Mein erster Monat in Cochabamba

… und dann hat es doch mehr als zwei Wochen bis zu meinem nächsten Blogeintrag gedauert. Vermutlich für die wenigsten überraschend: Ich hatte mir schon viel früher vorgenommen, über meine ersten Wochen in Cochabamba zu berichten. Nun, beim Schreiben dieser Zeilen, bin ich fast auf den Tag genau einen Monat in Bolivien und habe schon so viel erlebt, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Deswegen mache ich es mir jetzt leicht – und fange einfach von vorne an.

Noch während ich aus Santa Cruz kommend mein Gepäck abholte, sah ich meine Ansprechpartnerin meiner Schule, Sandra, in der Ankunftshalle des kleinen Flughafens auf mich warten. Ich war zu diesem Zeitpunkt tatsächlich sehr aufgeregt, meine Müdigkeit hatte sich deswegen nahezu in Luft aufgelöst. Doch die Nervosität stellte sich sehr bald als unbegründet heraus, alles funktionierte nahezu reibungslos. Da der Flughafen Cochabamba noch fast in der Innenstadt liegt, waren wir schon nach wenigen Minuten bei meiner Unterkunft angelangt.

Ein erster Blick aus meinem Zimmer.

Nach einem Monat kann ich sagen, dass mein Zimmer – zumindest für die Anfangszeit – für mich perfekt ist. Die Lage im Zentrum ist ein riesiger Luxus und ich genieße es, das erste Mal in meinem Leben fast alles innerhalb weniger Minuten zu Fuß erreichen zu können. Auch mein Schulweg nimmt nur in etwa 20 Minuten mit dem Bus in Anspruch.

Den ersten Tag nutze ich dazu, mich in meinem neuen Zimmer einzurichten und das erste Mal einkaufen zu gehen. Ich versuche hierbei wann immer es geht, auf einen kleineren Supermarkt zurückzugreifen. Mittlerweile kennen mich die Kassiererinnen hier schon und fragen mich jedes Mal ein bisschen mehr darüber aus, was ich denn in Bolivien mache. Hieran aber auch an vielen anderen kleinen Dingen in meinem Alltag merke ich, dass ich sehr auffalle. Auf diese Wahrnehmung will ich aber in einem separaten Artikel eingehen, da ich diesem komplexen Thema an dieser Stelle nicht gerecht werden kann.

Mein erster Kulturschock war relativ profan, jedoch führt dies nicht dazu, dass ich weniger geschockt wäre: Milch, Joghurt und andere Flüssigkeiten in Plastikbeuteln. Bis heute frage ich mich, wer auf die Idee gekommen ist, dass es sich hierbei um eine gute Idee handelt. Noch drängender ist aber für mich die Frage, wie ich die Milch aus diesen Plastikbeuteln in eine Flasche bekommen soll, ohne dass zwei Drittel derselben in der Spüle verloren gehen. Ich denke, ich sollte mich an dieser Stelle jedoch nicht weiter in ebenjenen Überlegungen ergehen…

An meinen ersten Tagen in Bolivien merkte ich, wie ich von Minute zu Minute kränker wurde  – ein Gefühl, welches mich in den nächsten vier Wochen noch häufiger ereilen sollte. Trotzdem wollte ich am zweiten Tag unbedingt noch mit Luisa, der Freiwilligen von Kulturweit, die bereits an meiner Schule arbeitet, essen gehen und ein wenig die Stadt erkunden. Am Nachmittag fuhren wir auch in meine Schule, damit ich mir ein erstes Bild machen konnte.

Hierbei benutze ich auch das erste Mal den ÖPNV Cochabambas. Dieser besteht aus einer Vielzahl von Trufi-Linien. Hat man Glück, wird seine Linie von kleinen Vans mit verschließbarer Tür befahren, hat man Pech, sind dies lediglich ausgebaute Autos oder Vans mit einer Tür, die immer offen steht.

Im Generellen sind die Sicherheitsstandards der Verkehrsmittel hier andere, beispielsweise sind in den meisten Taxis die Anschnallgurte nach hinten gebunden, sodass man sie nicht benutzen kann, und/oder ich habe die Straße zwischen meinen Füßen an mir vorbeiziehen sehen. Ebenfalls soll hier nicht unerwähnt bleiben, dass das reguläre Scheinwerferlicht vieler Taxis durch ein atemberaubendes Spektakel an in allen Farben blinkender Lichter ersetzt wurde.

Aber zurück zu den Trufis: Was alle Linien gemeinsam haben ist, dass es keine Haltestellen und keinen Fahrplan im Sinne eines festen Takts gibt. So stellt man sich an die Straße und wartet, bis man irgendwann einen Bus seiner Linie sieht – ist dieser in Sicht, macht man den Busfahrer auf sich aufmerksam, woraufhin dieser stoppt. Beim Einsteigen bezahlt man pauschal zwei Bolivianos, umgerechnet sind dies weniger als 30 Cent. Will man Aussteigen, ruft man das ebenfalls dem Fahrer zu und der Bus hält an. Auch wenn es sich vermutlich nicht danach anhört, funktioniert dieses System nahezu reibungslos, obwohl es natürlich immer ein gewisses Glücksspiel ist, ob der nächste Bus in einer oder in fünfzehn Minuten kommt.

An meinem ersten vollen Tag in Cochabamba liefen Luisa und ich auch über die Plaza Colón (meiner Meinung nach einer der schönsten der vielen Plätze im Zentrum Cochabambas) und den Prado, die größte Straße, die auf dem Mittelstreifen durchgängig mit Bäumen und Palmen begrünt ist und großzügige Fußgängerwege bietet. Bereits an meinem ersten Abend kam ich in den Genuss (?), eines der typisch bolivianischen Gerichte ausprobieren zu können: Pique. Wie soll ich es beschreiben…nunja… Fleisch und Fleisch mit noch mehr Fleisch, Würstchen und Pommes. Irgendwie hatte ich mir da anderes vorgestellt. Aber auch wenn es nicht von Anfang an gefunkt hat, die bolivianische Küche sollte ich in den nächsten vier Wochen noch zu schätzen und zu lieben lernen.

Bereits am zweiten vollen Tag in Bolivien begann ich mit der Arbeit an meiner Schule. Obwohl ich vermutlich von Anfang an hätte zuhause bleiben sollen, kam dies für mich an meinem ersten Arbeitstag nicht in Frage. Man kann nicht behaupten, dass ich nicht vom ersten Moment an eingebunden worden wäre – bereits fünf Minuten nach meiner Ankunft wurde ich in eine 12. Klasse geschickt und improvisierte dort eine kleine Vertretung, bis nach ca. 25 Minuten die eigentliche Lehrerin verspätet ankam. Darüber hinaus habe ich am ersten Tag bereits Vokabeltests korrigiert und in zwei weiteren Klassen der Sekundarstufe hospitiert. Sehr dankbar bin ich darüber, dass ich bereits am ersten Tag eine kleine Schulhaustour bekommen habe und sehr vielen Mitgliedern der Schulfamilie, unter anderem der Verwaltung und dem Schulleiter, vorgestellt wurde (vermutlich habe ich noch nie so viele Hände geschüttelt wie an diesem Tag).

Das Colegio Alemán Federico Froebel ist eine Privatschule und liegt etwas außerhalb der Innenstadt in einer eher ruhigen, sehr grünen Umgebung. Obwohl es sich um eine deutsche Schule handelt, findet der Unterricht auf Spanisch statt. Natürlich liegt ein Schwerpunkt jedoch auf dem Deutschunterricht. Das Schulgelände besteht aus einigen Gebäuden, die durch einen sehr schönen, grünen Schulhof miteinander verbunden sind, wobei der zur Schule gehörende Kindergarten räumlich von den restlichen Gebäuden abgetrennt ist. Vieles befindet sich im Freien, beispielsweise ist die „Sporthalle“ eine Decke ohne Wände und die „Gänge“ sind ebenfalls im Freien.

Dies ist aber kein Problem bzw. sogar von Vorteil, da in Cochabamba tagsüber ganzjährig mindestens 25 Grad erreicht werden. Die Schüler*innen werden in festen Klassenzimmern unterrichtet, wobei Deutsch eine Ausnahme darstellt: In einem Gebäude gibt es einen eigenen Deutschtrakt, in dem jede*r Deutschlehrer*in ein eigenes Klassenzimmer hat. Darüber hinaus gibt es ein für die Deutschlehrer*innen dediziertes Lehrerzimmer. Einerseits schätze ich das Deutschlehrerzimmer sehr, da man hier immer gut aufgehoben ist. Andererseits sind die Deutschlehrer*innen dadurch von den Lehrer*innen der anderen Fachschaften separiert, weswegen ich bis jetzt leider kaum Kontakt zu ihnen hatte. Etwa ein Drittel der Deutschlehrer*innen sind Muttersprachler*innen aus Deutschland oder der Schweiz.

Irgendwann kam an meinem ersten Arbeitstag leider der Punkt, an dem ich das Gefühl hatte, nicht mehr weiterarbeiten zu können. Da es mir gesundheitlich wirklich schlecht ging –vermutlich ein Zusammenspiel der aus Deutschland mitgebrachten Krankheit sowie der hohen Lage Cochabambas (immerhin ca. 2600 Meter) – wurde ich auf die Krankenstation geschickt, wo mir eine sehr nette Dame (die an der Schule ausschließlich auf der Krankenstation arbeitet) Schmerzmittel gab, Sauerstoffsättigung und Blutdruck maß und ich mich etwas hinlegen konnte. Aber es half alles nichts, im Anschluss fuhr ich mit dem Taxi nach Hause und ging auch am folgenden Tag nicht zur Arbeit. Am Freitag meiner ersten Woche in Cochabamba fühlte ich mich wieder etwas besser und meinte, in die Arbeit gehen zu müssen und, noch schlimmer, nach der Arbeit einen noch leicht rohen Burger essen zu müssen. Ein großer Fehler, den ich in den darauffolgenden fünf Tagen gesundheitlich bitter bezahlte.

Es war kein schöner Start ins Auslandsjahr, an seinem ersten Wochenende in Cochabamba krank im Bett zu liegen. Viel zu früh kam so Heimweh auf, immerhin war es für mich das erste Mal, ganz allein krank zu sein. Und trotzdem muss man sich ja irgendwie zum Supermarkt schleppen, denn auf Trinkwasser lässt sich schlecht verzichten. Außerdem führte dieser unschöne Start dazu, dass ich in den ersten zwei Wochen de facto nichts von meiner neuen Heimatstadt sah.

Im Laufe der zweiten Woche ging es mir jedoch immer besser und ich konnte in meiner neuen Arbeit vollends durchstarten. Nachdem mein Fokus in der ersten Zeit insbesondere darauf lag, möglichst viele Klassenstufen und Klassen kennenzulernen, habe ich mir nun bereits einen festen Stundenplan zusammengestellt. Ich genieße es, in meiner Arbeit sehr große Freiheit zu haben und wenige feste, regelmäßige Aufgaben zugewiesen zu bekommen. Jedoch ist genau dies natürlich nicht nur eine Freiheit, sondern darüber hinaus auch eine große Verantwortung, da man immer engagiert sein und Eigeninitiative zeigen muss.

Meine normale Arbeitswoche besteht nun darin, dass ich jeweils eine neunte bis zwölfte Klasse in allen ihren Unterrichtsstunden begleite. Hier ist der Bedarf in jedem Fall auch gegeben, da sich diese Klassenstufen aktuell intensiv auf die Prüfung für das Deutsche Sprachdiplom I bzw. II vorbereiten. Wenn ich zusammen mit der Lehrerin in einer Klasse bin, halte ich mich eher im Hintergrund und unterstütze die Schüler*innen z.B. bei Einzel- und Gruppenarbeiten. Teilweise arbeite ich im Sinne der Binnendifferenzierung auch allein mit kleineren Gruppen von Schüler*innen. Am Freitag bin ich etwas in der Grundschule. Ich würde nicht behaupten, dass ich der geborene Grundschullehrer bin, jedoch macht mir die Arbeit mit den Kleinsten – zumindest in dieser homöopathischen Dosis – durchaus Spaß. Wenn ich nicht mit Klassen arbeite, unterstütze ich die Lehrer*innen bei Korrekturen, führe Recherchearbeiten aus oder bastele hin und wieder auch etwas. Hier mache ich eigentlich immer das, was gerade anfällt, wobei sich der Arbeitsaufwand hier von Tag zu Tag sehr stark unterscheidet.

Da in meinen ersten Wochen an der Schule viele Prüfungen stattfanden, habe ich auch schon einige Vertretungsstunden in der Sekundarstufe allein gehalten. Selbstverständlich ist es zu Beginn sehr herausfordernd, eine ganze Klasse zu unterrichten, es macht mir jedoch auch mit Abstand am meisten Spaß. Hierbei gilt es nicht nur, eine Balance zwischen dem Sicherstellen der nötigen Disziplin und der eigentlich entspannteren und weniger distanzierten Rolle als Freiwilligem zu finden, sondern darüber hinaus auch, möglichst souverän auf Spanisch zu reden. Dies gelingt mir meist gut, machmal ist es jedoch auch desaströs. Notwendig ist es in jedem Fall, da die allermeiste Kommunikation in der Klasse auf Spanisch stattfindet, oftmals muss ich auf Deutsch Gesagtes auch noch einmal auf Spanisch wiederholen.

Zumeist habe ich beim Gestalten der Vertretungsstunden sehr viele Freiheiten und kann Themen vorbereiten, die mir wirklich wichtig sind. Beispielsweise haben wir ein Lied analysiert oder – was besonders von Bedeutung ist, da es im Deutschunterricht deutlich zu kurz kommt – eine landeskundliche Recherche durchgeführt.

Fast immer hat dies bis jetzt auch sehr gut funktioniert und ich habe das Gefühl, dass die Schüler*innen mich – zumindest in der Mehrzahl – respektieren und ernst nehmen (eventuell auch, da ich es strikt vermeide, Schüler*innen der Sekundarstufe mein Alter zu verraten…). Beispielsweise merke ich dies daran, dass ich sehr häufig mit „profe“ (Lehrer) angesprochen werde und ich auch außerhalb des Unterrichts von Schüler*innen gegrüßt oder auch angesprochen werde, was mich jedes Mal riesig freut. Obwohl natürlich – auch auf meiner Seite, da mein Spanisch noch alles andere als perfekt ist – eine Sprachbarriere vorhanden ist, finde ich es immer sehr interessant herauszufinden, was die Schüler*innen (nicht) über Deutschland wissen und welche Fragen sie mir stellen. Soweit es mir möglich ist, will ich die landeskundliche Arbeit in Zukunft auf jeden Fall ausbauen, z.B. durch einen Landeskundekurs oder längerfristige landeskundliche Projekte.

Einiges läuft an meiner Schule anders als in Deutschland – so etwa auch im Hinblick auf die Idealvorstellungen von Disziplin und Ordnung oder auch Nationalstolz. Für mich wurde dies in den ersten Wochen besonders während des Sportunterrichts sichtbar, da hier beispielsweise oftmals auch marschiert wird. Dies wurde auch bei der „Einweihung des neuen Sportjahres deutlich“. Ich denke, die Bilder sprechen fürs Erste für sich. Ebenjenes Thema will ich in einem meiner nächsten Blogeinträge eingehender behandeln.

Auch die bolivianische Protestkultur habe ich schon hautnah miterlebt. Typisch sind hierbei die sogenannten „bloqueos“ (Straßenblockaden) als Protestform, auf die in den allermeisten Fällen zurückgegriffen wird. Auch ich habe schon an mehreren Tagen bloqueos erlebt, an einem Tag waren so viele Straßen blockiert, dass meine Schule spontan auf Distanzunterricht umstellte. Einmal musste ich auch einen bloqueo zu Fuß passieren, da ich sonst keine Möglichkeit gehabt hätte, mein Zimmer zu erreichen.

Außerhalb der Schulzeit habe ich in den ersten Wochen noch nicht viel gemacht, außer meinen Alltag (und das Visum) zu organisieren. Wenn man gleichzeitig in ein neues Land zieht und darüber hinaus aus seinem Elternhaus, müssen sich offenkundig eine Vielzahl an Abläufen von Grund auf neu einspielen. So kam es, dass in den ersten Wochen nicht viel Zeit und Kraft für über den „Alltag“ hinausgehendes blieb, wobei es sich hier in den ersten Wochen vielmehr nach Ausnahmezustand als nach Alltag anfühlte. Darüber hinaus gilt es natürlich auch, intensiv den Kontakt zu Familie und Freunden in Deutschland zu halten, was ebenfalls durchaus zeitaufwändig, mir jedoch sehr wichtig ist.

Mittlerweile hat sich mein Alltag jedoch schon deutlich besser eingespielt und ich hatte bereits Zeit zum Reisen. Nun habe ich mir auch vorgenommen, mehr Kontakte in Cochabamba zu knüpfen und Menschen kennenzulernen, da mir dies bis jetzt außerhalb der Schule noch nicht gelungen ist. Idealerweise wären dies natürlich Bolivianer*innen, ich wäre jedoch fürs erste auch mit anderen Internationals sehr zufrieden, da ich mich nun, da man etwas mehr Zeit hat und der Alltag nicht mehr ganz so aufregend wie zu Beginn ist, manchmal auch etwas einsam fühle. Ich glaube, dies ist ein Gefühl, dass viele internationale Freiwillige sehr gut kennen.

Bereits an meinem dritten Wochenende in Cochabamba besuchte mich eine Freiwillige meiner Organisation aus La Paz, Julia, wobei auch ich das erste Mal intensiv die Stadt erkundete. Mit Stadt meine ich stets das Zentrum, da ich bis jetzt nur diese Facette Cochabambas kennengelernt habe. Mir ist wohl bewusst, dass es gerade am Stadtrand und außerhalb der Stadt Viertel gibt, in denen die Situation anders als im Zentrum ist. Vielleicht mag es hinsichtlich der Struktur meines Blogeintrags fragwürdig wirken, dass ich meine neue Heimatstadt erst gegen Ende desselben beschreibe, jedoch habe ich das Folgende (leider) erst nach einigen Wochen wirklich wahrgenommen:

Cochabamba ist eine sehr grüne Stadt mit vielen schönen Plätzen und Straßen, die von hohen Bergen umgeben ist. Das Wetter ist perfekt, nicht umsonst wird Cochabamba auch „die Stadt des ewigen Frühlings genannt“. Auch Bolivianer*innen haben mir schon erzählt, dass sie das Klima Cochabambas für das Beste in ganz Bolivien halten. Die Innenstadt hat durchaus einen großstädtischen Charme. Über Restaurants (auch mit internationaler Küche), Cafés und einer Vielzahl von Geschäften bis hin zu Einkaufszentren und großen Kinos findet sich nahezu alles, was das Herz begehrt. Interessant ist hierbei, dass sich in Cochabamba viele „thematische Straßen“ befinden, in denen lediglich Läden einer bestimmten Branche vertreten sind. Am Anfang war ich darüber sehr verwirrt, da sich in meiner Straße lediglich Läden für medizinische Gerätschaften und beispielsweise medizinische Kleidung befinden. Als ich jedoch andere Straßen entdeckte, in denen sich ausschließlich Geschäfte für Farben und Lacke, Friseure oder Reisebüros fanden, ergab das Gesamtbild plötzlich deutlich mehr Sinn.

Blick vom Cristo auf Cochabamba.

Insgesamt kann ich nach einem Monat das Fazit ziehen, dass ich mich bisher nicht nur sehr wohl, sondern auch zu jedem Zeitpunkt sicher gefühlt habe. Auch in der Nacht ist es keinerlei Problem, sich in der Innenstadt auf der Straße zu bewegen, wobei ich die Atmosphäre hierbei zu jedem Zeitpunkt als sehr entspannt und angenehm wahrgenommen habe.

An jenem Wochenende, an dem mich Julia besuchen kam, war auch der „día del peatón“ (Tag des Fußgängers), an welchem in der Stadt weder Autos noch Busse fahren durften. Darüber hinaus fand anlässlich dieses Tags ein riesiges Straßenfest statt. Nicht nur jeder einzelne Laden Cochabambas hatte hier einen Stand, sondern darüber hinaus auch alle möglichen staatlichen oder politischen Organisationen wie Behörden, die Polizei oder die Universitäten. Darüber hinaus boten beispielsweise viele Tanz- und Sportschulen angeleitetes Tanzen an und die örtliche Wasserversorgung bot Groß und Klein die Möglichkeit, sich mit etwas Wasser abzukühlen. Gefühlt war die gesamte Stadt auf den Beinen und ich muss zugeben, dass mich die Atmosphäre an diesem Tag aufs Neue sehr positiv beeindruckt hat.

Gemeinsam mit Julia bin ich mit der Seilbahn auch auf den Berg gefahren, auf dem sich das Wahrzeichen Cochabambas, der „Cristo“, befindet. Die Christusstatue ist die zweithöchste der Welt und von ihr aus bietet sich ein spektakulärer Ausblick über die gesamte Stadt.

Ein weiteres sehr nervenaufreibendes und zeitintensives Thema, dass mich teilweise an den Rande des Wahnsinns gebracht hat, war in den ersten Wochen die Beantragung des Arbeitsvisums für ein Jahr, und das bleibt es auch weiterhin, denn das Visum wurde mir nach wie vor noch nicht erteilt. Über den gesamten Prozess werde ich ausführlicher berichten, nachdem mir das Visum hoffentlich im Laufe der nächsten Woche ausgestellt wurde.

Über das letzte, lange Wochenende habe ich Cochabamba auch erstmals verlassen und bin nach La Paz geflogen. Auch über meine Eindrücke während dieser Reise werde ich in einem kommenden Blogeintrag noch berichten.