auf den Weg in die Kathedrale am Hauptplatz und ging einkaufen, denn in Mexiko war eigentlich alles günstiger als in Kolumbien. Ich kaufte mir Müsli, Vollkornmehl (um bald wirklich eine richtige Mama-Pizza zu backen), günstige Kosmetik auf Vorrat (wer mich gut kennt, weiß bestimmt, welche Art von Kosmetik) und eine Flasche Tequila für meine Trainingsleute in Bello. Mit vollen Tüten ging es dann zurück zum Hostal, schnell alles eingepackt und ab zur U-Bahn-Station. Dort noch schnell die letzten 70 Cent für leckere Vollkornkekse ausgegeben und die Daumen gedrückt, dass alles glatt laufen würde bis zum Flughafen, denn mit 6 mexikanischen Pesos in der Geldbörse (umgerechnet 30Cent) konnte ich mir keinen Patzer erlauben. Es klappte alles und ich kam rechtzeitig am Flughafen an. Nach einigen Stunden Reise, war ich dann Montagabend gegen halb zwölf zurück in Copacabana, wo mich nur Luisa empfing, weil Juan wieder an der Küste war und Lucelly und Carmen schon schliefen. Ich packte meinen Rucksack ein bisschen aus und fiel bald darauf glücklich und zufrieden in einen, wenn auch sehr kurzen, Schlaf.
Hi Lisa,
beim Anblick der Fotos entstehen schon kleine Neidgefühle bei mir. Ich muss dir das Novemberwetter in Deutschland ja nicht beschreiben und du kennst meine Vorliebe für warmes Wetter. Aber ich gönne dir die schöne Zeit von ganzem Herzen. Genieße jede Minute und speichere die vielen Eindrücke in deinem Kopf. Sie werden dich ein Leben lang begleiten.
Liebe Grüße und fühle dich ganz kräftig umarmt
dein Michi
Du Liebe!
Mir stehen die Freudentränen in den Augen und mein Mund ist zu einem breiten Grinsen verzogen…wie sehr ich mich doch für Dich/Euch freue, dass Du und dass Ihr, Luca und Du, zusammen so schöne Dinge unternehmen und erleben könnt. Beim Drogenboss musste ich doch ganz herzhaft lachen (nun, die Machenschaften sind nicht gut!) Aber mir haben die Ausblicke am Pazifik super gefallen… Erinnerungen an „meine Reise“ wurden wach…Toll und liebe Grüße an Luca
Herzlichst,
Deine MAMA
Hallo Lisa, … Deine Mexikoreisebeschreibung mit Text und Bilder sind ein toller Kontrast zu meinem momentanen Münsterland . Du weißt, dass ich Wasser und schönen Fels und schönen Landschaften liebe und Du hast da beides auf einem Tablett in Mexico serviert bekommen… Klasse. Besonders spannend finde ich auch die Geschichte mit dem Drogenboss, der historischen Umdeutung der Pyramiden von Teohihuacan und letztlich deiner Trainingsgruppe. Was trainiert man denn mit Tequila? 😉
Ich hätt‘ da noch Vieles mehr zu Fragen und wie es auschaut, kommt da noch Einiges dazu. Liebe Grüße aus MS, genieße die Zeit und ich bin gespannt, was du noch so servierst.
Chris
Lisita 🙂
Klingt wunderbar, was du schreibst. Ihr scheint ja eine tolle Zeit gehabt zu haben – so soll das sein! Und die Fotos sind auch super! Das mit dem Sombreros ist besonders lustig.
Naja, ich würde mich freuen, wenn wir bald mal skypen! Blogs sind ja eine schöne Sache, aber sich persönlich zu sprechen ist noch ein wenig schöner.
Te mando un beso desde Argentina!
Julia