Ich sitze gerade in meinem Zimmer, der Fernseher läuft nebenbei. Vorhin habe ich endlich mit Luca wegen unseres Treffens morgen in Mexiko Stadt gesprochen und alles geklärt.
In ein paar wenigen Stunden geht es für mich schon los auf die Reise, weil ich nämlich aus Copacabana mit dem Taxi nach Medellin fahren muss, von dort aus mit dem Bus zum Flughafen und der Flug von dort geht um 6 Uhr morgens nach Bogota. Dort ein bisschen Aufenthalt und um kurz nach 14Uhr bin ich dann endlich in Mexiko.
Jetzt aber zu meiner letzten Woche: Es war eine volle, teils stressige Woche. Am Montag habe ich außerhalb von meinem Unterricht eine mündliche Prüfung mit den Schülerinnen vom komplementären Zyklus nach dem Abitur gehabt. Dort war auch Carmen dabei, aber ihre Prüfung hat zum Glück Hannah abgenommen. Die Schülerinnen in der Stufe können alle eigentlich ziemlich gut deutsch, da viele von ihnen auch schon eine Weile in Deutschland gewesen sind. Anschließend hatte ich Unterricht, in dem wir die letzten Feinheiten für den Besuch von Paul Maar besprochen haben.
Dienstag war ich nach den ersten beiden Schulstunden in Medellin und habe meine Cedula, den Ausweis, abgeholt. Danach bin ich dann noch ein paar Stunden durch Medellin geschlendert, habe ein riesiges Eis gegessen und ein paar neue Ecken von Medellin kennengelernt. Mir gefällt es, mich einfach ein bisschen „treiben“ zu lassen, durch die Straßen zu laufen und im Vorbeigehen schöne Dinge zu sehen. Dienstagabend war ich dann beim Training. Ich hatte mir Fahrradlichter gekauft und wollte nun regelmäßig mit dem Rad dorthin fahren. Im Vorhinein hatte ich mich bei sehr vielen Leuten erkundigt, ob es sehr gefährlich ist oder nicht. Meine Gasteltern sahen es als keine besonders gute Idee an, aber ich wollte es irgendwie einfach ausprobieren. Also schnell die Lichter angeschraubt und ab zum Training. Juan Fernando hat mich dann später zurück nach Hause gebracht, neben mir auf dem Motorrad, weil sein Fahrrad einen Platten hatte. Zurück zu Hause und auch schon vorher habe ich mir dann überlegt, die Lampen wieder zurückzugeben. Nicht, weil es mir wirklich zu gefährlich erscheint, sondern, weil ich ohne Fahrrad einfach unabhängiger bin und spontan mit dem Jugendlichen in die Bäckerei oder sonst wohin gehen kann. So habe ich also am Mittwoch die Lichter kurzerhand wieder abgeschraubt, wieder eingepackt und zurückgegeben. Hat geklappt. Am Dienstagabend bin ich allerdings mit einem unguten Gefühl eingeschlafen, weil ich nicht wollte, dass sich meine Gasteltern „aufregen“ und außerdem, weil ich gemerkt habe, dass ich mich hier vielleicht manchmal ein bisschen anders verhalten muss und eben nicht in meiner Umgebung bin, in der ich weiß, was ich tun und lassen kann. (Ich drück die Daumen, dass ihr in dem Wirrwarr von Gedanken versteht, was ich meine!)
Am Mittwoch war dann also der große Tag: Paul Maar besuchte die Schule. Er kam um 9 Uhr morgens an. Wir sechs Deutschlehrerinnen begrüßten ihn und unterhielten uns ein bisschen. Er erzählte davon, dass er dabei ist, ein neues Samsbuch zu schreiben, was vermutlich nächstes Jahr im Sommer erscheinen wird. Anschließend besuchte er die von den Schülern organisierte Galerie mit sehr vielen Ausstellungsstücken – von gezeichneten Szenen aus dem Film, über Wunschmaschinen und eigene gebastelte Wünsche bis hin zu einer Ausstellung mit vielen internationalen und kolumbianischen Samsfiguren. Wirklich tolle und gelungene Ideen! Nachdem Paul Maar, umschwärmt von einer Traube von Schülern, die ganze Ausstellung besichtigt hatte, gab es einen kurzen Snack mit Mango, Mandarine und Kaffee. Danach dann das „conversatorio“, an dem pro Gruppe nur 5 Schüler teilnehmen konnten. Diejenigen mit dem besten Deutschniveau. Ich wurde kurzfristig als Übersetzerin engagiert. Herr Maar gestaltete seinen Vortrag sehr interessant: Er brachte seine beiden Berufe ein (Schriftsteller und Illustrator) und zeichnete Tiere und Samse, las einen kleinen Absatz aus einem Samsbuch vor und stellte sich den Fragen der ca. 60 Schüler. Es machte Spaß, für ihn und die Schüler zu übersetzen und es war sehr spannend mehr über die Entstehung seiner Bücher zu erfahren. Kurzfristig wurde ich danach dann als Begleiterin zum Flughafen engagiert und lernte so Paul Maars Frau Nele kennen, wartete in einem noblen Hotel in Medellin, bekam ein exklusives Autogramm von ihm mit gezeichnetem Sams und konnte mich noch weiter mit Paul Maar und seiner Frau unterhalten. Es war wirklich eine tolle Erfahrung, den Autor meiner Kindheit kennen zu lernen und einiges aus seinem Leben zu erfahren!
Heute am Donnerstag konnte ich dann ein kleines bisschen ausschlafen und musste erst um elf Uhr zur Schule. Dort hatte ich wieder Unterricht mit dem Basico-Niveau, weil Alba Rocio heute geheiratet hat und ich sie deshalb vertreten sollte. Wir haben ein bisschen über den Besuch von Paul Maar gesprochen und anschließend über das Leben der Jugendlichen in Deutschland. Mit Musik und Fotos. Zwei entspannte Unterrichtsstunden, die den Schülern deutsch und Deutschland mal aus einer anderen Perspektive gezeigt haben. Heute Nachmittag musste ich dann noch einige dinge für Mexiko erledigen. Jetzt ist es auch schon halb zwölf und um drei Uhr muss ich schon wieder aufstehen, der Rucksack ist noch nicht ganz und gar fertig gepackt…
Ich freu mich auf Mexiko und außerdem freu ich mich, weil heute der Halbbruder von Patrick geboren wurde und Britta und er gesund sind! Toll!
Nur noch mal zur Sicherheit: Bis zum 8. November bin ich in Mexiko und weiß nicht, ob und wie oft ich dort die Möglichkeit haben werde, ins Internet zu gehen. Ich freue mich aber natürlich immer über Mails von euch!
Achja, ich war mir vorhin nciht mehr sicher, von wann der letzte Eintrag hier im Blog war, deshlab hatte ich das letzte Wochenende ausgelassen. Ich kann nur kurz sagen, dass es ein sehr coolen WE war. Am Freitag Party in Medellin und Samstagabend eine Jugendversammlung von der Kirche von Juan Fernando, einem Freund vom Training. Ansonsten war ausruhen angesagt!
Das ist jetzt auch mein Ziel. Hier im Hause schlafen schon alle oder sind zumindest gerade dabei einzuschlafen und gerade ich sollte eigentlich auch noch ein Ague zudrücken!! 😉
Wunderbar! Wunderbar von Dir und Deinen Aufgaben und Erlebnisse zu lesen! Da habe ich schon eine kleine Träne im Auge und ein Schmunzeln um den Mund…
Ja, Du erlebst tolle Sachen…
Jetzt bist du schon unterwegs und sicher gut angekommen, das wünsche ich Dir und ganz viele schöne Stunden mit Deinen Freundinnen. Auf diesem Wege auch ganz liebe Grüße an Luca, Lisa und Julia.
Ich drücke Dich und denke an Dich!
Deine MAMA