Balkanroute: 7 Hochzeiten und kein Todesfall

Tag 8: Von Craiova nach Bukarest

Auch heute ging es wieder früh raus. Um 5 Uhr wurden wir von unserem kompetenten Weckdienst geweckt, dann wurde schnell gefrühstückt, alles zusammengepackt und los ging‘s zum Bahnhof. Da die Strecke Craiova-Bukarest zu lang für die letzte Etappe gewesen wäre (240km), sind wir ein Teil der Strecke mit dem Zug gefahren. In Videle angekommen trafen wir auch bald schon auf die 6 Bukarester, die das letzte Stück unserer Tour mit uns zusammen fahren wollten. Mit ziemlicher Verspätung und schon leicht genervten Radlern ging es dann um 11Uhr endlich los. Die Sonne brannte, die staubtrockene Luft wirbelte um uns herum und der Schotterweg ließ uns zittern. Wir machten ein paar Mal mehr Rast, da wir teilweise Kommunikationsprobleme mit unseren einheimischen Mitfahrern hatten, aber auch, weil unser Flüssigkeitshaushalt doch arg beansprucht wurde.
Unsere Erlebnisse waren jedoch auch heute wieder sehr abwechslungsreich. So fuhren wir durch rumänische Steppe, dann über steinige Wege (erste Reifenpanne) und dann über wunderbaren Asphalt. Wir durchquerten Wälder und Dörfer und sahen Zigeuner mit ihren Planwagen an uns vorbeiziehen. In einem kleinen Dorf mussten wir sogar anhalten, da uns eine Hochzeitsgesellschaft den Weg versperrte. Wir wünschten dem Brautpaar mit einem Klingelkonzert alles Gute und wurden von der Braut mit Weihwasser bespritzt. Dies hätten wir noch 6 Mal wiederholen können, da wir auf unserem Weg noch weitere rumänische Samstagshochzeiten beobachteten.

Uns war klar, dass es heute nicht leicht sein würde, da wir in die Stadt fahren mussten, aber dass wir so kaputt und ausgelaugt sein würden, hätte keiner gedacht. Reifenpannen, Kettenprobleme, Wassermangel, Sonnenstiche, Kommunikationsprobleme und Muskelschwäche konnten uns jedoch nicht davon abhalten nach 450km zu jubeln, als wir endlich das Eingangsschild „Welcome in Bucurest“ sahen. Wenn Pferde den Stall riechen, laufen sie schneller. Ungefähr so hätte man unsere Stimmung beschreiben können, nur dass wir nicht schneller fuhren, sondern unser Grinsen immer breiter wurde. Verschwitzt, verdreckt, kaputt aber glücklich kamen wir um 18:30 Uhr am Deutschen Goethe-Kolleg an. Das Empfangskomitee aus Lehrern und Schülern stand mit Kaffee, Tee und Pizza bereit und hießen uns herzlich Willkommen.

Wir haben es geschafft! Von Belgrad nach Bukarest. 459km. Im Juli. Und alle Leben noch!

Linda, Schumen/Bulgarien