Das Ende naht

und zwar so richtig! In vier Tagen fliege ich nach Hause, nach genau 5 Monaten in Chile. Die letzten Wochen kamen und gingen schnell und nun ist es vorbei. Das merkt man vor allem daran, dass gestern meine despedida, eine kleine Abschiedfeier, bei mir in der Wohnung war und ich in den letzten Tagen mindestens 4 Mal gefragt wurde, ob ich denn schon am Packen bin. Nein, bin ich nicht. Aber der Packplan nimmt in meinem Kopf immer mehr Gestalt an. Außerdem werden jetzt noch die letzten Mitbringsel gekauft und zweimal überlegt, ob sich eine neue Müslipackung noch lohnt. Komisches Gefühl!

Ich könnte jetzt versuchen ein Fazit zu ziehen. Aber da ich noch 14 Stunden Flug vor mir habe, lasse ich mir damit noch Zeit. Das Nachbereitungsseminar steht ja auch noch bevor, wo wir alles nochmal reflektieren werden. Man darf gespannt sein. Eins kann ich schon sagen: Es hat sich gelohnt!

Zum Schluss lässt sich nur noch hinzufügen: Chi Chi Chi- Le Le Le- Viva Chile!

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Unterwegs

Wieder zurück in Santiago mach ich mich wohl lieber mal schnell daran, von meiner Reise zu berichten, bevor ich in zwei Wochen schon wieder in Deutschland bin! Kerstin allein auf Reisen…

Los ging es Samstagnacht: 8 Stunden im Bus Richtung Norden nach La Serena. Als ich um halb acht Uhr morgens im Hostel ankam, wurde mir sofort ein Ausflug ins Valle del Elqui vorgeschlagen. Die Tour führte ins Land rein, in das besagte Tal und schließlich zu dem Dorf Pisco Elqui. Ja, richtig, da wird der Pisco gemacht und eine kleine Kostprobe durfte natürlich nicht fehlen 🙂

Am nächsten Tag wollte ich dann die Isla Damas besuchen, eine von drei naturgeschützten Insel nördlich von La Serena. Auf einer Nachbarinsel konnten wir viele verschiedene Vogelarten, Seelöwen und sogar Humboldt-Pinguine beobachten. Außerdem hatten wir das Glück, dass sich einige Delfine blicken ließen und neben dem Boot herschwammen. Ein schönes Naturspektakel!

In der Nacht ging es im Bus weiter nach Antofagasta. Ehrlich gesagt eine recht häßliche Stadt… das einzig Lohnenswerte ist „La Portada“, ein Felsentor vor der Küste. Ich hatte aber eh nur einen Tag für die Stadt eingeplant.  Denn dann ging es endlich richtig in die Wüste nach:

San Pedro de Atacama! Jaha, Wüste und es hat geregnet. Passiert so etwa alle 20 Jahre mal,  wie schön, dass ich dabei sein durfte 😉 Deswegen waren aber auch alle höher gelegenen Ausflugsziele und die Grenzen nach Argentinien und Bolivien gesperrt- Schnee! Ich hab mir also die Salar de Atacama, die Salzwüste, angeguckt. Außerdem war ich in einer extrem salzhaltigen (und kalten) Lagune und in warmen Termen baden und bin durch das Valle del Arcoiris gewandert. San Pedro war sehr beeindruckend- absolut touristisch. Leider hat das Wetter mir einen Strich durch meine weitere Planung gemacht, so dass ich weder Laurens treffen, noch über die Grenze nach Salta in Argentinien fahren konnte. Also stieg ich zwei Tage früher als geplant in den Bus zurück nach Santiago. 23 Stunden, allerdings mit sehr netter Begleitung- Ramona, eine deutsche Reisende, die sich kurzerhand entschloss, auch noch mit mir nach Mendoza zu fahren.

So gelangte ich dann doch noch über die Grenze und verbrachte notgedrungen eine Nacht in Mendoza. An diesem Abend spielte dann auch noch das chilenische Team gegen Peru dort und gewann. Die Party der chilenischen Fans war groß 😉 Am nächsten Tag stieg ich dann in den Bus nach Salta, der mich am Donnerstagmorgen eben da ablieferte. Durch den Riesenumweg hatte ich dann nur einen Tag Zeit, um mir die Stadt anzugucken. Ausflüge waren leider nicht drin, denn am nächsten Tag bin ich schon weiter nach Iguazu geflogen.

Der Flug nach Iguazu hatte auch nur anderthalb Stunden Verspätung 😉 Aber dafür erwartete mich ja am Ziel der Etappe Leonie in Eldorado! Fast 2 schöne Tage bei ihr, für mich sommerliches Wetter und ein Wiedersehen in Argentinien. Verrückte, kleine Welt! Aber die Wasserfälle durfte ich natürlich auch nicht verpassen, also verbrachte ich einen regnerischen Nachmittag auf der brasilianische Seite und einen viel zu kurzen Vormittag auf der argentinischen. So was von atemberaubend und beeindruckend! Wunderschön!

Dann ging es weiter, ebenfalls mit dem Flugzeug, nach Buenos Aires. Das war aber nur als kurzer Stopp geplant, denn ich wollte ja nach Uruguay. Mit der Fähre über den Rio de la Plata nach Colonia del Sacramiento. Das historische Viertel ist sehr schnuckelig und sehenswert. Aber viel mehr bietet die Stadt dann doch nicht… ich hab mich aufs Rad geschwungen und ein bisschen mehr angeguckt.

Das Gleiche hab ich dann in Montevideo gemacht, mein letzter Stopp auf der Reise. Irgendwie hat Uruguay auf mich einen sehr entspannten Eindruck gemacht. Das lag vielleicht auch an dem angenehmen Wetter, bei dem ich die Stadt erkunden durfte. Ein gelungener Abschluss der Reise. Denn schließlich bin ich zurück in Santiago.

Dieser Bericht ist viel zu kurz um alles schildern zu können, es gibt noch so viele Eindrücke und Ereignisse, von denen ich berichten könnte. Das hier ist nur eine grobe Übersicht, wer mehr erfahren will, dem werde ich es bestimmt gerne berichten 🙂 Alles in allem war es eine schöne, interessante, beeindruckende Reise, auf der ich viel gelernt und erlebt hab! Danke für diese Möglichkeit!

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Das Ohr und ich

oder auch: Wie ich ein chilenisches Krankenhaus von innen sah. Keine Sorge, alles halb so wild! Nach meiner etwas andauernden Erkältung, wachte ich Samstagmorgen auf und hörte mich irgendwie selbst. Das Ohr war dicht. So, als hätte ich Druck auf dem Ohr, der einfach nicht weggehen wollte. Die ganze Woche nicht! Einige Tage verbrachte ich zu Hause, aber es wurde auch mit allerlei homöopathischen Medikamenten nicht besser. Also begleitete mich Lina am Donnerstag in eine Klinik von Santiago, wofür ich ihr sehr dankbar bin! Denn diese Klinik ist riesig! Wie ein Einkaufszentrum geht es treppauf, treppab, es gibt eine Brücke im Gebäude, man kann Versicherungen abschließen, Zeitschriften abonnieren, Geld abheben (zum Glück) und seinen Termin im Internet reservieren.Alleine wäre ich da doch ziemlich verloren gewesen. Der Arzt hat dann also in mein Ohr reingeguckt, dann einen Hörtest verordnet, der nicht ganz zu seiner Zufriedenheit ausfiel, mir ein Medikament verschrieben und mich für nächsten Donnerstag wieder herbestellt.  Seitdem ist das Ohr ein bisschen besser, mal sehen, wann es wieder normal funktioniert und wie gut Doktor Walter wirklich ist 😉

Dadurch hatte ich dann aber ein ganzes Wochenende verloren, was sich bei der wenigen Zeit, die mir noch bleibt, doch ziemlich bemerkbar macht. Deswegen musste diesen Samstag, trotz des Ohres, etwas unternommen werden. Felipe (mein Tandempartner) hatte einen Ausflug nach Pomaire geplant. Pomaire ist ein Dörfchen in der Nähe von Santiago (eine Stunde mit dem Bus), das ausschließlich vom Töpferhandwerk lebt. Mehr als alle möglichen Krüge, Schüsseln, Teller, Töpfe und so weiter aus Ton kann man da wirklich nicht sehen. Ach doch, eine weitere Attraktion sind halbe Kilo Empanadas, die wir uns zum Mittag gönnten. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich meine nicht ganz geschafft habe. Ich habe auch ein, zwei Sachen gekauft und dann hatten Felipe und ich keine Lust mehr durch den anhaltenden Regen zu laufen. Wir traten also unseren Rückweg nach Santiago an, der geprägt war von überschwemmten Straßen. So viel zum Abflusssystem in Chile! Trotzdem ein schöner Tag und Deutschfortschritte für Felipe 🙂

 

 

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Zwischenseminar und Valpo

Das Zwischenseminar stand vor der Tür, also hieß es Sachen packen und am Samstagmittag ab in die Metro (tja, so ist das, wenn man den kürzesten Anreiseweg hat ;-)) Genialerweise ist meine Santiago-Mit-Freiwillige, Meike, nicht nur in die gleiche Metro, sondern auch noch direkt in die gleiche Tür eingestiegen. Nach circa 2 Stunden Fahrt mit Metro und Bus erreichten wir das Dorf San Jose im Cajon de Maipo. Wir stärkten uns erstmal mit einer Empanada und fuhren dann hinauf zum Chalet de Piedra, wo unser Seminar stattfand. Angekommen gab es warmes Mittagessen, den Snack vorher hätten wir uns also sparen können. Aber es konnte ja keiner ahnen, dass wir dort so gut verpflegt werden würden. Es gab zweimal am Tag warmes Essen, immer mit leckeren Salat, frischen Säften und Nachtisch und das Ganze auch noch serviert. So kam doch ein bisschen Urlaubsfeeling auf! Sonst war das Seminar natürlich Arbeit, zunächst mussten die Namen gelernt werden und dann drehte sich alles um die Einsatzstelle, Probleme, Ziele, Projekte, persönliche Eindrücke und Kulturschock. Letzteren erlebten vor allem die aus Bolivien Angereisten, die sich teilweise sehr über McDonalds freuten 🙂 Es war gut, sich mal mit den andern auszutauschen und auch zu hören, dass bei denen auch nicht immer alles glatt läuft. Jeder hat eben so seine „Problemchen“. Die Atmosphäre war soweit entspannt, wo das Wetter nicht unerheblich zu beitrug. Der Ausflug in die Berge war auch sehr schön und das Seminar fand mit dem Wichteln einen lustig-schönen Abschluss. Insgesamt war also alles besser als „befürchtet“ und weiteren lustigen Tagen in Santiago und Valparaíso mit einem kleinen Teil der Gruppe stand nichts mehr im Weg.

Da ich mich ja nun doch etwas auskenne in Santiago, übernahm ich ein bisschen die Reiseführung am Donnerstag und Freitag. Wir verschafften uns erstmal einen Überblick von oben und so ging es, das erste Mal mit dem Aufzug, das insgesamt dritte Mal für mich auf den Cerro San Cristóbal. Aufzugfahren war schon ganz schön spannend. Dann ging es zu La Vega und dem Mercado Central zum Fischessen und weiter zum Shoppen auf die Feria Santa Lucia. Abends trafen wir dann Meike zum Terremoto trinken in „The Clinic“, einer bekannten Bar (die gleichnamige Zeitschrift nimmt Politiker aufs Korn ;)). Der Freitag brachte dann einen Besuch im Goethe, im GAM, bei der Moneda und auf dem Plaza de Armas. Um halb 6 hieß es dann auf nach Valparaíso!

Mein letzter Valpo- Aufenthalt war geprägt von Regen. Diesmal spielte das Wetter aber mit und es regnete erst, als ich am Sonntagabend im Bus nach Santiago saß 😉 . Wir erkundeten die Stadt der Hügel, machten eine Hafenrundfahrt, besichtigten „La Sebastiana“ (ein Haus von Pablo Neruda) und genossen den Charm Valparaísos. Irgendwie ist es faszinierend mit den Wandmalereien, den ranzigen Häusern, dem Hafen, den Künstler und Cafés. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, noch einmal hinzufahren! Vor allem mit den Mädels war es ein schönes Wochenende.

 

Jetzt hat mich der Alltag wieder. Das heißt, nicht ganz: Ich kämpfe ein bisschen mit einer Erkältung, die unbedingt weg muss, ich hab ja nicht mehr ganz so viel Zeit und es gibt noch soo viel zu entdecken!

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Gute Lüfte

Endlich war es soweit, am Samstag ging es für 5 Tage nach BUENOS AIRES! Ermöglicht durch die Abwesenheit meiner Chefin, dem Sponsoring meiner Eltern und der lieben Aufnahme meiner Person von Ada und Illy, ebenfalls kulturweitler in BsAs.   Der Flug war gut, wenn auch etwas wackelig über die Anden rüber (meine 4. Andenquerung übrigens). In Buenos Aires gelandet war ich doch tatsächlich so schnell mit meinem Gepäck draußen, dass ich ein bisschen auf Ada warten musste, die mich freundlicherweise abgeholt hat. Dann ging es zu ihrer und Illys Unterkunft in dem freundlichen Stadtteil San Telmo, wo uns Laurens und Illy, sowie die Vermieter, zwei Hunde, eine Katze, ein Papagei und angeblich sogar zwei Schildkröten, die ich nie gesehen habe, erwarteten. Nach einem leckeren Essen sind wir zu dritt noch ein Gläschen Wein trinken gegangen und haben regen Austausch betrieben. Nach mehr als zwei Monaten hat man doch einiges zu berichten.

Am Sonntag hatten wir ein gemeinsames, entspanntes Frühstück und sind dann über den sonntäglichen Markt von San Telmo geschlendert, der durch den Regen leider etwas kleiner als normalerweise ausfiel. Der Regen hatte auch zur Folge, dass wir den Parque Ecológico nicht betreten durften, und uns nach einem Abstecher zum Plaza de Mayo auch wieder auf den Heimweg machten. Dort gab es nämlich auch Mittagessen und danach verabschiedete sich Laurens, um in „Die Zauberflöte“ zu gehen. Ada und ich entschieden uns für einen Besuch des Friedhofs in Recoleta, wo einige Berühmtheiten begraben liegen und der wie ein kleines Dorf wirkt und anschließend für das MALBA. In dem Museum bestaunten wir moderne Kunst aus aller Welt.

Montag setzte mich Ada beim Goethe-Institut ab, dem ich auch gleich einen kleinen Besuch abstattete, um danach den Stadtkern auf eigene Faust zu erkunden. Angefangen am Plaza de Mayo mit der Casa Rosada (Regierungssitz) arbeitete ich mich durch die Straßen zum Obelisken auf der Avenida 9 de Julio und weiter durch die Fußgängerzone zum Plaza San Martín, wo zur Zeit ein Turm aus Büchern aufgebaut ist. Zwischendurch gönnte ich mir mal eine Pause im Café Giralda und erlitt nach der heißen Schokolade einen halben Zuckerschock 😉 Insgesamt bin ich wieder viel gelaufen und konnte Buenos Aires bei Sonne genießen. Abends ging es mit Ada und einer Arbeitskollegin auf ein Percussionkonzert (La Bomba).

Dienstag buchte ich zunächst eine geführte Fahrradtour durch den Südteil der Stadt. Da diese erst um 14h beginnen sollte, nutze ich die Zeit, um das Teatro Colón anzugucken und eine Tour mitzumachen. Absolut beeindruckendes Gebäude! Jetzt möchte ich dort unbedingt mal etwas sehen. Dann ging es zum Treffpunkt der Radtour. Leider hatte es wieder zu regnen begonnen, doch ein Amerikaner, ein Holländer, ich und unsere argentinische Füherin ließen sich nicht abschrecken. Mit Regenponchos und Helmen ausgestattet und vergrößert durch zwei Kanadierinnen fuhr die Gruppe mit einigen Stops nach La Boca. Dieser Stadtteil ist berühmt für seine hohe Kriminalitätsrate und die Straße Caminito. Letztere ist eine für Touristen zurecht gemachte Straße mit bunten Häusern und vielen Touriläden. Nach einer längeren Pause ging es gemütlich weiter bis zu dem Parque Ecológico, den wir diesmal befahren haben, was wir eigentlich aber auch nicht durften, wie es sich später rausstellte. Danach erreichte unsere Gruppe den Punkt, an dem wir alle so nass und kalt waren, dass wir uns den Plaza de Mayo gespart haben und zurückfuhren.  Nach etwas Aufwärmen zu Hause sind Illy, Ada und ich zusammen Essen gegangen, Steak natürlich! Diesmal war es auch wirklich gut und nicht so enttäuschend wie in Mendoza. Dann ging es noch weiter in eine kubanische Bar…

Mittwoch war Nationalfeiertag in Argentinien, so dass alle frei hatten und ich das Glück hatte, dass Ada mir noch Palermo zeigen konnte. Schicker Stadtteil mit kleinen Geschäften, von denen die meisten leider zu hatten. Anschließend schauten wir uns noch das Bellas Artes an, was uns aber nicht so vom Hocker haute. Da man uns gesagt hatte, am 25. Mai isst man „Locro“, haben wir das natürlich abends gemacht. Der Eintopf war aber auch nicht so berauschend. Spontan ging es dann noch auf den Plaza de Mayo, wo ein OpenAir Konzert zur Feier des Tages stattfand. Sehr witzig, wie die Argentinier mit ihren Flaggen so abgehen 😉 ein durchaus gelungener Abschluss.

Naja, noch nicht ganz, den Donnerstag hatte ich noch Zeit ein bisschen in San Telmo rumzulaufen und mir zum Besipiel die Kirche anzuschauen. Mit dem Taxi und Bus bin ich dann zum Flughafen und dann zurück nach Santiago mit einem Wahnsinnsblick über die Anden (5. Querung).

So, so viel zu meinem Kurzurlaub, es war sehr sehr schön! Buenos Aires ist groß, laut, bunt, groß, aufregend und groß!

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Die spinnen, die Chilenen

Es ist an der Zeit, mal ein paar Beobachtungen mitzuteilen, die ich während meiner Zeit hier so mache. Da die letzten beiden Wochenenden zur Abwechslung mal kein „großer“ Ausflug anstand, möchte ich nun von einigen Eigenheiten der Chilenen berichten.                   Zunächst etwas, was mich manchmal ärgert und manchmal amüsiert: Das ständige Angemachtwerden auf der Straße. Das passiert immer und überall, Männer jeden Alters, sogar vom Auto aus wird man angehupt. Letzteres finde ich persönlich am blödsten. Ansonsten bekommt man eben zu hören: „Que linda! Beautifuuuul!“, sehr gewöhnungsbedürftig und ich bin recht froh, dass deutsche Männer weniger aufdringlich sind! Sogar die Polizei lässt sich das nicht nehmen. Samstag hatten Felipe (mein Tandem-Partner) und ich ein längeres Gespräch mit zwei Carabineros, die geschickterweise gefragt haben, was denn „schöne Frau“ auf deutsch heißt.

Wo wir grade bei Polizei sind, Einsatzwagen von Polizei und Krankenwagen mit Blaulicht wird kein Platz gemacht, so wie wir das aus Deutschland kennen. Und der Verkehr hier hat es manchmal in sich, durchkommen ist gar nicht so einfach!

Chilenen nehmen es mit schnellem, freundlichen Kundenservice nicht so genau. Bei meinem Supermarkt hier um die Ecke sind die Verkäuferinnen chronisch schlecht gelaunt. Und von wegen „Servicewüste Deutschland“, ich habe bei der Post geschlagene 30 Minuten gestanden, um zwei Briefe und 8 Postkarten abzuschicken. Bei unserer kleinen Post zu Hause, hätte das vielleicht 5 Minuten gedauert. Aber ich durfte, als einer von zwei Kunden, erstmal 15 Minuten warten und wurde dann in 15 Minuten bedient. Auch an Kassen ist die Wartezeit manchmal erstaunlich. Mir wurde schon erzählt, dass die Chilenen für unfreundlichen Service bekannt sind und es in Argentinien deutlich besser sein soll.

Dann das Geld: Erstmal ist das Umrechnen auf Euro absolut blöd, weil man circa durch 700 teilen muss. Pesostücke sind nicht mal das Plastik wert, aus dem sie sind.  In Supermärkten kriegt man häufig nicht alles Rückgeld ausgezahlt, weil keiner die Pesos haben will. Die werden dann gespendet. Das habe ich am Anfang nicht ganz verstanden, weil die einen fragen, ob man denn spenden möchte. Als ich dann eben einfach mal mit „Nein“ geantwortet hab, wurde ich schon recht blöd angeguckt 😉 Mittlerweile spende ich großzügig die 3-4 Pesos!

Mit der Zeit habe ich mich schon an den Anblick gewöhnt, aber eigentlich ist es doch recht erstaunlich, wie viele Straßenhunde es gibt. Die sind tun nichts und leben eben ihr Leben auf der Straße. Dafür sieht man aber erstaunlich wenig Scheißhaufen rumliegen. Das mag wohl daran liegen, dass Chilenen anscheinend einen Sauberkeitstick haben. Anders lässt es sich nicht erklären, dass es unglaublich viele Personen gibt, die die Gehwege renigen, ständig das Laub auffegen und sogar mit Wasser alles saubermachen.

Das alles ist absolut nicht böse gemeint meinerseits, sondern sind lediglich Feststellungen aus meinem Alltag, die mich eben amüsieren, aufregen und immer wieder erstaunen. Insgesamt macht es eben Spaß, immer wieder solchen Eigenheiten zu begegnen!

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Auf nach Argentinien

Das erste Maiwochenende bot mal wieder die Gelegenheit, ein bisschen weiter weg zu fahren. Genauer gesagt nach Mendoza, Argentinien. Die 6-8 Stunden Busfahrt über die Anden traten wir um 7 Uhr morgens an. Erstaunlicherweise ist bei jeder Tages- und Nachtzeit der Busbahnhof voll von Reisenden. Am Samstagmorgen gesellten auch wir uns dazu, Lydia mit vollem Reisegepäck, da sie ihr Praktikum beendet hatte und von Mendoza aus weiterreisen wollte.

Die Fahrt war recht angenehm, ein bisschen kühl, was sich aber änderte, als die Sonne den Bus aufheizte. Da wir glücklicherweise im Doppeldeckerbus oben die vordersten Plätze ergattert hatten, wurde uns nicht nur warm, sondern wir hatten auch noch den besten Blick auf beeindruckende Berglandschaften. Die Grenzekontrolle, irgendwo mitten in den Anden, wo sonst wirklich nichts ist, außer der Grenze, wurde sehr gewissenhaft durchgeführt. Sogar die Koffer wurden durchleuchtet und eine Seite in meinem Pass besteht nun aus argentinischen und chilenischen Stempeln. Als EU-Kind kennt man sowas ja eigentlich fast nicht.

Angekommen in Mendoza ging es zunächst natürlich zu unserem Hostel und dann den Rest des Nachmittags schonmal den Stadtkern erkunden. Auffällig für uns: Viele Plätze und breite Straßen und wenig Menschen unterwegs. Die kamen erst abends auf die Straßen, als die meisten Geschäfte auch wieder geöffnet hatten (an einem Samstag wohlgemerkt!). Nach der Reise belohnten wir uns mit einem Eiskaffee mit Dulce de Leche (süßes klebriges Zeug, in Chile Manjar genannt) und abends mit einem ordentlichen, argentinischen Steak 😉

Nach einer mehr oder weniger erholsamen Nacht auf harten Betten und mit nächtlicher Musikbeschallung, verbrachten wir den grauen Sonntag damit, uns Mendoza richtig ausführlich anzugucken. Dank einer Karte mit eingezeichneten Rundwegen habe ich jetzt das Gefühl, die ganze Stadt zu kennen, zumindest den Großteil. Wie gesagt, breite Straße, viele Plätze (sollen bei Erdbeben das Aufräumen erleichtern) und wenig Menschen. Na gut, am ersten Mai bei so einem Wetter wär ich auch im Bett geblieben 😉 Abends gab es kein weiteres Steak, weil wir alle eher etwas Leichtes essen wollten. Irgendwie waren wir alle nicht so fit, was sich auch noch über die Rückfahrt hinausziehen sollte.                                      Der nächste Vormittag wurde genutzt, um den nahegelegenen Park zu durchstreifen, was sich bis auf eine kleine Ausnahme am Schluss als totaler Reinfall erwies. Vielleicht sind wir einfach falsch gelaufen. Wie auch immer, am frühen Nachmittag fuhr schon der Bus zurück nach Santiago und so hieß es Abschied nehmen von Lydia, die abends ihren Weg nach Buenos Aires fortsetzen wollte. Que te vaya bien!

Die Rückfahrt zeichnete sich durch eine noch längere Wartezeit an der Grenze und kollektive Schmerzen bei Katha und mir aus. Wir waren beide ziemlich fertig, als wir abends in Santiago ankamen und froh, dass wir wieder in unsere Betten fallen konnten. Das habe ich seitdem auch nicht mehr richtig verlassen, weil mich wohl ein kleiner Infekt erwischt hat. Da ich aber ohnehin ein paar Tage frei habe, habe ich keinen Stress. Ist zwar doof, die Zeit im Bett zu verbringen, aber wat mutt dat mutt 😉

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Valparaíso und Viña del Mar

Das Osterwochenende stand vor der Tür und wollte verplant werden, auch wenn hier in Chile nur der Freitag frei ist und leider nicht auch noch Montag. Trotzdem entschied sich meine kleine Reisegruppe (bestehend aus Katha, Lydia und mir) einen kleinen Trip zu machen. Es sollte, für mich zum ersten Mal, nach Valparaíso und Viña del Mar gehen. Und so stiegen wir, nachdem wir eine Woche vorher bereits die Tickets besorgt hatten, am Freitagmorgen in den Bus ans Meer. Auf halber Strecke fing es an zu regnen und hörte leider den lieben, langen Tag nicht mehr auf! Wir versuchten das Beste draus zu machen… aber im Regen wirkt jede Stadt (auch wenn sie noch so malerisch ist wie Valpo) trist. Dem Regen trotzend machten wir uns auf den Weg ins Hostel (sehr nett und gemütlich), um das Gepäck abzulegen und uns ein bisschen zu föhnen. Das sollten wir an diesem Tag noch öfter machen! Dann ging es frischen Mutes die Stadt erkundigen, was im Dauerregen natürlich nicht ganz soo viel Spaß gemacht hat. Mit nassen Füßen und Klamotten brauchten wir bald einen Tee zum Aufwärmen und später im Hostel wurde wieder der Föhn angeschmissen.
Abends wollten wir uns eine weitere chilenische „Delikatesse“ nicht entgehen lassen: Chorillana. Das ist ein Gericht bestehend aus Fleisch, Wurst, Pommes, Zwiebeln und Ei und dient den Chilenen zum Snacken beim Alkoholgenuss 🙂 Für uns war es das Abendessen an diesem Tag und auch wir haben dazu einen Wein genossen 😉

Der nächste Tag zeigte sich glücklicherweise wieder von seiner sonnigen Seite und schon gleich wirkte alles viel freundlicher! Nachdem wir uns den Hafen dann nochmal mit Sonnenschein angeguckt haben, ging es dann mit dem Bus weiter ins nahegelegene Viña del Mar. Diese Stadt liegt wie Valpo direkt am Meer, ist aber die etwas „gehobenere“ von beiden. Bei schönsten Wetter liefen wir also auch hier eine kleine Runde durch die Stadt bis es uns an den Strand verschlug. Ein bisschen Sonnenbaden tat uns allen nach dem Regendebakel sehr gut! Dann wurde es auch schon wieder Zeit, um uns etwas zu essen zu suchen und dann den Heimweg nach Santiago anzutreten.
Am Sonntag hatte ich dann endlich mal wieder Gelegenheit, Felipe zu treffen. Diesmal haben wir Deutsch geredet, was bis auf einige Verständnisprobleme seinerseits auch ganz gut klappte. Eigentlich wollten wir bei Subway etwas essen (sehr stilvoll am Ostersonntag ;-)), aber die Öffnungszeiten machten uns einen Strich durch die Rechnung. So landeten wir letztendlich bei Pizza Hut 😉

Die Woche nach Ostern ist dann das Paket von meiner Oma angekommen, die mich ausreichend mit Schokolade und Kakao versorgt hat. Vielen Dank! 🙂 Nach chilenischer Schokolade ist selbst amerikansche schon ein Genuss 😉

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Wein und Terremoto

Letztes Mal an dieser Stelle habe ich versprochen von unserem Ausflug aufs Weingut zu berichten. Wir sind also letzten Samstag in die Metro und anschließend in den Bus gestiegen, um eines der ältesten Weingüter Santiagos zu besuchen: Cousiño-Macul. Dort haben wir eine kleine Führung mitgemacht, die uns durch die Räume der Weinherstellung führte und bei der wir natürlich auch mal selbst probieren durften. Ich muss sagen, obwohl ich keine Weintrinkerin bin, haben mir beide Weine ganz gut geschmeckt, ich könnte mich damit anfreunden, öfter Wein zu trinken. Ansonsten war die Tour nicht sonderlich spannend und relativ kurz, so dass wir den halben Tag noch verplanen konnten.

Zur Auswahl standen das Anwesen der Familie Cousino, das sehr pompös sein soll und das nähergelegene Pueblito „Los Dominicos“. Wir entschieden uns für letzteres und es stellte sich als gute Wahl heraus. „Los Dominicos“ ist ein Handwerkermarkt, der wie ein kleines Dorf aufgebaut ist. Dort wurden schon mal ordentlich Souvenirs ausgespäht, allerdings noch nicht gekauft (Ich sage mir immer, ich kann ja noch mal hin. Ich sehs schon kommen, eine Woche vor Abflug muss dann alles auf die Schnelle besorgt werden ;)).

Am Sonntag habe ich mich dann mit Felipe getroffen (19, Chilene, studiert Englisch), der hochmotiviert ist, Deutsch zu lernen und auch ganz gut spricht. Trotzdem haben wir uns erstmal auf Spanisch unterhalten- gut für mich! Mit einem Eis sind wir den Cerro Santa Lucia hinaufspaziert. Von dort oben hat man einen super Rundumblick. Ich muss noch mal hoch, um Fotos zu machen, aber.. ich hab ja noch Zeit 😉

Die Arbeitswoche verlief so wie immer, nichts kann man vorausplanen, alles läuft durcheinander, aber wir verlieren unsere gute Laune nicht! Nein, ich muss sagen, wir schaffen alles immer noch mit einem Lächeln, was die ganze Sache sehr angenehm macht.

Dieses Wochenende wurd nicht verplant, weil meine beide Mitpraktikantinnen /Ausfluglerinnern je einen Tag auf einer Messe arbeiten mussten. So hatte ich Zeit für Saubermachen 🙂 Und dann habe ich noch Tim getroffen, der das Wochenende in Santiago verbracht hat. So habe ich nun schon zum zweiten Mal den Cerro Santa Lucia erklommen und muss trotzdem immer noch Fotos machen… Zeit ist ja ausreichend vorhanden! Abends folgte dann ein weiteres Must-do auf der Liste: Terremoto trinken! In „La Piojera“ wird dieser Mix aus Weißwein, Whiskey und Ananaseis traditionell serviert und sollte man sich wohl nicht entgehen lassen. Der Laden war zwar unglaublich ranzig, aber voll und als Deutsche hat man auch gleich sehr viele Verehrer. Als wir dann rausgeschmissen wurden (wir waren tatsächlich die Letzten), ging es im Regen (!) weiter zum Salsa tanzen. Der Abend hat unglaublich viel Spaß gemacht!

Heute scheint der Herbst sein Gesicht zu zeigen: Grau und kühl. Perfektes Wetter, um lange zu schlafen, zu skypen, zu schreiben und zu faulenzen. Morgen gehts auf in die sechste Woche!

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Irreal pero lindo

Eigentlich hat der Titel nichts Besonderes zu bedeuten, sondern kommt nur zustande, weil ich gerade „Notting Hill“ auf Spanisch gucke 😉

Irreal ist es aber doch irgendwie, dass ich hier schon seit vier Wochen bin. Manchmal fühlt es sich länger an, manchmal denke ich, die Zeit vergeht nie. Aber das ist wohl normal. Ansonsten ist nichts irreal, ich bin nicht wirklich kulturschokiert. Vieles ist jedoch lindo! Zum einen gefällt mir an Santiago, dass es hier doch relativ grün ist. Die Parks werden auch ordentlich gepflegt und bewässert, so dass sich die Paare hier abends sehr wohl fühlen. Zum anderen kann man auch schnell mal rausfahren und atemberaubende Natur genießen. Deswegen war letzten Samstag unser Ziel das Cajón del Maipo nicht weit von Santiago. Dort kann man mal den Großstadtdschungel hinter sich lassen und die Landschaft der Anden bestaunen. Wir haben uns für eine geführte Tour entschieden, die uns rauf zu den Cascadas brachte. Im Sonnenschein überquerten wir todesmutig drei kleine Hängebrücken und wanderten den Weg hoch, bis wir zwei kleine Wasserfälle erreichten. Natur zum Anfassen! Der Tag war eine willkommene Abwechslung vom Großstadttreiben in Santiago. Diese Woche habe ich erfahren, dass im Cajón del Maipo auch unser Zwischenseminar stattfinden wird, das wird bestimmt schön dort 🙂

Auf der Arbeit geht weiterhin alles drunter und drüber, jetzt ist aber immerhin schon mal ein neuer Buchhalter eingestellt. Der muss natürlich eingearbeitet werden und so sitzen wir momentan zu zweit neben unserer Chefin und versuchen uns die Aufgaben zu teilen. Ich denke, so bald da eine gewisse Routine drin ist, wird auch unsere eigentliche Aufgabe, die Verwaltung, mal richtig in Angriff genommen. Bisher erhalte ich eher eine kleine Schnelleinführung in Buchhaltung, was bestimmt auch nicht schaden kann.                              Heute gab es einen so genannten Cocktail (Sektempfang mit -typisch- Empanadas) auf dem nicht nur der neue Buchhalter, sowie der zukünftige Institutsleiter vorgestellt wurden, sondern auf dem es eigentlich um den Geburtstag des Goethe-Instituts in Chile ging. Denn genau vor 50 Jahren wurde das Institut hier eröffnet!

Was es gibt es sonst noch? Der Sprachkurs ist schon wieder vorbei und die Endungen der verschiedenen Zeiten fahren in meinem Kopf Achterbahn. Aber das wird schon noch. Denn ich habe vom Goethe- Tandemprogramm einen Partner zugewiesen bekommen, den ich am Sonntag dann mal treffe, zum Deutsch-Spanisch-Austausch. Da bin ich ja mal gespannt! Außerdem ist für dieses Wochenende der Ausflug zu einem Weingut geplant, natürlich mit Verkostung 😉 Beim nächsten Mal berichte ich dann wahrscheinlich vom ausgezeichneten chilenischen Wein!

Hasta luego!

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